Meine Werkzeuge

Anmelden

Änderungen

Aus Dagmar Saval Wünsche

Wechseln zu: Navigation, Suche
keine Bearbeitungszusammenfassung
''' '''In diesem Jahr 1973, als Hans  Sahl sein Gedicht veröffentlichte, kamen in der Stadt Salzburg zur Festspielzeit viele ehemals berühmte, zur Legende geronnene Namen, Menschen, zusammen um den zu ehren, der ihnen zur Größe, zur Legende verholfen hatte, der ihr künstlerisches Zentrum gewesen war,  '''Max Reinhardt''', den Regisseur, den Schauspieler, den Bühnenmenschen.
Sie kamen, sie erzählten, sie erinnerten sich ... und dieses einmalige Treffen wäre DER Anlaß gewesen um den mit jahrelanger Verspätung, genau 50 Jahre zu spät publizierten Briefwechsel, anzuregen, anzudenken, zu publizieren; denn wie sagt Hans Sahl – „Wir sind die Letzten, fragt uns aus.“
Da lese ich z.B. auf  S. 551 (d.i. der editorische Hinweis) :
''… Nach reiflicher Überlegung wurden Inhalte, die das heutige Empfinden verletzen mögen, beibehalten. Die Authenzität der Briefe schien uns in diesem Falle wichtiger als die political Correctness. ''
'' ''Zugegeben es ist keine historisch kritische Briefedition, dennoch:  '''jeder''' Eingriff  Eingriff in einen historischen Text ist Fälschung, Manipulation. Diese sogen. '''political correctness''' hat  hat in einer Publikation historischer Texte keinen Platz.
Noch ein kleiner editorischer Stolperstein:
Die eine Herausgeberin ist die Journalistin Journalistin '''Sybille ZEHLE,''' sie  sie „dichtet“ gerne.
Auf S. 11 schreibt Frau Zehle, Max Reinhardt (zum Namen Reinhardt/Goldmann s. weiter unten) wäre wäre '''Ostjude''' gewesen gewesen
Einspruch: 
Die Familie''' Goldmann Goldmann''' war  war gebürtig Stupava/Stampfen, Westungarn, im Königreich Ungarn. Für den historisch wenig informierten Leser wäre es sicher ganz hilfreich gewesen, den Hinweis auf die 1904 erfolgte Namensänderung zu formulieren; die Goldmanns waren ungarische Staatsbürger.
Die Familie Goldmann, Max Goldmann, änderte änderte '''1904''' mit  mit der Bewilligung des königl.ungarischen Innenministeriums den Namen Goldmann offiziell in den Namen Namen '''Reinhardt'''.
(''Nach dem Zerfall der k.u.k. Monarchie wurde Westungarn Teil der Tschechoslowakischen Republik, nach der Teilung der Tschechoslowakei in Tschechien und Slowakei gehört Stupava zur Slowakei.)''
Ohne historisch weiter auszuholen: Die Bezeichnung „'''''Ostjuden'''''“ bürgerte sich um 1900 ein; in der k.u.k. Monarchie wie auch im Deutschen Kaiserreich. Es war die Reaktion auf die stetig steigende Zuwanderung aus dem Osten Europas (aus unterschiedlichsten Gründen, vorrangig aus Armut und immer wieder aufflammenden Progromen, insbesondere im Zarenreich), aus Galizien, aus Polen, aus dem Zarenreich/Russland. Zunächst wurde dieser Begriff als bewußte und gezielte Abgrenzung von der (weitgehend) assimilierten jüdischen (westlichen) Bevölkerung ( im Wohnsitzland) gebraucht;  diese jüdische Minderheit empfand sich als integriert, man war gesellschaftlich etabliert.
Das Ostjudentum, die Aschkenasim, war tief religiös; die Sprache dieser Einwanderer war im allgemeinen „jiddisch“, der soziale Status im allgemeinen sehr niedrig, sie waren meist herumziehende Händler, sammelten und verkauften alles was sich ihnen bot. Natürlich gab es auch Ausnahmen, aber diese waren selten. Sie lebten im "Schtetl"(im Ghetto). Alexander Granach, der als  Schauspieler bei Reinhardt groß herausgekommen war, kam aus dem "Schtetl". In seiner Autobiographie ''''' "Da geht ein Mensch"    '''''sehr farbig, sehr anschaulich die schwierigen Lebensbedingungen.
Der sozio-kulturelle Gebrauch der Begriffe Begriffe '''Ostjude-Westjude''' erhielt  erhielt mit dem zunehmendem Antisemitismus seinen nationalistisch geprägten Sprachgebrauch, wurde zum Schlagwort für die völkisch antisemitische Publizistik. 
Weiters ist Frau Zehle (S.11) der Ansicht,  '''Wilhelm Goldmann''', der Vater von Max Reinhardt, wäre ein „verkrachter!“ Kaufmann gewesen; das ist zwar ihr gutes Recht, aber sie übersieht dabei im journalistischen Eifer ein gewichtiges historisches Faktum.
Als die Goldmanns''' 1877  1877 '''von Stupava/Stampfen nach Wien übersiedelten, waren Folgen des Börsencrash von von '''1873''', des „Schwarzen Freitags“, der den Boom der Gründerjahre jäh beendet hatte, noch immer vorherrschend;  die k.u.k. Residenzstadt, der Wirtschaftsraum der Monarchie, wie auch der der anderen europäischen Staaten litten an der darauf folgenden Depression  bis tief in die 1890er Jahre.
Wilhelm Goldmann war vermutlich kein sehr geschickter und gewiefter Kaufmann, es gelang ihm nicht auf diese schwierige wirtschaftliche Situation entsprechend zu reagieren. Ihn deswegen zum „verkrachten“ Kaufmann zu stilisieren ist  diskriminierend.
Diese Goldenen Zwanziger Jahre (für Berlin) zerfallen in drei kurze Epochen: Kriegsende, Chaos, Neuordnung, Streiks, ein Putsch, ein Politikermord - das alles zwischen 1918 und 1924 - und über alldem die alles und jedes beherrschende Inflation, die erst mit der Einführung der Rentenmark zur Konsolidierung, zu einer kurzen wirtschaftlichen Blüte führt - und von dieser profitiert das kulturelle, das gesellschaftliche Leben Berlins in hohem Maße. Dieses lebendige Berlin, in dem alles möglich, wurde das "Mekka" der Kunstschaffenden, der Theaterleute, der Literaten, der Musiker - Berlin das hieß ZUKUNFT. Doch dieser "Blüte" war nur eine kurze Lebensdauer vergönnt - von 1924-1929. Mit dem New Yorker Börsenkrach im September 1929 fing es an, die Wirtschaftskrise ergriff ganz Europa. Besonders aber traf es die Weimarer Republik. Doch davon später im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch des Reinhardt'schen Theaterimperium. 
Die zweite Herausgeberin, Frau Frau '''Dr. Edda FUHRICH''', war Teil des Teams der Max-Reinhardt-Forschungs-und Gedenkstätte, gegründet 1966. Sie hat ihr gesamtes wissenschaftliches Leben Max Reinhardt und seinem S<span style="font-size: 0.939em;">chaffen gewidmet – man muß es schon so pathetisch formulieren – und die Herausgabe dieser Briefe war ihr ein ganz besonders Anliegen, über die Jahre hinweg immer wieder verfolgt. Sie hat diesem Briefwechsel ihre begleitenden, einfühlsamen Texte beigegeben; warum ihre Wahl auf eine Journalistin, auf Frau Zehle. als zweite Herausgeberin gefallen ist?</span>
<span style="font-size: 0.939em;">Der "Briefblock": es beginnt mit Kabeln/Telegrammen vom November 1937, das daneben gestellte Photo (S.30) zeigt Reinhardt mit imperialer Geste und einer Bildunterschrift:  ''Der Erfolgsregisseur bei der Ankunft ... die Stadt hat ihn gefeiert. Da kommt man nicht als Emigrant ...     ''</span>
<span style="font-size: 0.939em;">Das Photo ist undatiert; es stammt aus den 20er Jahren, den Jahren der erfolgreichen Gesamtgastspiele der Reinhardt-Bühnen in den USA.</span>
1929 vereinbarten Reinhardt und Korngold die Aufführung einer „Fledermaus“ für Schauspieler, nur die beiden Frauenpartien, weil z.T. Koloraturpartien sollten von Sängerinnen übernommen werden. Eine Neufassung des Textes wurde vereinbart.
Auf dem Titelblatt des bei bei '''August Cranz'''  ( Der Verlag August Cranz ist der Nachfolge Verlag von Spina, der zuerst die Kompositionen der "Sträuße", d.s. Johann Strauß sen., Johann Strauß jun. Josef und Eduard Strauß, verlegt hat) veröffentlichten Klavier-Auszug, Verlags N° 770, (Ex. ÖNB, Musikslg. M.S.15997) finden sich folgende Angaben: 
''Johann Strauss/Die Fledermaus/in der Neugestaltung Max Reinhardt’s/nach dem französischen Originaltext neu bearbeitet von/Carl Rössler und Marcellus Schiffer.''
Zur "Einstimmung" auf das komplexe Hin-und Her zwischen den Beteiligten, nur ein Beispiel für die musikalische "Bearbeitung" durch durch '''Korngold''' aus  aus der "'''Fledermaus'''" von''' 1929 1929''': s. Klavierauszug S.12f.
1.Akt, 1. Szene - Falke, Alfred, Adele.
 Auftritt Falke: Mit dem eintanzenden Dr. Falke - diese Szene steht nicht in der Originalfassung,  damit beginnt Reinhardt die Inszenierung  der  "Fledermaus. Dazu erklingen einzelne akkordische Motive aus der Introduktion des Walzers "Geschichten aus dem Wiener Wald".
Nr.4 (Klavierauszug) ist der musikalisch verkürzte Auftritt des Alfred, hinter der Szene, "''Täubchen, das entflattert ist''  ... "  - im Original der  Beginn Spielhandlung der Operette. 
Der Name (Erich Wolfgang) Korngold zieht sich wie ein roter Faden durch die Korrespondenz.  Nicht nur durch die Korrespondenz; seit ihrem ersten Gespräch im Theater in der Josefstadt, 1929 „sinnen“ nach Luzi Korngold „ Max und Erich nur auf Possen“ – so in einem dem Wilhelm Busch „Max und Moritz“ abgelauschtes „Streich-Büchlein“, datiert 1933, gedichtet und gezeichnet von Luzi Korngold. Inhalt: die Abenteuer „einer Fledermaus“.  Erich Wolfgang Korngold betont immer wieder, daß er sein Leben, seine spätere Existenz in Hollywood Max Reinhardt verdankt.
Zu dieser „Fledermaus“ von 1929 /30(es gab 86 Vorstellungen) gibt es einen Bericht von einem  später sehr berühmten Dirigenten, Kurt Sanderling, der als junger Mann in einer Vorstellung der „Fledermaus“ war und seinem Assistenten Emile Kraemer davon erzählte.
''... Reinhardt nahm als Regisseur kaum Rücksicht auf die besonderen Anforderungen der Musik … Dadurch war Korngold gezwungen, den Ton und die Instrumenteneinsätze "einschweben“ zu lassen. … [waren] die Einsätze gegeben, brachte er erst das Orchester zum vom vollen Klang  um die Stimmen zu tragen.“ ''
'' s. G''uy Wagner, Korngold. Musik ist Musik. Berlin 2008, S. 210 und Anm.10
'''"Rosalinda"'''
Der Theaterzettel vom vom '''28.10.1942'''
Forty-Fourth Street Theatre
Der Verlust des - seines -Berliner Theater-Imperiums - seines "Theater-Traum"-"Traum-Theater" beginnt "schleichend" und endet abrupt mit der Enteignung.
Diese verloreneAls Reinhardt im März 1933 Berlin verließ, de facto „dreidimensionale“ Realität möchte ich – sehr kursorisch – (die Faktenlage ist sehr komplex und wußte er, daß er sein Theater-Imperium, seine von ihm erschaffene Theaterwelt verlieren würde den gegebenen Rahmen übersteigen) nachzeichnen – um viele der in Briefen Reinhardts notierten Details des Verlusts ein wenig transparenter zu machen, mehr noch, daß er sie bereits verloren hatte.
Als Reinhardt im März 1933 Berlin verließHinter dieser "poetischen" Formulierung des Verlusts, wußte er, daß er sein Theater-Imperium, seine von ihm erschaffene Theaterwelt verlieren würde, mehr noch, daß er sie bereits verloren hatteverbirgt sich ein Zusammenbruch in mehreren Phasen; ausgelöst zunächst durch wirtschaftliche Gegebenheiten der Weimarer Republik.
Hinter dieser <span style="poetischenfont-size: 0.939em;" Formulierung >Diese verlorene, de facto „dreidimensionale“ Realität möchte ich – sehr kursorisch – (die Faktenlage ist sehr komplex und würde den gegebenen Rahmen übersteigen) nachzeichnen – um viele der in Briefen Reinhardts notierten Details des Verlust, verbirgt sich Verlusts ein Zusammenbruch in mehreren Phasen; ausgelöst zunächst durch wirtschaftliche Gegebenheiten der Weimarer wenig transparenter zu machen.</span>r Republik, dann ab dem 30.Januar 1933 durch die Eingriffe der Gleichschaltung der soeben etablierten Diktatur des Nationalsozialismus.
Die große Krise, die zum Zusammenbruch der  Berliner Theaterbetriebe führt, setzt Ende 1929 ein. In den Jahren davor war die finanzielle Lage zwar angespannt, aber nicht unbedingt existenzbedrohend.
Arthur Kahane, Tagebuch des Dramaturgen, Berlin 1928, S. 112ff.  
'''Max Reinhardt''' übersiedelt nach New York – er wollte SEINE Theaterträume ließen sich nur in New York, am Broadway verwirklichen – er wollte sein europäisches Theater dem kommerziell bestimmten amerikanischen Theater kontrastierend gegenüberzustellengegenüberstellen?  - war es so?
'''Helene Thimig''' bleibt in Hollywood, versucht den „Workshop“ zu retten, unterrichtet, auch Privatschüler und spielt kleine Filmrollen um das tägliche Überleben, den Alltag abzusichern.