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Friedrich Hoxa, ein Wiener Klavierbauer

1.196 Byte hinzugefügt, 21:12, 9. Dez. 2022
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Kaum noch lesbar, vermutlich: '''MCCCLXXVI''' (1826) '''Privil'''(egium) 
'''Im WIEN der''' 20er Jahren  1820er Jahre des 19.Jh. war es noch üblich die Firmenschilder einzeln und sehr individuell zu gestalten.  Das Material war aus Porzellan, Email, Beingut, die Angaben zur Firma, Jahreszahl und andere Details wurden handschriftlich aufgetragen; das erklärt auch die oft kaum noch lesbaren Schriftzeichen, wie z.B. auf der Abbildung oben. Der dekorative Teil, wie hier ein Lorbeerkranz, war aus Metall, meist aus Goldblech.  
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===Vorwort===
„''''' hier ist doch sicher Klavierland''''' „ … Die große Zahl der Klaviermanufakturen in Wien im ausgehenden 18.Jh. bestätigt diesen Ausruf des jungen Mozart als dieser in der kaiserlichen Residenzstadt – auf Tournee mit Vater Leopold und Schwester Nannerl&nbsp; - ankam . Si non è vero è ben trovato!,&nbsp; aber eines trifft mit Gewißheit zu: die k.k. Residenzstadt Wien ist Ende des 18.Jh. und bis ungefähr 1850 ein bedeutendes&nbsp; Zentrum des Klavierbaus;&nbsp; mit Paris und London im erfinderischen&nbsp; Wettstreit Wettstreit  - aus der Sicht von heute.<span style="color: #0000ff;">&nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp;</span>
Die in Wien ansässigen Klavierbauer, - sie kamen oft von weit her, aus allen Provinzen, Königreichen, Fürstentümern der Monarchie;&nbsp; sie&nbsp; experimentieren, probieren, erfinden.&nbsp; Seit '''Bartolomeo Cristofori''' das Forte-Piano erfunden hat, hat dieser Kasten aus Holz und Metall mit den schwarzen und weißen Tasten&nbsp; unzählige Metamorphosen erlebt, in seinem Inneren wie auch in seiner äußeren Erscheinung.&nbsp;
Allerdings : das damals&nbsp; - um 1800 - bekannte Instrumentarium, von der Orgel bis zum Kontrabaß, von den Holzbläsern bis zu den Blechbläsern usw.,&nbsp; wurde zum Experimentierfeld der Instrumentenbauer, dazu kamen neue Instrumente, Erfindungen für die&nbsp; neuen, veränderten Klangvorstellungenund nicht zuletzt für das veränderte Verhalten des Konzertpublikums.Die Konzerte in den adeligen Salons erhielten immer mehr "Konkurrenz" von Aufführungen in größeren oder kleineren öffentlichen und privaten Räumen. Neben den Hoftheatern, das ist das Burgtheater, das Alte Haus am Michaelerplatz, das Kärtnertortheater und dem Redoutensaal waren es die Säle einiger Manufakturen und-  oder - eben Räume in Gasstätten oder Hotels. Mit der Gründung der Gesellschaft der Musikfreunde 1812 bekam Wien dann 1817 einen ersten öffentlichen Konzertsaal im "Haus zum Roten Igel". 
1793 - so die Notate in den Nachschlagewerken - ist das Geburtsjahr von Friedrich Hoxa. Sie verschweigen allerdings den Geburtsort, die Herkunft,  den familiären Hintergrund, welchen Weg das Kind, der junge Mann gegangen ist um dann als Handwerker, vermutlich als Tischler, nach Wien aufzubrechen um dort sein Glück zu  versuchen. Es gibt natürlich auch diese Variante, daß die Familie bereits nach Wien zugewandert, ansässig war.
Das Adressverzeichnis von Anton Ziegler für die k.k. Residenzstadt Wien meldet einen '''Friedrich Hoxa''' als "'''befugten Klavierbauer'''", seit '''1823''' in Wien ansässig und tätig. In den vielen dicken Folianten über die Wiener Instrumentenszene&nbsp; findet sich dieses Datum ebenfalls immer mit dem Hinweis, das wäre das Jahr seiner Ankunft in Wien.
Wir wissen nicht viel über den jungen Meister des Klaviers; nimmt man nur seinen Namen, HOXA , dann liegt die vErmutung Vermutung nahe, daß er aus   Albanien in die k.k. Residenzstadt Wien eingewandert war um sich hier als Handwerker, als Tischler niederzulassen. Der Name HOXA (auch Hoxha, Hora, Hore geschrieben, Aussprache Hodscha)&nbsp; ist in Albanien ungefähr so häufig wie das deutsche Maier oder Müller.&nbsp; Als er '''1826''' das Bürgerecht der Stadt Wien sowie die Gewerbeerlaubnis als Klavierbauer erhält, erteilt man ihm auch die Dispens, daß er seine "akatholische" Religion weiter ausüben darf.
Dazu eine kleine Anmerkung am Rande: Albanien&nbsp; war in der ersten Hälfte des 19.Jh. eine Provinz&nbsp; des osmanischen Reichs, mehrheitlich muslimische geprägt, mit einer kleinen christlichen Minderheit. Die religiöse (und finanzielle) Schutzmacht dieser Minderheit waren der Papst (als geistliches Oberhaupt der Christenheit) und der Kaiser von Österreich( seit 1806, als Schirmherr der Kirche). Die Bezeichnung "akatholisch"(lt.Ottner) könnte ein Hinweis darauf sein, daß Hoxa Mitglied der unierten Kirche war. Die katholischen Ostkirche(n) waren mit Rom uniert; entstanden sind die zahlreichen Teilkirchen der katholischen Ostkirche als Folge des großen Schismas 1054 mit eigenen Riten und eigenem Codex juris.
'''''Exkurs zu den Wohnungen/Werkstätten von Friedrich Hoxa zwischen 1826 und 1859/60'''''
Plan Alt-Wieden,  um 1830. Die östliche Begrenzung(lt. Plan mit der Bezeichnung k.k. Poliz. ; der Bezirk Landstraße waren grenzte an Alt-Wieden, in unmittelbarer Nachbarschaft findet man das Palais Schwarzenberg und das angrenzende Palais Belvedere.  Alt-Wieden und Neu-Wieden trennte waren durch die Alte Wiedner Hauptstraßegetrennt: Alt-Wieden hatte seinen "grünen"  Charakter lange erhalten können, während Neu-Wieden ein dicht bebautes Wohn- und Handwerkerviertel war.[[Datei:altwieden.jpg|thumb|right|230x325px]]  
1) Wohllebengasse, 89: letzte bekannte Wohnung von Friedrich Hoxa
2) Alleegasse 72, 76; die Alleegasse wurde 1921 in Argentinierstraße umbenannt (als Dank für eine ei ne millionenschwere Spende  an die Stadt Wien   um die große Not als Folge des 1. Weltkriegs zu lindern)     
3) Das Polytechnisch Institut, später in Technische Hochschule umbenannt; dort fanden die zweite und die dritte Gewerbs-und Producten -
<span style="font-size: 0.939em;">und die dritte Gewerbs-und Producten - </span>Ausstellungen statt. [[Datei:altwieden.jpg|thumb|right|230x325px]]
Die Alte Wiedner Hauptstraße führte über die Karlsbrücke (existiert nicht mehr) vorbei an der Karlskirche über das Glacis zum Kärntnertor. 
Mit den Türkenkriegen von 1529 und 1683 wurde ein zweiter Schutzwall, der Linienwall,&nbsp; um die Stadt und die Dörfer gelegt. Die Vorstadt Alt-Wieden lag nahe dem Glacis, eine breite Grünfläche vor  der Stadtmauer,; es ist der heutige&nbsp; vierte Wiener Gemeinde-Bezirk Wieden.&nbsp;
Nach dem Friedensschluß zwischen dem Osmanischen Reich /Türkenreich/ und der Hl.Liga (Bündnis zwischen dem Hl. Röm.Reich, Venedig, dem Kirchenstaat, Polen, Litauen u.a. ) 1699 wurden die Befestigungsanlagen rund um Wien nicht mehr benötigt. Das Glacis wurde weitgehend als Grünfläche erhalten, war ein beliebtes Erholungsgebiet der stadtbewohner,  mit zahlreichen Caféhäusern ;  der Linienwall zur Zollgrenze war  die Zoll- und Mautgrenze der Stadt.
Die bis dahin kleineren Ansiedlungen und Dörfer entwickelten eine rege Bautätigkeit. Die Stadt selbst wuchs, bzw. wurde immer mehr verbaut. Eine Häuserzählung von 1845:  Innere Stadt/Wien/ mit  dem Ring der Vorstädte zählte insgesamt 8773 Häuser, in Alt- und Neu-Wieden waren es 958 Häuser.  
Als sich Hoxa in Wien niederläßt, in der Vorstadt Alt- Wieden seine Werkstatt einrichtet, mit dem Bau von Klavieren beginnt, erweitert er den großen Kreis der in Wien ansässigen Manufakturen, mit dem Ziel irgendwann einmal&nbsp; auch zu dem Kreis der angesehenen und&nbsp; etablierten Klaviermanufakturen zu gehören. Ich greife nur einige Namen heraus:&nbsp; '''Nanette und Anton Streicher'''( Frau Nanette hat zusätzlichen Bekanntheitsgrad erreicht, nicht nur als Klavierbauerin, sondern auch als engere Vertraute von Ludwig van Beethoven),''' Conrad Graf,''' '''Anton Walter,''' '''Joseph Brodmann, '''der Lehrherr und Förderer von Ignaz Bösendorfer.
<span style="color: #000000;">Die Wiener Klavierbauer zwischen 1800 - 1850&nbsp; zählen, wie ihre Kollegen in London, Paris zu den innovativsten ihrer Zunft. Es wird experimentiert, geprüft, verworfen, man trifft sich zum Fachgespräch ... tauscht Erfahrungen aus - neudeutsch würde man das netzwerken/networking nennen ... und arbeitet zwar nicht konkret gelegentlich auch mit den Komponisten/Pianisten/Virtuosen zusammen. De facto müßte man sagen: Instrumentalisten, von Ausnahmen einmal abgesehen, wie Beethoven oder Lisztdenn der Innovationsschub gilt nicht nur für das Tasteninstrument Pianoforte. Die Komponisten dieser Jahre waren oft auch ihre eigenen Interpreten. Die immer größeren Räume, Konzertsäle,&nbsp; die veränderte Spieltechnik der Pianisten (die damals meistens noch auch Komponisten sind) Spieltechnik  sind für die Instrumentenbauer eine willkommene und gerne angenommene&nbsp; Herausforderung; der Höhepunkt dieser Entwicklung ist erreicht als Liszt verkündet: "Le concert c*est moi"&nbsp; - aus dem zart klingenden Hammerflügel. von Beethoven noch als Zither bezeichnet,&nbsp; wird der orchestrale Konzertflügel. </span>
<span style="color: #000000;">Seit den Kriegsjahren der napoleonischen Zeit dominiert ein industrieller Werkstoff: das Gußeisen.&nbsp; Die Devise "''Gold gab ich für Eisen''" um die Kriege gegen Napoleon zu finanzieren, ließ findige und künstlerische begabte Köpfe entdecken, daß man aus diesem alten, lange bekannten Werkstoff mehr und anderes herstellen konnte, als Kanonen oder Pfannen und Töpfe .&nbsp; Zu ihnen gehörten auch die Klavierbauer, denn was bisher aus Holz gefertigt worden war, wurde erst nur versuchsweise, dann aber dauerhaft in das Instrument integriert - Kapseln, Stimmstöcke usw.&nbsp; </span>
<span style="color: #000000;">eine Eine andere Neuerung dieser Jahre  ist ein neuer Berufszweig:&nbsp; der "Klavierbauer", wurde&nbsp; erst seit dem Biedermeier gebräuchlich; davor wurden die Handwerker, die in Manufakturen die Klaviere produzierten als Tischler ausgebildet und als solche auch in den holzverarbeitenden Berufsverbänden geführt.&nbsp; Dieses neu entstandene Gewerbe "Klavierbauer" war&nbsp; nicht mehr an die Zunft der Tischler gebunden, unterlag nicht deren Regularien, genoß auch nicht deren Schutz.&nbsp;</span>
<span style="color: #000000;">'''1826''' erhalten Friedrich Hoxa und  sein Partner, der Musiker und Komponist '''Joseph Michael Kinderfreund''', aus Prag, wo er auch eine Musikschule gegründet hat, ein Privilegium für die Dauer von fünf Jahren. Es hat die Nummer K-683/ 979, ist datiert mit 13. März 1826. Erteilt wurde es  für den doppelt gebauten Resonanzboden sowie für die Kapseln aus Metall. </span>
Über die Gründe, die Ursachen kann man nur rätseln. In den der30er Jahren, zur Zeit der beiden Gewerbs-und Producten-Ausstellungen ist er ebenso erfolgreich wie z.B. Ignaz Bösendorfer oder die Manufaktur Streicher. 
Die Manufaktur Nanette und Anton '''Streicher''' war eine alteingesessene Wiener Manufaktur;  Nanette Streicher, selbst Klavierbauerin, war eine enge Vertraute ''' Ludwig van Beethovens'''. (Chronologisch möchte ich daran erinnern, daß Beethoven, 1827 in Wien gestorben, dem Musikleben der Stadt  Wien seinen "Stempel" aufgedrückt hatte seit er sich Ende 1792 in Wien niedergelassen hatte).
In der Manufaktur Streicher in der Vorstadt, auf der Landstraße, gab es neben den Werkstatt - und Schauräumen einen Konzertsaal; Streicher stellte diesen Saal - meistens kostenlos - einheimischen Virtuosen und Gastvirtuosen zur Verfügung. Wien besaß noch keinen großen öffentlichen Konzertsaal, auch nicht nach der Gründung der Gesellschaft der Musikfreunde, 1812. Wer auftreten wollte, mußte sich erst einen Saal suchen, mieten usw. - alles auf eigene Kosten. Ein kostenfrei zur Verfügung gestellter Raum, und sei es in der Vorstadt, wurde gerne angenommen.
Anders die Ausgangsposition von '''Ignaz Bösendorfer (1794-1858)'''. Als er seine eigene Firma gründete, übergab ihm sein Lehrherr Josef Brodmann(1763-1848), die Werkstatt, das Haus in der Vorstadt Josefstadt. Teil dieser Übergabe waren auch die Mitarbeiter der Manufaktur sowie - und das war ein nicht zu unterschätzender Anteil, den Kundenstamm und das damit verbundene "Netzwerk". 
Nicht zuletzt war es aber auch die allgegenwärtige "Macht der Presse" - die gibt es nicht erst seit dem 20.Jh. - , die den Erfolg der jungen Firma Ignaz Bösendorfer wesentlich steuerte. Die "''Wiener Theaterzeitung''" von Adolf Bäuerle begleitete mit ihren Besprechungen das Wiener Theater,- Opern,- Konzertleben, berichtete über anreisende, anwesende, abreisende Künstler. Als '''Franz Liszt ''' 1838 in Wien wieder einmal auftrat, stellte Adolf Bäuerle die (provokante?) Frage mit der Feststellung, warum denn der berühmte Virtuose immer noch einen Conrad Graf Flügel  oder ein Instrument der Manufaktur Streicher  spiele, warum denn nicht einen Bösendorfer, der seinen spieltechnischen Ansprüchen wesentlich mehr entsprechen würde.    Es sollte allerdings bis 1846 dauern bis Liszt dann erstmals einen Bösendorfer in einem öffentlichen Konzert spielte.  
Friedrich Hoxa, so läßt sich vermuten, als nach Wien zugewanderter Handwerker und Klavierbauer, genoß zwar hohes Ansehen, Anerkennung von seinen Innungskollegen, aber ihm fehlte der "background" der alteingesessenen Firmen; möglicherweise sind auch die persönlichen Schicksalsschläge, Tod seiner Frau wie der Kinder in den 1820er Jahren Teil der geringen öffentlichen Wirksamkeit der Firma.  Die geringe  Publizität des Klavierbauers Hoxa, der Person Friedrich Hoxa belegt auch die Tatsache, daß kein Porträt  überliefert ist; zumindest ist bis heute keines bekannt.