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Aus Dagmar Saval Wünsche
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'''Erste Erfolge. Die Weltausstellungen 1862 und 1867'''
======'''''„Eine große Zeit…“. ''''''''Der Claviermacher als Mäzen, Geschäftsmann im Zentrum der Wiener Musikwelt'''======
'''''„Der Klang lebte… “''. Der Bösendorfersaal'''
====='''Inhaltsverzeichnis''„Mit meinen 'Flügeln' komme ich durch die ganze Welt''“ …'''=========='''''„In meinen Werkstätten …“''. Turbulenzen 1873 – 1901'''====='''''„Liebster Freund! Ich bin a'''lt''''''' …''“. Endzeit'''
=====''' ''''''Nachwort '''========='''Anhang'''===='''Tabellarische Biographie Ignaz Bösendorfer'''
''' Tabellarische Biographie Ludwig Bösendorfer'''
'''„Wie oft wenn deine schlanken Finger springen…Anmerkungen'''
''' Das Klavier. Pandämonium- Lustobjekt – Möbelstück – Ärgernis ?Quellenangaben und Literaturhinweise '''
= =="Wie oft wenn Deine schlanken Finger springen …"=''' Das Klavier. Pandämonium- Lustobjekt – Möbelstück – Ärgernis ?'''
<div style="text-align: center;">''Wie oft, wenn Deine schlanken Finger springen''</div><div style="text-align: center;">''Über das Holz, beglückt durch ihr Berühren,''</div><div style="text-align: center;">''Daß wunderbare Weisen ihm entklingen,''</div><div style="text-align: center;">''Die wohllautvoll mein Ohr und Herz verführen,''</div><div style="text-align: center;">''Beneid ich diese Tasten, wie sie nippen''</div><div style="text-align: center;">''Glückseligkeit, von Deiner Hand gespendet,''</div><div style="text-align: center;">''Derweil errötend meine armen Lippen''</div><div style="text-align: center;">''I h r Anrecht sehn an kühnes Holz verschwendet.''</div><div style="text-align: center;">''Gern würden sie um solche Wonne tauschen''</div><div style="text-align: center;">''Mit jeder Taste, die sich tanzend bückt:''</div><div style="text-align: center;">''Wenn lieber Deiner Hand melodisch Rauschen''</div><div style="text-align: center;">''Das tote Holz als meinen „Flügeln“ komme ich überall hin…Mund beglückt.''</div><div style="text-align: center;">''Doch wenn das freche Holz geküßt sein muß;''</div><div style="text-align: center;">''Reich ihm die Hand, die Lippe m i r zum Kuß! 1)''</div><div style="text-align: center;">'' ''</div>Wer war wohl die zauberhafte Schöne, die William Shakespeare so genußvoll beim Spielen beobachtet, den zarten Klängen des Virginals 2) hingegeben lauscht ?. In diesem Sonett versucht er seine Empfindungen, Sehnsüchte einzufangen, sie auszusprechen, in der Hoffnung für die Mühe des Zuhörens wenigstens eine Kuss als Lohn zu erhaschen? – Wer Shakepeares Dichtungen liebt und kennt, weiß, daß Musik ein unverwechselbarer , gestalterischer Teil seines Werkes ist. Doch ich frage mich, hat er Musik geliebt, oder war es allein der Theaterpraktiker, der Bühnenmensch, der wußte – ohne Musik geht’s nun mal nicht. Wenn er süchtig war nach Musik, drückt das Sonett seine magische Faszination aus oder liegt hier nicht vielleicht ein Fall von produktiver Verwechslung vor mit seinem Objekt der Begierde, der Spielerin,? – Wie auch immer, klinisch nüchtern seziert: Ein erster Fall von Tastenseuche.
Das ''' 'arpicembalo che fà il piano e forte''von Bartolomeo Cristofori 3) löst fast ein Erdbeben in der Spielmanier und Spielkultur aus, animiert die Komponisten neue Wege der musikalischen Erfindung zu suchen, zu gehen. Töne spielen nun untereinander zwischen leise- piano und forte – laut in allen Abstufungen, Herausforderung auch für den Instrumentenmacher nach mehr technischen Möglichkeiten einer Verbesserung der Tongebung, der Spielmöglichkeiten zu suchen, sie anzubieten. Instrumentenbauer und Musiker spielen sich die Tasten-Bälle zu.
== ====''An Laura'Erste Erfolge'==<div style="text-align: center;">'' ''</div><div style="text-align: center;">''Wenn dein Finger durch die Saiten meistert –''</div><div style="text-align: center;">''Laura, itzt zur Statue entgeistert,''</div><div style="text-align: center;">''Zauberin! Mit Tönen, wie''</div><div style="text-align: center;">''Mich mit Blicken, zwingst du sie.''</div><div style="text-align: center;">''…''</div><div style="text-align: center;">''Seelenvolle Harmonien wimmeln,''</div><div style="text-align: center;">''ein wollüstig Ungetüm,''</div><div style="text-align: center;">''Aus den Saiten, wie aus ihren Himmeln''</div><div style="text-align: center;">''Neugeborne Seraphim;''</div><div style="text-align: center;">''Wie, des Chaos Riesenarm entronnen,''</div><div style="text-align: center;">''Aufgejagt vom Schöpfungssturm, die Sonnen''</div><div style="text-align: center;">''Funkelnd fuhren aus der Nacht,''</div><div style="text-align: center;">''Strömt der Töne Zaubermacht. Die Weltausstellungen 1862 und 1867''</div><div style="text-align: center;">'' ''</div>Friedrich Schiller dichtet in vielen Strophen ein klavierspielendes Mädchen, vielleicht auch eine klavierspielende Dame an, setzt ihr ein liebendes Denkmal mit nicht nur einem Gedicht. Wer diese angebetete Laura war, wir wissen über sie genau so wenig wie über die bewunderte Schöne in Shakespeares Sonett. Beide Gedichte erzählen von der Faszination die Klavierspielen auf den Hörer wie den Spieler gleichermaßen ausübt.
Das Klavier wurde zum Prestigeobjekt, zum Vorzeigemöbel des gehobenen Bürgerstandes, zeigte, daß man es „zu etwas gebracht hatte“. Diese unselige Allianz dauerte bis weit in das 20.Jahrhundert.
Das Instrument zur „Verführung“ potentieller Heiratskandidaten mußte natürlich ein Bösendorfer sein! Noch 1905 konnte ein Rezensent 7) zu Bösendorfers 70. Geburtstag und dem 50-jährigen Firmenjubiläum frisch und fröhlich reimen:
== ''Ludwig Bösendorfer als Ehrenretter des Klaviers Klaviers '' '' '' ==<div style='"text-align: center;'">''Über weiße Tasten gleitet''</div> <div style='"text-align: center;'">''Eine weiche Frauenhand,''</div> <div style='"text-align: center;'">''In ihr glanzerfülltes Auge''</div> <div style='"text-align: center;'">''Blickt ein Jüngling unverwandt.''</div> <div style='"text-align: center;'">'' ''</div> <div style='"text-align: center;'">''Und sie gießen in das Tonmeer''</div> <div style='"text-align: center;'">''Liebestrunkenen Choral,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Dabei treten ihre Füße''</div> <div style='"text-align: center;'">''Hübsch gemeinsam das Pedal.''</div> <div style='"text-align: center;'">'' ''</div> <div style='"text-align: center;'">''Nebenan spielt Liszt, Beethoven''</div> <div style='"text-align: center;'">''Ein gepriesner Virtuos,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Sieht das Kleine nur im Großen,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Und sieht sich den Kleinen groß.''</div> <div style='"text-align: center;'">'' ''</div> <div style='"text-align: center;'">''Eine höhre Tochter martert''</div> <div style='"text-align: center;'">''Mitleidslos das Instrument,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Ihre Mutter meint dann selig:''</div> <div style='"text-align: center;'">''„Nicht wahr, Elsa hat Talent!“''</div> <div style='"text-align: center;'">'' ''</div> <div style='"text-align: center;'">''Bei der neuzeitigen Folter''</div> <div style='"text-align: center;'">''Mich nur eines nicht verdrießt''</div> <div style='"text-align: center;'">''Daß vom alten Bösendorfer''</div> <div style='"text-align: center;'">''Das Klavier gezimmert ist.''</div> <div style='"text-align: center;'">'' ''</div> <div style='"text-align: center;'">''Meine ramponierten Nerven''</div> <div style='"text-align: center;'">''Wärn zersägt, zerfressen schon''</div> <div style='"text-align: center;'">''Hätte nicht der „Bösendorfer“''</div> <div style='"text-align: center;'">''Seinen wundervollen Ton.''</div> <div style='"text-align: center;'">'' ''</div> <div style='"text-align: center;'">''Deshalb ist zu seinem Preise''</div> <div style='"text-align: center;'">''Höchstes Lob erst groß genug,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Denn sein „Flügel“ hat geschaffen''</div> <div style='"text-align: center;'">''Des Klavieres „Höhenflug“.2)''</div> <div style='"text-align: center;'">'' ''</div>
Da höre ich Busoni protestierend ausrufen:
'' Man achte das Pianoforte'' ! ''Seine Nachteile sind offenbar, stark und unwiderruflich. Das Nicht-Halten des Tones, und die unbarmherzige , harte Einteilung in unalterable Halbtöne. Aber seine Vorzüge und Vorrechte sind kleine Wunder. ''
'' Man achte das Pianoforte'' ! '' Seine Nachteile sind offenbar, stark und unwiderruflich. Das Nicht-Halten des Tones, und die unbarmherzige , harte Einteilung in unalterable Halbtöne. Aber seine Vorzüge und Vorrechte sind kleine Wunder.'' '' Ein einzelner Mensch kann hier etwas Vollständiges beherrschen; die Möglichkeit vom vom Leisesten und Lautesten in einem einzigen Register übertrifft alle anderen Instrumente . … Das Klavier verfügt über die höchsten und die tiefsten anwendbaren Töne. Man Man achte das Klavier. '' '' Der Zweifler bedenke, wie ein Bach, ein Mozart, ein Beethoven, ein Liszt das Klavier Klavier achteten, ihm ihre kostbarsten Gedanken widmeten. '' '' Und das Klavier besitzt etwas, das ihm ganz allein eigen ist, ein unnachahmliches Mittel, eine Photographie des Himmels, eine Strahl des Mondlichtes: das Pedal. Die Wirkungen des Pedals sind noch unerschöpft, weil sie noch immer die Knechte einer engherzigen und unvernünftigen harmonischen Theorie geblieben sind: man geht damit um, als ob man Luft oder Wasser in geometrische Formen bringen wollte. – Beethoven, der unbestreitbar den größten Fortschritt im Klavier vollführte, ahnte die Natur des Pedals und ihm verdanken wir die ersten Freiheiten.- Das Pedal ist verrufen . Sinnlose Ungesetzlichkeiten sind daran Schuld. Man versuche es mit sinnreichen '' '' Ungesetzlichkeiten. … 8)'' '' ''
Der erste Brief, den Busoni an Bösendorfer schreibt, ist ein Dankesbrief; das Deutsch ist noch etwas holprig.
Er schreibt an Céleste und Ludwig Bösendorfer:
Triest, 18. Februar 1876
''Gnädige Frau! Und Herr Ritter von Bösendorfer, Vor meiner Abreise habe ich die Ehre Ehre gehabt den Herr Ritter und Frau Gemahlin zuhause zu treffen. Ich mache mich so frei frei Ihnen zu schreiben um meine Dankbarkeit Ihnen zu zeigen für die Güte, daß der Herr Herr Ritter und die Gnädige Frau für mich gehabt haben.Mein Vater und meine Mutter Mutter lassen Sie empfehlen, und ich verbleibe der Ihnen gnädige Frau und Herr Ritter Ritter gehorsamer Diener Ferruccio Benvenuto Busoni 9)'' '' ''
'' ''Ich blättere weiter in den Briefen zwischen Busoni und Ludwig Bösendorfer; meistens geht es um Klavierleihe, um den Transport zu einem Konzert –in Zeiten, in denen es nur die Post als Kommunikationsmittel gab - denn bei der Post geht’s nicht so schnell - bedeutete jeder Klaviertransport eine logistische Meisterleistung!.
Dann, endlich, finde ich das Credo des Claviermachers Bösendorfer, in einen Brief an Ferruccio Busoni, datiert vom 16.März 1906…
''Hochverehrter Meister, Ihr so überaus liebenswürdiger Brief hat mir größte Freude gemacht. Eine so wohlwollende Äußerung und mich schonende Anordnung vonseiten eines so großen Künstlers dem die ganze musikalische Welt Verehrung und Bewunderung zujubelt, würde mich stolz machen können, '''wenn nicht der Gedanke bei mir feststünde, daß der Claviermacher fortgesetzt verbessern muß um dem vorausgeeilten Künstler dienen zu können.''' Die großen Pianisten habe ich stets als meine Lehrmeister betrachtet.''
'' ''Ein unumstößliches Credo von Ludwig Bösendorfer: „''… das Klavier darf nicht gequält werden …!“ ''Für Ludwig Bösendorfer ist das Instrument, das Klavier, kein Objekt, es ist Subjekt. Als solches muß es entsprechend behandelt, gepflegt, gespielt werden.
Nichts konnte ihn mehr irritieren, als ein Instrumentalist, der das Klavier rein technisch behandelte, mechanisch spielte … und da er auch in der Prüfungskommission des Konservatoriums saß, erlebte er so manches pianistisches Sacrilegium. Was ihm aber besonders gegen den Strich ging, wenn bei Piano oder Pianissimo der Pianist die Verschiebung, das sostenuto-Pedal, einsetzte anstatt tatsächlich piano- pianissimo zu spielen. Das kam seiner Meinung nach einer Mißhandlung des Instruments gleich.
Nun steht, zur Massenware geworden, das einstmals aristokratische Instrument in den bürgerlichen Wohnungen und dort muß es sich seither allerlei gefallen lassen; das reicht von der Ablage für Mäntel, Bücher, Blumen, Wassergläser, bis zu …- die Liste ist beliebig zu erweitern. Es dient als „Zimmerzier“, wie „''Fipps der Affe“ ''von Wilhelm Busch 11) meint:
<div style='"text-align: center;'">''Mit Recht erscheint uns das Klavier,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Wenn’s schön poliert, als Zimmerzier.''</div> <div style='"text-align: center;'">''Ob’s außerdem Genuß verschafft,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Bleibt hin und wieder zweifelhaft.''</div>
Das Klavier - es ist und bleibt DAS magische Kultobjekt, es entfaltet jenes Pandämonium, das nicht nur große Pianisten bis heute heraufbeschwören; wann immer jemand es zum Klingen bringt, gerät Jedermann in seinen Bann.
Eine adelige Dame möchte einen Flügel mit besonders dekorativen Füßen ähnlich den Füßen des Kaiserin Elisabeth-Klavier von 1867; Alice Barbi, Sängerin, Pianistin, nunmehr Baronin Wolff-Stomersee, bestellt einen Flügel, der nach Vilna, ihrem derzeitigen Wohnsitz geschickt werden soll, usw. usw. Überhaupt: die Transporte bedeuten trotz der inzwischen allgemein üblichen Eisenbahn noch immer eine große logistische Herausforderung um pünktlich an ihrem Bestimmungsort einzutreffen. Inzwischen sind die Techniker gekommen; es wird reguliert, intoniert, gestimmt. Bösendorfer setzt sich immer wieder an ein Instrument, spielt, stellt fest: Die Tondauer ist zu kurz. Er winkt dem Techniker – schnalzt mit den Fingern – und der weiß, was er zu tun hat. In einigen Fällen ringt sich der wortkarge Meister zu dem Kommentar durch: ''„Der Diskant muß pfeifen!'' “, denn nur so erreicht man die allerhöchste Brillanz.
'' … Plötzlich eines Tages, schien es mir klar geworden: daß die Entfaltung der Tonkunst an unseren Musikinstrumenten scheitert. Die Entfaltung des Komponisten an dem Studium der Partituren. Wenn „Schaffen“, wie ich es definierte, ein „Formen aus dem Nichts“ bedeutet soll, (und es kann nichts anderes bedeuten); wenn Musik … zur Originalität nämlich zu ihrem eigenen reinen Wesen zurückstreben soll, … wenn sie Konventionen und Formeln wie ein verbrauchtes Gewand ablegen und in schöner Nacktheit prangen soll; diesem Drange stehen die musikalischen Werkzeuge zunächst im Wege. Die Instrumente sind an ihren Umfang. Ihre Klangart und ihre Ausführungsmöglichkeiten festgekettet …abstrakten Klänge, zur hindernislosen Technik, zur tonlichen Unbegrenztheit. … 12)''
Der Claviermacher Ludwig Bösendorfer, in ständigem schöpferischen Dialog mit den Künstlern, die seine Instrumente spielten, versuchte ihren musikalischen Visionen die instrumentalen Möglichkeiten zu schaffen.
Meine Zeitreise ist nicht linear, nicht chronologisch, ich suche nach Impressionen, Spotlights, blättere in den Lebensseiten eines Menschen, treffe Menschen und Ereignisse einer anderen Zeit. Möglich, daß den Leser des 21. Jahrhunderts manches wie Märchen aus 1001 Nacht anmutet, aber Retrospektiven stellen ihre ganz eigenen Regeln auf.
====='''Start eines Flügels - Ignaz Bösendorfer'''''' '''=====
Liszt spielt! 10.März 1846, im Saal der Gesellschaft der Musikfreunde, Tuchlauben 12, gibt Liszt wieder ein Konzert, das Publikum bereitet ihm enthusiastische Ovationen, doch der Rezensent, Heinz Adami 1) von der „Allgemeinen Theater-Zeitung“ ist nicht zufrieden; er meint, Liszt solle doch besser statt des „Streicher’schen“ Flügels einen „Bösendorfer“ spielen. Er begründet dies nicht weiter. Neugierig geworden suche ich nach anderen Rezensionen, blättere in anderen Zeitungen und Zeitschriften, gehe einige Jahre zurück und dann finde ich:
'' … Der Flügel, auf dem der Concertgeber (''Anton Rubinstein, knapp 10-jährig, Anm.d.Verf.)''diesmal spielte, war von Bösendorfer; an schönem Klange in den höheren Octaven den Stein’schen zwar nachstehende, aber durch Gleichmäßigkeit der Tonqualität und kräftigerem Baß zum Concertinstrumente viel Concertinstrumente viel mehr geeignet. Gez. A.J.Becher 2)''
Der Weg zum Durchbruch, daß auch der Bösendorfer’sche Flügel zu DEM Konzertinstrument würde, war lang und schwierig, die Konkurrenz im Wien vor 1850 groß und mächtig. Doch Ignaz Bösendorfer 3), der Klavierbauer, setzte sein Instrument beharrlich durch. Mit 500.- Gulden Startkapital und zwei Gehilfen hatte er angefangen, er etablierte seine junge Firma in der Werkstatt von Josef Brodmann 4), seinem Lehrmeister. 1832 zog sich Josef Brodmann ganz aus dem Geschäft zurück; er hinterließ seinem ehemaligen Schüler und nunmehrigen Firmenchef etwas sehr Wertvolles: seine altgedienten Mitarbeiter und mit ihnen auch die Betriebsgeheimnisse seiner Manufaktur. Wie ein Pianist die Musik in seinen Fingern hat, das gilt, meine ich, auch für den Klavierbauer, der Klang, das Geheimnis, wie man dem Holz den Klang entlockt, ihn zum Leben verhilft, das ist Handarbeit, das haben sie in den Händen.
Reisen in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts war noch sehr beschwerlich, langwierig und kostenaufwendig. Ignaz Bösendorfer scheute aber weder das eine noch das andere, er wollte immer auf dem neuesten Stand der Information und Technik sein. Also bestieg er die Postkutsche, nahm die Unbequemlichkeit in Kauf um die Innovationen anderer Klavierbauer kennenzulernen. Wieder in seiner Werkstatt setzte er die Erfahrungen um, entwickelt vieles neu, veränderte, verbesserte. Daraus folgen bei den eigenen Instrumenten verschiedene Änderungen: die Holzkonstruktion des Corpus wird massiv verstärkt, ebenso der Rahmen, die Saiten; diese werden immer noch parallel gespannt. Die massivere Holzbauweise führt zur Klangveränderung: der zarte, zirpende Klang der alten Instrumente wird umfangreicher, voluminöser, entwickelt eine größere Lautstärke. Die Verstärkung des Rahmens, des Corpus durch mehr Holz führt auch zu dem heute noch charakteristischen Bösendorferklang – reich an Obertönen, sehr warm, sehr gesanglich, schwingend im Bass wie im Sopran, ein sehr lebendiger Klang, der der menschlichen Stimme (wie ein Violoncello) sehr nahe kommt. Um mit Bach zu sprechen - ein wohltemperierter Klang.
'' …Schon die Fortepianos an sich werden mit jedem Jahr durch neue Erfindungen und und Verfeinerungen veredelt, und noch ist nicht abzusehen, wann dieses complicirte complicirte Instrument endlich als vollendet dastehen wird; und in selbigem Verhältnisse haben die Virtuosen unserer Zeit, durch ihr Spiel, sowie durch ihre Compositionen, der Behandlung des Fortepianos eine Vollendung gegeben und dem Vortrage eine Vielseitigkeit abgewonnen, die man früher nicht ahnen konnte“ . …''
meint Carl Czerny 10) im Vorwort zur Klavierschule von August Eberhard Müller, 1825.
In einem Bericht von 1844 kann man lesen:
''…Es waren auch fast alle Künstler, die auch auf seinen Flügeln sich hier hören ließen, … Thalberg und Liszt, um nicht bloß für den schönen Gesang seiner seiner Fabrikate, sondern auch für deren Dauerhaftigkeit (Solidität) vollkommene Garantie zu haben. … Nicht zu verkennen ist auch, daß Bösendorfer, so wie Streicher mit mit besonderer Humanität ihre Säle den Virtuosen zu Privatkonzerten überlassen, und ersterer auch von Zeit zu Zeit Soirées veranstaltet, wo nicht nur anerkannte Meister Meister … , sondern auch aufstrebende Kunstjünger von einem sehr gewählten Kunstpublikum gehört werden … 11)''
Ein anderer Zeitgenosse, der Liszt und Chopin in Paris nicht nur besucht hat, sondern ein aufmerksamer und intensiver Zuhörer ihrer Kunst war, erinnert sich:
'' … Liszt spielt nicht etwa Klavier, er erzählt am Klavier seine mit dem Gange unserer unserer Zeiten auf`s engste verknüpfte, sie wider spiegelden Geschicke. Liszt ist eine … … Geschichte des Tasteninstrumentes … Tasteninstrumentes … Liszt ist Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Zukunft des Pianoforte. … 12)''
Mit dem Liszt-Konzert vom 10.März 1846 begann die enge Verbindung, wenn auch mit großen zeitlichen Unterbrechungen zwischen „Bösendorfer“ und Franz Liszt 13) und damit – möchte ich behaupten - der Höhenflug des „Bösendorfer“ – Klavier. Der „Bösendorfer“ kommt nun mit seinen „Flügeln“ überall hin, seine Flügel werden zu Wanderern zwischen den Welten.
1846:
''' '''''… Liszt spielt mit Karl Maria von Bocklet vierhändig die Sonate in As-Dur von Hummel, begleitete zwei Lieder von Hoven , … wobei Liszt das erste Mal an einen Bösendorfer-Klavier spielte … 14)''
Über ein Nachtkonzert vom 31,März 1846:
'' … Er (Liszt) bediente sich diesmal des bekannten Bösendorfer’schen Ausstellungs- Instruments mit der Erard’schen Mechanik, dessen Vortrefflichkeit an diesem heißen Abende sich eigentlich erst recht bewährte. Nicht nur dessen schöner Klang machte machte sich unter solchen Meisterhänden geltend, sondern auch Saiten und Stimmung hietlen hielten tüchtig bis zum Schlusse aus, was nach drei solchen Concertstücken und bei der Energie, womit Liszt das Clavier hernimmt, gewiß nicht wenig zu wundern ist … 15)''
Das Ende der Gastspieltätigkeit in Wien, 1846, bedeutet keineswegs, daß Liszt erst wieder in den 1870er Jahren nach Wien kommt; jährlich und regelmäßig fährt er nach Wien um hier mit seinem Onkel-Cousin Eduard Liszt 16), der im Schottenhof wohnt seinen Namenstag zu feiern, Freunde, bEkannte besuchen, Kontakte pflegen. So kurz diese Aufenthalte auch immer gewesen sind, sie werden aufmerksam registriert, es wird darüber berichtet. Ein Besuch bei Bösendorfer, eine gesellschaftliche Begegnung hat es sicher immer wieder gegeben, wenn auch der nächste tatsächlich nachweisbare Kontakt mit 1870 beginnt; in jenen Jahren, die Liszt als seine „Vie trifurquée“ 17) bezeichnete. Das erste überlieferte Schreiben des Komponisten an Ludwig Bösendorfer datiert vom 17. November 1870. Liszt hält sich in Pest auf.
'' … Nun haben Sie abermals für mein musikalisches Wohl in Pest trefflichst gesorgt. Ihre beiden Flügel prangen im Salon der Stadt Pfarrei … Schönsten Dank , - zunächst an Ihre Frau, die mich durch ihre liebenswürdige Blumen-Sendung … sehr erfreute – und hoffentlich auf baldiges Wiedersehen … 18)''
Um 1850 stand Ignaz Bösendorfer vor einer bedeutsamen Entscheidung: erweitern, anbauen und damit die Verlagerung der Manufaktur in einen anderen Stadtteil, denn in der Josefstadt gab es nicht genügend Baugrund, oder in der Josefstadt im angestammten Umfeld bleiben mit dem Endeffekt, weniger Verkaufszahlen zu erwirtschaften, weniger öffentliche Anerkennung zu erhalten. Die Entscheidung fiel zugunsten eines völligen Neubaus, für den Umzug und die Verlagerung der Werkstätten, damit die Produktion nach dem neuesten handwerklich-technischen Standard weitergeführt werden konnte. Ein Konzertsaal für rund 200 Personen wurde in die Planung mit einbezogen. 19) Die Fertigstellung des neuen Hauses, der Werkstätten, der Schauräume und des Konzertsaals hat Ignaz Bösendorfer nicht mehr erlebt; sein Sohn Ludwig führte den Bau in seinem Sinn zu Ende.
In den „Blättern für Musik, Theater und Kunst“ berichtete ein „Flaneur durch Wiens Klaviersäle“ 20) voller Begeisterung über den neuen Bösendorfersaal, das Wohnhaus, die Fabrik, die Schauräume in NeuWien, Türkenstraße 9:
'' '' '' … Wenden wir unsere Schritte nunmehr nach den Ateliers der hervorragenden hervorragenden Clavierindustriellen. Den Weg über das Schottenglacis einschlagend, gelangen wir wir zu einer Reihe neuer Gebäude, unter welchen ein palastähnlicher Prachtbau bald unser Auge fesselt. Imposant durch seine zu vier Stockwerken emporragende Höhe, bietet er mit seinem symmetrischen Linien und der gediegenen Ornamentik seiner Facade einen architektonisch bedeutenden Anblick. Auf ein großes und vortheilhaft situiertes Terrain gestellt, bildet das Haus die Fronte nach nach drei Gassen zu. Mit der Hauptfronte dem Glacis zugekehrt, wird es eine Zierde des künftigen Boulevard Boulevard bilden. Über dem hohen Bogentore prangt in goldenen Lettern '''„Bösendorfer'''“; wir befinden uns vor dem neuen kürzlich vollendeten Wohn – und Fabriketablissement der hochberühmten Firma Bösendorfer. Eintretend, empfängt uns ein in weichen Bogenlinien aufstrebendes, reich ornamentiertes, mit glänzendem lichten Marmorstuk bekleidetes, nachts von geschmackvollen Glaskandelabers glänzend erleuchtetes Vestibül, das in zwei Treppen mündet., deren eine zu den Wohnungstracten, die andere in die Claviersäle und Fabriksräume führt. Unsere Schritte nach letzterer hinlenkend, betreten wir zunächst das glasumschlossene glasumschlossene Stiegenhaus, das, gleich dem Vestibül, polirten Mamormorstuk als Wandverkleidung Wandverkleidung zeigt. Der Fußboden hier wie auf den Stiegenabsätzen ist geschliffenes Mosaik.'' '' Im quadratischen Freiraum dieses Stiegenhauses steht die überlebensgroße, samt dem Postamente bis zur halben Höhe des ersten Stockwerkes reichende, äußerst gelungene Zinkstatue Beethoven’s. Über die mit zierlichem vergoldeten Eisengeländer versehene breite, mit eleganten Lauftüchern belegte Freitreppe ins erste Stockwerk gelangend, treten wir, an einem die Höhe der Wand einnehmenden, versenkten Venetianerspiegel. Mangels persönlicher Eitelkeit ohne weiteres vorübergehend, in den Claviersaal, dessen Raum 30-40 Instrumente bequem faßt, die sich da der Auswahl der Käufer präsentieren. Der Saal, ein Oblong, ist äußerst geschmackvoll gemalt. Die Wände, von brauner Grundfarbe, sind durch lichtere, mit Goldstäben eingefaßte Säulenstreifen in breite Felder geteilt. Der Plafond zerfällt in ein großes, mit einem mythologischen Bilde geziertes Mittelfeld, und zwei kleinere Seitenfelder, die musikalische Embleme enthalten. … Lindtner ist der Name des Malers … . Außer der Büste des verewigten Gründers dieses, von dem Sohne … und Chef der Fabrik Ludwig Bösendorfer, zur Vollendung gebrachten Baues … entbehrt der … Saal jedes weiteren Einrichtungsschmuckes. … ''
'' Im quadratischen Freiraum dieses Stiegenhauses steht die überlebensgroße, samt dem Postamente bis zur halben Höhe des ersten Stockwerkes reichende, äußerst gelungene Zinkstatue Beethoven’s. Über die mit zierlichem vergoldeten Eisengeländer versehene breite, mit eleganten Lauftüchern belegte Freitreppe ins erste Stockwerk gelangend, treten wir, an einem die Höhe der Wand einnehmenden, versenkten Venetianerspiegel. Mangels persönlicher Eitelkeit ohne weiteres vorübergehend, in den Claviersaal, dessen Raum 30-40 Instrumente bequem faßt, die sich da der Auswahl der Käufer präsentieren. Der Saal, ein Oblong, ist äußerst geschmackvoll gemalt. Die Wände, von brauner Grundfarbe, sind durch lichtere, mit Goldstäben eingefaßte Säulenstreifen in breite Felder geteilt. Der Plafond zerfällt in ein großes, mit einem mythologischen Bilde geziertes Mittelfeld, und zwei kleinere Seitenfelder, die musikalische Embleme enthalten. … Lindtner ist der Name des Malers … . Außer der Büste des verewigten Gründers dieses, von dem Sohne … und Chef der Fabrik Ludwig Bösendorfer, zur Vollendung gebrachten Baues … entbehrt der … Saal jedes weiteren Einrichtungsschmuckes. … ''''Über dem Claviersaale, eine Treppe höher, liegt ein zweiter gleich großer Saal, der mit lichtgrauen Tapeten bekleidet und einem arabeskenreichen Plafond geziert , provisorisch zu musikalischen Produktionen dient, in der Folge aber, bis der große, für ein Orchester und 6 – bis 800 Zuhörer Raum bietende Concertsaal zum Ausbau gelangt, seiner Bestimmung, gleichfalls als Repositoire für fertige Instrumente, zurückgegeben werden wird. 21)'' '' ''
'' ''Das vielfältige Angebot der Klavierfirma Bösendorfer wurde mit einer besonderen Attraktivität abgerundet: Übemöglichkeiten für minder bemittelte Sänger, Instrumentalisten. 1919, im Nachruf auf Ludwig Bösendorfer, erinnert sich der ehemalige Star der Hofoper, Caroline Gomperz-Bettelheim 22)
'' … Ich war ein junger Fratz, als ich noch in der Türkenstraße im damaligen Bösendorferschen Klaviersalon üben durfte und mir traumhaft und mit Verehrung sein Name entgegenklang. Schon damals beglückte er (''Ludwig Bösendorfer, Anm.d.Verf.)'' arme Spieler mit ins Haus gelieferten „Flügeln“, damit sie diesen leichter wüchsen. Die Konservatorien erklangen von seinen Fabrikaten und den Preisgekrönten widmete er ein Bösendorfer-Klavier schenkweise (''sic!'') . … 23)''
'' … Ich war ein junger Fratz, als ich noch in der Türkenstraße im damaligen Bösendorferschen Klaviersalon üben durfte und mir traumhaft und mit Verehrung sein Name entgegenklang. Schon damals beglückte er ( ''gemeint ist Ludwig'' ''Bösendorfer, AnmDas Jahr 1859 wird zum Schicksalsjahr für Familie und Firma.d.Verf.)'' arme Spieler mit ins Haus gelieferten „Flügeln“, damit sie diesen leichter wüchsen. Die Konservatorien erklangen von seinen Fabrikaten und den Preisgekrönten widmete er ein Nach längerer Krankheit stirbt Ignaz Bösendorfer-Klavier schenkweise (''sic!'') . … 23)''
'' „ Für das musikalische Wien war der 15.April [''Todestag von Ignaz Bösendorfer, Anm. d.Verf.''] ein Tag begründeter Trauer. In den Abendstunden gab es der entseelten Hülle eines Mannes das letzte Geleite … . ''
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<div style="text-align: center;">''S’gibt nur an Bösendorfer,''</div><div style="text-align: center;">''s’gibt nur a Wien.''</div><div style="text-align: center;">''In seineKlavier''</div><div style="text-align: center;">''Steckt der Beethoven drin.''</div><div style="text-align: center;">''Bösendorfer und Liszt''</div><div style="text-align: center;">''San zwa sehr schöne Nam‘''</div><div style="text-align: center;">''Klavier macht der Ane ---''</div><div style="text-align: center;">''Der And’re haut’s zsamm ! 12)''</div><div style="text-align: center;">'' ''</div>
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<div style='"text-align: justify;'">'' „ … 6 1/2 Oktaven Nußbaum, verfertigt. Das erste mit gewölbtem Resonanzboden, der Kasten von Moritz aus Wien, das Holz schlicht, der Ton heiter … . 15.Februar 1829. “ … „Das 2te mit gewölbten Boden „ … 27.April 1829'' , in: Das Klavier vor 1850, S.205</div>
7.Friedrich Hoxa (1793 – nach 1858). Er war ein sehr erfindungsreicher Mann; seine wichtigste Erfindung um nicht zu sagen Entdeckung war der Gußeisenrahmen, den er auf der Wiener Gewerbe-und Produktenausstellung 1839 der Öffentlichkeit präsentierte. … Anhängeleiste, Stimmstock und Verspreizung ist von Gußeisen, alle Bestandteile miteinander verbindend aus demselben Metall sind auch die Stifte … damit ist der Resonanzboden von dem spannenden Druck der Saiten befreit . … zit. in: Das Klavier vor 1850, S.208
<div style='"text-align: center;'">'''Mit meinen „Flügeln“ komme ich durch die ganze Welt'''</div> <div style='"text-align: center;'">LUDWIG BÖSENDORFER</div> <div style='"text-align: center;'">1835 - 1919</div> <div style='"text-align: center;'">von</div> <div style='"text-align: center;'">Dagmar Saval</div>
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=Wie oft wenn Deine schlanken Finger springen …=
'''Das Klavier. Pandämonium- Lustobjekt – Möbelstück – Ärgernis ?'''
<div style='"text-align: center;'">''Wie oft, wenn Deine schlanken Finger springen''</div> <div style='"text-align: center;'">''Über das Holz, beglückt durch ihr Berühren,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Daß wunderbare Weisen ihm entklingen,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Die wohllautvoll mein Ohr und Herz verführen,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Beneid ich diese Tasten, wie sie nippen''</div> <div style='"text-align: center;'">''Glückseligkeit, von Deiner Hand gespendet,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Derweil errötend meine armen Lippen''</div> <div style='"text-align: center;'">''I h r Anrecht sehn an kühnes Holz verschwendet.''</div> <div style='"text-align: center;'">''Gern würden sie um solche Wonne tauschen''</div> <div style='"text-align: center;'">''Mit jeder Taste, die sich tanzend bückt:''</div> <div style='"text-align: center;'">''Wenn lieber Deiner Hand melodisch Rauschen''</div> <div style='"text-align: center;'">''Das tote Holz als meinen Mund beglückt.''</div> <div style='"text-align: center;'">''Doch wenn das freche Holz geküßt sein muß;''</div> <div style='"text-align: center;'">''Reich ihm die Hand, die Lippe m i r zum Kuß! 1)''</div> <div style='"text-align: center;'">'' ''</div>
Wer war wohl die zauberhafte Schöne, die William Shakespeare so genußvoll beim Spielen beobachtet, den zarten Klängen des Virginals 2) hingegeben lauscht ?. In diesem Sonett versucht er seine Empfindungen, Sehnsüchte einzufangen, sie auszusprechen, in der Hoffnung für die Mühe des Zuhörens wenigstens eine Kuss als Lohn zu erhaschen? – Wer Shakepeares Dichtungen liebt und kennt, weiß, daß Musik ein unverwechselbarer , gestalterischer Teil seines Werkes ist. Doch ich frage mich, hat er Musik geliebt, oder war es allein der Theaterpraktiker, der Bühnenmensch, der wußte – ohne Musik geht’s nun mal nicht. Wenn er süchtig war nach Musik, drückt das Sonett seine magische Faszination aus oder liegt hier nicht vielleicht ein Fall von produktiver Verwechslung vor mit seinem Objekt der Begierde, der Spielerin,? – Wie auch immer, klinisch nüchtern seziert: Ein erster Fall von Tastenseuche.
<div style="text-align: center;">''An Laura''</div><div style="text-align: center;'">'' ''</div> <div style='"text-align: center;'">''Wenn dein Finger durch die Saiten meistert –''</div> <div style='"text-align: center;'">''Laura, itzt zur Statue entgeistert,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Zauberin! Mit Tönen, wie''</div> <div style='"text-align: center;'">''Mich mit Blicken, zwingst du sie.''</div> <div style='"text-align: center;'">''…''</div> <div style='"text-align: center;'">''Seelenvolle Harmonien wimmeln,''</div> <div style='"text-align: center;'">''ein wollüstig Ungetüm,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Aus den Saiten, wie aus ihren Himmeln''</div> <div style='"text-align: center;'">''Neugeborne Seraphim;''</div> <div style='"text-align: center;'">''Wie, des Chaos Riesenarm entronnen,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Aufgejagt vom Schöpfungssturm, die Sonnen''</div> <div style='"text-align: center;'">''Funkelnd fuhren aus der Nacht,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Strömt der Töne Zaubermacht.''</div> <div style='"text-align: center;'">'' ''</div>
Friedrich Schiller dichtet in vielen Strophen ein klavierspielendes Mädchen, vielleicht auch eine klavierspielende Dame an, setzt ihr ein liebendes Denkmal mit nicht nur einem Gedicht. Wer diese angebetete Laura war, wir wissen über sie genau so wenig wie über die bewunderte Schöne in Shakespeares Sonett. Beide Gedichte erzählen von der Faszination die Klavierspielen auf den Hörer wie den Spieler gleichermaßen ausübt.
<div style="text-align: center;">''Über weiße Tasten gleitet''</div><div style="text-align: center;">''Eine weiche Frauenhand,''</div><div style="text-align: center;">''In ihr glanzerfülltes Auge''</div><div style="text-align: center;">''Blickt ein Jüngling unverwandt.''</div><div style="text-align: center;">'' ''</div><div style="text-align: center;">''Und sie gießen in das Tonmeer''</div><div style="text-align: center;">''Liebestrunkenen Choral,''</div><div style="text-align: center;">''Dabei treten ihre Füße''</div><div style="text-align: center;">''Daß vom alten BösendorferHübsch gemeinsam das Pedal.''</div><div style="text-align: center;">'' ''</div><div style="text-align: center;">''Nebenan spielt Liszt, Beethoven''</div><div style="text-align: center;">''Ein gepriesner Virtuos,''</div><div style="text-align: center;">''Das Klavier gezimmert istSieht das Kleine nur im Großen,''</div><div style="text-align: center;">''Und sieht sich den Kleinen groß.''</div><div style="text-align: center;">'' ''</div><div style="text-align: center;">''Eine höhre Tochter martert''</div><div style="text-align: center;">''Mitleidslos das Instrument,''</div><div style="text-align: center;">''Ihre Mutter meint dann selig:''</div><div style="text-align: center;">''„Nicht wahr, Elsa hat Talent!“''</div><div style="text-align: center;">'' ''</div><div style="text-align: center;">''Bei der neuzeitigen Folter''</div><div style="text-align: center;">''Mich nur eines nicht verdrießt''</div><div style="text-align: center;">''Daß vom alten Bösendorfer''</div><div style="text-align: center;">''Das Klavier gezimmert ist.''</div><div style="text-align: center;">'' ''</div><div style="text-align: center;">''Meine ramponierten Nerven''</div> <div style='"text-align: center;'">''Wärn zersägt, zerfressen schon''</div> <div style='"text-align: center;'">''Hätte nicht der „Bösendorfer“''</div> <div style='"text-align: center;'">''Seinen wundervollen Ton.''</div> <div style='"text-align: center;'">'' ''</div> <div style='"text-align: center;'">''Deshalb ist zu seinem Preise''</div> <div style='"text-align: center;'">''Höchstes Lob erst groß genug,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Denn sein „Flügel“ hat geschaffen''</div> <div style='"text-align: center;'">''Des Klavieres „Höhenflug“.2)''</div> <div style='"text-align: center;'">'' ''</div>
Da höre ich Busoni protestierend ausrufen:
<div style='"text-align: center;'">''Mit Recht erscheint uns das Klavier,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Wenn’s schön poliert, als Zimmerzier.''</div> <div style='"text-align: center;'">''Ob’s außerdem Genuß verschafft,''</div> <div style='"text-align: center;'">''Bleibt hin und wieder zweifelhaft.''</div>
Das Klavier - es ist und bleibt DAS magische Kultobjekt, es entfaltet jenes Pandämonium, das nicht nur große Pianisten bis heute heraufbeschwören; wann immer jemand es zum Klingen bringt, gerät Jedermann in seinen Bann.
<div style="text-align: center;">''S’gibt nur an Bösendorfer,''</div><div style="text-align: center;">''s’gibt nur a Wien.''</div><div style="text-align: center;">''In seineKlavier''</div><div style="text-align: center;">''Steckt der Beethoven drin.''</div><div style="text-align: center;">''Bösendorfer und Liszt''</div><div style="text-align: center;">''San zwa sehr schöne Nam‘''</div><div style="text-align: center;">''Klavier macht der Ane ---''</div><div style="text-align: center;">''Der And’re haut’s zsamm ! 12)''</div><div style="text-align: center;">'' ''</div>
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<div style='"text-align: justify;'">'' „ … 6 1/2 Oktaven Nußbaum, verfertigt. Das erste mit gewölbtem Resonanzboden, der Kasten von Moritz aus Wien, das Holz schlicht, der Ton heiter … . 15.Februar 1829. “ … „Das 2te mit gewölbten Boden „ … 27.April 1829'' , in: Das Klavier vor 1850, S.205</div>
7.Friedrich Hoxa (1793 – nach 1858). Er war ein sehr erfindungsreicher Mann; seine wichtigste Erfindung um nicht zu sagen Entdeckung war der Gußeisenrahmen, den er auf der Wiener Gewerbe-und Produktenausstellung 1839 der Öffentlichkeit präsentierte. … Anhängeleiste, Stimmstock und Verspreizung ist von Gußeisen, alle Bestandteile miteinander verbindend aus demselben Metall sind auch die Stifte … damit ist der Resonanzboden von dem spannenden Druck der Saiten befreit . … zit. in: Das Klavier vor 1850, S.208