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Max Reinhardt-Helene Thimig, ein Briefwechsel

313 Byte hinzugefügt, 30 Juli
keine Bearbeitungszusammenfassung
Helene Thimig spielt immer wieder kleinere (stumme)Filmrollen um das benötigte Budget aufrecht zu erhalten (davon später).  Sie ist mit der Film-Crew von Warner-Brothers nach Carmel gereist; Film: "Edge of Darkness".  
Bevor ich auf die Briefe eingehe, einzelne auch herausgreife, einige Notate zur Edition.  Die   Die Briefe, die Max Reinhardt und Helene Thimig zwischen 1937 - 1943 von Hollywood nach New York und umgekehrt sandten,  werden von einem chronologisch aufgebauten Anmerkungsapparat begleitet (etliche Anmerkungen sind als [-] in den Text eingebaut), es gibt eine tabellarische Kurzvita beider Protagonisten, den Bildnachweis und das Namensregister, einen editorischen Hinweis sowie die obligatorische Danksagung.  Nur teilweise datierte  Abbildungen mit etwas poetischen Bildunterschriften „lockern“ den Textteil auf;  S.30 meint der/die Verfasser/in der Bildunterschrift:
''Der Erfolgsregisseur bei der Ankunft: er kennt New York, die Stadt hat ihn gefeiert. Da kommt man nicht als Emigrant ...''
Er kam als Emigrant; sein Berliner Theaterimperium hatte er bereits verloren, und er wußte, daß er, als er 1937 nach seiner letzten Wiener Inszenierung (In "I''n jener Nacht''", von Franz Werfel, Th.i.d.Josefstadt) Wien verließ, es eine Reise ohne Wiederkehr war.   Der Untergang des Staates Österreich, der Ersten Republik, war nur noch eine Frage der Zeit.  
Schon beim ersten, sehr kursorischen“ Quer-Lesen fielen mir etliche Details auf, in den Bildunterschriften, in den begleitenden Kommentaren, in den Anmerkungen, die mich „stolpern „ ließen.
Noch ein kleiner editorischer Stolperstein:
Die Briefe "wandern" von Ost (Ostküste, New York) nach West (Westküste. Hollywood) und umgekehrt, ihr Weg ist lang – sie müssen einen ganzen Kontinent queren, für die rasche Kommunikation wählen beide nicht selten die Western Union (d.i. die Telephon -und Telegraphengesellschaft) – das „Kabel“, wie im Buch genannt. Diese Kommunikation hat den großen Vorteil, daß der Text auch telephonisch übermittelt werden kann; der Zeitunterschied zwischen Ostküste und Westküste wird damit noch einmal verkürzt. – Zum besseren Verständnis: die Entfernung Los Angeles- New York etwas mehr als 4.600 km, der Zeitunterschied beträgt drei(3) Stunden.
Dieser Hinweis könnte ein eiliger Leser als quantité négligeable beiseite schieben;  aber: in so manchem Brief geht es inhaltlich um wichtige, oft zeitlich begrenzte Entscheidungen - ein nicht zu unterschätzender Faktor. 
Eine weitere Informationslücke: Der editorische Hinweis gibt als Provenienz-Vermerk an, der Briefbestand des Reinhardt-Nachlasses der Wienbibliothek (im Rathaus, Wien) wäre um einige Briefe und Kabel aus dem Reinhardt-Archiv der State University of New York, Binghamton ergänzt und erweitert worden. Am Ende eines jeden  Dokuments/Objekts verweisen Zahlen/Buchstabenkombinationen auf die Provenienz. Für den archivarisch nicht geschulten Leser sind diese Ziffern – und Buchstabenfolgen allerdings ein „Buch mit sieben Siegeln“, daher wenig aussagekräftig. Ein Hinweis wo welche Signatur zu verorten ist, fehlt.
Einspruch: 
Die Familie''' Goldmann''' war gebürtig aus Stupava/Stampfen, Westungarn, im Königreich Ungarn. Für den historisch wenig informierten Leser wäre es sicher ganz hilfreich gewesen, den Hinweis auf die 1904 erfolgte Namensänderung zu formulieren; die Goldmanns waren ungarische Staatsbürger.
Die Familie Goldmann, Max Goldmann, änderte '''1904''' mit der Bewilligung des königl.ungarischen Innenministeriums den Namen Goldmann offiziell in den Namen '''Reinhardt'''.
(''Nach dem Zerfall der k.u.k. Monarchie wurde Westungarn Teil der Tschechoslowakischen Republik, nach der Teilung der Tschechoslowakei in Tschechien und Slowakei gehört Stupava zur Slowakei.)''
Ohne historisch weiter auszuholen: Die Bezeichnung „'''''Ostjuden'''''“ bürgerte sich um 1900 ein; in der k.u.k. Monarchie wie auch im Deutschen Kaiserreich. Es war die Reaktion auf die stetig steigende Zuwanderung aus dem Osten Europas (aus unterschiedlichsten Gründen, vorrangig aus Armut und immer wieder aufflammenden Progromen, insbesondere im Zarenreich), aus Galizien, aus Polen, aus dem Zarenreich/Russland. Zunächst wurde dieser Begriff als bewußte und gezielte Abgrenzung von der (weitgehend) assimilierten jüdischen (westlichen) Bevölkerung ( im Wohnsitzland) gebraucht;  diese - westliche - jüdische Minderheit empfand sich als integriert, man war gesellschaftlich etabliert. Das Ostjudentum, die Aschkenasim, war tief religiös; die Sprache dieser Einwanderer war im allgemeinen „jiddisch“, der soziale Status im allgemeinen sehr niedrig, sie waren meist herumziehende Händler, sammelten und verkauften alles was sich ihnen bot. Natürlich gab es auch Ausnahmen, aber diese waren selten. Sie lebten im "Schtetl"(im Ghetto).
Das Ostjudentum, die Aschkenasim, war tief religiös; die Sprache dieser Einwanderer war im allgemeinen „jiddisch“, der soziale Status im allgemeinen sehr niedrig, sie waren meist herumziehende Händler, sammelten und verkauften alles was sich ihnen bot. Natürlich gab es auch Ausnahmen, aber diese waren selten. Sie lebten im "Schtetl"(im Ghetto). Alexander Granach, der als  Schauspieler bei Reinhardt groß herausgekommen war, kam aus dem "Schtetl". In seiner Autobiographie ''''' "Da geht ein Mensch"    '''''erzählt er, schildert er''''' '''''sehr farbig, sehr anschaulich die schwierigen Lebensbedingungen.
Der sozio-kulturelle Gebrauch der Begriffe '''Ostjude-Westjude''' erhielt mit dem zunehmendem Antisemitismus seinen nationalistisch geprägten Sprachgebrauch, wurde zum Schlagwort für die völkisch antisemitische Publizistikund Propaganda
Weiters ist Frau Zehle (S.11) der Ansicht, '''Wilhelm Goldmann''', der Vater von Max Reinhardt, wäre ein „verkrachter!“ Kaufmann gewesen; das ist zwar ihr gutes Recht, aber sie übersieht dabei im journalistischen Eifer ein gewichtiges historisches Faktum.
Einspruch:
Diese "Goldenen Zwanziger Jahre " (für Berlin) zerfallen in drei kurze Epochen: Kriegsende, Chaos, Neuordnung, Streiks, ein Putsch(Kapp-Putsch), ein Politikermord (Walther Rathenau) - das alles zwischen 1918 und 1924 - und über alldem die alles und jedes beherrschende Inflation, die erst mit der Einführung der Rentenmark zur Konsolidierung, zu einer kurzen wirtschaftlichen Blüte führt - und von dieser profitiert das kulturelle, das gesellschaftliche Leben Berlins in hohem Maße. Dieses lebendige Berlin, in dem alles möglichwar, wurde das "Mekka" der Kunstschaffenden, der Theaterleute, der Literaten, der Musiker - Berlin - das hieß ZUKUNFT. Doch dieser "Blüte" war nur eine kurze Lebensdauer vergönnt - von 1924-1929. Mit dem New Yorker Börsenkrach im September 1929 fing es an, die Wirtschaftskrise ergriff ganz Europa. Besonders aber traf es die Weimarer Republik. Doch davon später im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch des Reinhardt'schen Theaterimperium.  Die zweite Herausgeberin, Frau '''Dr. Edda FUHRICH''', war Teil des Teams der Max-Reinhardt-Forschungs-und Gedenkstätte, Wien-Salzburg, gegründet 1966. Sie hat ihr gesamtes wissenschaftliches Leben Max Reinhardt und seinem S<span style="font-size: 0.939em;">chaffen gewidmet – man muß es schon so pathetisch formulieren – und die Herausgabe dieser Briefe war ihr ein ganz besonders Anliegen, über die Jahre hinweg immer wieder verfolgt. Sie hat diesem Briefwechsel ihre begleitenden, einfühlsamen Texte beigegeben; warum ihre Wahl auf eine Journalistin, auf Frau Zehle. als zweite Herausgeberin gefallen ist?</span>
Die zweite Herausgeberin, Frau '''Dr. Edda FUHRICH''', war Teil des Teams der Max-Reinhardt-Forschungs-und Gedenkstätte, gegründet 1966. Sie hat ihr gesamtes wissenschaftliches Leben Max Reinhardt und seinem S<span style="font-size: 0.939em;">chaffen gewidmet – man muß es schon so pathetisch formulieren – und die Herausgabe dieser Briefe war ihr ein ganz besonders Anliegen, über die Jahre hinweg immer wieder verfolgt. Sie hat diesem Briefwechsel ihre begleitenden, einfühlsamen Texte beigegeben; warum ihre Wahl auf eine Journalistin, auf Frau Zehle. als zweite Herausgeberin gefallen ist?Der "Briefblock": </span>
<span style="font-size: 0.939em;">Der "Briefblock": es Es beginnt mit Kabeln/Telegrammen vom November 1937, das daneben gestellte Photo (S.30) zeigt Reinhardt mit imperialer Geste und einer Bildunterschrift: ''Der Erfolgsregisseur bei der Ankunft ... die Stadt hat ihn gefeiert. Da kommt man nicht als Emigrant ...     ''</span>
<span style="font-size: 0.939em;">Das Photo ist undatiert; es stammt aus den 20er Jahren, den Jahren der erfolgreichen Gesamtgastspiele der Reinhardt-Bühnen in den USA.</span>
Zu dem Brief vom 18.Juni 1943  berichtet der folgende Begleittext auf S. 364
 ''... Konflikt Reinhardt/Korngold“ rund um „Rosalinda“/“Die Fledermaus ... ''.  Helene Thimig berichtet von der Verstimmung in der Familie Korngold über die fehlende Nennung von Erich Wolfgang Korngold als musikalischer Bearbeiter der "Fledermaus"/alias "Rosalinda", 1942. Korngold wird "nur" als Dirigent der Aufführung namentlich genannt. Ein Verweis auf die entsprechende Seite im Begleittext wäre als Orientierungshilfe sehr hilfreich gewesen. Ohne nun weiter in de Details der Aufführungsgeschichte der "Rosalinda" "einzusteigen"(die kann man in der einschlägigen Reinhardt-Literatur nachlesen), nur so viel: es war Korngold, der darauf bestanden hatte, daß Reinhardt als "producer" in das Team kam. Und last but not least: es geht bei Auseinandersetzungen dieser Größenordnung nicht zuletzt auch um Tantiemen. Es ist nicht bekannt, welchen musikalisch-bearbeitenden Anteil Korngold bei der "Rosalinda", 1942, tatsächlich gehabt hat. Hat er auf die "Fledermaus"-Version von 1929 zurückgegriffen?
'''Von der "Fledermaus" zur "Rosalinde"'''
1929 vereinbarten Reinhardt und Korngold die Aufführung einer „Fledermaus“ für Schauspieler, nur die beiden Frauenpartien, weil z.T. Koloraturpartien sollten von Sängerinnen übernommen werden. Eine Neufassung des Textes wurde vereinbart.
Auf dem Titelblatt des bei '''August Cranz''' ( Der Verlag August Cranz ist der Nachfolge Verlag von Spina, der zuerst die Kompositionen der "Sträuße", d.s. Johann Strauß sen., Johann Strauß jun. Josef und Eduard Strauß, verlegt hat) veröffentlichten '''Klavier-Auszug''', Verlags N° 770, (Ex. ÖNB, Musikslg. M.S.15997) finden sich folgende Angaben: 
''Johann Strauss/Die Fledermaus/in der Neugestaltung Max Reinhardt’s/nach dem französischen Originaltext neu bearbeitet von/Carl Rössler und Marcellus Schiffer.''
Zur "Einstimmung" auf das komplexe Hin-und Her zwischen den Bearbeitern/Beteiligten, nur ein Beispiel für die musikalische "Bearbeitung" durch '''Korngold''' aus der "'''Fledermaus'''" von''' 1929''': s. Klavierauszug S.12f.
1.Akt, 1. Szene - Falke, Alfred, Adele.
 Auftritt Falke: Mit dem eintanzenden Dr. Falke - diese Szene steht nicht in der Originalfassung,  damit beginnt Reinhardt die Inszenierung  der  "Fledermaus". Dazu erklingen einzelne akkordische Motive aus der Introduktion des Walzers "Geschichten aus dem Wiener Wald".
Nr.4 (Klavierauszug) ist der musikalisch verkürzte Auftritt des Alfred, hinter der Szene, "''Täubchen, das entflattert ist'' ... "  - im Original der  Beginn Spielhandlung der Operette. 
Der Name (Erich Wolfgang) Korngold zieht sich wie ein roter Faden durch die Korrespondenz.  Nicht nur durch die Korrespondenz; seit ihrem ersten Gespräch im Theater in der Josefstadt, 1929 „sinnen“ nach Luzi Korngold „ Max und Erich nur auf Possen“ – so in einem dem Wilhelm Busch „Max und Moritz“ abgelauschtes „Streich-Büchlein“, datiert 1933, gedichtet und gezeichnet von Luzi Korngold. Inhalt: die Abenteuer „einer Fledermaus“.   Erich Wolfgang Korngold betont immer wieder, daß er sein Leben, seine spätere Existenz in Hollywood Max Reinhardt verdankt.
Es würde in diesem Rahmen zu weit führen, die Details der Textbearbeitung, die teilweise ein völlig neuer Text ist, der szenischen regiebedingten Eingriffe von Reinhardt, der musikalischen Veränderungen/Einschübe mit der Musik von Johann Strauß jun. für neue Sequenzen anzuführen. Korngold war ein "Straußianer", er liebte, er kannte die Musik von Johann Strauß jun. und er hatte vor seiner Arbeit an der "Fledermaus" im Theater a.d.Wien für Hubert Marischka einige Werke von Strauß neu arrangiert, und was besonders wichtig war: er besaß das plein pouvoir von Adele Strauß, der Witwe des Komponisten.   
Zu dieser „Fledermaus“ von 1929 /30(es gab 86 Vorstellungen) gibt es einen Bericht von einem  später sehr berühmten Dirigenten, Kurt Sanderling(1912-2011), der als junger Mann in einer Vorstellung der „Fledermaus“ war und seinem Assistenten Emile Kraemer davon erzählte.
''... Reinhardt nahm als Regisseur kaum Rücksicht auf die besonderen Anforderungen der Musik … Dadurch war Korngold gezwungen, den Ton und die Instrumenteneinsätze "einschweben“ zu lassen. … [waren] die Einsätze gegeben, brachte er erst das Orchester zum vom vollen Klang  um die Stimmen zu tragen.“''
 ''… Eines Tages erhielt Erich von der New Opera Company in New York ein Telegramm mit der Anfrage, ob er bereit wäre, dort die „Fledermaus“ zu dirigieren.  …''
'' ''Es folgt der Bericht von '''Luzi Korngold''', wie es Korngold gelang, Max Reinhardt als „Producer“ durchzusetzen, denn dieser war ursprünglich nicht dafür vorgesehen.  Sie erzählt von der Produktion, von ihren Spaziergängen mit Reinhardt durch New York – und von dem Erfolg des Abends, bei dem Erich Wolfgang Korngold vom Klavier aus dirigiert hatte.
'''Luzi Korngold, Erich Wolfgang Korngold, Ein Lebensbild. Wien 1967, S. 83f.'''
Die "Fledermaus" nunmehr als "Rosalinda" auf dem Broadway ihr sehr erfolgreiches "Unwesen" trieb, war vermutlich noch temporeicher und durch die Übertragung der Texte ins amerikanische Englisch einer Revue, wie man sie am Broadwy liebte, noch näher gekommen. 
Ergänzend möchte ich hinzufügen, daß Erich Wolfgang Korngold mit seinen für die Filme komponierten Musiken mehrere Haushalte – neben seinem eigenen vierköpfigen - finanziell unterstützte: seine Eltern, Julius und Sophie Korngold, die angeheirateten Familienenmitglieder Witrowsky (sofern  sie flüchten konnten) u. auch die Reinhardts.  Vgl. dazu: Guy Wagner, op.cit. , S.315f.
Spannungen, Auseinandersetzungen, auch um Tantiemen, sind unausweichlich, vor allem dann, wenn zwei „Alpha-Tiere“ sich nicht einigen können und die Umgebung auch noch ihr Spielchen dazu spielt.
So viel zu diesem Thema Spannungen zwischen Korngold und Reinhardt. 
Die "Rosalinda" lief seit ihrer Premiere am 28. Oktober 1942 als Erfolgsstück , 520 Aufführungen, am Broadway. Fast bin ich versucht zu sagen, dieser große Erfolg - der letzte den Reinhardt erlebte - und diese letzte Bühnenarbeit könnte als sein "Schwanengesang" gesehen werden. Entre parenthèse: den Erfolg von "Helen goes to Troye"/nach der "Schönen Helena" von Jacques Offenbach, 1944 , hat Reinhardt nicht mehr erlebt. Er starb am 31.Oktober 1943, noch bevor die eigentliche Bühnenarbeit überhaupt begonnen hatte. 
In den Briefen von Reinhardt gibt es nur wenige ex pressis verbis formulierte Hinweise auf den Verlust seines künstlerischen Oeuvre; Spuren, oft sehr verklausuliert , geben dem aufmerksamen Leser eine - zumindest vage Vorstellung. 
Wer diese Dokumente ohne Wissen um den historischen Hintergrund (gleichermaßen für Europa wie für die USA) liest, wird wie ein Rezensent so freundlich nach dem Erscheinen des Briefbandes anmerkte, diese Briefe sehr persönlich, sehr berührend finden, nicht aber ihre tatsächliche historische Bedeutung erkennen.   
Als ich die Briefe von Max Reinhardt gelesen hatte, fiel mir - fast möchte ich sagen automatisch - der erinnernde Text von''' Arthur Kahane''' ein, den er in seinem Buch "'''T'''<span style="font-size: 0.939em;">'''agebuch des Dramaturgen''' ", 1928, veröffentlicht hat. Er erzählt darin von seiner Begegnung mit Max Reinhardt im Café Monopol, nahe des Bahnhofs dem Bahnhof Friedrichstraße, 1902. Es folgt die Aufzeichnung des Monologs  in dem junge, aufstrebende Theatermann Reinhardt seine Vision, seinen Traum einer Theaterwelt skizziert: </span> <em style="font-size: 0.939em;">"Was mir vorschwebt, ist ein Theater, das den Menschen wieder Freude macht ..." </em>
Arthur Kahane, Tagebuch des Dramaturgen, Berlin 1928, S. 112ff.  
 ''Für Max Reinhardt''
''… Text und Musik stammten von Franz Werfel und Kurt Weill, aber eigentlich beruhte das Stück auf seinen Ideen und seiner ungeheuren szenischen Phantasie. Der Mann, der von Hitler aus seinem Berlin vertrieben worden war, schenkte einer Neuen Welt ein neues Stück. … In diesem alttestamentarischen Stück, … lebte der aus Deutschland vertriebene Geist der deutschen Literatur und des deutschen Theaters weiter. ...''
''Es war Reinhardts Stück noch aus einem andren Grunde. … Zusammen mit seinem Bühnenbildner Norman Bel Geddes schuf er eine Szenerie, die gleichsam von den Flammen von Auschwitz beleuchtet war, obwohl es Auschwitz damals noch nicht gab. Werfel, Weill und Reinhardt haben es kommen sehen.''
Zu spät – das war wie gesagt meine Reaktion, als ich den Briefband 2023 erstmals durchlas, darin zu blättern begann. Eine nicht ganz unproblematische Augenoperation verbot mir für viele Monate das Lesen, das Schreiben. Als ich wieder lesen durfte, war es 2024 geworden.   
Die Frage nach der Auswahl der "Beispiele" für meine kritischen Notate wird nicht ausbleiben, warum ich einige, wenige Briefstellen ausgewählt habe um sie etwas ausführlicher zu kommentieren; meine Wahl fiel auf Ereignisse, die – aus meiner subjektive subjektiven Einschätzung heraus – für die Biographie wie für das Oeuvre des Theatermannes Reinhardt wesentliche Erfahrungen zur Folge hatten. Ich wollte diese Fakten wie mit einem Spot beleuchten. Aber eben nur wie mit einem Spot – das „Ausleuchten“  hätte in diesem Zusammenhang zu weit geführt.
Womit ich beim Kernpunkt meiner kritischen Notate angekommen bin: die Exiljahre Reinhardt 1933-1943 sind ein vielfach unerschlossenes Terrain, die nun publizierte Korrespondenz legt für Jahre 1937 – 1943, die schwersten Exiljahre, den Ariadnefaden.