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Aus Dagmar Saval Wünsche
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<div style="text-align: center;">von</div>
=====Dagmar Saval=====
==='''Inhaltsverzeichnis'''===
''''' ''''''„Wie oft wenn deine schlanken Finger springen …". '''''''' Das Klavier. Pandämonium- Lustobjekt – Möbelstück – Ärgernis ?'''
======'''''„Eine große Zeit…“. ''''''''Der Claviermacher als Mäzen, Geschäftsmann im Zentrum der Wiener Musikwelt'''======
'''''„Der Klang lebte… “'''''. Der Bösendorfersaal'''
====='''''„Mit meinen 'Flügeln' komme ich durch die ganze Welt''“ …'''“ …=========='''''„In meinen Werkstätten …“'''''. Turbulenzen 1873 – 1901'''====='''''„Liebster Freund! Ich bin a'''lt''''''' …'''''“. Endzeit'''
=====''' ''''''Nachwort '''=====
== ==
=='' An Laura''==
<div style="text-align: center;">'' ''</div>
<div style="text-align: center;">''Wenn dein Finger durch die Saiten meistert –''</div>
Das Instrument zur „Verführung“ potentieller Heiratskandidaten mußte natürlich ein Bösendorfer sein! Noch 1905 konnte ein Rezensent 7) zu Bösendorfers 70. Geburtstag und dem 50-jährigen Firmenjubiläum frisch und fröhlich reimen:
== '' Ludwig Bösendorfer als Ehrenretter des Klaviers ''==
<div style="text-align: center;">''Über weiße Tasten gleitet''</div>
<div style="text-align: center;">''Eine weiche Frauenhand,''</div>
Als Ferruccio Busoni diesen Text schrieb, da hatte er dreißig Jahre lang „Bösendorfer“ gespielt; mit seinem „Claviermacher Ludwig Bösendorfer“ verband ihn mehr als nur eine Geschäftsbeziehung. Ich blicke zurück in das Jahr 1876, 8. Februar: Auf dem Podium des Bösendorfersaals sitzt vor dem Flügel ein Junge in Samtanzug und weißem Kragen. Er spielt mit Verve und Emphase, reißt die Zuhörer zu begeistertem Applaus. Es ist der knapp 10-jährige Busoni, der als Pianist, er spielt ein Rondo von W.A. Mozart und als Komponist sowie fünf eigene Kompositionen, sein Debüt gibt. Er tritt in diesem Konzert als Konzertgeber auf, so der Programmzettel, ein für die damalige Zeit übliches Procedere.
Der erste Brief, den Busoni an Bösendorfer schreibt, ist ein Dankesbrief Er . Er schreibt an Céleste und Ludwig Bösendorfer:
Triest, 18. Februar 1876
Meine Zeitreise ist nicht linear, nicht chronologisch, ich suche nach Impressionen, Spotlights, blättere in den Lebensseiten eines Menschen, treffe Menschen und Ereignisse einer anderen Zeit. Möglich, daß den Leser des 21. Jahrhunderts manches wie Märchen aus 1001 Nacht anmutet, aber Retrospektiven stellen ihre ganz eigenen Regeln auf.
In den „Blättern für Musik, Theater und Kunst“ berichtete ein „Flaneur durch Wiens Klaviersäle“ 20) voller Begeisterung über den neuen Bösendorfersaal, das Wohnhaus, die Fabrik, die Schauräume in NeuWien, Türkenstraße 9:
'' '''' ''' … Wenden wir unsere Schritte nunmehr nach den Ateliers der hervorragenden Clavierindustriellen. Den Weg über das Schottenglacis einschlagend, gelangen wir zu einer Reihe neuer Gebäude, unter welchen ein palastähnlicher Prachtbau bald unser Auge fesselt. Imposant durch seine zu vier Stockwerken emporragende Höhe, bietet er mit seinem symmetrischen Linien und der gediegenen Ornamentik seiner Facade einen architektonisch bedeutenden Anblick. Auf ein großes und vortheilhaft situiertes Terrain gestellt, bildet das Haus die Fronte nach drei Gassen zu. Mit der Hauptfronte dem Glacis zugekehrt, wird es eine Zierde des künftigen Boulevard bilden. Über dem hohen Bogentore prangt in goldenen Lettern '''„Bösendorfer'''“; wir befinden uns vor dem neuen kürzlich vollendeten Wohn – und Fabriketablissement der hochberühmten Firma Bösendorfer. Eintretend, empfängt uns ein in weichen Bogenlinien aufstrebendes, reich ornamentiertes, mit glänzendem lichten Marmorstuk bekleidetes, nachts von geschmackvollen Glaskandelabers glänzend erleuchtetes Vestibül, das in zwei Treppen mündet., deren eine zu den Wohnungstracten, die andere in die Claviersäle und Fabriksräume führt. Unsere Schritte nach letzterer hinlenkend, betreten wir zunächst das glasumschlossene Stiegenhaus, das, gleich dem Vestibül, polirten Mamormorstuk als Wandverkleidung zeigt. Der Fußboden hier wie auf den Stiegenabsätzen ist geschliffenes Mosaik.''
'' Im quadratischen Freiraum dieses Stiegenhauses steht die überlebensgroße, samt dem Postamente bis zur halben Höhe des ersten Stockwerkes reichende, äußerst gelungene Zinkstatue Beethoven’s. Über die mit zierlichem vergoldeten Eisengeländer versehene breite, mit eleganten Lauftüchern belegte Freitreppe ins erste Stockwerk gelangend, treten wir, an einem die Höhe der Wand einnehmenden, versenkten Venetianerspiegel. Mangels persönlicher Eitelkeit ohne weiteres vorübergehend, in den Claviersaal, dessen Raum 30-40 Instrumente bequem faßt, die sich da der der Auswahl der Käufer präsentieren. Der Saal, ein Oblong, ist äußerst geschmackvoll gemalt. Die Wände, von brauner Grundfarbe, sind durch lichtere, mit Goldstäben eingefaßte Säulenstreifen in breite Felder geteilt. Der Plafond zerfällt in ein großes, mit einem mythologischen Bilde geziertes Mittelfeld, und zwei kleinere Seitenfelder, die musikalische Embleme enthalten. … Lindtner ist der Name des Malers … . Außer der Büste des verewigten Gründers dieses, von dem Sohne … und Chef der Fabrik Ludwig Bösendorfer, zur Vollendung gebrachten Baues … entbehrt der … Saal jedes weiteren Einrichtungsschmuckes. … ''''Über dem Claviersaale, eine Treppe höher, liegt ein zweiter gleich großer Saal, der mit lichtgrauen Tapeten bekleidet und einem arabeskenreichen Plafond geziert , provisorisch zu musikalischen Produktionen dient, in der Folge aber, bis der große, für ein Orchester und 6 – bis 800 Zuhörer Raum bietende Concertsaal zum Ausbau gelangt, seiner Bestimmung, gleichfalls als Repositoire für fertige Instrumente, zurückgegeben werden wird. 21)''
'' ''Das vielfältige Angebot der Klavierfirma Bösendorfer wurde mit einer besonderen Attraktivität abgerundet: Übemöglichkeiten für minder bemittelte Sänger, Instrumentalisten. 1919, im Nachruf auf Ludwig Bösendorfer, erinnert sich der ehemalige Star der Hofoper, Caroline Gomperz-Bettelheim 22)
'' Des Künstlers bester Lobredner ist sein Werk. Ein ‚Bösendofer Flügel‘ ist nachgerade ein Sammelbegriff aller Vorzüge geworden, welche die Erzeugnisse der Clavierbaukunst aufweisen müssen, sollen sie den Forderungen der vorgeschrittenen Technik, wie des Kunstgeschmackes nach jeder Richtung hin entsprechen. Was für … den Geiger eine Guarneri oder Stradivari , das wurde für Pianisten ein Bösendorfer’sches Klavier – das Ziel ihrer Wünsche. … Bösendorfer als Menschen, gebührt aber ein nicht minder ehrenvoller Nachruf. Mit vielseitiger Bildung verband der Dahingeschiedene eine Liebenswürdigkeit und Zuvorkommenheit des Benehmens, die ihm das Herz eines jeden mit ihm in Berührung Tretenden gewann. Er gehörte aber auch zu den wenigen Menschen, die das Herz auf dem rechten Fleck ''tragen. ''Strengste Rechtlichkeit, Sittlichkeit und echte Humanität wiederspiegelte sein ganzes Leben, … Bösendorfer unterstützte die Kunst und ihre Jünger auf eine wahrhaft chevalereske Weise, und die leidende Menschheit hat nie vergebens an seinen Wohltätigkeitssinn appelliert. … 24)''
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''„ …Mein Vater hinterließ einen sehr geachteten Namen, auch für bürgerliche Verhältnisse ein anständiges Vermögen.Ich war aber nicht der alleinige Erbe. 1/6 mußte hinreichen ein großes Geschäft fortzuführen und, wie es mir glücklicherweise glücklicherweise gelungen ist, zu vergrößern.'' '' Ich war damals zweifelhaft, ob ich mit dem 6.Teil des Vermögens ein Unternehmen fortführen soll und darf, oder eine andere Laufbahn suchen soll, um den Namen meines Vaters nicht zu schädigen. Denn das was gelungen ist, konnte auch mißlingen . … Die Rivalen meines Vaters konnten eine so schöne Gelegenheit nicht vorübergehen lassen. …“ 1)''
'' Ich war damals zweifelhaft, ob ich mit dem 6.Teil des Vermögens ein Unternehmen fortführen soll und darf, oder eine andere Laufbahn suchen soll, um den Namen meines Vaters nicht zu schädigen. Denn das was gelungen ist, konnte auch mißlingen . … Die Rivalen meines Vaters konnten eine so schöne Gelegenheit nicht vorübergehen lassen. …“ 1)''
'' ''beschreibt Ludwig Bösendorfer die Schwierigkeiten bei der Firmenübernahme 1859. Ludwig Bösendorfer, längst schon als potentieller Nachfolger eingearbeitet und vorgesehen, muß quasi über Nacht die Firma übernehmen. Ludwig Bösendorfer muß nun den Gesamtkomplex fertig bauen lassen, übersiedeln, nachdem er sich entschlosssen entschlossen hatte, das Erbe anzutreten.
Der Entschluß, die Firma zu übernehmen und im Sinne seines Vaters weiterzuführen – individuell, konservativ (im Sinne von Bewahren) als Manufaktur – war dem „jungen Bösendorfer“, wie man ihn fortan nannte, nicht leicht gefallen, er hat lange gezweifelt.
Franz Liszt an Ludwig Bösendorfer, ein undatiertes Schreiben:
'' Geehrter Freund, da Sie die Freundlichkeit hatten mir die Einladungsliste für heute heute Abend anheim zu stellen, erlaube ich mir Ihnen Herrn Hofrat Unger und Herrn Dr.Standhartner als sehr willkommene Gäste zu bezeichnen. Bitte also dieselben einzuladen. Freundschaftlich ergebenst FLiszt 8)''
Was uns die Photographien nicht erzählen, dafür aber umso mehr immer wieder kleine, kurzen Zeitungsnotizen, auch aus Anlaß ihrer Beisetzung: Sie besaß ein sehr soziales Empfinden und Engagement. Soweit es ihre Resourcen und zeitlichen Möglichkeiten zuließen, kümmerte sie sich um Waisenkinder, war auch in einem Fürsorgeverein aktiv tätig. In einer Zeit der totalen sozialen Absicherung nahezu unvorstellbar, doch im 19.Jh. existierte keinerlei soziale Absicherung, keine öffentliche Hand kümmerte sich um das Schicksal derer, die keine sozialgesellschaftliche Anbindung hatten. Sie waren auf die Wohltätigkeit der Gesellschaft angewiesen; dies übernahmen im allgemeinen die Damen der großbürgerlichen Gesellschaft, des gehobenen Bürgertums, der Aristokratie.
Ich greife wahllos heraus:
Horpacs, Schey 6.Juni /Zichényi, 19 janvier 1874
'' Chère Madame, j’allais vous écrire pour vous remercier encore et votre charmante soirée de mercredi, quand on vint apporter hier, dans ma chambre le nouveau piano de Bösendorfer. Permettez-moi donc d’ajouter un piu sforzando à mes très sincères remerciements que je vous prie de vouloir bien partager avec Bösendorfer, et comptez à toujours sur mon amitié dévouée et recononaissante. F.Liszt 9)''
# '' Januar 1874''
'' Sehr geehrte gnädige Frau, während ich an Sie schrieb um mich bei Ihnen nochmals für nochmalsfür den charmanten Mittwochabend bei Ihnen zu bedanken, brachte man das neue Klavier von Bösendorfer in mein Zimmer. Erlauben Sie mir ein piu sforzandi meinem meinem sehr aufrichtigen Dank hinzuzufügen und ich möchte Sie herzlich bitten diesen Dank mit Bösendorfer zu teilen, und bitte zählen Sie immer auf meine tiefe und aufrichtige Freundschaft. F Liszt ''
''Szegigard (?) 25.Oct. 1876''
'' Verehrte Freundin, wenn ich nicht irre, sagten Sie mir neulich, daß ein paar Seiten meiner Notenkritzelei freundliche Aufnahme bei Ihnen finden wird. ''
'' Genehmigen Sie also das beifolgende kleine Manuskript („Elegie en mémoire de Madame Marie Lanckoronski“). Ihres herzlichst ergebenen FLiszt 10)''
Dann wurde Céleste krank:
'' Weimar, 18.4.1881 (Poststempel)''
Eine strahlende , lebendige, erfolgreiche Zeit endet abrupt mit dem Tod von Céleste 1882. Der Claviermacher Ludwig Bösendorfer stand damals auf dem Höhepunkt seiner Erfolge; mit ihrem Tod erlosch der Glanz, der Erfolg blieb.
====='''Erste Erfolge – die Weltausstellungen 1862 und 1867'''=====
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Die später auf der Pariser Ausstellung mit einer Silbermedaille prämiierten Instrumente waren
'' … zwei ganz gewöhnliche , allen und jeden Schmuckes entbehrenden, so zu nennende Verkaufsclaviere, welche Bösendorfer eben nur um sich den Platz für die nachfolgenden eigentlichen Ausstellungsclaviere im Expositionsraume zu sichern, dahin sendete,… . Bedarf es eines glänzenderen Zeugnisses für den Wert des Bösendorfer’schen Fabrikats, als den: daß die beiden unscheinbaren Claviere nicht nur nicht unbeachtet geblieben, sondern vielmehr eine hervorragende Beachtung auf sich zogen … 9)''
'' '''' … daß Bösendorfer diese kreuzsaitigen Ungetüme, die in neuester Zeit so viel von sich reden machen, gleichfalls und in ganz vorzüglicher Weise zu erzeugen vermag, beweist die Collection derartiger Instrumente, die er gleichzeitig mit seinen beiden in Rede stehenden Prachtclavieren zur Besichtigung in seinem Saale aufgestellt hat. … der Vergleich dieser Rieseninstrumente mit den nach dem Wiener System gebauten und namentlich mit den mit Bösendorfer’s Patentmechanik versehenen Clavieren stellt den … Beweis her, … daß das amerikanische System gegen den Bösendorfer’schen Patentflügel, dem es kaum an Tonfülle überlegen ist, an Reiz, Wärme, … an Poesie des Tones entschieden nachsteht. Dieser prägnante Vergleich bietet zugleich die beruhigende Überzeugung, daß es nicht der Ausgabe eines, zumal für allgemeinere Verhältnisse kaum erschwinglichen förmlichen Capitals von 3 - 4000fl. bedarf, um ein vorzügliches, allen Anforderungen vollauf entsprechendes Clavier zu erlangen, wie es Bösendorfer’s Flügel mit der Wiener und insbesondere die mit der überaus kräftigen Patentmechanik sind. … 9)''
„Die Debatte, Wiener Lloyd“ vom 2.Juli 1867 berichtet ausführlich zur Mechanik und bezieht sich auch auf die beiden „Prachtklaviere“:
''…die Mechanik gestaltete sich zu einem künstlerisch ganz neuen und dem Resonanzboden, als dem Hauptfaktor der Tonbildung, wurde die höchste Aufmerksamkeit geschenkt. Die sorgsamsten und vielseitigsten Versuche wurden nun mit dem Steg, mit der Lage der Saiten, mit der Einlage von Metallplatten gemacht, um damit den Einfluß der wechselnden Temperatur zu paralisieren und mit der Regulierung der Schwingungsfähigkeit des Resonanzbodens in Anwendung gebracht. … In London tauchte erstmals 1840 zum ersten Mal das „übersaitige System“ (d.s. die gekreuzt gespannten Saiten)auf; ein System, das in der jetzigen Ausstellunghauptsächlich durch die Fabrikate der Firma Steinway in New York und in Nachahmung von Leipziger und Berliner Firmen repräsentiert ist, ist auch von Bösendorfer den eingehendsten, praktischen Erwägungen unterzogen worden; allein Bösendorfers Patentmechanik hat sich nach vielen Proben als für ästhetische Kunstanforderungen entsprechender bewährt. ... Um die Wirkungen verschiedener Mechaniken an dem Instrument aufzuzeigen, wurden zwei Klaviere gefertigt: eines mit Wiener Mechanik und das andere mit Patent (das bezieht sich auf den Luxusflügel Entwurf Grosser) .''
'' ''Abschließend gerät der Berichterstatter ins romantisch gefärbte Schwärmen über die Tongebung, den Klang, vergleicht ihn mit dem Glanz silberner Mondstrahlen.
Die Preisverteilung war Geschichte, da trafen – endlich – die beiden lange angekündigten Prachtklaviere ein; sie waren nicht rechtzeitig fertig geworden. Zuviel Dekor?
'' … die beiden Bösendorfer‘schen Prachtflügel sind leer ausgegangen. … Interessant war es, dem Moment beizuwohnen, als die beiden Klaviere ausgepackt wurden. Dieses prosaische Geschäft wurde in Gegenwart von Hunderten Sachverständigen und Künstler vorgenommen, welche mit gespanntem Interesse und … feierlichen Schweigen der Enthüllung und Aufstellung der Instrumente entgegensahen. Und als sie an ihrem Platze prangten, da gab es nur Eine Stimme der Anerkennung und Bewunderung, und man sprach nur die Befürchtung aus, daß es nicht denkbar wäre, wie der innere Wert dieser Flügel mit der Pracht und Gediegenheit der äußeren Erscheinung harmonieren können … die ersten Akkorde wurden angeschlagen , und der Sieg Bösendorfer‘s war entschieden. …''
Auch Klaviere haben ihre Schicksale: Der Kaiserin Elisabeth-Flügel kehrte nicht mehr nach Wien zurück.
1978 taucht dieser Flügel auf einer Auktion der Firma Sotheby‘s in London auf, wird versteigert; und soll von einer Schwester des jordanischen König Hussein (1935 -1999) ersteigert worden sein. Wo er sich derzeit wohl befinden mag?
====='''<br /> '''===== =====''' ''' '''„Eine große Zeit“ – Der Claviermacher als''' '''Mäzen, Geschäftsmann im Zentrum der Wiener Musikwelt'''=====
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Ehrenmitglieder der Gesellschaft der Musikfreunde, Wien – Ludwig Bösendorfer glaubt sich auf dem Zenit seiner Träume, 1878 wird er dann zum Direktionsmitgliede gewählt; er gehört nun in der illustren Kreise derer, die das musikalische Leben mitgestalten, und als Mitglied des Direktoriums gehört er auch zum Gremium des Konservatoriums der Gesellschaft der Musikfreunde.
'' „Meine wichtigste Stütze im Leben und Beruf war stets die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, wofür ich innigsten Dank fühle und schulde. 30.Dezember 1918“ 1)''
An einen unbekannten Adressaten, Wien 10.Mai 1880:
''… Unsere Wiener Opern-Theater Krise 3) ist Ihnen auch schon bekannt. Jauner 4)… gegangen worden. Was nun? muß sich der jetzige Intendant Baron Hofmann 5) fragen. In Wien fühlt sich jeder für befähigt und auch berechtigt, den Hofoperndirector zu spielen, daher schwört auch jeder auf die Unfähigkeit und Nichtberechtigung des Anderen. Dingelstedt 6)wird wahrscheinlich Director (?) beider Hoftheater 7). Auf diese Weise ist dann der Intendant Hofmann … zwischen dem Obersthofmeister - Amt und seinem sehr schwierigen Director! Keine sehr ruhige und friedliche Stellung …''
'' … Selbstverständlich würden wir Ihnen eine von der … Direction vollständig unabhängige Stellung machen. Lieber ja als nein. Bitte! damit dieser unseligen Protections Musikmacherei endlich der Athem genommen wird. …''
'' … Ich hatte diese Saison in meinem Saal über 100 Musikproduktionen, außerdem Vorlesungen, Rezitationen, Proben etc.etc. … und noch kein Ende!!!''
'' … Nach Oberammergau müßte ich diesen Sommer; da wäre es leicht möglich, daß Sie das Unglück trifft, mich und meine Celestine in München zu sehen.''
'' In Verehrung und Hochachtung Ihr dankschuldiger Diener Bösendorfer 8)''
'' ''In dieser erweiterten Position – nicht mehr nur Claviermacher, sondern auch Teil des musikalischen'' '' Lebens in der k.u.k. Residenzstadt Wien konnte Ludwig Bösendorfer seinen Hang und sein Talent zum Mäzenatentum voll ausspielen. Heute nennt man dies Sponsoring, und damals wie heute zählt der Werbeeffekt – zum Nutzen für beide Partner. Eine erste großzügige Geste des Mäzens – Bösendorfer stiftet dem Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde vierzehn Klaviere ; er geht noch weiter und stiftet wenig später als Preis für den/die Jahrgangsbeste/n der Klavierklasse für die herausragende Leistung einen Bösendorferflügel. Heute heißt dieser Preis „Beethoven-Preis“ und der Preis ist ein Modell 200 der Firma Bösendorfer.
'' ''Auf dem Prater- Gelände findet eine große die „Internationale Musik- und Theaterausstellung“ 9) statt. Zusätzlich zur historischen Retrospektive von Theater und Musik gibt es ein umfangreiche Programm: Theatercompagnien und Orchester aus vielen europäischen Städten aus allen Teilen der Monarchie spielen in den extra aus diesem Anlaß errichteten Hallen. Mit dem kleinen störenden Nebeneffekt, daß alles von der Geräuschkulisse des Praters untermalt wird. Auf dem Ausstellungsgelände wurde auch eine Rekonstruktion „Alt-Wien“ aufgebaut, man hatte es doch eben erst demoliert, und mit einer Stegreifbühne. Der letzte Stegreifdarsteller Wiens, Ludwig Gottsleben 10), spielt noch einmal für ein großes Publikum.
'' Da die moderne Strömung die eingehendere Pflege der körperlichen Ausbildung unserer Jugend verlangt, daher unser Virtuosennachwuchs bedeutendere Kraftäußerungen erzeugen wird, auch die Concertsäle immer größere Dimensionen annehmen, wollte Bösendorfer in diesem seinem umfangreichsten Opus alle diesen Anforderungen entsprechen und gelang ihm dies in der herrlichsten Weise. … 8)''
''… Erzherzogin Stefanie hat jüngst den Wunsch geäußert, den Kammervirtuosen Alfred Grünfeld auf dem großartigen Concertflügel, den der Hof-und Kammerlieferant Ludwig Bösendorfer in der Musik-und Theaterausstellung ausgestellt hat, concertieren zu hören. … um die angegebene Zeit (Freitag 6 Uhr) traf … Stefanie … in der Rotunde ein, wo Commerzialrat Bösendorfer und Alfred Grünfeld der hohen Frau harrten. Bald hatte sich auch ein vornehmes Publikum eingefunden. Alfred Grünfeld setzte sich zum Clavier und in berauschender Klangfülle und Klangschönheit tönten die mächtigen Accorde durch die gigantische Halle. Schöner denn je spielte der geniale Pianist, der jedem Instrument Leben gibt, die von ihm selbst componierte „Faust-Phantasie“, „Isolden‘s Liebestod“ von Wagner-Liszt, Schumann’s „Träumerei“ und seine eigenen berühmten „Ungarischen Tänze“. … Grünfeld bemerkte (''im anschließenden Gespräch, Anm.d.Verf.''), daß der Concertflügel ein Werk höchster Vollendung, in seiner Klangwirkung bisher unerreicht sei … ''
''… Bösendorfer hat mit der Herstellung dieses direct für die Ausstellung bestimmten Instruments das Großartigste auf dem Gebiete der Clavierproduction geschaffen. Dasselbe ist ein Instrument der neuesten Construction, für die größten Räume und tonlich für große Orchester berechnet und obgleich die Töne in großen Maßen hinausgeworfen werden, bringt das Instrument die subtilsten Wirkungen hervor und der Ton erklingt singend in allen Nuancen. Sieben Monate lang wurde in der Werkstatt Bösendorfer’s an dem Concertflügel gearbeitet , das 8 3/4 Octav-Saitenbezug und 7 ¾ Octav in den Tasten hat. Ein zweites derartiges Clavier wird derzeit in Bösendorfer’s Atelier hergestellt. 11)''
Wann habend die ersten Versuche für dieses Instrument begonnen?, vielleicht schon mit Octavier - Pianoforte 12), ein Instrument, das Liszt wegen seiner orchestralen Eigenschaften sehr geschätzt hat.
Am 26.September 1907 schreibt Busoni aus Bath, England an seine Frau Gerda:
'' …. Der alte Bösendorfer, der wieder ein wenig jünger ist, baut für mich einen Flügel mit acht Oktaven und besonderer Dämpfungseinrichtung. Es ist doch ein bewunderungswürdiger alter Herr … 13)''
''… Ein vollendetes Instrument, ein größeres Wunder moderner Klavierbaukunst ist mir in meiner nahezu dreißigjährigen Praxis nicht unter die Finger gekommen; neben der exquisiten perfekten elektrisierend auf den Spieler wirkenden Mechanik und der Ausgeglichenheit der Register, ein Ton so berückend und einschmeichelnd … reicher, weittragender Gesangsfähigkeit und von so gestalteter dämonischer Gewalt … ein Meisterwerk …14)''
Die „Kaiserjubiläums-Ausstellung“, 1898, aus Anlaß des 50-jährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Joseph, war de facto nicht eine Ausstellung, sondernbestand aus ganz unterschiedlichen Präsentationen, die in vielen Orten der Monarchie gezeigt wurden. Die zentrale Schau fand in Wien statt: eine umfangreiche Leistungsschau zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Instrumentenmacher haben wie immer ihre eigene Abteilung. Ludwig Bösendorfer stellt drei Klavier aus: ein sehr kostbar und prunkvoll verziertes Instrument, das er dem Jubilar, dem Kaiser Franz Joseph, widmet. Es erhält den Namen „Imperial“; in den alten Firmenlisten wird es auch als Kaiser Franz Joseph Flügel geführt, als Konstruktionsdatum wird in den Firmenlisten 7.August 1898 angegeben. Das Ausstellungsklavier mit weicher Schnitzerei, Prod.Nr. 5557, so beschreibt es die „Neue Musikalische Presse“ vom 6.11.1898, Nr. 45, S. 17-26 und weiter:
'' Corpus schwarz, Sockel Goldbronze. Goldene Gravierung, Ornamentik im Zopfstil auf auf dem Klavierdeckel. Englische Mechanik. Modell Mignon''
Daneben standen zwei ganz „gewöhnliche“ Verkaufsklaviere, ein weißlackierter Flügel und einen schwarzlackierter. Der Berichterstatter der Ausstellung beschreibt akribisch jedes Schmuckdetail, vor allem des Imperial und schließt mit den Worten: der Mignonflügel Imperial wie auch der weiß lackierte Flügel sind mit englischer Mechanik ausgestattet, der schwarz lackierte Flügel, ebenfalls ein Mignon mit Wiener Mechanik. Die Abbildungen zeigen tatsächlich Stutzflügel, wobei damals bei der Herstellung noch unterschieden wurde zwischen Stutzflügel und Mignon .
Das zweite Klavier, ebenfalls als Mignon bezeichnet, verziert mit Formen im griechischen Stil, weiß lackiert, kunstvoll gearbeitete Gravierungen, mit englischer Mechanik. Das dritte Klavier wird als Stutzflügel bezeichnet, in Mahagoni, Wiener Mechanik.
'' Lieber Freund, ich habe die Absicht 3 Preise für Clavierkonzert mit Orchester auszuschreiben und bin damit beschäftigt die Jury zusammenzustellen. … 15)''
Die Presse spekuliert über das Warum, Wieso usw. zu dem für 1899 ausgeschriebene Kompositionswettbewerb für ein Klavierkonzert; je nach kulturpolitischer Position der Zeitung fallen die Kommentare dazu unterschiedlich aus. Die „Neue Freie Presse“ oder auch die „Abendpost, Beilage zur Wiener Zeitung“, legen das inhaltliche Schwergewicht auf den musikalischen Teil sowie die künstlerische Präsentation; andere, national bis rechtgerichtete Blätter, bewerten aus der jeweiligen nationalkonservativen Sicht.
Wie auch immer, die Idee einen Wettbewerb für ein Klavierkonzert auszurichten, ist ein möglicher Hinweis auf ein Manko an neuen, virtuosen Werken, die die klanglichen wie die spieltechnischen Möglichkeiten des Instruments zur Geltung bringen könnten, wie Rudolf Hirschfeld 16) ausführlich unterstreicht:
'' …Ludwig Bösendorfer horcht in die Seelen der Künstler wie in seine Clavier … es ist sein Stolz, die Grenzen zu verwischen und die Materie des Instruments geistfähig zu zu machen … er kennt die Kunst, er lebt in der Kunst und wirkt für sie und hat einen bestimmenden weitgehenden Einfluß auf die Musikpflege unserer Stadt. Da kämpft er denn gegen eine moderne Richtung, die sich gänzlich in Gedankenmystik … ästhetischen Pessimismus verliert. , der musikalische Askese predigt und den blühenden Ton verkümmern und verdorren lassen möchte.''
'' … den „guten Ton“ zu wahren hat Bösendorfer die Componisten zu einem Preiswettstreit aufgemuntert … Als Mäcen… eifert Bösendorfer dem Veit Pogner nach. … „Das Volk“, heute Publicum genannt, sollte Richter sein. … Über siebzig Clavierconcerte waren eingereicht worden … die drei erwählten Concerte beweisen aber, daß die Bewerber weder den Bedürfnissen der Pianisten, noch den tieferen Absichten des Preisstifters voll entsprochen haben. … ''17)
In einem Brief, der unten zitiert wird, kommt auch die Problematik zur Sprache, daß Bösendorfer-Instrumente im Deutschen Kaiserreich, speziell in Berlin, kaum Marktchancen hatten; das lag, liest man genau zwischen den Zeilen, nicht ausschließlich an der mächtigen Klavierbauer – Konkurrenz im Deutschen Reich, man muß sie auch bei Ludwig Bösendorfer suchen ohne dafür eine Erklärung zu finden.
'' Mendelpass/Bozen 15.10.1903''
'' Hochverehrter Herr und Gönner. Von einer Wiener Collegin erhalte ich einen ziemlich dunkel gehaltenen Brief, in welchem sie von einer Kränkung spricht, die Ihnen zu Ihrer Betrübnis durch irgend eine Angelegenheit erwachsen sei. …''
'' Wären Sie ein anderer als Ludwig Bösendorfer, der Freund, Vormund, Gönner, wären Sie nur der berühmte Klavierfabrikant u. nicht der Klaviermacher, der in jedes Instrument einen Theil seiner Künstlerseele legt, so würde ich nachsinnen, ob Sie Recht haben, oder am Ende ich u. würde meinen bescheidenen Standpunkt solchermaßen klarmachen „ich habe aus Enthusiasmus für Sie und der Instrumente Sie vielfach gesehen (?), ... mir selbe '' (die Instrumente, Anm.d.Verf''.)in ganz Europa zur Verfügung zu stellen. Leider Leider haben Sie es jedesmal abgeschlagen. Ich habe stets zu Ihnen … gehalten u. als ich Blüthner in Deutschland spielte, dem Bösendorfer-Flügel ein begeistertes Zeugnis ausgestellt (in Breslau) auf die Gefahr hin, Blüthner … zu verletzen. Ich habe in Bucarest, wo ich laut Contract Blüthner zu spielen hatte, Bösendorfer gespielt. Da Sie mir aber Ihre Flügel für Deutschland, Russland, England, Frankreich absolut verweigerten (selbst als ich einen Flügel von Ihnen kaufen wollte), so mußte ich doch mit einer anderen Firma in Beziehungen treten. Meine Contracte schlossen Österreich stets aus, hier war Bösendorfer, hier meine Heimat. Aber auf ganz fremde, ungewohnte Spielarten kann man nicht ohne Vorbereitung übergehen u. so acceptierte ich einen Studienflügel fremder Provenienz. Und als ich um einen Stimmer bat u. mir eine liebenswürdige, aber abschlägige Antwort zutheil wurde, was blieb mir mir übrig, als einen Stimmer kommen zu lassen, der eben nicht aus der Fabrik Bösendorfer war? Sollte ich unthätige Wochen u. Monate verlieren? Wo ist hier mein Fehler, meine Sünde?''
'' So würde ich, wie gesagt sprechen, wenn nicht Ludwig Bösendorfer in Frage käme. Aber mit Ihnen stelle ich mich auf keinen Rechtsstandpunkt. Ich denke einzig u. allein an die Zeit, wo ich als kleiner Knabe mit Joseffy zu Ihnen kam, wie Sie mich zu Liszt entsandten u. ich so glücklich war Ihrer Empfehlung Ehre zu machen, ich denke nur an das as ungezahlte , viele Gute und Edle, das Sie für mich gethan u. an die grenzenlose Verehrung u. Liebe, die ich Ihnen seit fast dreißig Jahren entgegenbringe. Von Ihnen in Groll und Bitternis zu ziehen, hieße für mich von allen Idealen meiner Jugend Abschied nehmen u. dazu bin ich noch nicht alt genug. Denken Sie über mich einen Augenblick nach! Glauben Sie wirklich, daß ich bewußt etwas thun könnte, das Ihnen eine Kränkung, eine Kümmernis bereiten würde ? Und wenn ich unbewußt einen Fehler Fehler begangen , so sehen Sie in mein Inneres! Es gibt drinn drin nichts was ich Ihnen zu zu versagen hätte, keine Falte, in der nicht Erinnerung Sie leuchtend eingeschrieben wären. Denken Sie daran (mit Stolz kann ich es aussprechen) daß selbst Sie nicht viele Freunde zu den Ihren zählen können, die es so voll u. ungeteilt sind, wie ich.''
'' Ich reise am 18.d.M. vom Mendelpass ab u. gehe zu Sacher nach Baden bei Wien. Sollten Sie aus diesen Zeilen die Überzeugung gewinnen, daß der alte Rosenthal zu Ihnen spricht, so hoffe ich eine Zeile dort vorzufinden. Um einen Studienflügel wage ich Sie kaum zu bitten, aber Sie wissen, welche Freude Sie mir dadurch machen (eine Freude, die proportional mit der Schwere der Spielart liegt?) und um Mißverständnissen vorzubeugen sage ich Ihnen noch, daß ich für keinen andere Flügel Sorge getragen habe. Und nun bleibt mir nichts übrig als Sie meiner aufrichtigsten liebevollsten Verehrung versichernd, der Frau Meisterin meine herzlichsten Empfehlungen zu senden …22 )''
Die Ursache der Verstimmung von Ludwig Bösendorfer ist nicht bekannt; ich vermute, daß Rosenthal auf seinen Tourneen Steinway gespielt hat, spielen mußte laut Vertrag und diese Tatsache zur tiefgreifenden Verstimmung geführt haben könnte. Der Bitte des Pianisten ihm doch für seine Tourneen einen Bösendorfer zu verkaufen, zu leihen, ist der Claviermacher Bösendorfer offenbar ebenfalls nicht nachgekommen, denn ein späterer brieflicher Versuch von Moritz Rosenthal bleibt ebenso erfolglos:
'' Hochverehrter Freund, Sie wissen ja um was es sich handelt. Es wäre mein sehnlichster Wunsch meine Berliner und Leipziger Concerte auf einem Bösendorfer spielen zu können, dem Klavier, das mit meinem Können so verwachsen ist wie kein andres. Meine Bitte lautet also, Sie mögen mir den herrlichen Flügel am 12.u. 21.Januar für Berlin (ditto für den 4.März) und für eventuelle Leipziger Daten gewähren. Wir kündigen das Klavier weder in den Zeitungen, noch in den Programmen an . Dadurch erreichen wir folgende Vorteile: 1. Die Klavierfabrikaten stellen sich nicht feindlich u. beeinflußen die Presse nicht. 2. Die Presse wird sich aus Anstand u. Klugheit ganz passiv verhalten, da ein nicht öffentlich angekündigtes Klavier auch nicht kritisiert werden kann da es 1. Nicht an die Öffentlichkeit appelirt u. man es 2. durch einen Angriff nur bekannt machen würde. In letzerem Falle würde ich antworten u. zwar folgendes: Daß Sie mir nur auf meine specielle Bitte u. nur unter der Bedingung, daß jede Ankündigung unterbleibe, die Klavier zur Verfügung gestellt hätten. Um mir einen Gefallen zu erweisen.''
'' Wien 21Aber meine aufrichtige persönliche künstlerische Überzeugung sei, daß kein Flügel sich mit dem Ihrigen messen könne.6Durch eine derartige Antwort wäre ein Effect allerersten –Ranges erzielt.1908Mit dem Chefredacteur des Berliner Tagblatt u. des Börsen-Courier bin ich befreundet. Ich bin aber fest überzeugt, daß alles ohne jegliche Aufregung verlaufen wird. Gerade dadurch , daß wir so bescheiden auftreten, wird die Neugier des großen Publicums erzeugt werden u. der Ruf Ihres Flügels wird sich blitzschnell verbreiten. Das ist meine Ansicht der Sachlage. Daß Ihr Klavier klingen wird, wie kein anderes, weiß ich bestimmt u. ich glaube, Sie wissen auch, daß ich es zu vollen Geltung bringen werde. Übrigens sind die Säle in Berlin (Beethovensaal u. Philharmonie)sehr akustisch, beide viel günstiger als der große Musikvereinssaal. Nun, teurer, verehrter Freund, schreiben Sie mir Ihre Antwort . Und glauben Sie mir : Man braucht in Deutschland ein neues großes Klavier, alle Vertreter von Klavierfabriken sagen es mir. In ein, zwei Tagen reise ich ab, aber alle Briefe werden nachgesandt. In aufrichtiger dankbarer Verehrung ihr treu ergebener ''
Ein letzter Höhepunkt des musikpolitischen Engagements von Bösendorfer ist die Berufung von Ferruccio Busoni als Professor der Klavierklasse an das Konservatorium in der Nachfolge von Emil Sauer.
Am 15.1.1901 schreibt Ludwig Bösendorfer an Ferruccio Busoni:
'' Hochverehrter Meister, lieber Freund und Gönner, erlauben Sie mir eine ganz intime Frage. Wären Sie geneigt am Wiener Conservatorium eine Clavier Classe zu übernehmen? Und wenn ja, unter welchen bedingungen: Honrar, stundenStunden, zeitZeit, Ferien … Vertretung in Ihrer Abwesenheit … Da für die nächste Zeit große Veränderungen in der Clavierschule des Conservatoriums geplant sind, wäre es mir lieb zu wissen, ob ich Ihren Namen in Combination bringen darf. …26)''
Ende 1906 fällt die Entscheidung im Gremium des Konservatoriums der Gesellschaft der Musikfreunde Busoni eine Klavierklasse zu übertragen. 1907 ist es dann soweit, Busoni kommt nach Wien, beginnt zu unterrichten. Doch künstlerischer Habitus, Denken und Fühlen erweisen sich als inkompatibel mit der peniblen, konservativen Einstellung der Professorengemeinschaft des Konservatoriums; 1908 beendet Busoni seine Tätigkeit.
13.Juli 1908 o.O. (Wien)
'' Sehr verehrter Herr u.Freund.''
'' Mit heute endet meine unofficielle „Meisterschule“ in Wien u. ich fühle den Wunsch, Ihnen einen kurzen Bericht zu erstatten.Es'' '' Es hatten sich im Ganzen an 25 Schüler eingefunden, nebst einem Dutzend Zuhörer Zuhörer und der zweimal wöchentliche Unterricht wurde regelmäßig eingehalten. Ausser Ausser diesem fanden noch einige Vortragsnachmittage statt, an welchen dreimal ich selbst, und je einmal die Herren Professoren Conse (?) und Bartók vorspielten. – Weniger bekannte symphonische Dichtungen von Liszt, (dessen Faust-Symphonie) wurde den Schülern auf 2 Clavieren in sorgfältiger Wiedergabe vorgeführt.''
'' Ausgezeichnet als Schüler haben sich die Herren Sirota (Kiew), Grünberg(New York), Closson (Liège) , Turczynski (Warschau), Friedemann (Wien). Das Zusammensein war ein herzliches, geselliges u. ungetrübtes.''
'' Wenn ich noch hinzufüge, daß ich für meinen eigenen Teil eifrig erfolgreich arbeiten konnte u. meine Oper nahezu vollendet habe, endlich auch daß das Wetter Wetter ununterbrochen heiter u. die Stadt schön u. festlich war, so ergibt es sich, daß ich auf auf ein sehr erinnerungswertes Erlebnis mit Freude zurückschauen kann.''
'' Ich danke Ihnen dafür, daß Sie mich u. einige Schüler mit Ihren prächtigen prächtigen ''Instrumenten und Ihrem lieben Interesse unterstützten u. versichere Sie, daß ich versöhnt u. ''mit Bedauern Wien verlasse. ''
'' Ich grüße Sie ehrerbietigst u. freundschaftlich als Ihr stets ergebener ''
'' Ferruccio Busoni 27)''
====='' ''===== ====='''„''„Der Der Klang lebte '' … “ . Der Bösendorfersaal''' '' … Klang lebte in den Tonschwingungen des alten, längst gefallenen Bösendorfersaales, dessen vornehmer Stil, dessen reine Akustik Generationen entzückt hat. Und wenn Meister Ludwig an einem Konzertabend in seiner einsamen Ecke thronte, rechts hinten im Saal, und ganz versunken den Klängen lauschte, die seinen Flügeln entströmten – allen sichtbar und doch einsam, ein heimlicher Kaiser -, da mochte er etwas wie eine glückliche Genugtuung in sich fühlen …1)''=====
'' … Klang lebte in den Tonschwingungen des alten, längst gefallenen Bösendorfersaales, dessen vornehmer Stil, dessen reine Akustik Generationen entzückt hat. Und wenn Meister Ludwig an einem Konzertabend in seiner einsamen Ecke thronte, rechts hinten im Saal, und ganz versunken den Klängen lauschte, die seinen Flügeln entströmten – allen sichtbar und doch einsam, ein heimlicher Kaiser - , da mochte er etwas wie eine glückliche Genugtuung in sich fühlen …1)''
'' ''Der Konzertsaal, allgemein nur der Bösendorfersaal genannt, Herrengasse 6, legendär bis heute, stand am Ende einer langen Konzertsaaltradition der Firma Bösendorfer.
Der Bösendorfersaal in NeuWien, Türkenstraße 9, wurde seit der Eröffnung der Firma an der neuen Adresse 1859 bespielt. Im Februar 1859 melden die „Blätter für Musik, Theater und Kunst“:
'' … wurde in Wien zu fast allen Tageszeiten lebhaft musiziert. Mittags, Nachmittags und Abends. Mittags gab es gar zwei Concerte, das des Herrn Jaell und eines Pianisten Herrn Mösmer, der sich im Bösendorfer’s Salon, also im unmittelbaren Eldorado der Claviere hören ließ''. …2)
1872 endete die bunte Vielfalt in NeuWien mit einem Konzert am 27.April 1872 von Anna Kastner … ''diesem der Musikwelt Wiens so lieb gewordenen Raum''…“ und tröstend fügt der Rezensent hinzu, daß der Salon in „ … ''verjüngter Gestalt und an veränderter Stelle im nächsten Winter neu geöffnet … “ ''werden wird. 3)
Die neue Adresse lautete nun: Herrengasse 6, Wien – Innere Stadt, hochfürstlich in den stillgelegten Räumen und Stallungen des Fürst Liechtenstein’schen Palais. Heute steht dort sogenannte Hochhaus 4). Im Foyer des Hauses informiert eine Tafel über den seit 1913 nicht mehr existierenden Bösendorfersaal.
Ludwig Bösendorfer hat hatte mit seinem untrüglichen Instinkt für die Zeichen der Zeit erkannt, daß mit der Neugestaltung der Stadt Wien nach der Demolierung der Bastionen auch das Konzertleben, die Musikwelt vor tiefgreifenden Veränderungen stehen würde. Wollte er Teil dieser neuen Musikwelt sein und bleiben, dann mußte er dem Zug der Zeit folgen und für Schauräume, Produktionsstätte und Konzertsaal, wie es nun ab sofort heißen würde, einen neuen Standort suchen und finden. Er fand ihn, nachlängerem nach längerem Suchen, in der Herrengasse 6, nach ausführlichen Gesprächen mit der Verwaltung der Fürst Liechtenstein’schen Güterverwaltung. Die ehemaligen Stallungen, der Reitsaal wurden nicht mehr genutzt, standen leer, waren zu mieten. 5) Wie Ludwig Bösendorfer diesen Ort entdeckt hat, darüber gibt es zwar wie für so vieles aus seiner Biographie keine persönlichen Aufzeichnungen, aber die Berichte der Zeitgenossen, der Zeitungen geben den anekdotisch gefärbten Aufschluß: Bösendorfer war ein Pferdenarr, er besaß auch ein eigenes Reitpferd, – und so übten die Reitställe des Fürsten Liechtensteineine Liechtenstein eine geradezu unwiderstehliche Anziehungskraft auf ihn aus. Aus dem Kranz der Anekdoten – wie Bösendorfer die Akustik der Reithalle, vorgesehen als Konzertsaal, getestet haben soll, eine Blütenlese:
Einfallsreich und klug, machte Ludwig Bösendorfer einen Plan: und der hieß, ich lade mir meinen Freund, den jungen (Josef) Hellmesberger 6) einfach ein, der hat viel zu wenig Zeit zum Reiten, weil er einfach viel zu viele Verpflichtungen hat – Oper, Quartett, Solo usw. … wenn ich ihm eine Gratisstunde anbiete und dazu ein schönes Pferd …
Gesagt getan. Der junge Hellmesberger ritt begeistert seine Runden in dem Reitsaal. Endlich wieder ein schönes Pferd … und ich fliege nur so durch die Manege …! Er wunderte sich nur über eins: der Bösendorfer redete pausenlos auf mich ein, aber immer vom anderen Ende!
Listig ausgedacht von Ludwig Bösendorfer, denn so konnte er ohne Probleme die Akustik des Raumes prüfen und das Resultat gab ihm recht. Er mietete in dem nicht mehr genutzten Gebäude die Räume, die er benötigte für die Wohnung, für das Büro, die Verkaufs- und Schauräume für die Präsentation seiner Instrumente; ein weiterer Gebäudeteil wurde angemietet für seinen Bruder Adolph, der dort seinen Verlag für Musikalien unterbrachte.
Die Wohnung in der oberen Etage der Herrengasse 6 war sehr spartanisch eingerichtet, die Zeitungsberichte – allerdings aus sehr viel späterer Zeit, nach dem Tod von Céleste und Henriette, - erzählen von großer Bescheidenheit; jedenfalls fehlte der für die Gründerzeit so charakteristische Plüsch, Pomp plus Markartstrauß. Im dem einzigen wirklich großen Raum der Wohnung dominierte der Flügel, hier „schlug“ das Herz des Bösendorfer‘schen Domizils, er war das Zentrum. Hier fanden ganz zwanglos viele musikalische Treffen oft bis spät in die Nacht statt, die musikalische Prominenz spielte für die Gäste; da es an Stühlen mangelte, saßen alle eben ganz gemütlich auf dem Boden – egal ob sie nun Fürst Sowieso oder Frau X waren. So lange Céleste lebte, konnte nicht genug musiziert werden, nicht nur im Konzertsaal eine Etage tiefer, auch im Hause Bösendorfer privat.
Mit dem Konzert vom 19.November 1872 begann eine vierzigjährige Erfolgsgeschichte des Wiener Musiklebens; fast täglich wurde musiziert, es gab Lesungen, konzertante Aufführungen, Vorträge. Darüber zu berichten, wer in diesem legendären Saal aufgetreten ist, dort die ersten Stufen der Karriereleiter gelegt hat – das hieße Eulen nach Athen tragen! Ein bunter Spiegel der europäischen Musikwelt war dieser Bösendorfersaal
'' […] ... war dieser kleine Konzertsaal, der ausschließlich der Kammermusik vorbehalten war, ein ganz unkünstlerisches Bauwerk, […] ... und nur durch eine Holzverschalung völlig prunklos zu musikalischen Zwecken adaptiert. Aber er hatte die Resonanz einer einer alten Violine, er war den Liebhabern der Musik geheiligte Stätte, weil Brahms , Liszt, Rubinstein darin konzertiert, weil viele der berühmten Quartette hier zum ersten Male Male erklangen. […] 9)'' '' ''
1912 wurde das Grundstück und das Gebäude über einen Verkauf an eine Baugesellschaft „entfürstlicht“ wie Siegmund Schlesinger spitzzüngig fomuliert. (Neues Wiener Journal, 13.April 1913) 1912 war das Jubiläumsjahr des Bösendorfersaals: es sollten vierzig Jahre – in Zahlen 40 ! Jahre gefeiert werden. Statt dessen kam die Kündigung, mit der Ankündigung, daß das Gebäude abgerissen werden würde! Daraufhin fanden keine Feiern statt, was als Fest gedacht war, endete im Schweigen, Verschweigen. Proteste waren ebenso erfolglos wie nutzlos, die Spekulation war stärker, sie hatte ja auch die Macht des Geldes hinter sich! Schon Tage vorher hatte sich Ludwig Bösendorfer aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, war geflohen, wie sein Freund Sigmund Schlesinger berichtet:
''„ Sehr geehrter Freund! mache Ihnen Mitteilung , daß ich heute eine längere Reise beginne. Den Schlußkonzerten werde ich auch ferne bleiben. Ihr Bösendorfer!“ ''10)
Siegmund Schlesinger, Journalist und Schriftsteller, ein treuer Freund des Claviermacher Ludwig Bösendorfer, versteht durchaus die Entscheidung des Privatmenschen Bösendorfer, äußert sich dennoch kritisch dazu, das Publikum in diesen Abschied nicht zu involvieren:
'' Der Spürsinn eines mit gutem Blick für Aktualitäten begabten und stets schlagbereiten Konzertdirektors (''Hugo Knepler, Anm.d.Verf.'') hat indes diesen Publikumsimpuls geschickt erfaßt und hat es … dahin gebracht, daß der geschichtsreiche Saal denn doch seinen feierlichen Abschied bekommt. ... 10)''
'' … als die letzten Takte verklangen, verließ keiner seinen Platz. … Eine halbe Stunde, eine Stunde blieben wir, als ob wir es erzwingen könnten, … daß der Raum ''' … '''gerettet würde. ''11)
Dem Zeitgeist entsprechend sollte die Beschreibung der Geschichte des Bösendorfersaales mit einer nüchternen Analyse über Profit, Geschäftsgebarung, Künstlerverträge usw. schließen; doch dies erweist sich als schwierig, es gibt keine Unterlagen über das Management des Saales. Die Anzahl der Konzerte, die aufgetretenen Künstler, die Programme sind anhand der überlieferten Programmzettel statisch zu erfassen gewesen 12); es bleibt aber eine offene Frage, wie die geschäftliche Gestaltung ausgesehen hat. Wie wurde kalkuliert – Preise, Gagen und die sogenannten Nebenkosten, wie Heizung, Beleuchtung, Programmdruck, Saaldiener usw. ... auch diese Details so nebensächlich sie auch erscheinen mögen, sind Teil des Erfolgs.
Ludwig Bösendorfer am 1.Februar 1879 an Alfred Grünfeld:
''Mein lieber Freund Vergißmeinnicht …. Dein Concert muß jedenfalls verlegt werden. Anfangs April kommt Liszt nach Wien, da solltest du Dein Concert geben, eh, eh, eh, - ich habe dir manches mitzuteilen. Herzliche Grüße Dein ergebener ergebener Bösendorfer ''13)
====='''„Mit meinen 'Flügeln' komme ich um die ganze Welt …“'''=====
'' … und wir fuhren in Gesellschaft meines Bruders Ernst, Baron Vécseys und Bösendorfers lustig nach Siebenbürgen. … ''
Mit dem Ausbau des Schienennetzes auch im Osten der habsburgischen Monarchie nahm die Reisefreudigkeit der Virtuosen auch in den bis dahin eher die bisher nur beschwerlich zu erreichenden unendlichen Weiten im Osten der Monarchie zu. Wir Wir finden sie in vielen größeren und kleineren Orten, und immer steht da ein Bösendorfer , bereit für die Pianisten. Und immer heißt es: aber Liszt war schon hier! – er hatte in Orten gespielt, als das Reisen noch Postkutsche und Unbequemlichkeit bedeutete.
Sie reisen in das Königreich Ungarn, nicht nur nachBudapest, nach Siebenbürgen, nach Galizien, in die Bukowina, an viele Orte, deren Namen heute durch die vielen Metamorphosen, die sie durch mehr als ein Jahrhundert der politischen Modifikationen erlebt haben, oft nur mühsam zu rekonstruieren sind.
Zu diesen reisenden Virtuosen gehört Graf Géza von Zichy 1), ein enger Freund von Franz Liszt:
'' … fand ich eine Einladung nach Klausenburg vor. Als ich Liszt davon erzählte, erwähnt er, daß er genau vor dreiundreißig Jahren auch in Klausenburg gewesen sei. „Ja das ist lange her!“ sprach er wehmütig. „Nun es soll nicht noch länger werden. Tauschen wir die Rolle! Reisen Sie hin, und ich begleite Sie, … “. Diese Fahrt wird mir wohl auf ewig unvergeßlich bleiben. Die Königlich Ungarische Staatsbahn stellte uns einen Salonwagen zur Verfügung, und wir fuhren in Gesellschaft meines Bruders Ernst, Baron Vécseys und Bösendorfers lustig nach Siebenbürgen. … 1)''
Zichy hatte bei einem Reitunfall einen Arm verloren; was ihn aber nicht daran hinderte die –Virtuosenlaufbahn Virtuosenlaufbahn als Pianist zu wählen. Er gastierte in ganz Europa, immer mit seinem „Bösendorfer“; gab es Probleme mit dem Instrumente, so sorgte Ludwig Bösendorfer von Wien aus für rasche Abhilfe; das Vertriebsnetz war gut ausgebaut. Für die klaviertechnische Betreuung mußte in der Regel ein Mitarbeiter aus Wien anreisen, das war meistens der besonders geliebte und beliebte, sehr geforderte Bartusch! Wenn wir auch nicht mehr über ihn wissen als seinen Namen, er muß als Klavierstimmer ein wahrer Zauberer gewesen sein, liest man die Kommentare der Stars!
Gastspiel von Zichy in der Reichshauptstadt Berlin 1883, mit im Reisegepäck sein Bösendorfer (Flügel)sowie eigene Kompositionen.
Das Berliner Konzertpublikum reagierte zunächst etwas zurückhaltend bis skeptisch, irritiert auch wegen der fehlenden zweiten Hand. Und doch - das Konzert wurde, auch das gehört sehr typisch zu Berlin - ein triumphaler Erfolg. Was aber schrieben die Berliner Zeitungen :
'' „ für das Linksspiel besonders konstruierten Bösendorfer mit fünf eigenen Kompositionen“'' (Die Tribüne) 2)
'' „ Er spielte auf einem Bösendorfer'schen Flügel, der wahrscheinlich besondere technische Einrichtungen hat – entweder Ehrbar's Prolongement oder ein Teilpedal – um das längere Fortklingen einzelner Töne zu ermöglichen, denn der Baß tönte häufig weiter, nachdem die Hand schon längst in höheren Oktaven ihre Tätigkeit begonnen hatte.“ 2)''
'' ''In der „Nationalzeitung“ schreibt O.Gumprecht:
''„ Es gibt bekanntlich schon längst zahlreiche Etüden für die linke Hand. … Damit allein wäre es indessen noch nicht getan, käme ihm nicht ein hilfreicher Mechanismus seines Instrumentes zustatten. … auf dem benutzten Flügel muß also entweder das Pedal geteilt oder ein sogenanntes, vor einigen Jahren von uns beschriebenes Prolongement angebracht sein, vermöge dessen jeder beliebige Ton, solange man will , in Schwingungen gehalten wird. Wir wissen wenigstens keine andere Erklärung … “ 3)''
Aus den vielen Briefen greife ich wahllos heraus:
'' … wegen meiner Klavierpassion gehabt, und stürzen sich in immer neue Kosten wegen mir … Sie werden mich zwingen selbst eine Klavierfabrik zu errichten … daß Sie durch die Krankheit von Herrn Seiffert (''gemeint ist Seuffert, der Geschäftsführer, Anm.d.Verf.'') unmenschlich zu tun haben. Nehmen Sie sich einen Sekretär und schonen Sie sich … Gräfin Karoly … will auch schöne Füße am Klavier , nun Sie werden ihr schon welche machen …''
'' P.S. Im Mai werde ich Bartusch ausbitten, er muß mir meine Klavier durchsehen und dann mit mir nach Siebenbürgen, wo ich 3-4 Concerte habe … 5)''
'' '''' Tátrafüred 26.7.1894''
In diesem engen Kreis um Franz Liszt darf Hans von Bülow nicht fehlen. Zunächst einmal beschwert sich Lisztbei seinem Schwiersohn Bülow, daß er sich erneut einen Finger verletzt hat und deswegen nicht spielen kann:
Franz Liszt an Hans von Bülow, Budapest, 6 janvier (18)76,
'' … une sotte forte blessure … m’empêche encore de profiter des deux superbes '' '' Bösendorfer qui ornent ma chambre'' … 7)
Er kann seinen Bösendorfer-Flügel nur sehnsüchtig ansehen! Und ein weiteres Mal :
Franz Liszt an Hans von Bülow , Dimanche soir (Budapest, 13 février 1881)
'' Peut-être Bösendorfer viendra-t-il me voir demain, entre 10-11 heures. Il sait être toujours invité chez moi, en ami; de la veritable sorte. 7)'' '' ''
Franz Liszt an Hans von Bülow, Bayreuth, 9 octobre (18)81
''… je tiens à retourner à Budapest. … mi-janvier. Là, je compte vous revoir lors de votre excursion en Roumanie, et parlerai avec notre ami Bösendorfer du détail de vos concerts lucratifs, dont le public aura le principal bénéfice. Votre vieux L. 7)''
Hans von Bülow an Ludwig Bösendorfer, Meiningen 11 Juli 1882
''Mein verehrter Freund!''
'' Was Sie doch kokett mit mir sind! Soll ich’s Ihnen jedesmal wiederholen, daß mir ein brieflicher Gruß von Ihnen stets Freude macht, daß ich aber auch längeres Ausbleiben eines solchen nicht krumm nehme. '' '' Um den Besuch der Triester Ausstellung brauche ich Sie nicht mehr zu beneiden, als Sie mich um den der Nürnberger, dessen musikalische Abteilung, es dergleichen ich mit meiner Tochter unbesichtigt gelassen habe. Nicht viel „los“ überhaupt.''
'' Die Kunde von Frau Céleste (bitte Um den Besuch der Triester Ausstellung brauche ich Sie nicht mehr zu beneiden, als Sie mich um Übermittlung meiner dankbar besten Grüße und Wünsche) piano=sano und dann auch wohl lontano =Reconvaleszenz ist mir hochvertraulichden der Nürnberger, dessen musikalische Abteilung, auch wenn kein rumänischer … Interesse im Hintergrund lauern würde. Bei der nun in Schwung geratenden Winter-Projekte- Schinderei denke es dergleichen ich mir nämlich … Ende Januar sofort an die Tournee mit der Hofkapelle innerhalb der schwarzgelben Schlagbäume geknüpftmeiner Tochter unbesichtigt gelassen habe. Nicht viel „los“ überhaupt.''
'' Leider habe ich Ihr Couvert dem Papierkorb schon überantwortetDie Kunde von Frau Céleste (bitte um Übermittlung meiner dankbar besten Grüße und Wünsche) piano=sano und dann auch wohl lontano =Reconvaleszenz ist mir hochvertraulich, auch wenn kein rumänisches … Interesse im Hintergrund lauern würde. Da Bei der nun in Schwung geratenden Winter-Projekte- Schinderei denke ich aus Ihren Zeilen nicht eigentlich klug wurde. Von wo mir dieselben zukommen. Einstweilen adoptiere ich den Zugangsgruß nach Wien – von wo er hoffentlich in bestem Geleite Ihnen ja doch zugesandt werden wird. (Den Namen nämlich … Ende Januar sofort an die Tournee mit der Curanstalt habe ich nicht entziffern können)Hofkapelle, innerhalb der schwarzgelben Schlagbäume geknüpft.''
'' Mich hält hier in MLeider habe ich Ihr Couvert dem Papierkorb schon überantwortet. die absolute RuheDa ich aus Ihren Zeilen nicht eigentlich klug wurde, Werk … und damit verbunden die Möglichkeit ordentlich zu übenvon wo mir dieselben zukommen. Ihr Flügel bewährt sich dabei sehr gut, wenn auch infolge feuchter Witterung häufig vom 3 gestrichenen C aufwärts Seiten reißen … vielleicht liegt das übrigens an dem „Berliner“Einstweilen adaptiere ich den Zugangsgruß nach Wien – von wo er hoffentlich in bestem Geleite Ihnen ja doch zugesandt werden wird. –Wäre Bestand Matter (?Den Namen der Curanstalt habe ich nicht entziffern können), ginge ich anderswohin; aber mein Cadaver der ein klein wenig defekt geworden , befindet sich dermalen unter der Aufsicht eines bewährten Hausarztes in bester Obhute alle es andererwärts möglich wäre.''
'' Kommen Sie nach Bayreuth? Wann? …Genug für heuteMich hält hier in M. die absolute Ruhe, Werk … und damit verbunden die Möglichkeit ordentlich zu üben. Hoffentlich hört bald einmal wieder von Ihnen Ihr freundschaftlich treu ergebener HBülowFlügel bewährt sich dabei sehr gut, wenn auch infolge feuchter Witterung häufig vom 3 gestrichenen C aufwärts Seiten reißen … vielleicht liegt das übrigens an dem „Berliner“. – ... mein Cadaver , der ein klein wenig defekt geworden , befindet sich dermalen unter der Aufsicht eines bewährten Hausarztes in bester Obhute als es andererwärts möglich wäre.''
'' P.S. Schreiben Kommen Sie mir doch nicht mehr „Ihr dankschuldigster unach Bayreuth? Wann? …Genug für heute.dgl. Ich kann Hoffentlich hört bald einmal wieder von Ihnen gar nicht sagen wie wertvoll es mir war, z.B. in Aachen einen so schönen Flügel … spielen zu können. Auf keinem anderen hätte Brahms Concert so gut zur Geltung kommen können. Ich freue mich schon sehr darauf, das von mir jetzt … studierte zweite Concert des Meisters .(Sie glauben nicht wie schöner das was wird, je öfter man’s spielt!) auf demselben elfenbeinernen Felde einmal zu tummeln. 8)Ihr freundschaftlich treu ergebener HBülow''
'' P.S. Schreiben Sie mir doch nicht mehr „Ihr dankschuldigster u.dgl. Ich kann Ihnen gar nicht sagen wie wertvoll es mir war, z.B. in Aachen einen so schönen Flügel … spielen zu können. Auf keinem anderen hätte Brahms Concert so gut zur Geltung kommen können. Ich freue mich schon sehr darauf, das von mir jetzt … studierte zweite Concert des Meisters .(Sie glauben nicht wie schöner das was wird, je öfter man’s spielt!) auf demselben elfenbeinernen Felde einmal zu tummeln. 8)''
'' ''Mit Richard Wagner schließt sich der Kreis um Franz Liszt. Zwischen Ludwig Bösendorfer und Richard Wagner, in der Wagner-Literatur kaum erwähnt, kam es zu einem, wenn auch eher zweckorientierten losen Kontakt. Als Richard Wagner sich in Wien aufhielt um hier seinen „Tristan“ 9) an der Hofoper zu plazieren, dürfte der Kontakt geknüpft worden sein.
Möglicherweise über Liszt und Standhartner 9), einem großen Wagnerverehrer, Freund und Förderer; möglicherweise hatte auch der Sänger Angelo Neumann 10) bei dem Kontakt mitgespielt.
'' Hoch geehrter Herr und altbewährter Gönner!''
'' Daß ich so oft Ihre Freundlichkeiten genoß und so wenig dazu gelangte, Ihnen dafür meine Dankbarkeit zu beweisen, hiervon erkannten Sie wohl jederzeit den Grund in den Anstrengungen, unter welchen ich immer in Wien mich aufhielt? Zuletzt ist mir nun wieder von unserem Freunde Standhartner berichtet worden, daß Sie mir das schöne anerbieten Anerbieten gemacht hätten, die Proben meiner Bühenfestspiele Bühnenfestspiele in Bayreuth mit den nötigen Flügeln aus Ihrer vortrefflichen Fabrik zu unterstützn.''
'' Ich nehme nun dies Anerbeiten Anerbieten mit größtem danke Danke an und betrachte Sie somit als einen der vorzüglichsten Patrone meiner Unternehmung, als welchem Ihnen der Platz (oder die Plätze), welche Sie wünschen werden, aufbehalten sein sollen.''
'' Demnach ersuche ich Sie wirklich um die baldmöglichste Zusendung zweier Ihrer Flügel, von welchen der eine in ein Zimmerprobenlokal in der Stadt, der andere im Theater selbst aufgestellt werden soll.''
Bösendorfers Flügel sind weit gereist, kreuz und quer durch Europa bis hoch hinauf ins Baltikum – zu einer Baronesse Wolff-Stomersee, Alice Barbi.12) Die große Sängerin hatte ihre Karriere beendet, nachdem sie geheiratet hat. Nun bittet sie um einen Flügel , denn während der Russischen Revolution von 1905 wurde auch in Wilna viel zerstört.
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====='''„ '' In meinen Werkstätten … '' “. Turbulenzen 1873 -1901'''=====
1864 veröffentlicht Ludwig Beregszászy 1), Klavierbauer in Pest/Budapest, in den „Blättern für Theater, Musik und Kunst“, 10.Jg. April/Mai einen ausführlichen Artikel über das akustische und bautechnische Problem des „Resonanzboden“:
'' … Vor ungefähr dreißig Jahren fing man an, bei der Clavierfabrikation der Herstellung eines größeren, umfangreicheren Tones mehr Aufmerksamkeit zu schenken.''
'' … mit dem bisher gebräuchlichen Stege die eben erwähnte präcisere, ausgedehntere Wechselwirkung zwisehn der Saiten-und Resonanzboden-schwingung, also auch der hievon abhängige, vollkommenre Ton nicht zu erreichen ist. …''