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Aus Dagmar Saval Wünsche
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''Man mag in dieser apokalyptischen Zeit wohl zaudern, ob der Titel der Ausstellung „Tanzphantasien“, die Malerei und Zeichnung von Ralph Wünsche … wirklich ohne Hintergründigkeit ist. Und es wird auf die Gestimmtheit des Betrachters ankommen, ob er in den ekstatischen, fulminanten Bewegtheiten einen Tanz auf dem Vulkan sieht oder nicht. Der Maler nämlich schreibt keine Deutungen fest. Seine Blätter sind vom Inhaltlichen Her so offen, wie sie im Formalen reich sind. Da vermag man wohl tanzende Gestalten auszumachen, da taucht ganz deutlich ein Gesicht, eine Hand oder ein Bein auf, aber ob das immer ein und dieselbe Figur ist … kann man so genau schon nicht mehr feststellen. Die nervösen Pinselschwünge oder Kreide- und Bleistiftlinien sind so vernetzt und verstrickt miteinander, daß manches Blatt wie ein einziger Wirbel, ja wie ein Sturm daher kommt.. …Es ist als höre man die Klänge des Orchesters und ahne den brausenden Beifall … ''
''Man mag gern Jürgen Rennerts Gedanken aufnehmen, den er zur Eröffnung der Ausstellung äußerte: daß nämlich Ralph Wünsches Kunst den leichtfertigen Blicken widersteht und sich in einem existenziellen Sinn zu Kreuz und Auferstehung verhält. Deutlicher vielleicht mag das in seinem „Trance-Bild“ werden. Denn hier kulminieren nicht nur die tragischen Geschicke individuellen Seins, sondern auch die geschichtlichen. Seine Suggestivität kommt aus dem Abenddämmer des soeben Soeben und Jetzt wie aus der Erinnerungsfrühe der Antike. Ralph Wünsche bezeichnet dieses Gemälde selbst als Schlüsselbild, sowohl vom Inhaltlichen her wie vom Formalen. Beides sieht er als Einheit. ''
Zit.: Sabine Sülflohn, Verschwenderische Fülle zauberhafter Details. Werke von Ralph Wünsche in der Galerie „DOMizil“ ,Neue Zeit, Berlin, 18.2.1991
1976 erhielt RW seine erste monographische Ausstellung, organisiert vom NBK und der Deutschen Oper, Berlin. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er immer wieder an kleineren und größeren Ausstellung teilgenommen, auch Preise bekommen – oft war die Teilnahme an einer Ausstellung einem Preis vergleichbar; bleibt hinzuzufügen, daß er bis Anfang der 70er Jahre oft nur bedingt genügend Freiraum für das eigene künstlerische Schaffen hatte; die materielle Existenzsicherung durch Fremdausstellungsaufträge forderte ihren Tribut.
Die Ausstellung war gut besucht, auch ein Erfolg. Der große Durchbruch wurde es nicht, es folgten dieser ersten Schau viele weitere größere und kleinere Ausstellungen, oft auch thematisch ausgerichtet, aber sie erreichten immer nur einen sehr kleinen bestimmten Teil des öffentlichen Interesses, nur eine kleine Gruppe Kunstinteressierter.
Walter Huder schreibt im Vorwort des Katalogs zur Einzelausstellung RW im Foyer der Deutschen Oper, Berlin, 1976 und erkennt auch – hellsichtig – die Gründe für den exklusiven Erfolg:
[[Datei:image055.jpg|thumb|right|342x251px]]
<span style="color: #ff0000;">Abb. Ankunft eines Engels, Öl/Lwd., 90 x 120, RW 96, Olevano Romano, </span> <span style="color: #ff0000;">Museo Civico</span>
<span style="color: #ff0000;">Abb. Ohne Titel, Öl/Lwd., 50 x 60, undat., unsign. (2004), Olevano Romano, Museo Civico[[Datei:image056.jpg|thumb|right|304x243px|Ohne Titel, Öl/Lwd., 50 x 60, unsign., undat. (2004), Olevano Romano, Museo Civico]]</span>
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Aus einer eher zufälligen Begegnung mit dem Pianisten und Komponisten Dieter Brauer entstanden neue Perspektiven; darüber schreibt Dieter Brauer auf die Frage:
''Warum Musik zu den Bildern von Ralph Wünsche'', im Februar 2000 für das Programm des Hauskonzerts, das am 4.März 1999 im Atelier des Malers Ralph Wünsche stattgefunden hat.
'' ''''Seit Jahren bemühe ich mich um Brücken zwischen der Musik und der bildenden Kunst. Als ich zum ersten Mal Gemälde von Ralph wünsche erblickte, wurde mir sofort klar: nach diesen herrlichen Bildern muß ich unbedingt versuchen, musikalische Reflexionen zu realisieren. Ich habe versucht in den Kompositionen einen Teil der Ausdruckskraft der gleichnamigen, großartigen Bildern in musikalische Ebene zu transponieren'', …
Dieses Hauskonzert war Hauptprobe und Generalprobe zugleich für das Wiederaufheben des Ariadnefaden, der lange Zeit beim Betrachten von Bildern vergessen worden war: Die einzelnen Künste der Teil eins Ganzen – DER KUN[[Datei:hauskonzert.jpg|thumb|right|288x202px]]ST.
<span style="color: #ff0000;">AbbDieter Brauer, Komponist und Pianist(re. im Bild) hatte für Ralph Wünsche komponiert, das Bild auf der Staffelei "In der Dämmerung" , RW 96 hatte ihn dazu inspiriert. Er hat auch zu anderen Bildern von RW komponiert.</span>
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=== ====== ====== ====== ====== ====== ======'''Gedankensplitter zu den Bildern und Zeichnungen von Ralph Wünsche'''===
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<span style="color: #ff0000;">Abb. : Zirkus , Tusche, Feder, laviert , 54 x 80, unsign., undat.(um 1960), </span> <span style="color: #ff0000;">Olevano Romano, Museo Civico[[Datei:image033.jpg|thumb|right|199x143px255x183px]]</span>
Während seiner Studienjahre – er wohnte damals in Charlottenburg oder in Westend – auf seinen Streifzügen durch den Kiez - entdeckte er auf einer Brache hinter dem Funkturm einen kleinen Zirkus, der von einer Zirkusfamilie betrieben wurde. Stunden um Stunden verbrachte er bei den Zirkusleuten, zeichnete und zeichnete unentwegt, freundete sich mit ihnen an – und schenkte ihnen, als sie ihr Zelt abbauten um weiterzuziehen, den Großteil seiner Zeichnungen als Dank für die Teilhabe an ihrer Arbeit, aber auch an ihren Problemen. Nur zwei haben sich in seinem Nachlaß erhalten. (vgl. Kap.2, Abb. 11,12)
<span style="color: #ff0000;">Abb. : Zirkus , Tusche, Feder, laviert, 55 x 74, unsign., undat. (um 1960)</span> <span style="color: #ff0000;">Olevano Romano, Museo Civico[[Datei:image032.jpg|thumb|right|273x164px]]</span>
''Vielleicht war es das, was uns gleich so stark verbunden hat. Denn meiner Meinung nach zeichnet es den wirklich begabten Schauspieler aus, daß er sich ausschließlich für die Figur interessiert, die er zu spielen hat und sich ebenso im Dialog mit seinem Bühnenpartner voll auf diesen Partner konzentriert. 'Eine sehr aktive Art des Zuhörens und Zuschauens! Ralph Wünsche hatte diese Fähigkeiten in besonderem Maße!''
Michael Heltau erzählt von seiner Begegnung mit dem Maler Ralph Wünsche, Wien, Februar 2020, in einem langen und schönem Gespräch und faßt seine Gedanken in dem oben zitierten Brief für mich nochmals zusammen .
Es war, wie damals, als RW den Schauspieler in seinem Wiener Haus besuchte, ein Gespräch in der Dämmerstunde, das immer spärlicher werdende Licht ließ Gedanken, Erinnerungen auftauchen an die [[Datei:image001.png|thumb|right|200x266px|Michael Heltau als Cotrone in "Die Riesen vom Berge"(Pirandello), Wien, Burgtheater 1994 , Öl/Lwd., 80 x 60, RW 00, Wien, Theatermuseum]]vielen Begegnungen in Wien, in Nürnberg, in München …
Das Portrait „''Michael Heltau''“ war für Ralph Wünsche eine große künstlerische – und menschlicher Herausforderung … jede Begegnung mit dem „Objekt seiner Begierde“ (Bunuel) bedeutete Veränderung, ein sich wieder neu Einstellen, denn der Portraitierte präsentierte sich in immer neuer Tagesverfassung, in einem immer wieder veränderten Mimos. Diese unendlichen Nuancen einzufangen mit dem Stift, später dann mit dem Pinsel auf die Leinwand zu bannen, kam einem nicht enden wollenden Abenteuer gleich .
<span style="color: #ff0000;">Abb. Michael Heltau als Cotronein "Die Riesen vom Berge" (Pirandello), Burgtheater 1994, </span> <span style="color: #ff0000;">ÖL/Lwd., 80 x 60, RW 00. Wien, Theatermuseum </span>
Die Schauspielerin Gusti Wolf war eng mit Heltau befreundet, bewunderte seine Kunst.
Völlig anders dann das Treffen in Nürnberg … RW irgendwo an der Seite, er hatte keine Lust sich wie ein „ordentlicher“ Besucher zu setzen; das ging auch ohne Protest der Saalaufsicht, - es war wohl so etwas ähnliches wie eine offene Veranstaltung für ältere Damen und Herren mit Kaffee und Kuchen. An diesem Nachmittag entstanden viele Skizzen, Bewegungsstudien, Kopfstudien, Handstudien – allerdings waren diese so begehrt, daß sie nicht mehr vollständig überliefert sind. „Gucke mal, da zeichnet einer! … “, Neugierde programmiert, die Skizzen wechseln ihren Besitzer …
[[Datei:image002.png|thumb|right|200x152px237x180px|Michael Heltau, Kopfstudie, Öl/Lwd., 30 x 40, unsign., undat., Wien, Theatermuseum]]
Dann im Atelier Phase eins: Öl/Lwd – erste Kopfstudien … nicht alle glückten auf Anhieb, alle im kleinen Format. Aber Kopfstudien sind noch kein Porträt – und Ralph wollte unbedingt ein Rollenporträt malen …
<span style="color: #ff0000;">Abb. Michael Heltau , Kopfstudie, 30 x 40, Öl/Lwd., unsign., undat., Wien, Theatermuseum</span>
Das Outfit von Michael Heltau waren in der Regel Straßenanzüge (wie z.B. im ''„Schwierigen''“, als Kari Bühl von Hofmannstahl) oder Frack und Smocking (auch für seine Chansonabende).
[[Datei:image004.jpg|thumb|right|267x278px|Karl Böhm, Dirigent, Öl/Lwd., 90 x 80, RW 78, Wien Gesellschaft für Musiktheater]]
<span style="color: #ff0000;">Abb.: Karl Böhm, Dirigent, Öl/Lwd., 90 x 80, RW 78, Wien, Gesellschaft für Musiktheater</span>
Das Porträt des Dirigenten Karl Böhm <span style="color: #ff0000;">( Kap.1, Abb.3, 4)</span>
war eine Auftragsarbeit der Gesellschaft für Musiktheater, Wien. Nach ersten Vorgesprächen Ende der 70er Jahre über die Möglichkeiten, wie und wann den hochbetagten und schon sehr gebrechlichen Künstler zu treffen, wurde beschlossen, da er sehr häufig in Berlin gastierte, dort die Arbeit an dem Porträt zu beginnen. 1980 war es dann soweit – Böhm kam nach Berlin um ein Konzert mit den Berliner Philharmonikern zu dirigierenzugelassen, sowie in der Deutschen Oper eine Aufführungsserie der „''Hochzeit des Figaro''“ (Mozart).
<span style="color: #ff0000;">Abb. Karl Böhm, Dirigent, Bleistift, Kohle, 21 x 29, RW ,dat.6.10.1977, Bildausschnitt, Wien, Archiv der [[Datei:image003.jpg|thumb|right|200x155px]]Gesellschaft der Musikfreunde<u></u></span>
<span style="color: #ff0000;">Abb. Leonard Bernstein</span>
<span style="color: #ff0000;">[[Datei:image005.jpg|thumb|right|249x176px289x204px]]</span>
Die Porträts Leonard Bernstein <span style="color: #ff0000;">(Abb.5)</span>, Zubin Mehta entstanden ebenfalls während der Proben, aber unter eher kontraproduktiven Bedingungen. Die Dirigenten wurden von ihren jeweiligen Stäben abgeschirmt, der Maler wurde „gnädig“ (immerhin publicity!) zugelassen konnte zwar während der Proben zeichnen, aber mehr wurde vom „Hofstaat“ nicht gestattet. RW saß also im Zuschauerraum, zeichnete … und kam allen Abschirmungsversuchen der diversen Stäbe trotz alledem mit den einzelnen Dirigenten ins Gespräch.
Eine Ikone des Exils, eine hochbetagte Künstlerin, das ist, das war Maria Ley-Piscatorals RW sie zeichnete und malte, als sie wieder einmal Berlin besuchte.
<span style="color: #ff0000;">Abb. 6 Maria Ley - Piscator, Öl/Lwd., 80 x 70, RW 86, Berlin, Akademie der Künste, Kunstsammlungen[[Datei:image006.png|thumb|right|220x262px]]</span>
Der verschleierte Blick, die weißen Haare, immer in tänzerischer Pose, auch als Sitzfigur, besonders auffallend die Haltung des Kopfes, gefaßt in zarte zerbrechliche – man ist versucht zu sagen – Porzellanfarben , mit teilweise scharfen Pinselstrich konturiert, - versinnbildlicht die eiserne Disziplin der Tänzerin ebenso wie ihren ungebrochenen Lebenswillen wie ihre unerschöpfliche Energie – und sie IST die „Grand old Lady“, die mit ihrem kaum wahrnehmbaren charmanten Lächeln zu sagen scheint – „machs mir doch nach!“
<span style="color: #ff0000;">Abb. Leonie Rysanek - Gausmannals Medea in der gleichnamigen Oper von</span> <span style="color: #ff0000;">Luigi Cherubini, Arles 1976, Kohle, Graphit, Bleistift, weiß gehöht, 50 x 60 </span> <span style="color: #ff0000;">RW 76, Privatbesitz</span>
Das führte oft dazu, dass abgebrochen werden musste, weil der Wind im wahrsten Sinn des Wortes – Töne, Noten, Requisiten - fortblies. Diese Unterbrechungen, den Sängern und Musikern eher lästig, kamen aber dem Maler zugute. Er konnte, was er immer sehr gerne tat, sich untrhalten, zeichnen, - und er zeichnete alles was in dem weiten Runde des Théatre Antique zu finden war – von der gebrochenen römische Säule bis hin zu einem hinreissenden großen, unheimlichen Drachen aus Pappmaché – jeder spätere Dino wäre blaß vor Neid geworden beim Anblick dieses Ungetüms in Miniaturausgabe. Mit diesem Ungetüm muß Medea nach dem Mord an ihren Kindern, dem Tod Jasons und Kreusas triumphierend, als gebrochene Frau – in das Reich der Schatten abfahren.
<span style="color: #ff0000;">Abb.[[Datei:image008_(2).jpg|thumb|right|310x419px]] Leonie Rysanek - Gausmannals Medea, in der gleichnamigen Oper von </span> <span style="color: #ff0000;">Luigi cherubini, Arles 1976, Öl/Lwd., 170 x 120, RW 76, Wien, Theatermuseum </span>
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'''Andere Porträts:'''[[Datei:image009.png|thumb|right|234x281px]]
<span style="color: #ff0000;">Abb.: Boleslaw Barlog, Regisseur und Intendant des Schloßpark - und Schiller- Theater, Berlin</span>
<span style="color: #ff0000;">Öl/Lwd., RW 93, München, Deutsches Theatermuseum</span>
===='''[[Datei:image014.png|thumb|right|269x336px]]'''====
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======Abb. Maja Plissetzkaja ======<span style="color: #ff0000;">Abb.: Maja Plissetzkaja, Tänzerin/Primaballerina, Choreographin</span> <span style="color: #ff0000;">Öl/Lwd., 60 x 50, RW 00, Privatbesitz</span> ====<span style="color: #ff0000;"> </span>====
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====abb. Aleksandr Bardini''' [[Datei:image012.jpg|thumb|right|180px257x319px]]'''======== ==<span style="color: #ff0000;">''' Abb. : Aleksandr Bardini, Schauspieler, Regisseur, Bleistift, 44 x 33, RW75'''</span>===== ===<span style="color: #ff0000;">'''Berlin, Stiftung Stadtmuseum'''</span>
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