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Aus Dagmar Saval Wünsche

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Ralph Wünsche, Maler und Zeichner

1.099 Byte hinzugefügt, 17:21, 3. Jul. 2020
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Wer erfinden will, muß räsonnieren , schreibt Lessing in einer seiner theoretischen Aufzeichnungen und RW war ein unermüdlicher „Räsonnierer“, belesen, ein „Doctor pictus“, ständig auf der Suche nach Neuem, dem Unentdeckten in der Malerei auf der Spur; seine Vorliebe und Bewunderung galt den meist nicht so „gehippten“ Malern, Bildhauern, ihren malerischen Geheimnissen, ihrer abseits aller –Ismen künstlerischen Sprache .
Als Ralph Wünsche 1932 in Dresden zur Welt kam, war Deutschland, die Weimarer Republik am Ende. Bei den Wahlen Ende Juli 1932 errangen die Nationalsozialisten mehr als 37% der Stimmen – und wenige Monate später wurde aus der brüchigen Demokratie die „Diktatur des Hausknechts“ (Alfred Kerr). Sein erstes Schuljahr war das Jahr an dem : 1. September 1939, der Zweite Weltkrieg begann, am 1.9.1939beginnt. Die politischen Ereignisse bestimmten bis fast zuletzt den Lebensablauf des Malers, Kulisse und Handlungsträger zugleich.  Es war im November 1989, genauer am 9. November als 1989:  RW heimkamkam, irgendwann einmal nach Mitternachtnachhause, noch voller Euphorie: "Die Mauer ist weg! Was danach folgte waren die heute schon historisch gewordenen "  Es folgten "Chaostage", die zu "Chaosjahren" verlängert,  das Leben aller in Ost wie West gleichermaßen "auf den Kopf stellten".      
Als Ralph Wünsche Anfang 2001 nach Wien übersiedelte, war es sein Ziel, einen neuen Weg für seine Kunst zu suchen, zu finden; er hoffte mit dem Ortswechsel nach Wien die ausgleichende Distanz zu diesen turbulenten und , schwierigen Jahren der Veränderung in Zeiten der Wiedervereinigung nach den Ereignissen in Berlin vom 9. November 1989 zu finden.  
===='''''Dresden – Berlin  - Wien'''''====
''Ostermontag 2007 ''
'' ''RW macht absolvierte nach dem Schulabgang  eine Ausbildung zum Reklamemaler, es folgen mit dem Ziel sich anschließend an der Dresdner Kunsthochschule einzuschreiben. Nach zwei Semester Semestern an der Hochschule für bildende Künste in , Dresden, kurz und liebenswürdig  "Bühlerhöhe" genannt. Der formalistisch strikt gestaltete Unterricht veranlaßt RW zum Hochschulwechsel. Er  verläßt Dresden, dann wechselt er nach meldet sich an der Kunsthochschule, eigentlich Hochschule für angewandte Kunst, in Berlin - Weissensee an  sowie an die der Meisterschule für Kunsthandwerk in Berlin - Charlottenburg. Eines Tages: Ein kurzer Hinweis, war es eine Warnung ?, die begonnene Kontinuität des Studiums wird jäh unterbrochen … mitten .  Mitten im Sommersemester 1955 verläßt RW fluchtartig - mit der S-Bahn - den Ostteil der Stadt.
West-Berlin,  Oktober 1955: RW bewirbt sich an der Hochschule für Bildende Künste, HfBK, in Berlin-Charlottenburg, er besteht die Aufnahmeprüfung.
'''Kleiner Exkurs zur Geschichte Ost-West -Berlin''': Berlin unterstand seit Kriegsende 1945 der politische politischen Kontrolle der Vier Mächte(USA, kurz gen.Amerikaner, Königreich Großbritannien, kurz gen.Engländer, Republik Frankreich, kurz gen.Franzosen, UdSSR, Sowjetunion, kurz gen.Russen); dieser der Vier-Mächte- Status behielt auch nach der Gründung der DDR 1947 für die Stadt Berlin seine Gültigkeit. Der Ostteil der Stadt, Ost-Berlin gehörte zum Einflußbereich der Sowjetunion, West-Berlin war aufgeteilt in eine amerikanische, britische und französische Zone. Um die Fluchttendenzen der Bewohner der DDR in den Westen (und das bedeutete auch Flucht in die Bundesrepublik Deutschland) zu verhindern unterbinden, hatte die DDR sämtliche Zugänge an den Stadtgrenzen zu den Westteilen der Stadt Anfang der 50er Jahre hermetisch abgeriegelt; nur innerhalb der Berliner Stadtgrenzen konnte man aufgrund des Viermächte-Status noch relativ frei zwischen Ost und West hin und herfahrenherwechseln. Mit dem Am 13. August 1961, das ist der Tag des Mauerbaus, endete auch dies.  Die Teilung der Stadt griff massiv ( in Ansätzen bereits seit Kriegsende mit zunehmender Tendenz) bestimmte das Alltagsleben ihrer Bewohner ein, bestimmte erfaßte sämtliche Lebensbereiche. Unendlich viel LiteraturIn Kurzfassung kaum darstellbar, historische Bücher, Filme gibt es zu dieser Epoche. Um ein wenig aber wer den Film von dieser Zeit , wie es  zwischen Ost - und West, im Kalten Krieg zuging, fängt Billy Wilder in seinem , 1961 gedrehten Film gedreht, "One,Two, Three" = Eins, Zwei, Drei satirisch, humorvoll eingesehen hat begegnet in dieser als Farce angelegten Plot dem Alltag der geteilten Stadt. Ganz am Rande vermerkt: Die Dreharbeiten des Films werden vom Mauerbau abrupt unterbrochen,  viele Szenen müssen im Studio nachgebaut werden. Aus der Farce wurde eine Tragödie - auch das ein Stück Berliner Alltag.    
'''Aus den Akten, Archiv der Universität der Künste, wie die HfBK (Hochschule für Bildende Künste) heute heißt:'''
<span style="color: #000000;"><u>Meine Berufswahl</u></span>
<span style="color: #ff0000;">''Die Frage nach dem „Warum“ meiner Berufswahl bringt mich jedesmal in eine gewisse Verlegenheit. Vielleicht nur deshalb, weil sie meist mit der Tendenz verbunden ist die praktische Unvernunft dieser Entscheidung nachzuweisen. Es ist nicht leicht für einen künstlerisch interessierten Menschen zu sagen, warum er sein Herz so ganz der Kunst verschrieben hat. Daß mich alles, was mit bildender Kunst zusammenhängt von frühester Jugend an beschäftigte, ist jedenfalls eine Tatsache, besonders was die Malerei anbetrifft. Diese einfache Freude an Farben und Formen in Natur und Kunst ist immer stärker geworden, ebenso das Verlangen mich damit zu beschäftigen. Dies wohl ist die Ursache für den Entschluß mich der Malerei zuzuwenden um die mir gegebenen Fähigkeiten auf diese Gebiete zu entwickeln, wie es jeder andere, er stehe wo er wolle, auch bemüht ist um seinem Wesen Ausdruck zu verleihen durch seine Tätigkeit. ''</span>
<span style="color: #ff0000;">''RWünsche''</span>
<u>Lebenslauf</u>
''<span style="color: #ff0000;">Ich, Ralph Waldo Immanuel Wünsche, wurde am 2.7.1932 in Dresden als Sohn des Damenschneiders Johann Wünsche und seiner Ehefrau Liddy Wünsche, geb. Kadner geboren. In den Jahren 1939 -1943 besuchte ich die Grundschule in Dresden und wechselte 1943 zur Oberschule.</span>''
<span style="color: #ff0000;">''Im Juli 1944 fiel mein Vater im Felde. Am 13.Febraur 1945 kamen beim Angriff auf Dresden meine Mutter und meine drei Geschwister ums Leben.  Im Herbst 1945 mit meinen Pflegeltern aus der Evakuierung zurückgekehrt, besuchte ich weiterhin in Dresden die Oberschule. Im März 1950 ging ich in der 11. Klasse ab, um den Beruf eines Reklamemalers zu erlernen. Im Herbst 1952 wurde diese Lehre mit Ablegung der Gehilfenprüfung beendet.''</span>
'' ''Bl.7 der Akte
<u>Zulassungsprüfung</u>
<span style="color: #ff0000;">''Dresden als seine Heimatstadt interessiert ihn besonders als Kunststadt. Auf dem Gebiet der Musik weiß er gut Bescheid; er sagt, daß Karl(!) Maria von Weber mit seinem „Freischütz“ den italienischen Opernstil durchbrochen und Richard Wagner die Ausdrucksmöglichkeiten der Musik erweitert hat, welchen Weg Richard Strauss weitergeht. „Daphne“ und „Die Liebe der Danae “ hat er gesehen. Als moderne Tondichter nennt er Hindemith, Strawinsky, Bartók. Er kennt Stanislawsky als Schaupieler und Regisseur. Über Bismarck kann er ebenfalls erschöpfend berichten. ''</span>
''<span style="color: #ff0000;">11. Oktober 1955. Bestanden </span> ''
<span style="color: #ff0000;">zit. Aus  Aus den Akten der UdK ,   16 II 3896, Berlin</span>
'' ''Das Studium an der Hochschule /HfBK,  in der Hardenbergstraße in Berlin -Charlottenburg, wird zur doppelten Herausforderungfür den 23-jährigen: Existenzsicherung und gezieltes engagiertes Studium. Man könnte es auch umgekehrt formulieren. Die materielle Existenzsicherung, - da RW sich nicht als Flüchtling registrieren ließ, um seine Verwandten in Dresden nicht zu gefährden, - bedeutet für den Studenten, alle Arbeiten annehmen, die sich anbieten, und das sind meist Hilfsarbeiten, schlecht bezahlt, aber es reicht gerade für das Allernötigste.
Er studiert gezielt, intensiv, experimentiert, immer auf der Sucheseiner künstlerischen Möglichkeiten, ein ständiges Ausloten seiner künstlerischen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Den Der junge Maler hatte einen Traum: er wollte Bühnenbildner werden; aber nach der Ablehnung durch Karl von Appen, wandte sich RW gezielt der freien Malerei zu. Nur: seinen Traum vom Bühnenbildner hat er beiseite geschoben, aber nie wirklich aufgegeben. In Mit dem Wechsel von Ost nach West, mit dem Kampf um die Existenzsicherung, den in der geteilten Stadt sind in den Jahren während der Jahre seines Studiums, und das sind die Jahre 1955 – 1960, der Kalte Krieg der Blöcke steuert auf einen Höhepunkt zu – den Mauerbau - sehr beengten Berufsmöglichkeiten, sind die Chancen für die Realisierung seines Traumes mehr als gering .
Das vorherrsche Kunstklima im Berlin (gemeint ist West-Berlin zum besseren Verständnis für die Leser von heute) der Anfang 50er Jahre ist sehr facettenreich;  da gibt es noch die Vertreter einer sehr konservativen Kunstauffassung, die sich noch am 19. Jh. orientiert, dann ganz extrem, die Verfechter einer neuen Sachlichkeit, doch dominiert werden alle diese Strömungen von den "Abstrakten". Ihr herausragender Wortführer der Kunsthistoriker '''Will Grohmann'''
'''Die Lehrer von RW an der HfBK   '''
1955/56 besucht er vor allem die Mal - Klassen von '''Hans Jaenisch''' (1907 – 1989) und '''Albert Klatt''' (1892 – 1970), '''bei Max Kaus''' (1891 – 1977) bleibt er bis 1957/58, '''Heinz Hajek-Halke''' (1898-1983) , Photograph und Lichtgraphiker, und beendet sein Studium als Meisterschüler in der Meisterklasse '''Hans Uhlmann''' (1900 – 1975), Stahlplastiker.
'''Hans Uhlmann''' stellt an die Leitung der Hochschule den Antrag um Verlängerung des Regelstudiums für den Besuch seiner Meisterklasse:
<span style="color: #ff0000;">''Antrag für Weiterstudium (9./10.Semester)''</span>
<span style="color: #ff0000;">''Klasse Uhlmann''</span>
<span style="color: #ff0000;">''Ralph Wünsche''</span>
<span style="color: #ff0000;">''Wünsche nach hat einigen Semestern Malstudium in der Klasse von Professor Kaus mehrere Semester hindurch in einer kleinen Gruppe von Studenten an filmischen Versuchen mitgearbeitet, die seine große Begabung – auch auf einem zunächst fremden Gebiet zeigten. Er setzt seit einiger Zeit sein Malstudium fort; die Ergebnisse zeigen wieder nur, daß man ihm das Weiterstudium zubilligen müßte. Ich bitte, dem Antrag zuzustimmen.''</span>
<span style="color: #ff0000;">''H.Uhlmann''</span>
<span style="color: #ff0000;">''18.Juni 59''</span>
 zit aus  <span style="color: #ff0000;">Aus den Akten der UdK, 16 II 3896</span>
RW war auch ein sehr engagierter Studentenvertreterengagierte sich in der Studentenvertretung. Nach seinen Berichten hat ihm dies in einem noch sehr konservativ geprägten Lehrerumfeld viel Ärger eingetragen. Ein herausragendes Merkmal der Persönlichkeit des Studenten RW war seine Aber er konnte auch vielen helfen; Hilfsbereitschaft sowie sein soziales Engagementwaren nur zwei Facetten der Persönlichkeit des jungen Malers.
Mit '''Jürgen Pieplow,''' Graphiker, kommt ein Künstler zu Wort, dem RW „über die Grenze“ geholfen hat '' :
 
Als Einleitung zum Text eine kleine Erklärung: Die Stadt Berlin unterstand bis zum 13. August(Tag des Mauerbau) dem Vier-Mächte-Status; allein innerhalb von Berlin konnte man noch relativ ungehindert von DDR-Kontrollen von Ost nach West wechseln.
''In der besonderen Schublade eines Atelierschrankes sind die Adresszettel und Taschenkalender aus vergangenen Jahrzehnten verwahrt. Manche der notierten Namen oder Verabredungen erinnern an prägnante Begegnungen auch an entscheidende Lebensbrüche – andere Notizen sind inhaltlich verweht.''
''Jürgen Pieplow , Wedel''
zit. Onkel Erich: <span style="color: #ff0000;">Onkel Erich, damit spielt RW : Anspielung auf Erich Honecker an, damals Zentralsekretär der SED, noch Jugendführer der gleichnamigen Organisation und verantwortlich für den Bau der Mauer</span>
'''''Hella Rost ''''''', Studienfreundin, lebt in Berlin '''
''Ralph Wünsche – unvergessen – war Mittler und Vermittler der Künste insgesamt – bildende Kunst, Musik, Dichtung, Wort – dieses Miteinander prägte seine künstlerische Arbeit! ''