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Arthur Kahane. Schriftsteller und Dramaturg

2.360 Byte hinzugefügt, 12:34, 25. Jan. 2022
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Er trägt eine Brille, hinter den Gläsern seiner Brille, unter buschigen Brauen wetterleuchten kleine, helle Augen, voller Witz und Güte,  und verraten, daß der Dramaturg keineswegs so alt und würdig ist, wie sein Bart ihn erscheinen läßt. Mit geduldigem Lächeln hört er zu, liest er … biblische Tragödien, antike Dramen, Daseinsgeschichten aller Art, Lustspiele (die keine sind), Einakter, mehraktige Epen von unendlicher Länge, bei deren Lektüre er schon im Geist den Rotstift zückt(was gestrichen ist, kann nicht durchfallen) … bevor er das Elaborat mit einem leichten Seufzer auf den Stapel „unaufführbar“ legt.    
Herbert Freeden hat  Julius Bab bei seiner Tätigkeit als Dramaturg im Theaters des Jüdischen Kulturbunds (1933/38) kennenglernt und diese Erinnerung in "VorhangaufVorhang auf!" niedergeschrieben. 
War es so bei Arthur Kahane, als er erst im Neuen Theater, dann im Deutschen Theater für den „Meister“(damit ist Max Reinhardt gemeint) Texte las ?
 
Das "Café Monopol" an der Friedrichstraße  war, bevor das Romanische Café zum Treffpunkt aller Künstler, oder die es sein wollten, wurde,  war um die Jahrhundertwende DIE Künstleragentur.  Warum der junge, Schriftsteller Arthur Kahane Wien nach Berlin gegangen ist, ob er vorhatte dauerhaft zu bleiben, wir wissen es nicht. Er hatte um 1899 in einem soeben gegründeten Verlag, dem "Wiener Verlag" die Leitung der literarischen Abteilung übernommen, intensiv damit beschäftigt diese aufzubauen. So nebenbei: 1903 veröffentlichte dieser Verlag  das später noch "heiß" umkämpfte Spiel "Der Reigen" von Arthur Schnitzler. Vielleicht lagen die Ursachen für einen Ortswechsel viel tiefer, als es selbst die Erinnerung von Ariel Kahane, dem jüngsten Sohn von Arthur Kahane, vermuten lassen:
 
''   … Diese Jugend in Wien und in einem wohlhabenden Haus … formte den Menschen und unterschied ihn von den meisten seiner Sphäre, für welche das Theaterleben nicht nur Sendung, sondern auch ängstlich gewahrter Aufstieg war. Sie gab ihm die ererbte menschliche Sicherheit in Dingen der Kultur und Gesellschaft, Begriffe, die im traditionellsten Sinn damals noch dominierten, und bewahrte ihn vor jedem Snobismus. Sie bildete aber auch den Boden für eine romantische Leichtlebigkeit unter Umgehung einer Auseinandersetzung mit den existentiellen Fragen des persönlichen Seins. Das blieb nicht ohne Komplikationen für sein Dasein, indem er selber nie in den Besitz des elterlichen Wohlstandes kam und damit doch die Härte des Künstlerlebens erfahren mußte, der damals sogar die Angesehenen unter ihnen unterworfen waren, eine Härte, die ihn unvorbereitet traf. ''
 
''Im damaligen Österreich, vor der Jahrhundertwende, dominierte für den Jugendlichen aus einem liberalen traditionellen jüdischen Haus das Problem des Eintritts in die große Welt. Kahane begann seinen Weg mit der Literaturgeschichte, begleitet von einer idealistischen Aktivität im aufkommenden Sozialismus – im Gegensatz zu der anderen Möglichkeit, nämlich des Anschlusses an die vorherrschende österreichische katholische Welt. Seiner Natur nach war er mehr österreichischer Kulturtraditionalist als Sozialist … Sein romantischer Stolz war es, immer vornan zu sein im „Modernen“ … und er war Anarchist, Studentenrevolutionär, Arbeiterbildner . … ''2)