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Max Reinhardt-Helene Thimig, ein Briefwechsel

1.353 Byte hinzugefügt, 26 Juli
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Die zweite Herausgeberin, Frau '''Dr. Edda FUHRICH''', war Teil des Teams der Max-Reinhardt-Forschungs-und Gedenkstätte, gegründet 1966. Sie hat ihr gesamtes wissenschaftliches Leben Max Reinhardt und seinem S<span style="font-size: 0.939em;">chaffen gewidmet – man muß es schon so pathetisch formulieren – und die Herausgabe dieser Briefe war ihr ein ganz besonders Anliegen, über die Jahre hinweg immer wieder verfolgt. Sie hat diesem Briefwechsel ihre begleitenden, einfühlsamen Texte beigegeben; warum ihre Wahl auf eine Journalistin, auf Frau Zehle . als zweite Herausgeberin gefallen ist, bleibt wohl ihr Geheimnis.?</span>
<span style="font-size: 0.939em;">Beim Lesen des </span>einleitenden/ begleitenden Textes als Einschub zwischen einem Kabel von Helene Thimig aus Santa Monica vom 18. Juni 1943 auf rauf S.358  und einem Brief von Helene Thimig aus Los Angeles vom 18.Juni 1943 auf der S. 362ff. Der inhaltlichen Bezug des BRiefes Briefes vom 18.Juni 1943 auf den der Begleittext 
 ''... Konflikt Reinhardt/Korngold“ rund um „Rosalinda“/“Die Fledermaus ... '' berichtet, ist auf S. 364 nachzulesen. Helene Thimig berichtet von der Verstimmung in der Familie Korngold über die fehlende Nennung von Erich Wolfgang Korngold als musikalischer Bearbeiter der "Fledermaus"/alias "Rosalinda", 1942. Korngold wird "nur" als Dirigent der Aufführung namentlich genannt. Ein Verweis auf die entsprechende Seite im Begleittext wäre als Orientierungshilfe sehr hilfreich gewesen. Ohne nun weiter in de Details der Aufführungsgeschichte der "Rosalinda" "einzusteigen"(die kann man in der einschlägigen Reinhardt-Literatur nachlesen), nur so viel: es war Korngold, der darauf bestanden hatte, daß Reinhardt als "producer" in das Team kam. Und last but not least: es geht bei Auseinandersetzungen dieser Größenordnung nicht zuletzt auch um Tantiemen. Es ist nicht bekannt, welchen musikalisch-bearbeitenden Anteil Korngold bei der "Rosalinda", 1942, tatsächlich gehabt hat. Hat er auf die "Fledermaus"-Version von 1929 zurückgegriffen?
Nur ein Beispiel für die musikalische "Bearbeitung" durch Korngold aus der "Fledermaus" von''' 1929''': s. Klavierauszug S.12f.
1.Akt, 1. Szene - Falke, Alfred, Adele. Der Auftritt   Auftritt Falke: Mit dem eintanzenden Dr.Falke (- diese Szene steht nicht in der tanzend eintritt) Originalfassung,  beginnt Reinhardt die Inszenierung  der  "Fledermaus. Dazu erklingt der Beginndas Vorspiel  Moderato/Introitus/Einleitung Piu mosso, verkürzt, aus dem Walzer "Geschichten aus dem Wiener Wald" bis endet bei  Tempo di valseValse. Nr.4 ist der musikalisch verkürzter Auftrit verkürzte Auftritt des Alfred, hinter der Szene, "''Täubchen, das entflattert ist '' ... "    - der eigentliche Beinn der Operette.
Die "Rosalinda" lief seit ihrer Premiere am 28. Oktober 1942 als Erfolgsstück am Broadway. Fast bin ich versucht zu sagen, dieser große Erfolg - der letzte den Reinhardt erlebte - und diese letzte Bühnenarbeit könnte als sein "Schwanengesang" gesehen werden. Entre parenthèse: den Erfolg von "Helen goes to Troye"/nach der "Schönen Helena" von Jacques Offenbach, 1944 hat Reinhardt nicht mehr erlebt. Er starb am 31.Oktober 1943, noch bevor die eigentliche Bühnenarbeit überhaupt begonnen hatte.   
1929 vereinbarten Reinhardt und Korngold die Aufführung einer „Fledermaus“ für Schauspieler, nur die beiden Frauenpartien, weil z.T. Koloraturpartien sollten von Sängerinnen übernommen werden. Eine Neufassung des Textes wurde vereinbart.
Auf dem Titelblatt des bei '''August Cranz''' ( Der Verlag August Cranz ist der Nachfolge Verlag von Spina, der zuerst die Kompositionen der "Sträuße" , d.s. Johann Strauß sen., Johann Strauß jun. Josef und Eduard Strauß, verlegt hat) erschienen veröffentlichten Klavier-Auszug, Verlags N° 770, (Ex. ÖNB, Musikslg. M.S.15997) finden sich folgende Angaben: 
''Johann Strauss/Die Fledermaus/in der Neugestaltung Max Reinhardt’s/nach dem französischen Originaltext neu bearbeitet von/Carl Rössler und Marcellus Schiffer.''
Es würde in diesem Rahmen zu weit führen, die Details der BearbeitungTextbearbeitung, die teilweise ein völlig neuer Text ist, der szenischen Veränderungenregiebdingten Eingriffe von Reinhardt, der musikalischen Veränderungen /Einschübe mit der Musik von Johann Strauß jun. für neue Sequenzen anzuführen.Korngold war ein "Straußianer", er liebte, er kannte die Musik von Johann Strauß jun. und er hatte vor seiner Arbeit an der "Fledermaus" im Theater a.d.Wien für Hubert Marischka einige Werke von Strauß neu arrangiert, und was besonders wichtig war: er besaß das plein pouvoir von Adele Strauß, der Witwe des Komponisten.   
Zu dieser „Fledermaus“ von 1929 /30(es gab 86 Vorstellungen) gibt es einen Bericht von einem  später sehr berühmten Dirigenten, Kurt Sanderling, der als junger Mann in einer Vorstellung der „Fledermaus“ war und seinem Assistenten Emile Kraemer davon erzählte.
Wie informiert oder inwieweit Reinhardt die sich ausbreitende „braune“ Alltags-Realität von vor dem 30.Januar 1933 wahrgenommen hat, die Folgerungen daraus auch für sich gezogen hat, läßt sich retrospektiv – ohne zu spekulieren - nicht feststellen. Aus seinen Briefen im Exil kann man allerdings Hinweise, Spuren herauslesen, oft nur als „Text zwischen den Zeilen“, in „Kürzeln“ formuliert.
Max Reinhardt verließ Berlin wenige Tage nach der Premiere von Hugo von Hofmannsthals „Großem Welttheater“„''Großem Welttheater''“, Deutsches Theater am 1.März 1933. Helene Thimig folgte ihm wenig später; der Berliner Haushalt wird komplett aufgelöst.
Reinhardt und Helene Thimig hatten im seit den 20er Jahren im Gartenhaus(abgerissen) des Schlosses Bellevue im Tiergarten (heute Wohnsitz des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland)  ihren Wohnsitz; um aus dem Mietvertrag entlassen zu werden sorgten sie für einen Nachmieter. Dieser Nachmieter war Paul von Mendelssohn und seine Frau Elsa, die auch das gesamte Inventar übernahmen. Im Gegenzug zahlten sie 16 000 Reichsmark an das Deutsche Theater; mit dieser Summe bezahlte das Theater die fälligen Sozialabgaben, ausstehende Gehälter sowie Unterstützungszahlungen für Familienmitglieder Mitglieder der großen Familie Reinhardt(Brüder, Schwestern etc.) und Else Heims Max ; Max Reinhardt finanzierte aus den Gewinnen seines Theatergeschäfts auch diverse Familienmitglieder; diese Zahlungen . Diese Unterstützungszahlungen waren Teil der hohen finanziellen Belastung, die er auch in der Emigration zu leisten hatte.   
Weitere Details dazu in:
'''Julius H.Schoeps''',  Das Erbe der Mendelssohns, Biographie einer Familie, Frankfurt/M.³, S. 354f.
Der viel diskutierte, immer wieder neu interpretierte „'''Oxford-Brief'''“ vom 16.Juni 1933 (Max Reinhardt schenkt dem Deutschen Volk sein Theater, Kurzfassung) ist eine sehr berührende, ergreifende poetische Geste, traumwandlerisch, in die Zukunft weisend vergleichbar einer der Weissagungen der Seherin Kassandra. Reinhardt ''' weiß''', daß ihm sein Lebenswerk gewaltsam und illegal gestohlen wurde. Er weiß, was er verloren hat, er weiß, was diese Stadt, dieses Land mit der Errichtung ''„Diktatur des Hausknechts“''(Alfred Kerr) für immer und unwiederbringlich verloren hat.
Als ich diesen dicken Briefband in die Hände nahm, war meine erste Reaktion – wie schon gesagt - ZU SPÄT! Vieles, was in diesen Briefen oft nur andeutungsweise erwähnt wird, ist eine weitere, sehr wichtige Quelle zur Exil-Forschung. 
Wer diese Dokumente ohne Wissen um den historischen Hintergrund (gleichermaßen für Europa wie für die USA) liest, wird wie ein Rezensent so freundlich nach dem Erscheinen des Briefbandes anmerkte, diese Briefe sehr persönlich, sehr berührend finden, nicht aber ihre tatsächliche historische Bedeutung erkennen.   
Als ich die Briefe von Max Reinhardt gelesen hatte, fiel mir - ungewollt fast möchte ich sagen automatisch - der erinnernde Text von''' Arthur Kahane''' ein, den er in seinem Buch" Tagebuch '''T'''<span style="font-size: 0.939em;">'''agebuch des Dramaturgen''' ", 1928, veröffentlicht hattehat. Er schildert sein Zusammentreffen erzählt von seiner Begegnung mit Max Reinhardt im Café Monopol, nahe des Bahnhofs Friedrichstraße, 1902. Es folgt die Aufzeichnung des Monologs  in dem junge, und den Monolog des jungen aufstrebenden Theatermannes aufstrebende Theatermann Reinhardtseine Vision, seinen Traum einer Theaterwelt skizziert: ''</span><em style="font-size: 0.939em;">"Was mir vorschwebt, ist ein Theater, das den Menschen wieder Freude macht ..."'' </em>
Arthur Kahane, Tagebuch des Dramaturgen, Berlin 1928, S. 112ff.  
'''Helene Thimig''' bleibt in Hollywood, versucht den „Workshop“ zu retten, unterrichtet, auch Privatschüler und spielt kleine Filmrollen um das tägliche Überleben, den Alltag abzusichern.
Die Briefe, die Reinhardt zwischen 1937 – 1943 geschrieben hat – sind - jeder für sich – ein Dokument der Einsamkeit eines Menschen, der seine Welt verloren hat und sich in der neuen nicht wiederfindet. Reinhardt entwickelt seine Traumwelt eines Theaters für eine Welt, in der dieses Theater keinen Platz haben wird, haben kann. Und immer wieder die Rückgriffe auf Vergangenes, die Belastungen (vor allem finanziell) der ihm feindlichen, fremd - gebliebenen Gegenwart. Reinhardts Briefe wie auch die Briefe von Helene Thimig mit ihrem verstörenden Inhalt sind – kennt man nur einiges aus den vielen überlieferten Korrespondenzen der Emigranten von 1933-1945 - kein Einzelfall;  die Ausführlichkeit, das Ausmaß der Verstörung verleiht ihnen die Aura des Besonderen.
Der Wohnort Hollywood, Santa Monica, wird in der Retrospektive häufig als „Neu-Weimar“ beschrieben; die „deutsche Kolonie“( gemeint sind die deutschsprachigen Emigranten) , folgt man der Beschreibung von '''Salka Viertel''', bestand aus mehreren Gruppen.