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Arthur Kahane. Schriftsteller und Dramaturg

7.374 Byte hinzugefügt, 11:14, 23. Feb. 2022
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''Die als heiter bezeichnete Muse pflegt dies nämlich sonst mit Unterbrechung, mit Einschränkungen oder mit Albernheit zu sein. Sie lächelt bekanntlich mit einem Auge, um mit dem anderen weinen zu dürfen. Welches Schielen man als Definition des Humor ansieht. Ihr Lachen kommt nie ohne Nebengeräusch aus; ethisches, philosophisches, sentimentales Raunzen, satirisches Grinsen, moralisierendes Meckern.   Sie ist trostlos wie ein Humorist oder banal albern wie das Normallustspiel. … Es wird wohl mit Offenbach wie mit allen ganz Großen sein: jede Zeit macht sich ihren eigenen. … 4)''
''<br /> '''''Nachdenkliches – ein Nachwort''' ''' ''' Stefan Grossmann schließt seinen Nachruf für Arthur Kahane 1932 mit dem nahezu prophetisch klingenden Satz „''Möge er dafür nicht zu bitter büßen''“, daß er, Kahane, …'' einem Genie das Kernstück seines Lebens ohne Bedenken geschenkt  ''[hat]. Arthur Kahane, der Schriftsteller,  der der Dramaturg von Max Reinhardt war, wurde von der Nachwelt nach 1945 reduziert auf zwei Titel „''Das Tagebuch des Dramaturgen“'' sowie “''Theater. Tagebuch des Theatermannes''“, seine schriftstellerische Tätigkeit blieb unerwähnt, nicht beachtet. Erst in der jüngeren Vergangenheit erscheinen Neuauflagen seiner anderen Bücher. Große Künstler machen nie allein den Weg an die Spitze; um die Top Ten zu erreichen brauchen sie viele „helfende Hände“, „Schatten“, die, das soll nicht verschwiegen werden, schon von den Zeitgenossen nicht wirklich wahrgenommen werden; die spätere Apologetik der Top Ten vergißt  in schöner Regelmäßigkeit ebenso gerne darauf. Der Hauptdarsteller dieses „Spiels der Schatten“, mit verteilten Rollen, bleibt allein sichtbar, ist der Solist, im konkreten Fall von Arthur Kahane heißt er Max Reinhardt, ist Schauspieler, Regisseur und Theaterdirektor.  In einem Nebensatz erwähnt dann die Geschichtsschreibung des Solisten die Rollenzuteilung an seine Schatten, und einer dieser Schatten trägt den Rollennamen „Dramaturg“. ''… Da der Regisseur im idealen Falle tatsächlich der Zusammenfasser aller Theaterkräfte zu einem einheitlichen künstlerischen Eindruck ist, so liegt hierin sicher ein großer Fortschritt in der von Gordon Craig geforderten Richtung. Aber es zeigt sich auch sofort eine große Gefahr: die Vorstellung vom Regisseur überflutet alle Grenzen. Man vergißt, daß er weder die schöpferische Leistung des Schauspielers ersetzen kann, noch die organisatorische eines Direktors – denn dieser hat noch einen weiteren  zu umspannen als die vollendete Gestaltung eines Theaterabends: er soll Repertoire, Ensemble, Publikumswerbung, den ganzen Aufbau des Theaters so organisieren , daß  a l l e diese Abende eine geistige Einheit bilden! Die Stelle des Regisseurs im Theater ist eine außerordentlich wichtige. Aber sie ist in der Tiefe wie in der Breite sehr scharf begrenzt, und die Erschütterung dieser Grenzen ist noch heute eine schwere Gefahr. …  '' beschreibt Julius Bab, in  „Theater der Gegenwart“, S. 147 die Rolle des Hauptdarstellers „Regisseur“, aber auch ihre Grenzen. Der  Dramaturg ist der „Schatten der ‚geistigen Einheit‘ “, über seinen Schreibtisch werden die Fäden gespannt, die Inhalt und künstlerischen Ablauf vorgeben, formen. Reinhardts „dramaturgischer Schatten“ war Arthur Kahane. Aber wer war Arthur Kahane? Auf einigen wenigen Seiten habe ich versucht ein Leben, ein Werk nachzuzeichnen, das bisher nahezu unbeachtet geblieben ist, fast vergessen wurde. Die Suche nach dem familiären Hintergrund, der für Arthur Kahane in Jassy, in Rumänien beginnt, mußte weitgehend im Sand verlaufen: die Vernichtungsmaschinerie des Dritten Reichs hat  sämtliche Spuren in Jassy, einer einst multinationalen Stadt, zerstört. Den Spuren der Familie in Wien nachzugehen erwies sich ebenfalls als sehr mühsam,  auch hier sind die Verluste durch die Geschehnisse des Drittes Reichs sowie des 2. Weltkriegs groß. Die wichtigsten Lebenspunkte von Arthur Kahane ließen sich dennoch entdecken, wobei ich sicher nicht alles erschlossen habe. Der lange, ununterbrochene Lebensabschnitt war Berlin. Er beginnt um 1900, so sein jüngster Sohn Ariel Kahane, laut Akten im Berliner Landesarchiv 1901. 1902  beginnt die 30-jährige Tätigkeit an den Reinhardt-Bühnen, die 1932 mit dem Tod von Kahane endet. Wie gesagt, oberflächlich erscheinen diese Jahre als wenig spektakulär – allein die von außen einwirkenden Ereignisse – Erster Weltkrieg, aus dem deutschen Kaiserreich wird eine Republik- die Weimarer Republik. Das Ende der Republik erlebt Arthur Kahane nicht mehr; es trifft seine Frau Paula und seine drei Söhne – sie alle emigrieren. Die dreißigjährige Tätigkeit für die Reinhardt-Bühnen zu dokumentieren ist nur noch apokryph möglich. Es wird immer wieder berichtet, daß Kahane die Geschehnisse seines theatralischen Büroalltags in Kladden, in Notizbüchern akribisch notiert hat; diese Aufzeichnungen gibt es nicht mehr. Der Kreis um die Person Arthur Kahane, ohne zu unterscheiden – wer eng, weniger eng befreundet war, liest sich wie das „Who is Who“ der Berliner Kulturszene, zwischen 1902 – 1920. Lesbare Spuren dazu findet man in Rezensionen, Gesellschaftsberichten; in den Archiven doch noch manchen Brief oder auch umfangreichere Korrespondenzen (sogar mit Gegenbrief, wie im Fall von Arthur Schnitzler). Der größere Teil muß – historisch bedingt - als verloren gelten. Das schriftstellerische Werk ist in gedruckter Form erhalten, überliefert; die umfangreiche Bibliographie von Ulrich Hermanns ist eine erste Dokumentation des Autors, des Essayisten  Arthur  Kahane.  Es ist ungewiß, ob es überhaupt noch überlieferte Lebensdokumente von Arthur Kahane gibt; das Vergessen des wichtigsten Mitarbeiters von Max Reinhardt blieb nicht folgenlos. Peter Kahane, der Archäologe hat – soweit feststellbar, keine erinnernden Dokumente an seinen Vater hinterlassen. Ariel Kahane hat 1972 den Versuch unternommen, an die Tätigkeit und die Biographie seines Vaters  - zumindest in Zusammenhang mit Max Reinhardt aufmerksam zu machen. Der kurze Text „in memoriam Arthur Kahane“ wurde  gedruckt in „Maske und Kothurn“, blieb aber ohne weitere Resonanz. Ähnlich erging es dann auch den Erinnerungen von Henry Kahane an seinen Vater, 1978 in „Theatre Research publiziert, fokussiert auf Max Reinhardt. Die Resonanz blieb auch diesmal aus. Kahane blieb die Chiffre „Dramaturg“, sein Oeuvre reduziert auf die beiden Titel “''Tagebuch des Dramaturgen''“ und „''Theater. Aus dem Tagebuch des Theatermannes''“.   Vielen Spuren bin ich gefolgt, habe sie nachgezeichnet, ob immer treffend, historisch korrekt, das bleibt zu überprüfen. Eines habe ich aber hoffentlich erreicht: einen Schatten in die dritte Dimension zurückzuholen. Ihm, wenn auch etwas skizzenhaft, Gestalt zu geben.  '''Danksagung   '''  Ohne die vielen helfenden „Hände“ hätte ich diese Spurensuche nie bewältigen können. Sie haben es erst möglich gemacht, daß mein Versuch mich der Person Arthur Kahane wenigstens in Facetten anzunähern, überhaupt zu einem lesbaren Resultat geführt hat. Ihnen allen möchte ich meinen Dank aussprechen; ganz besonders unterstützt, auch mit konkreten Hinweisen, haben mich:  Peter Michael Braunwarth, Wien Stefan Dörschel, Archiv der Akademie der Künste, Berlin Michael Heltau, Wien Marina Schieke - Gordienko, Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv, Staatsbibliothek zu Berlin  - Preußischer Kulturbesitz Kurt Ifkovits, Theatermuseum, Wien Martin Luchterhandt, Landesarchiv, Berlin Claudia Mayerhofer, Bibliothek, Theatermuseum, Wien Bärbel Reissmann, Theatersammlung, Stiftung Stadtmuseum, Berlin Gerrit Thies, Deutsche Kinemathek, Berlin Maximilian Zauner, Wienbibliothek Ihnen allen gilt mein ganz besonderer Dank  Dagmar Saval  Berlin, im Februar 2022   '' ''  ''<br /> ''
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