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Aus Dagmar Saval Wünsche

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Ralph Wünsche, Maler und Zeichner

1.045 Byte hinzugefügt, 19:15, 25. Jun. 2020
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Die Ausstellung war gut besucht, auch ein Erfolg. Der große Durchbruch wurde es nicht, es folgten dieser ersten Schau viele weitere größere und kleinere Ausstellungen, oft auch thematisch ausgerichtet, aber sie erreichten immer nur einen sehr kleinen Teil des öffentlichen Interesses, nur eine kleine Gruppe Kunstinteressierter.
'''Walter Huder ''' schreibt im Vorwort des Katalogs zur Einzelausstellung RW im Foyer der Deutschen Oper, Berlin, 1976 und erkennt auch – hellsichtig – die Gründe für den exklusiven Erfolg:
''Als Wünsche an der Westberliner Hochschule für bildende Künste … lernte, … kündigte sich bereits in den damaligen Arbeiten nicht nur sein Talent für das Portrait an, sondern erging sich auch seine Tendenz zum östlichen Konstruktivismus, ja in ihr sogar zu einer Art satirischer Heiterkeit. Er zeichnete damals zwar mit leichtem Bleistiftstrich, dafür aner mit scharfem Ausdruck, fast wie in der Nachfolge von Otto Dix, … . Die Ölbilder jener Zeit , also 1960/61, wie z.B. „Femme Fatale“, „Olympia“, „Don Quijote“ und „Frères Jacques“, erinnern ebensosehr an die Manier von Malewitsch wie an die der indischen Miniaturen, nur eben europäisch, mit Heiterkeit und Ordnung. … ''
Das Bild- und Farb- Erlebnis der „Phantastischen Realisten“ einerseits, sowie die bereits angesprochene Suche nach einer veränderten Bildsprache um das Nichtdarstellbare des erfahrenen Grauens dennoch in Bilder umsetzen zu können bahnt sich unaufhaltsam seine Weg in den Pinsel des Malers.
'''Walter Huder ''' fährt fort:
''Das Unsagbare ist für RW der „ … historische Untergang des alten Dresdens im Zweiten Weltkrieg… fälschlicherweise als ‚historisches Schicksal Dresdens‘ apostrophiert   … der historisch … verordnete, dann sich jedoch geradezu spielerisch ausartende Tod, … “''
Aus einer eher zufälligen Begegnung mit dem Pianisten und Komponisten '''Dieter Brauer ''' entstanden neue Perspektiven; darüber schreibt Dieter Brauer auf die Frage:
''Warum Musik zu den Bildern von Ralph Wünsche'', im Februar 2000 für das Programm des Hauskonzerts, das am 4.März 1999 im Atelier des Malers Ralph Wünsche stattgefunden hat.
Farben türmen sich, stürzen wie ein Wasserfall aus den Bildern, ziehen den Betrachter in das Bild hinein; die Zeichnungen, die farbigen Blätter irritieren mit nervösem rhythmisierten Strichen, lösen Verwirrung aus – und Bewunderung, Begeisterung für die hohe Kunst des Zeichnens, der Farbführung. Auch Ablehnung, Gleichgültigkeit des Nichtverstehens, Abweht gegen allzu komplexe Bildsprache.
'''Will Grohmann ''' war der Kunsthistoriker – „Papst“ der Nachkriegsjahre, sehr bestimmend für die Tendenzen in der Stadt, deren Teilung –Trennung sich schon sehr bald abzuzeichnen begann. Es ist hier nicht der Anlaß die heftigen Kunstdebatten aus dem Anfang der 50 Jahre zwischen Will Grohmann und Karl Hofer nachzuzeichnen, aber sein gedanklich bildnerischer Einfluß reicht bis weit in die 60er Jahre hinein und beeinflußt zahlreiche Künstlerkarrieren.
Im Katalog 1966, S. 6ff schreibt er:
Aus den Jahren nach dem Studium sind nur wenige Zeichnungen und Bilder überliefert, als Erklärung bietet sich an, daß RW in diesen Jahren häufig umgezogen ist.
Mit dem Erlebnis Rom – Olevano Romano sollte sich die eher lockere Einstellung zur eigenen Arbeit ändern; er begann seine eigenen Arbeiten zu sammeln, besser zu verwahren, dennoch bleiben Lücken.  
'''Michael Heltau ''' erzählt von seiner Begegnung mit dem Maler Ralph Wünsche, Wien, Februar 2020, in einem langen und schönem Gespräch und faßt seine Gedanken in dem oben zitierten Brief für mich nochmals zusammen . 
Es war, wie damals, als RW den Schauspieler in seinem Wiener Haus besuchte, ein Gespräch in der Dämmerstunde, das immer spärlicher werdende Licht ließ Gedanken, Erinnerungen auftauchen an die [[Datei:image001.png|thumb|right|200x266px|Michael Heltau als Cotrone in "Die Riesen vom Berge"(Pirandello), Wien, Burgtheater 1994 , Öl/Lwd., 80 x 60, RW 00, Wien, Theatermuseum]]vielen Begegnungen in Wien, in Nürnberg, in München …
<span style="color: #ff0000;">Abb.: Karl Böhm, Dirigent, Öl/Lwd., 90 x 80, RW 78, Wien, Gesellschaft für Musiktheater</span>
Das Porträt des Dirigenten ''' Karl Böhm '''
war eine Auftragsarbeit der Gesellschaft für Musiktheater, Wien. Nach ersten Vorgesprächen Ende der 70er Jahre über die Möglichkeiten, wie und wann den hochbetagten und schon sehr gebrechlichen Künstler zu treffen, wurde beschlossen, da er sehr häufig in Berlin gastierte, dort die Arbeit an dem Porträt zu beginnen. 1980 war es dann soweit – Böhm kam nach Berlin um ein Konzert mit den Berliner Philharmonikern zu dirigierenzugelassen, sowie in der Deutschen Oper eine Aufführungsserie der „''Hochzeit des Figaro''“ (Mozart).
<span style="color: #ff0000;">[[Datei:image005.jpg|thumb|right|289x204px]]</span>
Die Porträts ''' Leonard Bernstein, Zubin Mehta ''' entstanden ebenfalls während der Proben, aber unter eher kontraproduktiven Bedingungen. Die Dirigenten wurden von ihren jeweiligen Stäben abgeschirmt, der Maler wurde „gnädig“ (immerhin publicity!) zugelassen konnte zwar während der Proben zeichnen, aber mehr wurde vom „Hofstaat“ nicht gestattet. RW saß also im Zuschauerraum, zeichnete … und kam allen Abschirmungsversuchen der diversen Stäbe trotz alledem mit den einzelnen Dirigenten ins Gespräch.
Eine Ikone des Exils, eine hochbetagte Künstlerin, das ist, das war '''Maria Ley-Piscator ''' als RW sie zeichnete und malte, als sie wieder einmal Berlin besuchte.
<span style="color: #ff0000;">Abb.:  Maria Ley - Piscator, Öl/Lwd., 80 x 70, RW 86, Berlin, Akademie der Künste, Kunstsammlungen[[Datei:image006.png|thumb|right|220x262px]]</span>
Das Rollenporträt des Weltstars, der Sopranistin ''' Leonie Rysanek-Gausmann''', (Abb. 7, 8) entstand unter ganz besonderen Bedingungen. 1976 sang die Rysanek die ''Medea'' (Titelpartie der gleichnamigen Oper von Luigi Cherubini) im Théàtre Antique in Arles. Das Porträt war ein Auftrag ihres Mannes, des Musikjournalisten Ernst-Ludwig Gausmann. Wir reisten nach Arles zu den Proben, zur Premiere. Die Proben hatten allerdings von Anfang an einen ungebetenen Mitspieler: den Mistral (das ist ein im Rhône-Tal sehr gefürchteter Fallwind). Bis zur Premiere, selbst noch am Abend der Premiere bestimmte er den Ablauf. [[Datei:image007.jpg|thumb|right|303x226px]]
<span style="color: #ff0000;">Abb.:[[Datei:image008_(2).jpg|thumb|right|310x419px]] Leonie Rysanek - Gausmann als Medea, in der gleichnamigen Oper von </span>
<span style="color: #ff0000;">Luigi cherubiniCherubini, Arles 1976, Öl/Lwd., 170 x 120, RW 76, Wien, Theatermuseum </span>
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Welt und Gegenwelt, das Geheimnis der Verwandlung fasziniert schon das Kind Ralph Wünsche. Bühnenbildner zu werden war sein Ziel, sein großer beruflicher Traum. Erste „Schule des (theatralischen) Sehens“ war der Besuch der Dresdner Museen und der häufige Besuch der Theateraufführungen, Konzerte, Opern – und die Tanzabende der Palucca/Schule im zerstörten Dresden. (Abb. 8) Bedauerlicherweise sind aus der Frühzeit sowie aus den Studienjahren des Malers nur wenige Arbeiten überliefert; drei kleinen Skizzenbüchern aus Dresden zeigen die ersten zeichnerischen Schritte
Aus der Bekanntschaft mit dem Ballettphotographen der Deutschen Oper, '''Peter Riesterer ''' von kranichphoto, wurde eine langjährige Arbeitsfreundschaft. Peter Riesterer ermöglichte RW die Besuche der Ballettproben der Compagnie der Deutschen Oper, bei Gastspielen anderer Compagnien. RWs besondere Bewunderung galt Maurice Béjart.  
Die zahlreichen farbigen Tanz – und Bühnenzeichnungen, bezeichnete RW gerne – wie die meisten seiner Arbeiten – als „Versuchstationen“; Experiment, die offene Form sind ein wesentliches Charakteristikum seiner Bildersprache. Für die Tanzzeichnungen bedeutet dies: Raum (die dritte Dimension) und Bewegung in der Fläche mit dem Stift, dem Pinsel, der Farbe so zu gestalten, dass Bewegung zum Raum, zum Licht, zum Klang wird.
<span style="color: #ff0000;">Abb. : NORMA, Oper von Vincento Vincenzo Bellini, Berlin, Philharmonie, SOB 1988</span>[[Datei:image015_(2).jpg|thumb|right|247x167px]]
<span style="color: #ff0000;">Konzertante Aufführung, aus dem Programmheft</span>
1968 erhielt RW erstmals das Stipendium Villa Serpentara in Olevano Romano der Akademie der Künste, Berlin; 1972 ein zweites Mal. Von diesem Moment an war er, wann immer es möglich war, häufiger Gast in Olevano; so sehr hatte ihn dieser geschichtsträchtige Ort „verzaubert“, die Landschaft und nicht zuletzt die Erfahrung „einer anderen Welt.
1967 hatte RW für das Stipendium der Villa Romana, Florenz eingereicht, dazu '''Hans Jaenisch''', Professor für Aquarell … am 12.Juli 1967 in seinem Gutachten:
'' '' ''Herrn Ralph Wünsche war während seines Studiums an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste in Berlin u.a. 2 Semester in der Klasse für Grundlehre. Schon während dieser Zeit gehörte Herr Wünsche zu den begabten Schülern der Klasse. Er fiel durch sehr phantasievolle, Gestaltungsübungen und Analysen in der Formlehre wie auch durch sehr gut beobachtet und mit besonderem Talent übersetzte Naturstudien auf. Auch später – nach Beendigung seines Studiums an der Hochschule – habe ich mit großem Interesse seine künstlerische Weiterentwicklung auf Ausstellungen verfolgen können. Seine neuesten Bilder ragen den Stempel einer sehr gepflegten und disziplinierten Malweise, die einen starken hintergründigen, surrealen Ausdruck vermittelt. Seine Aquarelle und Zeichnungen haben – stark verdichtet – gleiche Wesenszüge. Aus diesen Gründen wird gegenwärtig besonders seine Porträtmalerei sehr geschätzt. Ich würde es begrüßen, wenn der Antrag des Herrn Wünsche Berücksichtigung finden könnte. ''
''Jaenisch''
Die „Villa Romana“ bekam RW nicht, aber ein Jahr später fuhr er doch nach Italien, nach Olevano Romano, in die Villa Serpentara als Stipendiat der Akademie der Künste, Berlin.
Es wurde eine Liebe auf den ersten Blick – sie hielt ein Leben lang. RW war ein „Südmensch“, so sein Kommentar zum „Süden“. Wie sehr RW den Süden geliebt hat, vor allem WAS ihn an „Süden“ fasziniert, gefesselt hat, was er für die Lebendigkeit seiner Inspiration brauchte. Er beschreibt sein "Südgefühl" auf einer Grußkarte  aus Rogznica, Kroatien, vom 18. September 2003, an mich:
''Gestern habe ich den Saal angesehen und die Flächen ( 4,50 x 1,90m) sehr hübsch , würde ich gerne machen, wenn ich Zeit haben sollte….. vielleicht Mai - Juni einige Wochen in Olevano.   …''
Ein kleiner ''' Exkurs ''' zu Olevano Romano, das Stipendium und seine Bedeutung. Die Geschichte des Ortes als Teil der Kunstgeschichte, der Romantik, beginnt mit dem Maler und Zeichner Joseph Anton Koch (1768 -1839). Er entdeckte diese, auch heute noch abseits der Touristenströme liegende Landschaft auf seinen Wanderungen durch Italien, 1794, die ihn bis nach Paestum geführt hatten. Er lebte zeitweilig in Olevano Romano, heiratete ein olevanisches Mädchen, Cassandra Ranaldi. Später lebte er mit seiner Familie in Rom, starb in Rom und liegt auf dem Deutschen Friedhof in Rom begraben.
Das Geheimnis dieser Landschaft – auch heute noch ungebrochen, wenn auch inzwischen reichlich „verletzt“ durch Autobahn, Betonungetüme, Industrie – den Wunden des „Fortschritts“ – bleibt ungebrochen. Diese Landschaft haben viele Künstler, Reisende beschrieben (nicht aber Goethe, der hat sich nie ins Latium „verirrt“). Ihnen allen ist eines gemeinsam – das sinnliche Eintauchen in eine uralte Kulturandschaft.
Die Romfahrten, die Streifzüge durch die Landschaft, die verlassenen Orte lösten in dem Maler RW eine Fülle von bildnerischen Ideen aus … festgehalten, notiert, gezeichnet in zahlreichen Skizzenbüchern, Serienzeichnungen, Bildern.
1976 schreibt '''Walter Huder ''' im Begleittext zum Katalog der Einzelausstellung RW in der Deutsche Oper, Berlin:
''… Wünsche war zweimal Stipendiat der Westberliner Akademie der Künste in der Villa Serpentara, Olevano unweit von Rom, ja in Roms Bannmeile … in der Folge entstanden … die .. Serien „Römische Impressionen“, „ Latium“. Sein Skizzenbuch füllte sich damals mit zahlreichen Aufzeichnungen, einer Topographie der Landschaft und der Kunst jener Weltgegend, deren Faszination schon viele Stipendiaten vor ihm zu zeichnerischer und gemalter Wiedergabe erregte, … und die wie für ihn wie zu einer Entdeckung gewordenen Kunstwerke des Bernini. … Er setzte sie in seinen Zeichnungen auf die ihm eigene Weise um, versuchte deren Thematik weiter zu entwickeln, ja für Paraphrasen zu benutzen. …   ''
''''' ''Walter Huder ''' spielt in seinem Text auf die vielen Stipendiaten der Serpentara, der Casa Baldi an; viele hatten sich für erwiesene Gastfreundschaft bei olevanischen Familien mit Zeichnungen, Bildern bedankt, mancher war auch in Olevano seßhaft geworden. – Eine der gastfreundlichsten Familien neben den Baldis war die Familie Riccardi. Einer der zahlreichen Söhne, Domenico, hatte Germanistik studiert, war Lehrer geworden und war sehr geschichtsbewußt, kunstinteressiert, suchte gezielt den Kontakt zu dem Stipendiaten. So konnte es nicht ausbleiben, daß er eines Tages bei Wein und Oliven mit RW über die Idee eines Museums für Olevano Romano philosophierte, Ideen entwickelte. 1989 wurde das Museum gegründet, wurde Wirklichkeit. Heute besitzt Olevano ein eigenes kleines Museum, Anlaß für Künstler den Bestand durch Schenkungen zu erweitern. Der olevanische Teil des Nachlasses von RW ging an das Museo Civico.  
Abb. 1 - 14
Zit.: Walter Huder, Zur Ausstellung und über Ralph Wünsche, Vorwort zum Ausstellungskatalog „Ralph Wünsche“, Berlin 1976, NBK in Zusammenarbeit mit der Deutschen Oper ,Berlin
 
 
 
====Nachwort====
Mit nur wenigen Zeilen des Nachworts möchte ich den vielen Begleitern/innen meiner Recherchen, Überlegungen meinen herzlichenDank für intensive Unterstützung aussprechen, die sie mir gegeben haben; ein ganz besonderes au ßerordentliches Dankeschön gilt Frau Anke Kalcher vom Archiv der UdK, Berlin,  die mir trotz home-office (in Zeiten von Corona), sehr geholfen hat, denn dank dieses allmächtigen Virus war mir die persönliche Einsicht in die Akten der Studienjahre nicht möglich. Die bestehende Informationslücken zu Leben und Werk  konnte ich nicht recherchieren, denn dazu hätte ich Bibliotheken, Archive in Berlin aufsuchen müssen, die seit März 2020 geschlossen sind. Meine Erinnerung an die gemeinsamen Jahre und diverse Fundstücke, alte Notizen haben mir das Schreiben dennoch ermöglicht.  Ein Defizit, das nicht Corona bedingt ist, hat auch einen kleinen bitteren Nachgeschmack: So manchen Weggefährten von RW, den ich um Auskunft gebeten hatte, blieb stumm. Warum wohl? Ich weiß es nicht. Das Schlußwort aber hat der Künstler selbst:
 
 
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