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Aus Dagmar Saval Wünsche

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<div style='text-align: center;'>='''Mit meinen „Flügeln“ komme ich durch die ganze Welt'''=====LUDWIG BÖSENDORFER======1835 - 1919===<div style="text-align: center;">von</div>=====Dagmar Saval=====
<div style='text-align: center;'>LUDWIG BÖSENDORFER</div>
<div style==='''Inhaltsverzeichnis'''===''''' ''''''„Wie oft wenn deine schlanken Finger springen …". ''''''''textDas Klavier. Pandämonium-align: center;Lustobjekt – Möbelstück – Ärgernis ?'''>1835 - 1919</div>
<div style='text-align: center;'>von</div>' ''''''Start eines Flügels . Ignaz Bösendorfer'''
<div style='text-align: center;'>Dagmar Saval</div>''' ''''''„Denn was gelungen ist, konnte auch mißlingen …“'''''
'''Erste Erfolge. Die Weltausstellungen 1862 und 1867'''
======'''''„Eine große Zeit…“. ''''''''Der Claviermacher als Mäzen, Geschäftsmann im Zentrum der Wiener Musikwelt'''======
'''''„Der Klang lebte… “''. Der Bösendorfersaal'''
====='''Inhaltsverzeichnis''„Mit meinen 'Flügeln' komme ich durch die ganze Welt''“ …'''=========='''''„In meinen Werkstätten …“''. Turbulenzen 1873 – 1901'''====='''''„Liebster Freund! Ich bin a'''lt''''''' …''“. Endzeit'''
=====''' ''''''Nachwort   '''========='''Anhang'''===='''Tabellarische Biographie Ignaz Bösendorfer'''
''' Tabellarische Biographie Ludwig Bösendorfer'''
'''„Wie oft wenn deine schlanken Finger springen…Anmerkungen'''
''' Das Klavier. Pandämonium- Lustobjekt – Möbelstück – Ärgernis ?Quellenangaben und Literaturhinweise '''
= =="Wie oft wenn Deine schlanken Finger springen …"=''' Das Klavier. Pandämonium- Lustobjekt – Möbelstück – Ärgernis ?'''
'''Start eines Flügels . Ignaz Bösendorfer'''
''' '''
<div style="text-align: center;">''Wie oft, wenn Deine schlanken Finger springen''</div><div style="text-align: center;">''Über das Holz, beglückt durch ihr Berühren,''</div><div style="text-align: center;">''Daß wunderbare Weisen ihm entklingen,''</div><div style="text-align: center;">''Die wohllautvoll mein Ohr und Herz verführen,''</div><div style="text-align: center;">''Beneid ich diese Tasten, wie sie nippen''</div><div style="text-align: center;">''Glückseligkeit, von Deiner Hand gespendet,''</div><div style="text-align: center;">''Derweil errötend meine armen Lippen''</div><div style="text-align: center;">''I h r Anrecht sehn an kühnes Holz verschwendet.''</div><div style="text-align: center;">''Gern würden sie um solche Wonne tauschen''</div><div style="text-align: center;">''Mit jeder Taste, die sich tanzend bückt:''</div><div style="text-align: center;">''Wenn lieber Deiner Hand melodisch Rauschen''</div><div style="text-align: center;">''Das tote Holz als meinen „Flügeln“ komme ich überall hin…Mund beglückt.''</div><div style="text-align: center;">''Doch wenn das freche Holz geküßt sein muß;''</div><div style="text-align: center;">''Reich ihm die Hand, die Lippe m i r zum Kuß! 1)''</div><div style="text-align: center;">'' ''</div>Wer war wohl die zauberhafte Schöne, die William Shakespeare so genußvoll beim Spielen beobachtet, den zarten Klängen des Virginals 2) hingegeben lauscht ?. In diesem Sonett versucht er seine Empfindungen, Sehnsüchte einzufangen, sie auszusprechen, in der Hoffnung für die Mühe des Zuhörens wenigstens eine Kuss als Lohn zu erhaschen? – Wer Shakepeares Dichtungen liebt und kennt, weiß, daß Musik ein unverwechselbarer , gestalterischer Teil seines Werkes ist. Doch ich frage mich, hat er Musik geliebt, oder war es allein der Theaterpraktiker, der Bühnenmensch, der wußte – ohne Musik geht’s nun mal nicht. Wenn er süchtig war nach Musik, drückt das Sonett seine magische Faszination aus oder liegt hier nicht vielleicht ein Fall von produktiver Verwechslung vor mit seinem Objekt der Begierde, der Spielerin,? – Wie auch immer, klinisch nüchtern seziert: Ein erster Fall von Tastenseuche.
Das ''' 'arpicembalo che fà il piano e forte''von Bartolomeo Cristofori 3) löst fast ein Erdbeben in der Spielmanier und Spielkultur aus, animiert die Komponisten neue Wege der musikalischen Erfindung zu suchen, zu gehen. Töne spielen nun untereinander zwischen leise- piano und forte – laut in allen Abstufungen, Herausforderung auch für den Instrumentenmacher nach mehr technischen Möglichkeiten einer Verbesserung der Tongebung, der Spielmöglichkeiten zu suchen, sie anzubieten. Instrumentenbauer und Musiker spielen sich die Tasten-Bälle zu.
'''„Denn was gelungen ist, konnte auch mißlingen …“'''Ein Jahrhundert später. Ich blättere in einer Anthologie von Gedichten aus dem 18.Jahrhundert. Da fällt mein Blick auf ein Gedicht: „An Laura“ von Friedrich Schiller 4)
== ====''An Laura'Erste Erfolge'==<div style="text-align: center;">'' ''</div><div style="text-align: center;">''Wenn dein Finger durch die Saiten meistert –''</div><div style="text-align: center;">''Laura, itzt zur Statue entgeistert,''</div><div style="text-align: center;">''Zauberin! Mit Tönen, wie''</div><div style="text-align: center;">''Mich mit Blicken, zwingst du sie.''</div><div style="text-align: center;">''…''</div><div style="text-align: center;">''Seelenvolle Harmonien wimmeln,''</div><div style="text-align: center;">''ein wollüstig Ungetüm,''</div><div style="text-align: center;">''Aus den Saiten, wie aus ihren Himmeln''</div><div style="text-align: center;">''Neugeborne Seraphim;''</div><div style="text-align: center;">''Wie, des Chaos Riesenarm entronnen,''</div><div style="text-align: center;">''Aufgejagt vom Schöpfungssturm, die Sonnen''</div><div style="text-align: center;">''Funkelnd fuhren aus der Nacht,''</div><div style="text-align: center;">''Strömt der Töne Zaubermacht. Die Weltausstellungen 1862 und 1867''</div><div style="text-align: center;">'' ''</div>Friedrich Schiller dichtet in vielen Strophen ein klavierspielendes Mädchen, vielleicht auch eine klavierspielende Dame an, setzt ihr ein liebendes Denkmal mit nicht nur einem Gedicht. Wer diese angebetete Laura war, wir wissen über sie genau so wenig wie über die bewunderte Schöne in Shakespeares Sonett. Beide Gedichte erzählen von der Faszination die Klavierspielen auf den Hörer wie den Spieler gleichermaßen ausübt.
'''„Eine große Zeit…“Die Gedichte „An Laura“, entstanden vor dem Erstlingswerk „Die Räuber“5), die 1782 in Mannheim uraufgeführt wurden; 1782 ein Schicksalsjahr in Schillers Leben. Der Claviermacher als Mäzenjunge Dichter und sein Freund, der Musikus Johann Andreas Streicher 6) wollten unbedingt bei der Uraufführung anwesend sein, gegen das ausdrückliche Verbot des Herzogs von Württemberg, ihres Souverän. Sie reisten heimlich nach Mannheim, aber nichts ist so geheim, daß es nicht doch ans Licht kommt, Geschäftsmann im Zentrum und diese Insubordination blieb nicht folgenlos. Vor der Wiener Musikwelt'''drohenden Festungshaft und anderen peinlichen Bestrafungen flohen die beiden aus Stuttgart nach Mannheim. Hier trennten sich ihre Wege: Schiller verschlägt es nach Weimar, Johann Andreas Streicher zieht auf dem Umweg über Augsburg, wo er heiratet, nach Wien.
'''„Der Klang lebte… “Wien ist um diese Zeit das Zentrum des Klavierbaus; nach und nach werden mehr als 200  Klaviermanufakturen in der Residenzstadt des Habsburgerreiches ihre hochwertigen Produkte anbieten. Die Manufaktur Johann Andreas Streicher/ Nanette Stein war um 1800 eine der wichtigsten Manufakturen. Besonders bemerkenswert für diese Zeit: nicht ein Mann leitete die Manufaktur und baute die Instrumente, sondern es war eine Frau, Nanette Streicher, Komponistin und Pianistin. Ihr Mann, Johann Andreas Streicher, der Freund von Friedrich Schiller, war ihr Associé, auch er Komponist und Pianist. Es konnte nicht ausbleiben, schon wegen der hochwertigen Instrumente, die beide fertigten, daß sie die Aufmerksamkeit von Ludwig van Beethoven auf sich zogen, und in seinen letzten Lebensjahren zu seinem engsten Kreis gehörten. Der Bösendorfersaal'''
'''„Mit meinen Flügeln komme ich überall hin“ Um 1800 ist das Klavier ist immer noch ein Instrument des Salons, der Aristokratie, doch die ersten Anzeichen der Veränderung seines gesellschaftlichen Stellenwerts und Nutzwerts zeichnen sich ab, nehmen zu. Zunächst einmal läßt es sich scheinbar ganz harmlos an, immer mehr Frauen und Mädchen sitzen stundenlang hinter dem Instrument und spielen, singen '''Doch dahinter steckt mehr. Aus Spielen wird Dressur. Die Begründung für diese unsägliche Klavierdressur der Frauen und Mädchen ist vielschichtig: Rigide Sittlichkeitsregeln für Mädchen und Frauen greifen in alle ihre Lebensbereiche ein, und dazu gehört auch das Musizieren. Klavierspielen ist erlaubt, denn die Haltung an dem Instrument entspricht den männlichen Visionen von Sittlichkeit für ihr Eigentum, sei es nun die Tochter, die Ehefrau oder sonst eine weibliche Verwandte. Am Klavier sitzt man mit geschlossenen Beinen, den Rock züchtig über die Füße gelegt. Ein anderes Instrument, wie etwa die Geige oder das Violoncello, kam schon wegen der dafür nötigen Körperhaltung erst gar nicht in die engere Auswahl. Also sperrte man die Mädchen vor dem Klavier förmlich ein, wie in „Einzelhaft“ (Grete Wehmeyer).
'''„In meinen Werkstätten …“Zunächst einmal wurde dies so begründet: Wenn sie das Instrument traktierten, kamen sie wenigstens nicht auf „dumme“ Gedanken, vergeudeten nicht ihre Zeit, sondern nutzten sie – immer aus der Sicht des „pater familias“ sinnvoll. Klavierspielende weibliche Familienmitglieder waren zudem „leichter unter die Haube“ zu bringen. Turbulenzen 1873 – 1901'''
'''„Liebster FreundLernen für einen Beruf, eine Ausbildung durchlaufen, in dem von uns heute verstandenen Sinn des Wortes, war ihnen versagt; eine Frau, die mehr wußte, als es gesellschaftlich üblich war – Motto: Küche, Kind und Kirche, galt als Blaustrumpf, als nicht gesellschaftsfähig – war als Ehefrau, als Mutter der Kinder, vor allem des Stammhalters völlig ungeeignet. Die männlich dominierte Gesellschaft bestimmte es so, und wehe dem armen Mädchen, das ausbrechen wollte! Ich bin a'''lt''' …“Tat sie es dennoch, weil sie z.B. einen künstlerischen Beruf ergreifen wollte, dann war ihr die gesellschaftliche Ausgrenzung sicher. Die wenigen Frauen, die es trotzdem zu Ruhm und Anerkennung gebracht hatten, bezahlten in der Regel einen sehr hohen Preis. Endzeit'''
''' '''Der Durchschnitt, Lieschen Müller, mußte als „Heiratsgut“ sticken, häkeln, stricken, kochen lernen – und Klavier spielen. Das galt als weibliche Tugend, war gleichzusetzen mit der materiellen Mitgift.
'''Nachwort   '''Die daraus entstehende „Klavierseuche“ ging auch auf das Konto ehrgeiziger Mütter, die nichts unversucht ließen um die Tochter möglichst rasch an den „Mann zu bringen“, unter die Haube, sie versorgt zu wissen. Eine junge Frau im 19.Jh., die mit zwanzig noch nicht verheiratet war, galt als unanbringbar mit grausamen Folgen. Sie wurde als „alte Jungfer“ eingestuft, mußte sich den Lebensunterhalt mühsam verdienen, oft gesellschaftlich heruntergestuft, geduldet als klavierspielende arme Verwandte, als Gouvernante oder als Klavierlehrerin, immer bedroht sich auf der Straße wiederzufinden.
Das Klavier wurde zum Prestigeobjekt, zum Vorzeigemöbel des gehobenen Bürgerstandes, zeigte, daß man es „zu etwas gebracht hatte“. Diese unselige Allianz dauerte bis weit in das 20.Jahrhundert.
'''Anhang'''  '''Tabellarische Biographie Ignaz Bösendorfer''' '''Tabellarische Biographie Ludwig Bösendorfer''' '''Anmerkungen''' '''Quellenangaben und Li'''t'''eraturhinweise ''' = = =Wie oft wenn Deine schlanken Finger springen …='''Das Klavier. Pandämonium- Lustobjekt – Möbelstück – Ärgernis ?'''   <div style='text-align: center;'>''Wie oft, wenn Deine schlanken Finger springen''</div> <div style='text-align: center;'>''Über das Holz, beglückt durch ihr Berühren,''</div> <div style='text-align: center;'>''Daß wunderbare Weisen ihm entklingen,''</div> <div style='text-align: center;'>''Die wohllautvoll mein Ohr und Herz verführen,''</div> <div style='text-align: center;'>''Beneid ich diese Tasten, wie sie nippen''</div> <div style='text-align: center;'>''Glückseligkeit, von Deiner Hand gespendet,''</div> <div style='text-align: center;'>''Derweil errötend meine armen Lippen''</div> <div style='text-align: center;'>''I h r Anrecht sehn an kühnes Holz verschwendet.''</div> <div style='text-align: center;'>''Gern würden sie um solche Wonne tauschen''</div> <div style='text-align: center;'>''Mit jeder Taste, die sich tanzend bückt:''</div> <div style='text-align: center;'>''Wenn lieber Deiner Hand melodisch Rauschen''</div> <div style='text-align: center;'>''Das tote Holz als meinen Mund beglückt.''</div> <div style='text-align: center;'>''Doch wenn das freche Holz geküßt sein muß;''</div> <div style='text-align: center;'>''Reich ihm die Hand, die Lippe m i r zum Kuß! 1)''</div> <div style='text-align: center;'>'' ''</div>Wer war wohl die zauberhafte Schöne, die William Shakespeare so genußvoll beim Spielen beobachtet, den zarten Klängen des Virginals 2) hingegeben lauscht ?. In diesem Sonett versucht er seine Empfindungen, Sehnsüchte einzufangen, sie auszusprechen, in der Hoffnung für die Mühe des Zuhörens wenigstens eine Kuss als Lohn zu erhaschen? – Wer Shakepeares Dichtungen liebt und kennt, weiß, daß Musik ein unverwechselbarer , gestalterischer Teil seines Werkes ist. Doch ich frage mich, hat er Musik geliebt, oder war es allein der Theaterpraktiker, der Bühnenmensch, der wußte – ohne Musik geht’s nun mal nicht. Wenn er süchtig war nach Musik, drückt das Sonett seine magische Faszination aus oder liegt hier nicht vielleicht ein Fall von produktiver Verwechslung vor mit seinem Objekt der Begierde, der Spielerin,? – Wie auch immer, klinisch nüchtern seziert: Ein erster Fall von Tastenseuche. Das ''arpicembalo che fà il piano e forte'' von Bartolomeo Cristofori 3) löst fast ein Erdbeben in der Spielmanier und Spielkultur aus, animiert die Komponisten neue Wege der musikalischen Erfindung zu suchen, zu gehen. Töne spielen nun untereinander zwischen leise- piano und forte – laut in allen Abstufungen, Herausforderung auch für den Instrumentenmacher nach mehr technischen Möglichkeiten einer Verbesserung der Tongebung, der Spielmöglichkeiten zu suchen, sie anzubieten. Instrumentenbauer und Musiker spielen sich die Tasten-Bälle zu. Ein Jahrhundert später. Ich blättere in einer Anthologie von Gedichten aus dem 18.Jahrhundert. Da fällt mein Blick auf ein Gedicht: „An Laura“ von Friedrich Schiller 4)  <div style='text-align: center;'>''An Laura''</div> <div style='text-align: center;'>'' ''</div> <div style='text-align: center;'>''Wenn dein Finger durch die Saiten meistert –''</div> <div style='text-align: center;'>''Laura, itzt zur Statue entgeistert,''</div> <div style='text-align: center;'>''Zauberin! Mit Tönen, wie''</div> <div style='text-align: center;'>''Mich mit Blicken, zwingst du sie.''</div> <div style='text-align: center;'>''…''</div> <div style='text-align: center;'>''Seelenvolle Harmonien wimmeln,''</div> <div style='text-align: center;'>''ein wollüstig Ungetüm,''</div> <div style='text-align: center;'>''Aus den Saiten, wie aus ihren Himmeln''</div> <div style='text-align: center;'>''Neugeborne Seraphim;''</div> <div style='text-align: center;'>''Wie, des Chaos Riesenarm entronnen,''</div> <div style='text-align: center;'>''Aufgejagt vom Schöpfungssturm, die Sonnen''</div> <div style='text-align: center;'>''Funkelnd fuhren aus der Nacht,''</div> <div style='text-align: center;'>''Strömt der Töne Zaubermacht.''</div> <div style='text-align: center;'>'' ''</div>Friedrich Schiller dichtet in vielen Strophen ein klavierspielendes Mädchen, vielleicht auch eine klavierspielende Dame an, setzt ihr ein liebendes Denkmal mit nicht nur einem Gedicht. Wer diese angebetete Laura war, wir wissen über sie genau so wenig wie über die bewunderte Schöne in Shakespeares Sonett. Beide Gedichte erzählen von der Faszination die Klavierspielen auf den Hörer wie den Spieler gleichermaßen ausübt. Die Gedichte „An Laura“, entstanden vor dem Erstlingswerk „Die Räuber“5), die 1782 in Mannheim uraufgeführt wurden; 1782 ein Schicksalsjahr in Schillers Leben. Der junge Dichter und sein Freund, der Musikus Johann Andreas Streicher 6) wollten unbedingt bei der Uraufführung anwesend sein, gegen das ausdrückliche Verbot des Herzogs von Württemberg, ihres Souverän. Sie reisten heimlich nach Mannheim, aber nichts ist so geheim, daß es nicht doch ans Licht kommt, und diese Insubordination blieb nicht folgenlos. Vor der drohenden Festungshaft und anderen peinlichen Bestrafungen flohen die beiden aus Stuttgart nach Mannheim. Hier trennten sich ihre Wege: Schiller verschlägt es nach Weimar, Johann Andreas Streicher zieht auf dem Umweg über Augsburg, wo er heiratet, nach Wien. Wien ist um diese Zeit das Zentrum des Klavierbaus; nach und nach werden mehr als 200  Klaviermanufakturen in der Residenzstadt des Habsburgerreiches ihre hochwertigen Produkte anbieten. Die Manufaktur Johann Andreas Streicher/ Nanette Stein war um 1800 eine der wichtigsten Manufakturen. Besonders bemerkenswert für diese Zeit: nicht ein Mann leitete die Manufaktur und baute die Instrumente, sondern es war eine Frau, Nanette Streicher, Komponistin und Pianistin. Ihr Mann, Johann Andreas Streicher, der Freund von Friedrich Schiller, war ihr Associé, auch er Komponist und Pianist. Es konnte nicht ausbleiben, schon wegen der hochwertigen Instrumente, die beide fertigten, daß sie die Aufmerksamkeit von Ludwig van Beethoven auf sich zogen, und in seinen letzten Lebensjahren zu seinem engsten Kreis gehörten. Um 1800 ist das Klavier ist immer noch ein Instrument des Salons, der Aristokratie, doch die ersten Anzeichen der Veränderung seines gesellschaftlichen Stellenwerts und Nutzwerts zeichnen sich ab, nehmen zu. Zunächst einmal läßt es sich scheinbar ganz harmlos an, immer mehr Frauen und Mädchen sitzen stundenlang hinter dem Instrument und spielen, singen … Doch dahinter steckt mehr. Aus Spielen wird Dressur. Die Begründung für diese unsägliche Klavierdressur der Frauen und Mädchen ist vielschichtig: Rigide Sittlichkeitsregeln für Mädchen und Frauen greifen in alle ihre Lebensbereiche ein, und dazu gehört auch das Musizieren. Klavierspielen ist erlaubt, denn die Haltung an dem Instrument entspricht den männlichen Visionen von Sittlichkeit für ihr Eigentum, sei es nun die Tochter, die Ehefrau oder sonst eine weibliche Verwandte. Am Klavier sitzt man mit geschlossenen Beinen, den Rock züchtig über die Füße gelegt. Ein anderes Instrument, wie etwa die Geige oder das Violoncello, kam schon wegen der dafür nötigen Körperhaltung erst gar nicht in die engere Auswahl. Also sperrte man die Mädchen vor dem Klavier förmlich ein, wie in „Einzelhaft“ (Grete Wehmeyer). Zunächst einmal wurde dies so begründet: Wenn sie das Instrument traktierten, kamen sie wenigstens nicht auf „dumme“ Gedanken, vergeudeten nicht ihre Zeit, sondern nutzten sie – immer aus der Sicht des „pater familias“ sinnvoll. Klavierspielende weibliche Familienmitglieder waren zudem „leichter unter die Haube“ zu bringen. Lernen für einen Beruf, eine Ausbildung durchlaufen, in dem von uns heute verstandenen Sinn des Wortes, war ihnen versagt; eine Frau, die mehr wußte, als es gesellschaftlich üblich war – Motto: Küche, Kind und Kirche, galt als Blaustrumpf, als nicht gesellschaftsfähig – war als Ehefrau, als Mutter der Kinder, vor allem des Stammhalters völlig ungeeignet. Die männlich dominierte Gesellschaft bestimmte es so, und wehe dem armen Mädchen, das ausbrechen wollte! Tat sie es dennoch, weil sie z.B. einen künstlerischen Beruf ergreifen wollte, dann war ihr die gesellschaftliche Ausgrenzung sicher. Die wenigen Frauen, die es trotzdem zu Ruhm und Anerkennung gebracht hatten, bezahlten in der Regel einen sehr hohen Preis. Der Durchschnitt, Lieschen Müller, mußte als „Heiratsgut“ sticken, häkeln, stricken, kochen lernen – und Klavier spielen. Das galt als weibliche Tugend, war gleichzusetzen mit der materiellen Mitgift. Die daraus entstehende „Klavierseuche“ ging auch auf das Konto ehrgeiziger Mütter, die nichts unversucht ließen um die Tochter möglichst rasch an den „Mann zu bringen“, unter die Haube, sie versorgt zu wissen. Eine junge Frau im 19.Jh., die mit zwanzig noch nicht verheiratet war, galt als unanbringbar mit grausamen Folgen. Sie wurde als „alte Jungfer“ eingestuft, mußte sich den Lebensunterhalt mühsam verdienen, oft gesellschaftlich heruntergestuft, geduldet als klavierspielende arme Verwandte, als Gouvernante oder als Klavierlehrerin, immer bedroht sich auf der Straße wiederzufinden. Das Klavier wurde zum Prestigeobjekt, zum Vorzeigemöbel des gehobenen Bürgerstandes, zeigte, daß man es „zu etwas gebracht hatte“. Diese unselige Allianz dauerte bis weit in das 20.Jahrhundert. Für die Klavierbauer brachen goldene Zeiten an, sie machten damit gute Geschäfte; in jedem bürgerlichen Haushalt mußte ab sofort ein Möbel namens Klavier stehen.
Das Instrument zur „Verführung“ potentieller Heiratskandidaten mußte natürlich ein Bösendorfer sein! Noch 1905 konnte ein Rezensent 7) zu Bösendorfers 70. Geburtstag und dem 50-jährigen Firmenjubiläum frisch und fröhlich reimen:
 ==                                           ''Ludwig Bösendorfer als Ehrenretter des Klaviers Klaviers '' '' '' ==<div style='"text-align: center;'">''Über weiße Tasten   gleitet''</div> <div style='"text-align: center;'">''Eine weiche Frauenhand,''</div> <div style='"text-align: center;'">''In ihr glanzerfülltes Auge''</div> <div style='"text-align: center;'">''Blickt ein Jüngling unverwandt.''</div> <div style='"text-align: center;'">'' ''</div> <div style='"text-align: center;'">''Und sie gießen in das Tonmeer''</div> <div style='"text-align: center;'">''Liebestrunkenen Choral,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Dabei treten ihre Füße''</div> <div style='"text-align: center;'">''Hübsch gemeinsam das Pedal.''</div> <div style='"text-align: center;'">'' ''</div> <div style='"text-align: center;'">''Nebenan spielt Liszt, Beethoven''</div> <div style='"text-align: center;'">''Ein gepriesner Virtuos,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Sieht das Kleine nur im Großen,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Und sieht sich den Kleinen groß.''</div> <div style='"text-align: center;'">'' ''</div> <div style='"text-align: center;'">''Eine höhre Tochter martert''</div> <div style='"text-align: center;'">''Mitleidslos das Instrument,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Ihre Mutter meint dann selig:''</div> <div style='"text-align: center;'">''„Nicht wahr, Elsa hat Talent!“''</div> <div style='"text-align: center;'">'' ''</div> <div style='"text-align: center;'">''Bei der neuzeitigen Folter''</div> <div style='"text-align: center;'">''Mich nur eines nicht verdrießt''</div> <div style='"text-align: center;'">''Daß vom alten Bösendorfer''</div> <div style='"text-align: center;'">''Das Klavier gezimmert ist.''</div> <div style='"text-align: center;'">'' ''</div> <div style='"text-align: center;'">''Meine ramponierten Nerven''</div> <div style='"text-align: center;'">''Wärn zersägt, zerfressen schon''</div> <div style='"text-align: center;'">''Hätte nicht der „Bösendorfer“''</div> <div style='"text-align: center;'">''Seinen wundervollen Ton.''</div> <div style='"text-align: center;'">'' ''</div> <div style='"text-align: center;'">''Deshalb ist zu seinem Preise''</div> <div style='"text-align: center;'">''Höchstes Lob erst groß genug,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Denn sein „Flügel“ hat geschaffen''</div> <div style='"text-align: center;'">''Des Klavieres „Höhenflug“.2)''</div> <div style='"text-align: center;'">'' ''</div>
Da höre ich Busoni protestierend ausrufen:
''        Man achte das Pianoforte'' ! ''Seine Nachteile sind offenbar, stark und unwiderruflich. Das Nicht-Halten des Tones,  und die unbarmherzige , harte Einteilung in unalterable Halbtöne. Aber seine Vorzüge  und Vorrechte sind kleine Wunder. ''
''              Man achte das Pianoforte'' ! ''              Seine Nachteile sind offenbar, stark und unwiderruflich. Das Nicht-Halten des Tones,        und die unbarmherzige , harte Einteilung in unalterable Halbtöne. Aber seine Vorzüge              und Vorrechte sind kleine Wunder.'' ''                      Ein einzelner Mensch kann hier etwas Vollständiges beherrschen; die Möglichkeit vom          vom  Leisesten und Lautesten in einem einzigen Register übertrifft alle anderen Instrumente    .   … Das Klavier verfügt über die höchsten und die tiefsten anwendbaren Töne. Man      Man  achte das Klavier. '' ''              Der Zweifler bedenke, wie ein Bach, ein Mozart, ein Beethoven, ein Liszt das Klavier            Klavier  achteten, ihm ihre kostbarsten Gedanken widmeten. '' ''              Und das Klavier besitzt etwas, das ihm ganz allein eigen ist, ein unnachahmliches         Mittel, eine Photographie des Himmels, eine Strahl des Mondlichtes: das Pedal. Die   Wirkungen des Pedals sind noch unerschöpft, weil sie noch immer die Knechte einer            engherzigen und unvernünftigen harmonischen Theorie geblieben sind: man geht       damit um, als ob man Luft oder Wasser in geometrische Formen bringen wollte. –        Beethoven, der unbestreitbar den größten Fortschritt im Klavier vollführte, ahnte die               Natur des Pedals und ihm verdanken wir die ersten Freiheiten.- Das Pedal ist verrufen         . Sinnlose Ungesetzlichkeiten sind daran Schuld. Man versuche es mit sinnreichen '' ''              Ungesetzlichkeiten. … 8)'' '' ''
Als Ferruccio Busoni diesen Text schrieb''              Und das Klavier besitzt etwas, da hatte er dreißig Jahre lang „Bösendorfer“ gespielt; das ihm ganz allein eigen ist, ein unnachahmliches Mittel, eine Photographie des Himmels, eine Strahl des Mondlichtes: das Pedal. Die Wirkungen des Pedals sind noch unerschöpft, weil sie noch immer die Knechte einer  engherzigen und unvernünftigen harmonischen Theorie geblieben sind: man geht  damit um, als ob man Luft oder Wasser in geometrische Formen bringen wollte. –  Beethoven, der unbestreitbar den größten Fortschritt im Klavier vollführte, ahnte die  Natur des Pedals und ihm verdanken wir die ersten Freiheiten.- Das Pedal ist verrufen . Sinnlose Ungesetzlichkeiten sind daran Schuld. Man versuche es mit seinem „Claviermacher Ludwig Bösendorfer“ verband ihn mehr als nur eine Geschäftsbeziehungsinnreichen ''''              Ungesetzlichkeiten.… 8)''
Ich Als Ferruccio Busoni diesen Text schrieb, da hatte er dreißig Jahre lang „Bösendorfer“ gespielt; mit seinem „Claviermacher Ludwig Bösendorfer“ verband ihn mehr als nur eine Geschäftsbeziehung. Ich blicke zurück in das Jahr 1876, 8. Februar: Auf dem Podium des Bösendorfersaals sitzt vor dem Flügel ein Junge in Samtanzug und weißem Kragen. Er spielt mit Verve und Emphase, reißt die Zuhörer zu begeistertem Applaus. Es ist der knapp 10-jährige Busoni, der als Pianist, er spielt ein Rondo von W.A. Mozart und als Komponist sowie fünf eigene Kompositionen, sein Debüt gibt. Er tritt in diesem Konzert als Konzertgeber auf, so der Programmzettel, ein für die damalige Zeit übliches Procedere.
Der erste Brief, den Busoni an Bösendorfer schreibt, ist ein Dankesbrief; das Deutsch ist noch etwas holprig.
Er schreibt an Céleste und Ludwig Bösendorfer:
 
Triest, 18. Februar 1876
              ''Gnädige Frau! Und Herr Ritter von Bösendorfer, Vor meiner Abreise habe ich die Ehre          Ehre  gehabt den Herr Ritter und Frau Gemahlin zuhause zu treffen. Ich mache mich so frei             frei  Ihnen zu schreiben um meine Dankbarkeit Ihnen zu zeigen für die Güte, daß der Herr        Herr  Ritter und die Gnädige Frau für mich gehabt haben.Mein Vater und meine Mutter               Mutter  lassen Sie empfehlen, und ich verbleibe der Ihnen gnädige Frau und Herr Ritter        Ritter  gehorsamer Diener Ferruccio Benvenuto Busoni 9)'' '' ''
'' ''Ich blättere weiter in den Briefen zwischen Busoni und Ludwig Bösendorfer; meistens geht es um Klavierleihe, um den Transport zu einem Konzert –in Zeiten, in denen es nur die Post als Kommunikationsmittel gab - denn bei der Post geht’s nicht so schnell - bedeutete jeder Klaviertransport eine logistische Meisterleistung!.
Dann, endlich, finde ich das Credo des Claviermachers Bösendorfer, in einen Brief an Ferruccio Busoni, datiert vom 16.März 1906…
              ''Hochverehrter Meister, Ihr so überaus liebenswürdiger Brief hat mir größte Freude  gemacht. Eine so wohlwollende Äußerung und mich schonende Anordnung vonseiten  eines so großen Künstlers dem die ganze musikalische Welt Verehrung und  Bewunderung zujubelt, würde mich stolz machen können, '''wenn nicht der Gedanke  bei mir feststünde, daß der Claviermacher fortgesetzt verbessern muß um dem  vorausgeeilten Künstler dienen zu können.''' Die großen Pianisten habe ich stets als  meine Lehrmeister betrachtet.''
              ''Hochverehrter Meister, Ihr so überaus liebenswürdiger Brief hat mir größte Freude               gemacht. Eine so wohlwollende Äußerung und mich schonende Anordnung vonseiten        eines so großen Künstlers dem die ganze musikalische Welt Verehrung und      Bewunderung zujubelt, würde mich stolz machen können, '''wenn nicht der Gedanke    bei mir feststünde, daß der Claviermacher fortgesetzt verbessern muß um dem             vorausgeeilten Künstler dienen zu können.''' Die großen Pianisten habe ich stets als               meine Lehrmeister betrachtet.'' ''              Mit Dankschuld im Herzen begrüße ich Sie in Hochachtung und Vertrauen, Ihr treu       treu  ergebener Bösendorfer 10)'' '' ''
'' ''Ein unumstößliches Credo von Ludwig Bösendorfer: „''… das Klavier darf nicht gequält werden …!“ ''Für Ludwig Bösendorfer ist das Instrument, das Klavier, kein Objekt, es ist Subjekt. Als solches muß es entsprechend behandelt, gepflegt, gespielt werden.
Nichts konnte ihn mehr irritieren, als ein Instrumentalist, der das Klavier rein technisch behandelte, mechanisch spielte … und da er auch in der Prüfungskommission des Konservatoriums saß, erlebte er so manches pianistisches Sacrilegium. Was ihm aber besonders gegen den Strich ging, wenn bei Piano oder Pianissimo der Pianist die Verschiebung, das sostenuto-Pedal, einsetzte anstatt tatsächlich piano- pianissimo zu spielen. Das kam seiner Meinung nach einer Mißhandlung des Instruments gleich.
Nun steht, zur Massenware geworden, das einstmals aristokratische Instrument in den bürgerlichen Wohnungen und dort muß es sich seither allerlei gefallen lassen; das reicht von der Ablage für Mäntel, Bücher, Blumen, Wassergläser, bis zu …- die Liste ist beliebig zu erweitern. Es dient als „Zimmerzier“, wie „''Fipps der Affe“ ''von Wilhelm Busch 11) meint:
  <div style='"text-align: center;'">''Mit Recht erscheint uns das Klavier,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Wenn’s schön poliert, als Zimmerzier.''</div> <div style='"text-align: center;'">''Ob’s außerdem Genuß verschafft,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Bleibt hin und wieder zweifelhaft.''</div> 
Das Klavier - es ist und bleibt DAS magische Kultobjekt, es entfaltet jenes Pandämonium, das nicht nur große Pianisten bis heute heraufbeschwören; wann immer jemand es zum Klingen bringt, gerät Jedermann in seinen Bann.
Eine adelige Dame möchte einen Flügel mit besonders dekorativen Füßen ähnlich den Füßen des Kaiserin Elisabeth-Klavier von 1867; Alice Barbi, Sängerin, Pianistin, nunmehr Baronin Wolff-Stomersee, bestellt einen Flügel, der nach  Vilna, ihrem derzeitigen Wohnsitz geschickt werden soll, usw. usw. Überhaupt: die Transporte bedeuten trotz der inzwischen allgemein üblichen Eisenbahn noch immer eine große logistische Herausforderung um pünktlich an ihrem Bestimmungsort einzutreffen. Inzwischen sind die Techniker gekommen; es wird reguliert, intoniert, gestimmt. Bösendorfer setzt sich immer wieder an ein Instrument, spielt, stellt fest: Die Tondauer ist zu kurz. Er winkt dem Techniker – schnalzt mit den Fingern – und der weiß, was er zu tun hat. In einigen Fällen ringt sich der wortkarge Meister zu dem Kommentar durch: ''„Der Diskant muß pfeifen!'' “, denn nur so erreicht man die allerhöchste Brillanz.
''               … Plötzlich eines Tages, schien es mir klar geworden: daß die Entfaltung der Tonkunst   an unseren Musikinstrumenten scheitert. Die Entfaltung des Komponisten an dem Studium der Partituren. Wenn „Schaffen“, wie ich es definierte, ein „Formen aus dem  Nichts“ bedeutet soll, (und es kann nichts anderes bedeuten); wenn Musik … zur  Originalität nämlich zu ihrem eigenen reinen Wesen zurückstreben soll, … wenn sie  Konventionen und Formeln wie ein verbrauchtes Gewand ablegen und in schöner  Nacktheit prangen soll; diesem Drange stehen die musikalischen Werkzeuge zunächst  im Wege. Die Instrumente sind an ihren Umfang. Ihre Klangart und ihre         Ausführungsmöglichkeiten festgekettet …abstrakten Klänge, zur hindernislosen Technik, zur tonlichen Unbegrenztheit. … 12)''
''              „Plötzlich eines Tages, schien es mir klar geworden: daß die Entfaltung der Tonkunst           an unseren Musikinstrumenten scheitert. Die Entfaltung des Komponisten an dem Studium der Partituren. Wenn „Schaffen“, wie ich es definierte, ein „Formen aus dem         Nichts“ bedeutet soll, (und es kann nichts anderes bedeuten); wenn Musik … zur               Originalität nämlich zu ihrem eigenen reinen Wesen zurückstreben soll, … wenn sie            Konventionen und Formeln wie ein verbrauchtes Gewand ablegen und in schöner          Nacktheit prangen soll; diesem Drange stehen die musikalischen Werkzeuge zunächst          im Wege. Die Instrumente sind an ihren Umfang. Ihre Klangart und ihre               Ausführungsmöglichkeiten festgekettet …abstrakten Klänge, zur hindernislosen               Technik, zur tonlichen Unbegrenztheit. … 12)'' '' '' Ferruccio Busonis Gedanken und Forderungen auf der Suche nach dem idealen Instrument, formuliert 1907 in seinem ersten „Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst“, lesen sich abgelöst von den technischen Bedingungen der Klavierbaukunst wie eine idealtypische Vorstellung dessen, das Ludwig Bösendorfer formuliert mit “''Der Diskant muß pfeiffenpfeifen''“.
Der Claviermacher Ludwig Bösendorfer, in ständigem schöpferischen Dialog mit den Künstlern, die seine Instrumente spielten, versuchte ihren musikalischen Visionen die instrumentalen Möglichkeiten zu schaffen.
Meine Zeitreise ist nicht linear, nicht chronologisch, ich suche nach Impressionen, Spotlights, blättere in den Lebensseiten eines Menschen, treffe Menschen und Ereignisse einer anderen Zeit. Möglich, daß den Leser des 21. Jahrhunderts manches wie Märchen aus 1001 Nacht anmutet, aber Retrospektiven stellen ihre ganz eigenen Regeln auf.
 
'''Start eines Flügels - Ignaz Bösendorfer''''''   '''
====='''Start eines Flügels - Ignaz Bösendorfer''''''   '''=====
Liszt spielt! 10.März 1846, im Saal der Gesellschaft der Musikfreunde, Tuchlauben 12, gibt Liszt wieder ein Konzert, das Publikum bereitet ihm enthusiastische Ovationen, doch der Rezensent, Heinz Adami 1) von der „Allgemeinen Theater-Zeitung“ ist nicht zufrieden; er meint, Liszt solle doch besser statt des „Streicher’schen“ Flügels einen „Bösendorfer“ spielen. Er begründet dies nicht weiter. Neugierig geworden suche ich nach anderen Rezensionen, blättere in anderen Zeitungen und Zeitschriften, gehe einige Jahre zurück und dann finde ich:
 ''              … Der Flügel, auf dem der Concertgeber (''Anton Rubinstein, knapp 10-jährig, Anm.d.Verf.)''diesmal spielte, war von Bösendorfer; an schönem Klange in den höheren Octaven den Stein’schen zwar nachstehende, aber durch   Gleichmäßigkeit der Tonqualität und kräftigerem Baß zum Concertinstrumente    viel       Concertinstrumente  viel  mehr geeignet. Gez. A.J.Becher 2)'' 
Der Weg zum Durchbruch, daß auch der Bösendorfer’sche Flügel zu DEM Konzertinstrument würde, war lang und schwierig, die Konkurrenz im Wien vor 1850 groß und mächtig. Doch Ignaz Bösendorfer 3), der Klavierbauer, setzte sein Instrument beharrlich durch. Mit 500.- Gulden Startkapital und zwei Gehilfen hatte er angefangen, er etablierte seine junge Firma in der Werkstatt von Josef Brodmann 4), seinem Lehrmeister. 1832 zog sich Josef Brodmann ganz aus dem Geschäft zurück; er hinterließ seinem ehemaligen Schüler und nunmehrigen Firmenchef etwas sehr Wertvolles: seine altgedienten Mitarbeiter und mit ihnen auch die Betriebsgeheimnisse seiner Manufaktur. Wie ein Pianist die Musik in seinen Fingern hat, das gilt, meine ich, auch für den Klavierbauer, der Klang, das Geheimnis, wie man dem Holz den Klang entlockt, ihn zum Leben verhilft, das ist Handarbeit, das haben sie in den Händen.  
Reisen in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts war noch sehr beschwerlich, langwierig und kostenaufwendig. Ignaz Bösendorfer scheute aber weder das eine noch das andere, er wollte immer auf dem neuesten Stand der Information und Technik sein. Also bestieg er die Postkutsche, nahm die Unbequemlichkeit in Kauf um die Innovationen anderer Klavierbauer kennenzulernen. Wieder in seiner Werkstatt setzte er die Erfahrungen um, entwickelt vieles neu, veränderte, verbesserte. Daraus folgen bei den eigenen Instrumenten verschiedene Änderungen: die Holzkonstruktion des Corpus wird massiv verstärkt, ebenso der Rahmen, die Saiten; diese werden immer noch parallel gespannt. Die massivere Holzbauweise führt zur Klangveränderung: der zarte, zirpende Klang der alten Instrumente wird umfangreicher, voluminöser, entwickelt eine größere Lautstärke. Die Verstärkung des Rahmens, des Corpus durch mehr Holz führt auch zu dem heute noch charakteristischen Bösendorferklang – reich an Obertönen, sehr warm, sehr gesanglich, schwingend im Bass wie im Sopran, ein sehr lebendiger Klang, der der menschlichen Stimme (wie ein Violoncello) sehr nahe kommt. Um mit Bach zu sprechen - ein wohltemperierter Klang.
 ''                           …Schon die Fortepianos an sich werden mit jedem Jahr durch neue Erfindungen und           und  Verfeinerungen veredelt, und noch ist nicht abzusehen, wann dieses complicirte          complicirte  Instrument endlich als vollendet dastehen wird; und in selbigem Verhältnisse haben die Virtuosen unserer Zeit, durch ihr Spiel, sowie durch ihre Compositionen,           der Behandlung des Fortepianos eine Vollendung gegeben und dem Vortrage eine     Vielseitigkeit abgewonnen, die man früher nicht ahnen konnte“ . …''
meint Carl Czerny 10) im Vorwort zur Klavierschule von August Eberhard Müller, 1825.
In einem Bericht von 1844 kann man lesen:
              ''…Es waren auch fast alle Künstler, die auch auf seinen Flügeln sich hier hören         ließen, … Thalberg und Liszt, um nicht bloß für den schönen Gesang seiner               seiner  Fabrikate, sondern auch für deren Dauerhaftigkeit               (Solidität) vollkommene Garantie       zu haben. … Nicht zu verkennen ist auch, daß Bösendorfer, so wie Streicher mit          mit  besonderer Humanität ihre Säle den Virtuosen zu Privatkonzerten überlassen, und               ersterer auch von Zeit zu Zeit Soirées veranstaltet, wo nicht nur anerkannte Meister               Meister  … , sondern auch aufstrebende Kunstjünger von einem sehr gewählten               Kunstpublikum gehört werden … 11)'' 
Ein anderer Zeitgenosse, der Liszt und Chopin in Paris nicht nur besucht hat, sondern ein aufmerksamer und intensiver Zuhörer ihrer Kunst war, erinnert sich:
 ''              … Liszt spielt nicht etwa Klavier, er erzählt am Klavier seine mit dem Gange unserer              unserer  Zeiten auf`s engste verknüpfte, sie wider spiegelden Geschicke. Liszt ist eine …      …  Geschichte des Tasteninstrumentes … Tasteninstrumentes  …  Liszt ist Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft         Zukunft  des Pianoforte. … 12)'' 
Mit dem Liszt-Konzert vom 10.März 1846 begann die enge Verbindung, wenn auch mit großen zeitlichen Unterbrechungen zwischen „Bösendorfer“ und Franz Liszt 13) und damit – möchte ich behaupten - der Höhenflug des „Bösendorfer“ – Klavier. Der „Bösendorfer“ kommt nun mit seinen „Flügeln“ überall hin, seine Flügel werden zu Wanderern zwischen den Welten.
1846:
'''            '''''… Liszt spielt mit Karl Maria von Bocklet vierhändig die Sonate in As-Dur von             Hummel, begleitete zwei Lieder von Hoven , … wobei Liszt das erste Mal an einen      Bösendorfer-Klavier spielte … 14)''
Über ein Nachtkonzert vom 31,März 1846:
''              … Er (Liszt) bediente sich diesmal des bekannten Bösendorfer’schen Ausstellungs-   Instruments mit der Erard’schen Mechanik, dessen Vortrefflichkeit an diesem heißen      Abende sich eigentlich erst recht bewährte. Nicht nur dessen schöner Klang machte   machte  sich unter solchen Meisterhänden geltend, sondern auch Saiten und Stimmung hietlen               hielten  tüchtig bis zum Schlusse aus, was nach drei solchen Concertstücken und bei der       Energie, womit Liszt das Clavier hernimmt, gewiß nicht wenig zu wundern ist … 15)''
Das Ende der Gastspieltätigkeit in Wien, 1846, bedeutet keineswegs, daß Liszt erst wieder in den 1870er Jahren nach Wien kommt; jährlich und regelmäßig fährt er nach Wien um hier mit seinem Onkel-Cousin Eduard Liszt 16), der im Schottenhof wohnt seinen Namenstag zu feiern, Freunde, bEkannte besuchen, Kontakte pflegen. So kurz diese Aufenthalte auch immer gewesen sind, sie werden aufmerksam registriert, es wird darüber berichtet. Ein Besuch bei Bösendorfer, eine gesellschaftliche Begegnung hat es sicher immer wieder gegeben, wenn auch der nächste tatsächlich nachweisbare Kontakt mit 1870 beginnt; in jenen Jahren, die Liszt als seine „Vie trifurquée“ 17) bezeichnete. Das erste überlieferte Schreiben des Komponisten an Ludwig Bösendorfer datiert vom 17. November 1870. Liszt hält sich in Pest auf.
 ''                           … Nun haben Sie abermals für mein musikalisches Wohl in Pest trefflichst gesorgt.         Ihre beiden Flügel prangen im Salon der Stadt Pfarrei … Schönsten Dank , - zunächst    an Ihre Frau, die mich durch ihre liebenswürdige Blumen-Sendung … sehr erfreute –    und hoffentlich auf baldiges Wiedersehen … 18)'' 
Um 1850 stand Ignaz Bösendorfer vor einer bedeutsamen Entscheidung: erweitern, anbauen und damit die Verlagerung der Manufaktur in einen anderen Stadtteil, denn in der Josefstadt gab es nicht genügend Baugrund, oder in der Josefstadt im angestammten Umfeld bleiben mit dem Endeffekt, weniger Verkaufszahlen zu erwirtschaften, weniger öffentliche Anerkennung zu erhalten. Die Entscheidung fiel zugunsten eines völligen Neubaus, für den Umzug und die Verlagerung der Werkstätten, damit die Produktion nach dem neuesten handwerklich-technischen Standard weitergeführt werden konnte. Ein Konzertsaal für rund 200 Personen wurde in die Planung mit einbezogen. 19) Die Fertigstellung des neuen Hauses, der Werkstätten, der Schauräume und des Konzertsaals hat Ignaz Bösendorfer nicht mehr erlebt; sein Sohn Ludwig führte den Bau in seinem Sinn zu Ende.
In den „Blättern für Musik, Theater und Kunst“ berichtete ein „Flaneur durch Wiens Klaviersäle“ 20) voller Begeisterung über den neuen Bösendorfersaal, das Wohnhaus, die Fabrik, die Schauräume in NeuWien, Türkenstraße 9:
'' '' ''                          … Wenden wir unsere Schritte nunmehr nach den Ateliers der hervorragenden            hervorragenden  Clavierindustriellen. Den Weg über das Schottenglacis einschlagend, gelangen wir    wir  zu einer Reihe neuer Gebäude, unter welchen ein palastähnlicher Prachtbau bald    unser Auge fesselt. Imposant durch               seine zu vier Stockwerken emporragende Höhe,          bietet er mit seinem              symmetrischen Linien und der gediegenen Ornamentik seiner                       Facade einen architektonisch bedeutenden Anblick. Auf ein großes und vortheilhaft            situiertes Terrain gestellt, bildet das Haus die Fronte nach     nach  drei Gassen zu. Mit der            Hauptfronte dem Glacis zugekehrt, wird es eine Zierde des künftigen Boulevard           Boulevard  bilden. Über dem hohen Bogentore prangt in goldenen Lettern '''„Bösendorfer'''“; wir   befinden uns vor dem neuen kürzlich vollendeten Wohn – und Fabriketablissement der hochberühmten Firma Bösendorfer. Eintretend, empfängt uns ein in weichen               Bogenlinien aufstrebendes, reich ornamentiertes, mit glänzendem lichten               Marmorstuk bekleidetes, nachts von geschmackvollen Glaskandelabers glänzend      erleuchtetes    Vestibül, das in zwei Treppen mündet., deren eine zu den    Wohnungstracten, die andere in die Claviersäle und Fabriksräume führt. Unsere                Schritte nach letzterer hinlenkend, betreten wir zunächst das glasumschlossene              glasumschlossene  Stiegenhaus, das, gleich dem Vestibül, polirten Mamormorstuk als Wandverkleidung            Wandverkleidung  zeigt. Der Fußboden hier wie auf den Stiegenabsätzen ist geschliffenes Mosaik.'' ''              Im quadratischen Freiraum dieses Stiegenhauses steht die überlebensgroße, samt            dem Postamente bis zur halben Höhe des ersten Stockwerkes reichende, äußerst          gelungene Zinkstatue Beethoven’s. Über die mit zierlichem vergoldeten Eisengeländer            versehene breite, mit               eleganten Lauftüchern belegte Freitreppe ins erste Stockwerk               gelangend, treten wir, an einem die Höhe der Wand einnehmenden, versenkten       Venetianerspiegel. Mangels persönlicher Eitelkeit ohne weiteres            vorübergehend, in       den Claviersaal, dessen Raum 30-40 Instrumente bequem faßt, die sich da der      Auswahl der Käufer präsentieren. Der Saal,           ein Oblong, ist äußerst geschmackvoll            gemalt. Die Wände, von brauner Grundfarbe, sind durch lichtere, mit Goldstäben               eingefaßte Säulenstreifen in breite Felder geteilt. Der Plafond zerfällt in ein großes, mit einem mythologischen Bilde geziertes Mittelfeld, und zwei kleinere Seitenfelder,               die musikalische Embleme enthalten. … Lindtner ist der Name des Malers      … .         Außer der Büste des verewigten Gründers dieses, von dem Sohne … und Chef der       Fabrik Ludwig Bösendorfer, zur Vollendung gebrachten Baues … entbehrt der …    Saal               jedes weiteren Einrichtungsschmuckes. … ''
''               Im quadratischen Freiraum dieses Stiegenhauses steht die überlebensgroße, samt dem Postamente bis zur halben Höhe des ersten Stockwerkes reichende, äußerst gelungene Zinkstatue Beethoven’s. Über die mit zierlichem vergoldeten Eisengeländer versehene breite, mit  eleganten Lauftüchern belegte Freitreppe ins erste Stockwerk  gelangend, treten wir, an einem die Höhe der Wand einnehmenden, versenkten Venetianerspiegel. Mangels persönlicher Eitelkeit ohne weiteres vorübergehend, in den Claviersaal, dessen Raum 30-40 Instrumente bequem faßt, die sich da der      Auswahl der Käufer präsentieren. Der Saal, ein Oblong, ist äußerst geschmackvoll  gemalt. Die Wände, von brauner Grundfarbe, sind durch lichtere, mit Goldstäben eingefaßte Säulenstreifen in breite Felder geteilt. Der Plafond zerfällt in ein großes, mit einem mythologischen Bilde geziertes Mittelfeld, und zwei kleinere Seitenfelder,  die musikalische Embleme enthalten. … Lindtner ist der Name des Malers  …  . Außer der Büste des verewigten Gründers dieses, von dem Sohne … und Chef der       Fabrik Ludwig Bösendorfer, zur Vollendung gebrachten Baues … entbehrt der … Saal  jedes weiteren Einrichtungsschmuckes. … ''''Über dem Claviersaale, eine Treppe höher, liegt ein zweiter gleich großer Saal, der mit    lichtgrauen Tapeten bekleidet und einem arabeskenreichen Plafond geziert ,      provisorisch zu musikalischen Produktionen dient, in der Folge aber, bis der             große, für ein Orchester und 6 – bis 800 Zuhörer Raum bietende Concertsaal zum      Ausbau gelangt, seiner Bestimmung, gleichfalls als Repositoire für fertige     Instrumente, zurückgegeben werden wird.   21)'' '' ''
'' ''Das vielfältige Angebot der Klavierfirma Bösendorfer wurde mit einer besonderen Attraktivität abgerundet: Übemöglichkeiten für minder bemittelte Sänger, Instrumentalisten. 1919, im Nachruf auf Ludwig Bösendorfer, erinnert sich der ehemalige Star der Hofoper, Caroline Gomperz-Bettelheim 22)
''           … Ich war ein junger Fratz, als ich noch in der Türkenstraße im damaligen Bösendorferschen Klaviersalon üben durfte und mir traumhaft und mit Verehrung sein Name entgegenklang. Schon damals beglückte er (''Ludwig Bösendorfer, Anm.d.Verf.)'' arme Spieler mit ins Haus gelieferten „Flügeln“, damit sie diesen leichter wüchsen. Die Konservatorien erklangen von seinen Fabrikaten und den Preisgekrönten widmete er ein Bösendorfer-Klavier schenkweise (''sic!'') . … 23)''
''              … Ich war ein junger Fratz, als ich noch in der Türkenstraße im damaligen        Bösendorferschen Klaviersalon üben durfte und mir traumhaft und mit Verehrung      sein Name entgegenklang. Schon damals beglückte er ( ''gemeint ist Ludwig''    ''Bösendorfer, AnmDas Jahr 1859 wird zum Schicksalsjahr für Familie und Firma.d.Verf.)'' arme Spieler mit ins Haus gelieferten „Flügeln“, damit sie          diesen leichter wüchsen. Die Konservatorien erklangen von seinen Fabrikaten und den    Preisgekrönten widmete er ein Nach längerer Krankheit stirbt Ignaz Bösendorfer-Klavier schenkweise (''sic!'') . … 23)''
''           „ Für das musikalische Wien war der 15.April [''Todestag von Ignaz Bösendorfer, Anm. d.Verf.''] ein Tag begründeter Trauer. In den Abendstunden gab es der entseelten Hülle   eines Mannes das letzte Geleite … . ''
Das Jahr 1859 wird zum Schicksalsjahr ''              Des Künstlers bester Lobredner ist sein Werk. Ein ‚Bösendofer Flügel‘ ist nachgerade ein Sammelbegriff aller Vorzüge geworden, welche die Erzeugnisse der Clavierbaukunst aufweisen müssen, sollen sie den Forderungen der vorgeschrittenen Technik, wie des Kunstgeschmackes nach jeder Richtung hin entsprechen. Was für  …  den Geiger eine Guarneri oder Stradivari , das wurde für Familie Pianisten ein       Bösendorfer’sches Klavier – das Ziel ihrer Wünsche. … Bösendorfer als Menschen, gebührt aber ein nicht minder ehrenvoller Nachruf. Mit vielseitiger Bildung verband der Dahingeschiedene eine Liebenswürdigkeit und FirmaZuvorkommenheit des Benehmens, die ihm das Herz eines jeden mit ihm in Berührung Tretenden gewann. Nach längerer Krankheit stirbt Ignaz Er gehörte aber auch zu den wenigen Menschen, die das Herz auf dem rechten Fleck  ''tragen. ''Strengste Rechtlichkeit, Sittlichkeit und echte Humanität  wiederspiegelte sein   ganzes Leben, … Bösendorferunterstützte die Kunst und ihre Jünger auf eine wahrhaft chevalereske Weise, und die leidende Menschheit hat nie vergebens an seinen Wohltätigkeitssinn appelliert.… 24)''
''              „ Für das musikalische Wien war der 15.April [Todestag von Ignaz Bösendorfer, Anm.       d.Verf.] ein Tag begründeter Trauer. In den Abendstunden gab es der entseelten Hülle   eines Mannes das letzte Geleite … . '' ''              Des Künstlers bester Lobredner ist sein Werk. Ein ‚Bösendofer Flügel‘ ist nachgerade              ein Sammelbegriff aller Vorzüge geworden, welche die Erzeugnisse der            Clavierbaukunst aufweisen müssen, sollen sie den Forderungen der vorgeschrittenen     Technik, wie des Kunstgeschmackes               nach jeder Richtung hin entsprechen. Was für …       den Geiger eine Guarneri oder Stradivari , das wurde für Pianisten ein            Bösendorfer’sches Klavier – das Ziel ihrer Wünsche. … Bösendorfer als Menschen,        gebührt aber ein nicht minder ehrenvoller Nachruf. Mit vielseitiger Bildung verband               der Dahingeschiedene eine Liebenswürdigkeit und Zuvorkommenheit des Benehmens,           die ihm das Herz eines jeden mit ihm in Berührung Tretenden gewann. Er gehörte            aber auch zu den wenigen Menschen, die das Herz auf dem rechten Fleck    ''tragen. ''Strengste Rechtlichkeit, Sittlichkeit und echte Humanität        wiederspiegelte sein   ganzes Leben, … Bösendorfer unterstützte die Kunst und ihre Jünger auf eine wahrhaft               chevalereske Weise, und die leidende Menschheit hat nie vergebens an seinen          Wohltätigkeitssinn appelliert. … 24)'' '' ''   '''Mit meinen „Flügeln“ komme ich überall hin'''  ====='''„Denn das was gelungen ist, konnte auch mißlingen …“'''=====
''' '''
<div style='text-align: center;'>''S’gibt nur an Bösendorfer,''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''s’gibt nur a Wien.''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''In seineKlavier''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''Steckt der Beethoven drin.''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''Bösendorfer und Liszt''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''San zwa sehr schöne Nam‘''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''Klavier macht der Ane ---''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''Der And’re haut’s zsamm ! 12)''</div>
<div style="text-align: center;">''S’gibt nur an Bösendorfer,''</div><div style="text-align: center;">''s’gibt nur a Wien.''</div><div style="text-align: center;">''In seineKlavier''</div><div style="text-align: center;">''Steckt der Beethoven drin.''</div><div style="text-align: center;">''Bösendorfer und Liszt''</div><div style="text-align: center;">''San zwa sehr schöne Nam‘''</div><div style="text-align: center;">''Klavier macht der Ane ---''</div><div style="text-align: center;">''Der And’re haut’s zsamm ! 12)''</div><div style="text-align: center;">'' ''</div>
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<div style='"text-align: justify;'">''                            „ … 6 1/2 Oktaven Nußbaum, verfertigt. Das erste mit gewölbtem      Resonanzboden, der Kasten von Moritz aus Wien, das Holz schlicht, der Ton heiter … .      15.Februar 1829. “ … „Das 2te mit gewölbten Boden „ … 27.April 1829'' , in: Das        Klavier vor 1850, S.205</div>
7.Friedrich Hoxa (1793 – nach 1858). Er war ein sehr erfindungsreicher Mann; seine wichtigste Erfindung um nicht zu sagen Entdeckung war der Gußeisenrahmen, den er auf der Wiener Gewerbe-und Produktenausstellung 1839 der Öffentlichkeit präsentierte. … Anhängeleiste, Stimmstock und Verspreizung ist von Gußeisen, alle Bestandteile miteinander verbindend aus demselben Metall sind auch die Stifte … damit ist der Resonanzboden von dem spannenden Druck der Saiten befreit . … zit. in: Das Klavier vor 1850, S.208
<div style='"text-align: center;'">'''Mit meinen „Flügeln“ komme ich durch die ganze Welt'''</div> <div style='"text-align: center;'">LUDWIG BÖSENDORFER</div> <div style='"text-align: center;'">1835 - 1919</div> <div style='"text-align: center;'">von</div> <div style='"text-align: center;'">Dagmar Saval</div> 
= =
 
=Wie oft wenn Deine schlanken Finger springen …=
'''Das Klavier. Pandämonium- Lustobjekt – Möbelstück – Ärgernis ?'''
<div style='"text-align: center;'">''Wie oft, wenn Deine schlanken Finger springen''</div> <div style='"text-align: center;'">''Über das Holz, beglückt durch ihr Berühren,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Daß wunderbare Weisen ihm entklingen,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Die wohllautvoll mein Ohr und Herz verführen,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Beneid ich diese Tasten, wie sie nippen''</div> <div style='"text-align: center;'">''Glückseligkeit, von Deiner Hand gespendet,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Derweil errötend meine armen Lippen''</div> <div style='"text-align: center;'">''I h r Anrecht sehn an kühnes Holz verschwendet.''</div> <div style='"text-align: center;'">''Gern würden sie um solche Wonne tauschen''</div> <div style='"text-align: center;'">''Mit jeder Taste, die sich tanzend bückt:''</div> <div style='"text-align: center;'">''Wenn lieber Deiner Hand melodisch Rauschen''</div> <div style='"text-align: center;'">''Das tote Holz als meinen Mund beglückt.''</div> <div style='"text-align: center;'">''Doch wenn das freche Holz geküßt sein muß;''</div> <div style='"text-align: center;'">''Reich ihm die Hand, die Lippe m i r zum Kuß! 1)''</div> <div style='"text-align: center;'">'' ''</div>
Wer war wohl die zauberhafte Schöne, die William Shakespeare so genußvoll beim Spielen beobachtet, den zarten Klängen des Virginals 2) hingegeben lauscht ?. In diesem Sonett versucht er seine Empfindungen, Sehnsüchte einzufangen, sie auszusprechen, in der Hoffnung für die Mühe des Zuhörens wenigstens eine Kuss als Lohn zu erhaschen? – Wer Shakepeares Dichtungen liebt und kennt, weiß, daß Musik ein unverwechselbarer , gestalterischer Teil seines Werkes ist. Doch ich frage mich, hat er Musik geliebt, oder war es allein der Theaterpraktiker, der Bühnenmensch, der wußte – ohne Musik geht’s nun mal nicht. Wenn er süchtig war nach Musik, drückt das Sonett seine magische Faszination aus oder liegt hier nicht vielleicht ein Fall von produktiver Verwechslung vor mit seinem Objekt der Begierde, der Spielerin,? – Wie auch immer, klinisch nüchtern seziert: Ein erster Fall von Tastenseuche.
<div style='text-align: center;'>''An Laura''</div>
<div style="text-align: center;">''An Laura''</div><div style="text-align: center;'">'' ''</div> <div style='"text-align: center;'">''Wenn dein Finger durch die Saiten meistert –''</div> <div style='"text-align: center;'">''Laura, itzt zur Statue entgeistert,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Zauberin! Mit Tönen, wie''</div> <div style='"text-align: center;'">''Mich mit Blicken, zwingst du sie.''</div> <div style='"text-align: center;'">''…''</div> <div style='"text-align: center;'">''Seelenvolle Harmonien wimmeln,''</div> <div style='"text-align: center;'">''ein wollüstig Ungetüm,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Aus den Saiten, wie aus ihren Himmeln''</div> <div style='"text-align: center;'">''Neugeborne Seraphim;''</div> <div style='"text-align: center;'">''Wie, des Chaos Riesenarm entronnen,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Aufgejagt vom Schöpfungssturm, die Sonnen''</div> <div style='"text-align: center;'">''Funkelnd fuhren aus der Nacht,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Strömt der Töne Zaubermacht.''</div> <div style='"text-align: center;'">'' ''</div>
Friedrich Schiller dichtet in vielen Strophen ein klavierspielendes Mädchen, vielleicht auch eine klavierspielende Dame an, setzt ihr ein liebendes Denkmal mit nicht nur einem Gedicht. Wer diese angebetete Laura war, wir wissen über sie genau so wenig wie über die bewunderte Schöne in Shakespeares Sonett. Beide Gedichte erzählen von der Faszination die Klavierspielen auf den Hörer wie den Spieler gleichermaßen ausübt.
<div style='text-align: center;'>''Über weiße Tasten   gleitet''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''Eine weiche Frauenhand,''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''In ihr glanzerfülltes Auge''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''Blickt ein Jüngling unverwandt.''</div>
 
<div style='text-align: center;'>'' ''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''Und sie gießen in das Tonmeer''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''Liebestrunkenen Choral,''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''Dabei treten ihre Füße''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''Hübsch gemeinsam das Pedal.''</div>
 
<div style='text-align: center;'>'' ''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''Nebenan spielt Liszt, Beethoven''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''Ein gepriesner Virtuos,''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''Sieht das Kleine nur im Großen,''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''Und sieht sich den Kleinen groß.''</div>
 
<div style='text-align: center;'>'' ''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''Eine höhre Tochter martert''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''Mitleidslos das Instrument,''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''Ihre Mutter meint dann selig:''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''„Nicht wahr, Elsa hat Talent!“''</div>
 
<div style='text-align: center;'>'' ''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''Bei der neuzeitigen Folter''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''Mich nur eines nicht verdrießt''</div>
<div style="text-align: center;">''Über weiße Tasten   gleitet''</div><div style="text-align: center;">''Eine weiche Frauenhand,''</div><div style="text-align: center;">''In ihr glanzerfülltes Auge''</div><div style="text-align: center;">''Blickt ein Jüngling unverwandt.''</div><div style="text-align: center;">'' ''</div><div style="text-align: center;">''Und sie gießen in das Tonmeer''</div><div style="text-align: center;">''Liebestrunkenen Choral,''</div><div style="text-align: center;">''Dabei treten ihre Füße''</div><div style="text-align: center;">''Daß vom alten BösendorferHübsch gemeinsam das Pedal.''</div><div style="text-align: center;">'' ''</div><div style="text-align: center;">''Nebenan spielt Liszt, Beethoven''</div><div style="text-align: center;">''Ein gepriesner Virtuos,''</div><div style="text-align: center;">''Das Klavier gezimmert istSieht das Kleine nur im Großen,''</div><div style="text-align: center;">''Und sieht sich den Kleinen groß.''</div><div style="text-align: center;">'' ''</div><div style="text-align: center;">''Eine höhre Tochter martert''</div><div style="text-align: center;">''Mitleidslos das Instrument,''</div><div style="text-align: center;">''Ihre Mutter meint dann selig:''</div><div style="text-align: center;">''„Nicht wahr, Elsa hat Talent!“''</div><div style="text-align: center;">'' ''</div><div style="text-align: center;">''Bei der neuzeitigen Folter''</div><div style="text-align: center;">''Mich nur eines nicht verdrießt''</div><div style="text-align: center;">''Daß vom alten Bösendorfer''</div><div style="text-align: center;">''Das Klavier gezimmert ist.''</div><div style="text-align: center;">'' ''</div><div style="text-align: center;">''Meine ramponierten Nerven''</div> <div style='"text-align: center;'">''Wärn zersägt, zerfressen schon''</div> <div style='"text-align: center;'">''Hätte nicht der „Bösendorfer“''</div> <div style='"text-align: center;'">''Seinen wundervollen Ton.''</div> <div style='"text-align: center;'">'' ''</div> <div style='"text-align: center;'">''Deshalb ist zu seinem Preise''</div> <div style='"text-align: center;'">''Höchstes Lob erst groß genug,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Denn sein „Flügel“ hat geschaffen''</div> <div style='"text-align: center;'">''Des Klavieres „Höhenflug“.2)''</div> <div style='"text-align: center;'">'' ''</div>
Da höre ich Busoni protestierend ausrufen:
<div style='"text-align: center;'">''Mit Recht erscheint uns das Klavier,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Wenn’s schön poliert, als Zimmerzier.''</div> <div style='"text-align: center;'">''Ob’s außerdem Genuß verschafft,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Bleibt hin und wieder zweifelhaft.''</div> 
Das Klavier - es ist und bleibt DAS magische Kultobjekt, es entfaltet jenes Pandämonium, das nicht nur große Pianisten bis heute heraufbeschwören; wann immer jemand es zum Klingen bringt, gerät Jedermann in seinen Bann.
<div style='text-align: center;'>''S’gibt nur an Bösendorfer,''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''s’gibt nur a Wien.''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''In seineKlavier''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''Steckt der Beethoven drin.''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''Bösendorfer und Liszt''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''San zwa sehr schöne Nam‘''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''Klavier macht der Ane ---''</div>
 
<div style='text-align: center;'>''Der And’re haut’s zsamm ! 12)''</div>
<div style="text-align: center;">''S’gibt nur an Bösendorfer,''</div><div style="text-align: center;">''s’gibt nur a Wien.''</div><div style="text-align: center;">''In seineKlavier''</div><div style="text-align: center;">''Steckt der Beethoven drin.''</div><div style="text-align: center;">''Bösendorfer und Liszt''</div><div style="text-align: center;">''San zwa sehr schöne Nam‘''</div><div style="text-align: center;">''Klavier macht der Ane ---''</div><div style="text-align: center;">''Der And’re haut’s zsamm ! 12)''</div><div style="text-align: center;">'' ''</div>
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<div style='"text-align: justify;'">''                            „ … 6 1/2 Oktaven Nußbaum, verfertigt. Das erste mit gewölbtem      Resonanzboden, der Kasten von Moritz aus Wien, das Holz schlicht, der Ton heiter … .      15.Februar 1829. “ … „Das 2te mit gewölbten Boden „ … 27.April 1829'' , in: Das        Klavier vor 1850, S.205</div>
7.Friedrich Hoxa (1793 – nach 1858). Er war ein sehr erfindungsreicher Mann; seine wichtigste Erfindung um nicht zu sagen Entdeckung war der Gußeisenrahmen, den er auf der Wiener Gewerbe-und Produktenausstellung 1839 der Öffentlichkeit präsentierte. … Anhängeleiste, Stimmstock und Verspreizung ist von Gußeisen, alle Bestandteile miteinander verbindend aus demselben Metall sind auch die Stifte … damit ist der Resonanzboden von dem spannenden Druck der Saiten befreit . … zit. in: Das Klavier vor 1850, S.208