===='''''Dresden – Berlin'''''==== ===='''''Schule, Hochschule, der freischaffende Künstler, Anfang'''''==== ====''''' '''''====
''Der 2. Weltkrieg, der Bombenangriff auf Dresden am 13.2 1945, der Alltag im Dritten Reich, die SBZ sowie die darauf folgende Gründung der DDR, bestimmen die Kindheit von RW, seine Schuljahre; diese Zeit prägt das Kind, den Halbwüchsigen, der schon während der ersten Schuljahre sehr dezidiert erklärt: Ich will Maler werden. ''
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''Das Studium an der Hochschule in der Hardenbergstraße wird zur doppelten Herausforderung: Existenzsicherung und gezieltes engagiertes Studium. Man könnte es auch umgekehrt formulieren. Die materielle Existenzsicherung, - da RW sich nicht als Flüchtling registrieren ließ, um seine Verwandten in Dresden nicht zu gefährden, - bedeutet für den Studenten, alle Arbeiten annehmen, die sich anbieten, und das sind meist Hilfsarbeiten, schlecht bezahlt, aber es reicht gerade für das Allernötigste. ''
''Er studiert gezielt, intensiv, experimentiert, immer auf der Suche, ein ständiges Ausloten seiner künstlerischen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Den Traum vom Bühnenbildner hat er beiseite geschoben, aber nie wirklich aufgegeben. In der geteilten Stadt sind in den Jahren seines Studiums, und das sind die Jahre 1955 – 1960, der Kalte Krieg der Blöcke steuert auf einen Höhepunkt zu – den Mauerbau - Chancen für die Realisierung seines Traumes mehr als gering .''
''Das vorherrsche Kunstklima im Berlin der Anfang 50er Jahre ist geprägt von der Dominanz der Abstrakten, ihr theoretischer „Verfechter“, ihr „Pabst“ ist Will Grohmann. ''
''Die Aufzählung seiner Lehrer an der HfBK – von der Grundausbildung bis zur Wahl der Fächer:''
''1955/56 besucht er vor allem die Klassen von Hans Jaenisch (1907 – 1989) und Albert Klatt (1892 – 1970), bei Max Kaus (1891 – 1977) bleibt er bis 1957/58, Heinz Hajek-Halke (1898-1983) und beendet sein Studium als Meisterschüler in der Meisterklasse Hans Uhlmann (1900 – 1975)''
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''Antrag für Weiterstudium (9./10.Semester)''
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''RW war ein sehr engagierter Studentenvertreter, , nach seinen Berichten hat ihm dies auch in einem noch sehr konservativ geprägten Lehrerumfeld viel Ärger eingetragen; ein besonders herausragendes Merkmal der Persönlichkeit des Studenten RW war seine Hilfsbereitschaft sowie sein soziales Engagement:''
'' M''''it Mit '''Jürgen Pieplow,''' Graphiker, kommt ein Künstler zu Wort, dem RW „über die Grenze“ geholfen hat: ''
''In der besonderen Schublade eines Atelierschrankes sind die Adresszettel und Taschenkalender aus vergangenen Jahrzehnten verwahrt. Manche der notierten Namen oder Verabredungen erinnern an prägnante Begegnungen auch an entscheidende Lebensbrüche – andere Notizen sind inhaltlich verweht.''
''Die Begegnung mit RW war dem Inhalt, dem Thema gewidmet; die Qualität der Bilder waren unsere Verbündete. Unsere Gemeinsamkeit bleibt, bis heute, unvergessen – und auch seine Kunst bleibt – sie ist in vielen Einrichtungen gut verwahrt. ''
'''Hella Rost, Kurzbiographie (von ihr selbst verfaßt), 2019'''
'' '' ''1934 in Berlin geboren, lebt in Berlin, Studium an der HdK 1956 -1961''
''Nach vorzeitigem Ausklang der Studienzeit 1961, allerhand verschiedene Verdienstjobs, ehe sich 1963 beim „Kinder Trickfilm Studio, Cinetrick, Herbert Schulz“, eine künstlerische, doch neue, vor allem handwerkliche Arbeit ergab. „Fummel-Geduldsarbeit“, das alles endete, auch mit persönlichen Unterbrechungen 1975 – danach begann, aus allen möglichen künstlerischen Neu-Orientierungen, das endgültige „freischaffende“, verdammt schwierige Künstlerleben, in der „Westberliner Kunst-Enklave“, aber es wurde, nach besten Möglichkeiten, auch gefördert – das bleibt unvergessen! –Viel Zeit ist unterdessen vergangen – was bleibt ist der Mut, die Kraft u. die Lust, weiter zu arbeiten.''
''Der Weg zu einer eigenen künstlerischen Handschrift, einer Orientierung – Malerei, Photographik , Film - „alle Umwege führen immer wieder nach Rom“ RW war Maler, er blieb Maler.''
''Von einem dieser Umwegsversuche gibt es einen kleinen Film. Es begann mit der Mitarbeit i''''n in der Fotowerkstatt von Hajek –Halke; dort formierte sich ein Filmteam aus Studienkollegen. Die vier Filmemacher, ''''Regie: Peter Lilienthal gemeinsam mit Pit Kroke, Jörg Müller, Ralph Wünsche, drehen ''''eine „Studie“, BR Deutschland 1958, Experimentalfilm mit der ''''Musik von Siegfried Behrens.''
''Für RW bleibt es bei dem Experiment, seine unteilbare Liebe gehört der Malerei, Photographie und andere repromechanischen Vorgänge sind für ihn lediglich Hilfsmittel zur Verwirklichung seiner Idee auf Papier oder Leinwand.''
Nach Abschluß seines Studiums an der HfbK stand RW vor der Frage der materiellen Existenzsicherung; er hatte schon während seines letzten Studienjahres Kontakte geknüpft, erste Aufträge für Mitarbeit an Ausstellungen folgen; Veranstalter ist meist der Senat von West-Berlin oder die Evangelische Kirche.
1965 schloß RW einen Vertrag als freier Mitarbeiter mit dem Evangelischen Forum, EKU.
Das Evangelische Forum/Kunstdienst der Evangelischen Kirche war eine Initiative von von Oskar Söhngen als Pendant zum Kunstdienst der Evangelischen Kirche in Ost-Berlin.
<div style="text-align: justify;">Oskar Söhngen als Pendant zum Kunstdienst der Evangelischen Kirche in Ost-Berlin.</div>
<div style="text-align: justify;">Der Auftrag des Evangelischen Forums war „Kunstvermittlung“, Dokumentationen</div>
<div style="text-align: justify;">und kritische Auseinandersetzung mit zeitbezogenen Themen. Die Präsentationsform</div>
<div style="text-align: justify;">begleitendes Infomaterial herausgegeben.</div>
<div style="text-align: justify;">Der Leiter der Einrichtung war der Reiseschriftsteller und Theologe Eckart Kroneberg.</div>
<div style="text-align: justify;">Das kleine Team: Ralph Wünsche war verantwortlich für die künstlerische Auswahl,</div><div style="text-align: justify;">die Gestaltung, Inge Pape, als Graphikerin war die zweite Mitarbeiterin für die optische Präsentation, und für das Handwerkliche war Karlheinz Markgraf zuständig. Um der Wahrheit Wahrheit die Ehre zu geben: Die Dokumentationen waren als Endprodukt Teamwork, erstellt in vielen Diskussionsrunden und gemeinsamer praktischer Arbeit.</div>
Mit dem 9.November 1989 änderte sich für das Evangelische Forum Alltag und Rechtsposition. Das Evangelische Forum wurde wieder zum Kunstdienst der Evangelischen Kirche, und logierte nunmehr in den Räumen eines Seitentrakts im Berliner Dom. Heute, anno 2020 gibt es auch den Kunstdienst nicht mehr.
Mit dem Standort wechsel, der Zusammenlegung mit dem Kunstdienst (Ost) im Berliner Dom wurde das Thema Kunstvermittlung und Erwachsenenbildung umfangreicher; es beschränkte sich keineswegs mehr nur auf Ausstellungen/Dokumentationen. Es wurden Vortragsreihen geplant und abgehalten, Lesungen; für die Inhalte dieser Variante der Kunstvermittlung trug Jürgen Rennert – auch in Zusammenarbeit mit RW – die Verantwortung.
RW stellte zweimal im DOMizil, im Berliner Dom aus: Die aus den Blättern zur ''„Schwarzen Maske“ Maske''“ zusammengestellte Wanderausstellung ''Totentanz, '' sowie eine Show ''Tanzzeichnungen.''
Sabine Sülflohn von der „Neuen Zeit“:
''Man mag in dieser apokalyptischen Zeit wohl zaudern, ob der Titel der Ausstellung „Tanzphantasien“, die Malerei und Zeichnung von Ralph Wünsche … wirklich ohne Hintergründigkeit ist. Und es wird auf die Gestimmtheit des Betrachters ankommen, ob er in den ekstatischen, fulminanten Bewegtheiten einen Tanz auf dem Vulkan sieht oder nicht. Der Maler nämlich schreibt keine Deutungen fest. Seine Blätter sind vom Inhaltlichen Her so offen, wie sie im Formalen reich sind. Da vermag man wohl tanzende Gestalten auszumachen, da taucht ganz deutlich ein Gesicht, eine Hand oder ein Bein auf, aber ob das immer ein und dieselbe Figur ist … kann man so genau schon nicht mehr feststellen. Die nervösen Pinselschwünge oder Kreide- und Bleistiftlinien sind so vernetzt und verstrickt miteinander, daß manches Blatt wie ein einziger Wirbel, ja wie ein Sturm daher kommt.. …Es ist als höre man die Klänge des Orchesters und ahne den brausenden Beifall … ''
1979 zog RW aus der Arbeitsüberlastung, die die Arbeit an Ausstellungen mit dem dazugehörigen organisatorischen, arbeitstechnischen Aufwand mit sich brachte, einen Schlußtstrich, die Ausstellung „''Pflanzen auf Porzellan zum 300 jährigen Bestehen des'' ''Botanischen Garten“'' in der Orangerie im Schloß Charlottenburg war die letzte große und aufwendige Ausstellung, die seine Handschrift prägte.
''1976 erhielt RW seine erste monographische Ausstellung, organisiert vom NBK und der Deutschen Oper, Berlin. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er immer wieder an kleineren und größeren Ausstellung teilgenommen, auch Preise bekommen – oft war die Teilnahme an einer Ausstellung einem Preis vergleichbar; bleibt hinzuzufügen, daß er bis Anfang der 70er Jahre oft nur bedingt genügend Freiraum für das eigene künstlerische Schaffen hatte; die materielle Existenzsicherung durch Fremdausstellungsaufträge forderte ihren Tribut. ''
''Die Ausstellung war gut besucht, auch ein Erfolg. Der große Durchbruch wurde es nicht, es folgten dieser ersten Schau viele weitere größere und kleinere Ausstellungen, oft auch thematisch ausgerichtet, aber sie erreichten immer nur einen sehr kleinen bestimmten Teil des öffentlichen Interesses, nur eine kleine Gruppe Kunstinteressierter.''
''Walter Huder schreibt im Vorwort des Katalogs zur Einzelausstellung RW im Foyer der Deutschen Oper, Berlin, 1976 und erkennt auch – hellsichtig – die Gründe für den exklusiven Erfolg: ''
''Als Wünsche an der Westberliner Hochschule für bildende Künste … lernte, … kündigte sich bereits in den damaligen Arbeiten nicht nur sein Talent für das Portrait an, sondern erging sich auch seine Tendenz zum östlichen Konstruktivismus, ja in ihr sogar zu einer Art satirischer Heiterkeit. Er zeichnete damals zwar mit leichtem Bleistiftstrich, dafür aner mit scharfem Ausdruck, fast wie in der Nachfolge von Otto Dix, … . Die Ölbilder jener Zeit , also 1960/61, wie z.B. „Femme Fatale“, „Olympia“, „Don Quijote“ und „Frères Jacques“, erinnern ebensosehr an die Manier von Malewitsch wie an die der indischen Miniaturen, nur eben europäisch, mit Heiterkeit und Ordnung. … ''
''Das Bild- und Farb- Erlebnis der „Phantastischen Realisten“ einerseits, sowie die bereits angesprochene Suche nach einer veränderten Bildsprache um das Nichtdarstellbare des erfahrenen Grauens dennoch in Bilder umsetzen zu können bahnt sich unaufhaltsam seine Weg in den Pinsel des Malers.''
''Walter Huder fährt fort:''
''Das Unsagbare ist für RW der „ … historische Untergang des alten Dresdens im Zweiten Weltkrieg… fälschlicherweise als ‚historisches Schicksal Dresdens‘ apostrophiert … der historisch … verordnete, dann sich jedoch geradezu spielerisch ausartende Tod, … “''
''Und er zitiert die Bilder „Blaue Landschaft“, „Harlekine“, die mit verzerrtem Mienenspiel aus verräucherter Nacht treten, mit verzerrten Lippen, glatzköpfig wie Wasserleichen, anklagend … das Harlekinmotiv begleitet RW, zieht sich wie ein Leitmotiv durch seine Bilder und Zeichnungen. RW war ein hochbegabter Maler, seine Themen und die hochentwickelte Bildersprache entsprach nicht dem Trend der Zeit, die saturiert, und vereinfacht gesagt, auf „Partymeile“ zusteuerte. Berliner Nüchternheit fehlte überdies, Mystizismus gehört nicht zu den herausragenden Eigenschaften des Berliner Publikums. RW fehlte darüber hinaus etwas sehr wesentliches, das „Erfolg“ anzieht, programmiert: Narzissmus und die damit einhergehende hohe Kunst der Selbstdarstellung und das Vermögen zur Selbstvermarktung.'' '' ''
'' ''Er blieb sich selbst treu, sagte wohl nur etwas traurig, als mal wieder nichts verkauft worden war – wenn auch hochgelobt '' – „Auch Bilder haben ihre Schicksale“. ''Er malte nicht in seiner Zeit und für das Publikum dieser Jahre, er war '' „aus seiner Zeit gefallen“: ''
''… In den surrealistisch anmutenden Bildern Wünsches erfährt der Betrachter, daß die Wirklichkeit nicht nur auf den Fakten der Wahrnehmungswelt, auf Reales zu beschränken ist, daß das Phantastische und andere Erlebnistiefen zum Leben gehören. Wahrnehmung noch hinter den Dingen.''
'' Dennoch: … nicht nur Blick auf Tod und Ende. Etwas „Prinzip Hoffnung“ bleibt. Und „Feste“ sind seine Bilder und Zeichnungen allemal. ''
''Peter Jung/Dieter Köppe, Annäherung, in: Ralph Wünsche, Theatralisch-Musikalisch. Malerei und Zeichnung. Ausstellung 20.Sept.-3.Nov.1996, Deutsches Theatermuseum München o.Seitenang. ''
''(Kap.4, Abb. 5)''
''Warum Musik zu den Bildern von Ralph Wünsche'', im Februar 2000 für das Programm des Hauskonzerts, das am 4.März 1999 im Atelier des Malers Ralph Wünsche stattgefunden hat.
'' '' ''Seit Jahren bemühe ich mich um Brücken zwischen der Musik und der bildenden Kunst. Als ich zum ersten Mal Gemälde von Ralph wünsche erblickte, wurde mir sofort klar: nach diesen herrlichen Bildern muß ich unbedingt versuchen, musikalische Reflexionen zu realisieren. Ich habe versucht in den Kompositionen einen Teil der Ausdruckskraft der gleichnamigen, großartigen Bildern in musikalische Ebene zu transponieren'', …
Dieses Hauskonzert war Hauptprobe und Generalprobe zugleich für das Wiederaufheben des Ariadnefaden, der lange Zeit beim Betrachten von Bildern vergessen worden war: Die einzelnen Künste der Teil eins Ganzen – DER KUNST.
==='''Gedankensplitter zu den Bildern und Zeichnungen von Ralph Wünsche'''===
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Im Katalog 1966, S. 6ff schreibt er:
'' … Das Hauptproblem für den Künstler unserer Zeit ist die Frage nach der Wirklichkeit, in der er lebt, und die Frage nach dem Begriff der Kunst, der sich mit dem Ende des Krieges grundlegend gewandelt hat. … ''''Psychologie und Tiefenpsychologie spielen nach 1945 eine wesentlich geringere Rolle als vordem … Es haben sich zu allen Zeiten nur die Starken durchgesetzt und behauptet. … “''
Aus dem Spannungsfeld „Magisch-Groteskes-Phantastisches“ und „Konkret-Klassizistisches“ entwickelte der Maler RW seine ganz persönliche Form – und Farbensprache aus Abstraktion und Gegenständlichkeit, die sich jeder ''–Ismus''-Klassifizierung widersetzt.
===='''Das Porträt''' A''ls Ralph Wünsche mich porträtiert hat, habe ich einen Künstler erlebt, der sich hundertprozentig für sein Gegenüber interessierte.''====
A'' Vielleicht war es dasls Ralph Wünsche mich porträtiert hat, was uns gleich so stark verbunden hathabe ich einen Künstler erlebt, der sich hundertprozentig für sein Gegenüber interessierte.''
'' Vielleicht war es das, was uns gleich so stark verbunden hat. '''' Denn meiner Meinung nach zeichnet es den wirklich begabten Schauspieler aus, daß daß er sich ausschließlich für die Figur interessiert, die er zu spielen hat und sich ebenso im im Dialog mit seinem Bühnenpartner voll auf diesen Partner konzentriert.'' '' Eine sehr aktive Art des Zuhörens und Zuschauens! '' '' Ralph Wünsche hatte diese Fähigkeiten in besonderem Maße!''
RW hat mit seinem Pinsel festgehalten, mit seinem Pinsel mehr gesehen, als der Portraitierte von sich preisgeben konnte oder wollte.
''Die D''ie Bildgestaltung blieb formal bei der klassischen Darstellung, Kopf oder Halbfigur, auch bei Rollenbildern. Der Pinsel, die Farbe, das Licht jedoch folgen nicht dem photographischen abbildenden Kanon, der Maler versuchte mit den malerischen Mitteln die Persönlichkeit, das „Ich“, das vor ihm saß, stand, agierte – der flächigen Vorgabe zum Widerspruch - in seiner Lebendigkeit „einzufangen“. So manche portraitierte Person meinte dann – oft brauchte es ein Weilchen bis sie sich an die Sichtweise gewöhnt hatte und malerische Interpretation sich zu eigen gemacht hatte: „Ich sehe da ganz neue Seiten an mir, die ich noch gar nicht entdeckt habe“ – oder: „ In dieses Porträt muß ich erst hineinleben, altern?“. ''
''Porträts greifen sehr intensiv ein in die Intimsphäre, des Porträtierten, die gemeinsam verbrachte Zeit des Zeichnens und Gezeichnet werden sind ein intensiver Dialog zwischen dem Bleistift, der Feder, dem Pinsel und mit den /die Porträtierte/n. RW wußte sehr genau um die unausgesprochene Problematik der Situation, wollte sein „Objekt“ möglichst wenig belasten, „quälen“, wie es RW, aber auch so manches porträtierte Objekt formulierte. So bat er mich häufig darum, mit meiner Kamera schon während der ersten Begegnung mit der zu porträtierenden Person zu assistieren, Positionen zu dokumentieren. O-Ton RW. '': „Das Porträt entsteht dann im Atelier, nach den Skizzen, die Photos dienen der Korrektur.“ ''
Das Porträt des Dirigenten Karl Böhm ( Kap.1, Abb.3, 4) war eine Auftragsarbeit der Gesellschaft für Musiktheater, Wien. Nach ersten Vorgesprächen Ende der 70er Jahre über die Möglichkeiten, wie und wann den hochbetagten und schon sehr gebrechlichen Künstler zu treffen, wurde beschlossen, da er sehr häufig in Berlin gastierte, dort die Arbeit an dem Porträt zu beginnen. 1980 war es dann soweit – Böhm kam nach Berlin um ein Konzert mit den Berliner Philharmonikern zu dirigierenzugelassen, sowie in der Deutschen Oper eine Aufführungsserie der „''Hochzeit des Figaro''“ (Mozart).
===='''Die zweite Gruppe : Tanz – Theater - Zirkus'''====
''… Wir erfinden die Gestalten nicht, unsere Augen sehnen sie herbei. Ihr Schauspieler gebt den Phantasiegestalten einen Körper, damit sie leben! Wir machen umgekehrt aus unseren Körpern Phantasiegestalten … auf der Suche nach ihnen muß man wahrlich nicht weit gehen. Man muß sie nur aus sich herauslassen. All die Wahrheiten, die das Gewissen verdrängt; ich entreisse sie dem Geheimnis der Sinne, zuweilen auch – die fürchterlichen Wahrheiten – den Abgründen der Triebe … ''
Abb. 3 – 10
'''Zeichnungen, Aquarelle für die Programmhefte konzertanter Opernaufführungen im Oeuvre des Malers RW - ein besonders Kapitel seines Oeuvre'''
# Kap. 2 die unter 1 und 2 abgebildeten Blätter
'''An Galerie Ludwig Lange'''
''Wien , 28.3.2003''
''Ein Jahr später sollte “Paradise Lost“ (ebenfalls Penderecki) konzertant dort aufgeführt werden, auch dies hatte ich bereits mit dem Komponisten und Dirigenten vorbesprochen. Durch den plötzlichen Intendantenwechsel nach dem Tod celiboidaches wurden die Verträge mit Penderecki gelöst und auch mein e Arbeit mit dem orchester nicht mehr weitergeführt. Das Programmheft war (wie Bassariden)auf DINA 4 mit farbigem Umschlag von mir konzipiert ich mußte mich dank der neuen Leitung mit dem neuen DINA5 Heft begnügen. Sehr schade! Aber dann fanden Kunstfreunde diese Arbeiten doch so interessant, daß eine kleine Wanderausstellung daraus wurde – immerhin ein tröstlicher Ausklang ! Herzliche Grüße Ihr Ralph Wünsche''
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====<span style="color: #000000;">'''Die dritte Gruppe: '''Olevano Romano, Rom – das Latium</span>====
'''Die dritte Gruppe: '''Olevano Romano, Rom – das Latium ''… Nach Dresdner und Berliner Studienjahren empfing er in Italien Impressionen, die zu einer – barocke und klassizistische Eindrücke umfassenden – Synthese verschmolzen. '' ''Die immense Anschauungskraft des Künstlers wird in ihrer Vielseitigkeit zum Ausdruck gebracht. Die Spannweite seines Schaffens wird da am deutlichsten, wo die Skizzen in ihren freien zeichnerischen und farblichen Strukturen, in ihrem Überschwang vibrierender Bewegungen de Porträts gegenübergestellt werden. …. höchste Konzentration und kontemplatives Eingehen … atmosphärische(r)Dichte, …''
zit.: Rolf Flügel, Ein Maler, der Theater-Atmosphäre vermittelt, Münchner Merkur, München 9.1.1981
''1968 erhielt RW erstmals das Stipendium Villa Serpentara in Olevano Romano der Akademie der Künste, Berlin; 1972 ein zweites Mal. Von diesem Moment an war er, wann immer es möglich war, häufiger Gast in Olevano; so sehr hatte ihn dieser geschichtsträchtige Ort „verzaubert“, die Landschaft und nicht zuletzt die Erfahrung „einer anderen Welt. ''
''Jaenisch''
''Die „Villa Romana“ bekam RW nicht, aber ein Jahr fuhr er doch nach Italien, nach Olevano Romano, in die Villa Serpentara als Stipendiat der Akademie der Künste, Berlin. ''
''Es wurde eine Liebe auf den ersten Blick – sie hielt ein Leben lang. RW war ein „Südmensch“, so sein Kommentar zum „Süden“. Wie sehr RW den Süden geliebt hat, vor allem WAS ihn an „Süden“ fasziniert, gefesselt hat, was er für die Lebendigkeit seiner Inspiration brauchte –wie andere Rock, Pop oder und, und … – das . Er beschreibt er sein "Südgefühl" auf einer Grußkarte aus Rogznica, Kroatien, vom 18. September 2003, an mich:''
'' '' ''Einen Gruß von der Küste Dalmatiens, von Buchten und Mittelmeer, Palmen, Zypressen, Pinien und windzerzausten alten Olivenbäumen in einer steinigen kargen Landschaft, von eigenartigem Zauber. Darüber ein blauer Himmel und eine sengende Sonne. … Heute eine große Schiffs-Küstenfahrt zum Nationalpark. Das Himmelblau, das hellblaugrüne Wasser! Am Morgen und das Licht – unglaublich !''
''Dann 1972 der zweite Aufenthalt als Stipendiat in der Villa Serpentara, er schreibt an mich aus Olevano Romano an mich: ''
'''Olevano, Freitag 13. Oktober 1972'''
Das Geheimnis dieser Landschaft – auch heute noch ungebrochen, wenn auch inzwischen reichlich „verletzt“ durch Autobahn, Betonungetüme, Industrie – den Wunden des „Fortschritts“ – bleibt ungebrochen. Diese Landschaft haben viele Künstler, Reisende beschrieben (nicht aber Goethe, der hat sich nie ins Latium „verirrt“). Ihnen allen ist eines gemeinsam – das sinnliche Eintauchen in eine uralte Kulturandschaft.
''…Die Gipfel der Sabiner Berge erscheinen in Lapislazuli-Blau und bleichem Gold, während ihr Fuß und ihre Seiten in einer Tönung aus violett-purpurnem Dampf schwimmen. Einige schöne Wolken, die vom Abendwind wie leichte Wagen mit unvergleichlicher Grazie … getragen werden'' … … ''Diese Landschaft … bleibt immer neu und groß für mich, und sie erweckt mir, wenn ich sie verließ, immer wieder dieselbe Sehnsucht.…''
Hector Berlioz, Memoiren, hg. V. Wolf Rosenberg , München 1979, S.146
In Olevano lebte eine sehr gastfreundliche Familie, die Baldis, die die herumreisenden Künstler gerne bei sich aufnahmen; heute ist das ehemalige Wohnhaus der Familie das zweite Stipendiatenhaus in Olevano Romano, La Casa Baldi.
''… Wünsche war zweimal Stipendiat der Westberliner Akademie der Künste in der Villa Serpentara, Olevano unweit von Rom, ja in Roms Bannmeile … in der Folge entstanden … die .. Serien „Römische Impressionen“, „ Latium“. Sein Skizzenbuch füllte sich damals mit zahlreichen Aufzeichnungen, einer Topographie der Landschaft und der Kunst jener Weltgegend, deren Faszination schon viele Stipendiaten vor ihm zu zeichnerischer und gemalter Wiedergabe erregte, … und die wie für ihn wie zu einer Entdeckung gewordenen Kunstwerke des Bernini. … Er setzte sie in seinen Zeichnungen auf die ihm eigene Weise um, versuchte deren Thematik weiter zu entwickeln, ja für Paraphrasen zu benutzen. … ''
'' '' Walter Huder spielt in seinem Text auf die vielen Stipendiaten der Serpentara, der Casa Baldi an; viele hatten sich für erwiesene Gastfreundschaft bei olevanischen Familien mit Zeichnungen, Bildern bedankt, mancher war auch in Olevano seßhaft geworden. – Eine der gastfreundlichsten Familien neben den Baldis war die Familie Riccardi. Einer der zahlreichen Söhne, Domenico, hatte Germanistik studiert, war Lehrer geworden und war sehr geschichtsbewußt, kunstinteressiert, suchte gezielt den Kontakt zu dem Stipendiaten. So konnte es nicht ausbleiben, daß er eines Tages bei Wein und Oliven mit RW über die Idee eines Museums für Olevano Romano philosophierte, Ideen entwickelte. 1989 wurde das Museum gegründet, wurde Wirklichkeit. Heute besitzt Olevano ein eigenes kleines Museum, Anlaß für Künstler den Bestand durch Schenkungen zu erweitern. Der olevanische Teil des Nachlasses von RW ging an das Museo Civico.
Abb. 1 - 14
Es würde zu weit führen die Maler und Zeichner anzuführen, mit denen er sich künstlerisch auseinandergesetzt hat und die einen – wie im Falle der zunehmenden Verfeinerung des Zeichnens – mehr oder minder großen Einfluß auf sein Schaffen hatten, William Turner steht für die Auseinandersetzung Licht und Farbe im Werk RWs, Picasso und die Surrealisten lösten die Auseinandersetzung mit der „Art brut“ aus. Die Akademie der Künste, Berlin zeigte eine umfassende Schau der Werke von Jean Dubuffet, der sein Werk auch den Anregungen dieser „Art brut“ zuschreibt; nahezu gleichzeitig wurde im Haus am Waldsee, Berlin-Zehlendorf die „Sammlung Hans Prinzhorn - Die Bildnerei der Geisteskranken“ gezeigt; wenig später fand in Wien eine Ausstellung „Kunst und Wahn“ statt – für RW weitere Quellen der Inspiration, der künstlerische Auseinandersetzung für die eigene Bildsprache.
'' ''''…. Unverkennbar … der (dem Land Sachsen) benachbarte schlesische Mystizismus , der historisch zunächst verordnete Tod, dann sich jedoch geradezu spielerisch ausartende Tod (das erlebte vielfache Sterben in der Bombennacht von Dresden, 1945), sein Schatten über der Landschaft, .. Kulisse des Hintergrunds .. diese dunkle historische Tatsache, diese Verfinsterung bis hinein ins persönliche Unterbewußtsein, in Farbe und Stil, … (das) Licht ist verhangen, auch das der in Italien (Bilder). Sonne dringt … durch Wolkenschleier, die an Rauch und Qualm erinnern. Wo einmal das Sonnenlicht bis zum Erdboden durchdringt, reflektiert es dessen Dunkelheit, nicht selten mit theatralischem Elan, mit transparentem Realismus''''. … ''
''…Zit. Unverkennbar … der (dem Land Sachsen) benachbarte schlesische Mystizismus : Walter Huder, der historisch zunächst verordnete Tod, dann sich jedoch geradezu spielerisch ausartende Tod (das erlebte vielfache Sterben in der Bombennacht von Dresden, 1945), sein Schatten Zur Ausstellung und über der LandschaftRalph Wünsche, .. Kulisse des Hintergrunds .. diese dunkle historische TatsacheVorwort zum Ausstellungskatalog „Ralph Wünsche“, diese Verfinsterung bis hinein ins persönliche UnterbewußtseinBerlin 1976, NBK in Farbe und Stil, … (das) Licht ist verhangen, auch das Zusammenarbeit mit der in Italien (Bilder). Sonne dringt … durch Wolkenschleier, die an Rauch und Qualm erinnern. Wo einmal das Sonnenlicht bis zum Erdboden durchdringt, reflektiert es dessen DunkelheitDeutschen Oper , nicht selten mit theatralischem Elan, mit transparentem Realismus''''. … ''Berlin
''Zit.: Walter Huder, Zur Ausstellung und über Ralph Wünsche, Vorwort zum Ausstellungskatalog „Ralph Wünsche“, Berlin 1976, NBK in Zusammenarbeit mit der Deutschen Oper ,Berlin''
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====''Vom Rot zum Grün stirbt alles Gelb'' (Guillaume Apollinaire)====
Dieses Zitat von Guillaume Apollinaire hat '''Ralph Wünsche''' wie ein Motto für sein Werk verstanden wissen wollen.
Dagmar Saval
'''Biographie[[Datei:text_für_olevano-2.jpg|right|395x283px]]'''
RW war Maler und Zeichner – immer und in – fast jeder Situation. Ich kann mich an nur wenige Momente des gemeinsamen Lebens erinnern, in denen ihn der Zeichenstift, der Pinsel nicht begleitet hätte. Er zeichnete unentwegt – um wie der Pianist, seine Finger gelenkig, locker, leicht beweglich zu erhalten. Das Skizzenbuch, der Stift (meist ein weicher Bleistift, Nr.3 oder 4, denn man durfte das Schaben der Bleistiftmine auf dem Papier während einer Vorstellung, einer Probe im Theater, der Oper oder im Konzert, nicht hören) gehörte zur Grundausstattung, wohin immer er ging. Die Skizzenbücher, von denen nicht mehr alle erhalten sind, manche gingen im Lauf der Jahre verloren, waren sein Tagebuch. Sie enthalten Notizen, Erinnerungen zu Erlebnissen, Museumsbesuchen, Überlegungen beim Betrachten eines Gemäldes, einer Zeichnung u.a. zu Sujet, Technik, Bildkomposition.
'''Befragt zu seiner Arbeitsweise notierte RW um 1960: '''
''„Ich gehe aus von einem Gegenstand, studiere seine Strukturen, Linien, Bewegungen, Farben und entwerfe eine Skizze, die mir von diesem Moment an als reines Instrument dient. Dann beginne ich zu zeichnen und zu malen: die vorliegenden, gesehenen und fixierten Linien, Bewegungen, Farben und Inhalte vereinen sich mit meinen eigenen Empfindungen, Inhalten des Sehens, meinem eigenen Rhythmus; dies alles setzt sich zu einer Form zusammen, die zugleich von den neuentstehenden Werten gesprengt und als Realität in frage gestellt wird.“ ''
Jedes neue Bild bedeutete umfangreiche Vorarbeiten – ein Ritual. Es begann mit der Auswahl des Formats. Quadratisches Format oder ein Hochformat/Querformat? Nur bei den Porträts war die Entscheidung einfacher, – der gewählte Bildausschnitt und die Haltung des Porträtierten bestimmten das Format.
Meine Präsenz während der Porträtsitzungen war für beide, für den /die Porträtierte/n und RW gleichermaßen wichtig. Schon während der ersten Begegnung mit der zu porträtierenden Person assistierte ich mit meiner Kamera – hielt auf Wunsch von RW unterschiedliche Positionen mit der Kamera fest, dokumentierte. Der Porträtierte/ die Porträtierte sollte nicht mit langen Sitzungen „gequält“ werden; O-Ton RW. „Das Porträt entsteht dann im Atelier, nach den Skizzen, die Photos dienen der Korrektur.“ Meine Aufgabe war (neben der Photographie) das Gespräch, eine lockere Atmosphäre herzustellen, um die Aufmerksamkeit der porträtierten Person von dem allgegenwärtigen Bleistift, von Feder oder Pinsel, die sie auf Papier oder Leinwand festband, abzulenken.
Eine große Ausnahme waren die Sitzungen zu den Porträts der Dirigenten''' Karl Böhm''' und''' Leonard Bernstein'''. Hier erhielt RW die Erlaubnis im Orchestergraben zu sitzen, zwischen den Musikern, meist am ersten Pult, während der Proben. So konnte er im Rhythmus der Probe ungestört zeichnen, beobachten, zuhören – er verschmolz mit dem Orchester.
Das Rollenporträt des Weltstars, der Sopranistin '''Leonie Rysanek-Gausmann''', entstand unter ganz besonderen Bedingungen. 1976 sang die Rysanek die Medea (Titelpartie der gleichnamigen Oper von Luigi Cherubini) im "Théâtre antique" in Arles. Das Porträt war ein Auftragswerk; wir reisten nach Arles zu den Proben und zur Premiere der Oper „Medea“. Eine ganz besondere Atmosphäre prägte diese Woche der letzten Proben, zu denen auch die Primadonna frühzeitig angereist war. Die Proben begannen meist zwischen 10h und 11h, doch vom ersten Tag an gab es einen ungebeteten Mitspieler: den Mistral (das ist ein im Rhône-Tal sehr gefürchteter Fallwind). Bis zur Premiere, selbst noch am Abend der Premiere bestimmte er den Ablauf. Das führte oft dazu, dass abgebrochen werden musste, weil der Wind im wahrsten Sinn des Wortes – Töne, Noten, Requisiten fortblies. Während dieser zahlreichen Probenunterbrechungen gab es genügend Zeit zu zeichnen, zu beobachten, zu plaudern.
Stunden um Stunden saßen wir im amphitheatralischen Rund des in der Römerzeit erbauten Theaters. RW zeichnete unablässig – die Sängerin, die Sänger, die Kulissen, u.a. mit einem wunderschönen, furchterregenden Drachen aus Pappmaché für Medeas Fahrt in das Reich der Schatten.
Für das Rollenporträt der Rysanek als Medea entwickelte RW eine Dreiphasendarstellung: die Mutter, die ihr Kind wiegt, die rächende Mörderin Medea und die Trauernde, die der Drachenwagen entführt. (Das Rollenporträt befindet sich heute im Österreichischen Theatermuseum, Wien).
Während der probenfreien Zeit gingen wir in und um Arles auf Entdeckungsreisen, suchten nach den Spuren des Malers''' Vincent van Gogh'''(1853-1890), der in Arles einige seiner berühmtesten Bilder gemalt hatte und fanden viele Motive seiner Bilder und Zeichnungen (damals 1976!) erstaunlich unberührt wieder. Es war nicht nur eine Porträtreise gewesen, der künstlerische Ertrag war weit umfangreicher – RW nahm einen schier unerschöpflichen Bildvorrat, „Vorrat“ an Licht und Ambiance mit, ein Reservoire von dem er lange Zeit zehrte, das zu weiteren Reisen nach Süd-Frankreich anregte. Als wir Arles nach der Premiere verließen, war unser Handgepäck um einige Kilo Papier schwerer geworden, RW hatte ununterbrochen gezeichnet, lose Blätter, Skizzenbücher gefüllt – Seite um Seite.
Untergründig blieb aber immer ein Ereignis präsent: Der 13.2.1945, die Apokalypse der Nacht des Bombenangriffs auf Dresden. RW hatte diese Nacht durch Zufall überlebt, – das Erlebte (heute würde man es Trauma nennen) prägte fortan seine Bildsprache; die Motive (die Maske, das Groteske, Tod und Verwesung u.a.), auch dann, wenn ein Motiv heiter und leger zu sein scheint, die Farbigkeit (Rauch -und Feuerfarben), den „züngelnden“ Strich, den er immer leicht ironisch seine „Stacheldrahtkursive“ nannte.
Die beruflichen Vorstellungen des jungen Malers RW galten dem Theater. Er wollte Bühnenbildner werden. Ein Ansuchen (um 1950) um eine Assistenz bei dem damals in der DDR sehr bekannten Bühnenbildner''' Karl von Appen''' wurde ohne Begründung abgelehnt. RW wählte einen anderen künstlerischen Weg, den des freien Malers, aber seine künstlerische Fixierung, - ich möchte es Urgebärde nennen-, auf das Theatralische blieb. Wann immer es möglich war, besuchte er Proben. In Berlin, an der Deutschen Oper, bekam RW wieder derart ideale Arbeitsbedingungen wie in Arles während der Medea-Proben, stundenlang zusehen, zuhören zu können. Es war ein besonders glücklicher Zufall, dass er zu den Proben der Ballettkompagnie der Deutschen Oper Zutritt bekam (durch den damaligen Ballettphotographen).
Die zahlreichen Zeichnungen, Blätter auf Ölpapier sind eigentlich Versuchstationen: Raum (die dritte Dimension) und Bewegung in der Fläche mit dem Stift, dem Pinsel, der Farbe so zu gestalten, dass Bewegung zum Raum, zum Licht zum Klang wird. Diese Tanzzeichnungen geben keine konkreten Choreographien wieder, keine konkreten Tanzszenen, sondern sind Impressionen des Tänzerischen an sich, auch dann, wenn sie durch den Zwang, Bilder bezeichnen zu müssen, konkret angeben „ Pas de deux“ oder auch einen Tänzer benennen.
Im Atelier von RW stand eine umfangreiche Bibliothek; unter Kollegen galt RW als „doctor pictus“. Bildbände, Monographien über Maler aus allen Epochen, Bände über die Kunsttheorien, Maltechniken waren das Kernstück; einen besonderen Schwerpunkt bildete eine kleine Sammlung über „Art brut“ und „Kunst und Wahn“ (s.u.). Literatur, Philosophie und Schachbücher vervollständigten diese Welt der Bücher.
Die Maltechnik von RW, handwerklich noch erlernt in Dresden an der Hochschule für Bildende Künste (Insider wie RW sprachen dann nur von der Brühlschen Terrasse), in Berlin-Weißensee. Die Maltechnik, die dafür nötigen Malmittel hat er autark nach eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen abgewandelt und weiterentwickelt. Aber: immer orientierte er sich technisch an den alten Maltechniken. Erst in den letzten Jahren, nach 2000 entstanden Farbversuche und Techniken, die von dem bisher Gebrauchten abwichen ohne es in Frage zu stellen.
Er sprach immer von „schwimmenden trüben Medien“, benutzte als Grundierung noch Bleiweiß, mischte dies mit Eigelb, Malmittel, Terpentin; er hatte im Laufe der Jahre in seiner „Giftküche“ eine eigene Mischung entwickelt.
Bleiweiß (heute verboten, weil als giftig definiert), erklärte er mir immer, wäre deswegen so wichtig, weil nur mit Bleiweiß ein bestimmter Farbklang zu erreichen sei, es ließe den Farbauftrag schwimmender erscheinen, und da er mit Vorliebe mit Erd- und Naturfarben arbeitete, kam dieses Bleiweiß (das nicht wirklich weiß war) seiner Intention entgegen, mit vielen kleinen vielfach abgetönten Pinselstrichen (er benutzte fast nur hauchdünne Haarpinsel) Farbe zu gestalten, zum Schwingen und zum Klingen zu bringen, Licht einzufangen .
Es folgt Momentaufnahme zwei – der Alltag. Auftragsarbeiten, viele Ausstellungen, die er als Ausstellungsgestalter im Auftrag für andere erarbeitete; Vorträge für die Erwachsenenbildung der Evangelischen Kirche – an denen auch ich einen umfangreichen und wesentlichen Arbeitsanteil hatte.
[[Datei:text_für_olevano-4.jpg|thumb|right|180px]]
Momentaufnahme drei: 1968 erhielt RW erstmals das Stipendium Villa Serpentara in '''Olevano Romano''' der Akademie der Künste, Berlin; 1972 ein zweites Mal. Von diesem Moment an war er, wann immer es möglich war, häufiger Gast in Olevano; so sehr hatte ihn dieser geschichtsträchtige Ort „verzaubert“, die Landschaft und nicht zuletzt die Erfahrung „einer anderen Welt“. Er betonte immer wieder, daß „ich bin eigentlich ein Südmensch bin.“ So verwundert es nicht, wenn ein großer Teil seines Werkes Motive aus Olevano oder Rom verarbeitet.
Die Ausstellungen eigener Arbeiten, entweder als Einzelausstellung oder als Teilnehmer an Sammelausstellungen waren nicht auf Berlin beschränkt. Wien war ein wichtiger Ausstellungsort, München und andere deutsche Städte. Eine besondere Ehre allerdings war 1977 die offizielle Einladung zu einer Ausstellung im Kulturpalast in Warschau, Galeria Teatr Studio. Noch war das politische Verhältnis Deutschland –Polen, und speziell die politische Situation Westberlin weit davon entfernt entspannt zu sein, als „normal“ bezeichnet werden zu können. Der kurze Aufenthalt in Warschau wurde zu einem unvergesslichen Erlebnis. Aber: wir wurden so herzlich empfangen, niemand ließ uns die Problematik des Offiziellen spüren – und wir fanden Freunde, u.a. den in Polen sehr populären Schauspieler und Regisseur Aleksandr Bardini (1913-1995), den RW auch porträtiert hat.
'''[[Datei:böhm_1978-1.jpg|thumb|right|180px]]'''
Momente der besonderen Art waren die Aufträge, die mit Bühne, mit Theater und Podium zu tun hatten. Ein Bühnenbild für die Jesuitenkirche/Universitätskirche in Wien für eine Kirchenoper (LA FEDE SACRILEGA von J.J. Fux) war eine ganz besondere Herausforderung. Die Kirche, erbaut im 17.Jh., der Kirchenraum dann Anfang des 18.Jh. von Andrea Pozzo in trompe l`oeil Manier ausgestattet, „spielte“ mit. Die Dekoration nahm die trompe l `oeil Manier des Raumes auf und ließ sie „mitspielen“, hatte aber auch die Funktion Spielfläche und Kirchenraum voneinander abzusetzen.
Die Auftragsarbeit für die Münchner Philharmoniker: Für die Programmbücher konzertanter Opernaufführungen Bildmaterial zu zeichnen, das dem Zuhörer die theatralische Dimension nahe bringt ohne „illustrativ“ zu sein.
Momentaufnahme vier: Eines Tages hatte ich die Idee Hauskonzerte als Treffpunkt und als „Salon“ zu organisieren, die Idee eines „Salon“ wieder zu beleben. Die Künste sollten sich im kleinen Kreis möglichst zwanglos begegnen: Musik und Malerei, Literatur. Es sollte ein Forum sein für Künstler, die den Weg an die Öffentlichkeit noch nicht gefunden hatten. RW ging begeistert darauf ein. Wir veranstalteten diese Abende während der letzten Berliner Jahre (1997 – 2000) und in Wien (2001 – 2004) bis zu seinem Tod. Sie waren sehr gefragt, beliebt und immer gut besucht.
=====''' Ingrid Schramm,''' Schriftstellerin und Malerin:=====
'' Über den Salon Wünsche, in Wien-Hietzing, Feldmühlgasse''
... Heutzutage leben Künstlerabende im privaten Kreis nur mehr als Legende in Büchern. Und doch blühte im Verborgenen um die Jahrtausendwende ein Salon der besonderen Art wieder auf: Der Salon Wünsche-Saval, geleitet von Dagmar Saval und ihrem Mann, dem Maler Ralph Wünsche. In ihrem großen Wohnzimmer lebte die längst verschollene Tradition wieder auf. Von der Wand, vor der der Flügel stand, blickte der Dirigent Zubin Meta mit humorvollem Blinzeln auf die Besucher herab. …
Als ich Dagmar Saval … kennenlernte, hatte ich gerade meinen ersten Roman „Die Traumspur“ veröffentlicht. Ich beklagte mich bei ihr, dass man als Schriftsteller heutzutage kaum mehr Möglichkeiten habe, sich zu präsentieren. Dagmar Saval sagte mit bitterem, aus eigenen Erfahrungen schöpfendem Lächeln: „Na, dann kommen Sie halt zu uns“ Ich wurde in den kommenden Tagen eingeladen, um bei den Vorbereitungen für einen Literaturabend zu helfen, an dem ich über die Entstehungsgeschichte meines Romans reden und eine heiße Diskussion zum Thema Wiedergeburt entfachen wollte. Die Tür wurde geöffnet und ein mittelgroßer, gedrungener Mann mit einer Menge wirrer weißer Haare stand vor mir. Er führte mich in das große Wohnzimmer, das an dem besagten Abend in einen Salon umgewandelt werden sollte. Mein erster Blick fiel auf die Wand, an der ein Flügel stand. Das Porträt des Dirigent Zubin Meta, - das mich sofort in Bann schlug, … in einem Feuer aus Rottönen …
Ich hielt mich nicht mit Höflichkeitsfloskeln auf, sondern bedrängte Ralph Wünsche, mir mehr von seinen Werken zu zeigen. Er holte eine Mappe aus seinem Arbeitszimmer, blätterte Seite um Seite um und betäubte mich mit einem Rausch von Farben. Ich war nur mäßig beeindruckt. Nach Zubin Meta ließ mich alles kalt. Plötzlich zauberte er ein Ölporträt der Schauspielerin Christine Ostermayer hervor. … Ihr Gesicht verschwamm in Blaugrau-Tönen. Sie selbst trat vollkommen zurück hinter ihren Augen, die einen hypnotisch in ihre innersten Geheimnisse zogen. Man konnte ihr glitzerndes Lachen hören, ihre einzigartige Stimme, hoch und glasklar. Diese Augen waren so lebensecht, dass sie ihr ganzes Inneres preisgaben, Humor, Schalk, Spott, Trauer, maßlose Wut, die gebändigt war durch die Dressur, sich als Dame geben zu müssen. …
Für den Literaturabend „Die Traumspur“ zeichnete Ralph Wünsche ein Porträt von mir, doppeläugig. Er hing es als Plakat an die Eingangstür. Die doppelten Augen passten genial zum Thema Wiedergeburt. …
Nach der Lesung entstand eine lebhafte Diskussion, und Zubin Meta blickte nun ein wenig höhnisch auf uns herab.
Ich habe danach mehrere Musikabende im Salon Wünsche erlebt, an denen Dagmar Saval als Moderatorin mitwirkte. …
Einmal gab es auch einen Abend, an dem Ralph Wünsche seine Bilder ausstellte. Ich stand den ganzen Abend vor dem Porträt von Christine Ostermayer, das er eigentlich nicht aufhängen wollte. Erst als ich ihn eindringlich darum bat, tat er mir den Gefallen, und ich ersoff im Rausch dieses Gemäldes.
'''Hella Rost, '''langjährige Freundin und Studienkollegin, erinnert sich:
Ralph Wünsche – unvergessen – war Mittler und Vermittler de Künste insgesamt – bildende Kunst, Musik, Dichtung, Wort – dieses Miteinander prägte seine künstlerische Arbeit!
Aber nicht nur diese eigene Kunstsicht und Verschmelzung zu einem Ganzen war sein Anliegen und Tun, sondern absolut selten und ungewöhnlich in diesem Maße, war seine Förderung und Anerkennung von Künstlerkollegen – eine großartige Solidarität! Ein Einsatz, den er schon als Student bewies – damals, selbst Student der Hochschule für bildende Künste in West-Berlin(in den 50er, Anfang der 60er Jahre – auch aus dem Osten), half er vielen (neuen) Oststudenten hier im „Westen“ die richtigen „Meldestellen“ zu finden – das vergaß keiner!
Es gab über alle Jahre hinweg, auch über längere Zeiten des Nichtsehens – Begegnungen mit dem Künstler Ralph Wünsche, die mich nachhaltig und immer wieder beeindruckt haben – er bleibt eine unvergessene Persönlichkeit!
Berlin, Juni 2012 Hella Rost, Künstlerin
'''Jürgen Pieplow,''' Erinnerung an einen anderen Ralph Wünsche
''' '''<span lang="DE" style="margin: 0px; color: windowtext; font-family: 'Calibri','sans-serif'; font-size: 12pt; font-weight: normal;">In der besonderen Schublade eines Atelierschrankes sind dieAdresszettel und Taschenkalender aus vergangenen >Jahrzehnten verwahrt. Manche der notierten namen oder Verabredungen erinnern an prägnante Begegnungen auch an entscheidende Lebensbrüche – andere Notizen sind inhaltlich verweht.</span>
<div style="margin: 0px 0px 0px 23.8px;"><span lang="DE" style="margin: 0px; color: windowtext; font-family: 'Calibri','sans-serif'; font-size: 12pt; font-weight: normal;">Während der Grund- und Oberschuljahre galt ich in meinem Jahrgang beim Zeichnen- und Kunstunterreichoffenbar als bester Schüler, der fortwährend Tagbuchgeschichten mit Zeichnungen herstellte, Wettbewerbe gewann oder Wandzeitungen gestaltete, der sich über Jahre mit der besten Note in Kunst gelobt und bestätigt fühlte. Meine Schulzeit beendete ich nach 12 Jahren mit dem Abitur , der heutige Begriff „Gymnasium“ exisitierte 1954 für uns nicht. Dieser betraf damals den „unfreien und ausgebeuteten Westen“ Deutschlands, denn wir in Rostock und damit in der DDR gehörten zum „freien und fortschrittlichen“ Teil der Welt, fest verbunden mit der Sowjetunion. Die Mehrzahl von uns Schülern und Lehrern war natürlich nicht blind in der Alltäglichkeit zwischen Schein und Sein.</span></div>
<div style="margin: 0px 0px 0px 23.8px;"><span lang="DE" style="margin: 0px; color: windowtext; font-family: 'Calibri','sans-serif'; font-size: 12pt; font-weight: normal;">Nach den permanenten Verweigerungen eines Studienplatzes für Grafik, Illustration oder angewandte Kunst und nach langem Zögern wollte ich mich im Sommer 1956 nach den Chancen für einen Studienplatz an der HfBK in Berlin-Charlottenburg erkundigen, die sich bekanntlich im realen West-Berlin befand.</span></div>
<div style="margin: 0px 0px 0px 23.8px;"><span lang="DE" style="margin: 0px; color: windowtext; font-family: 'Calibri','sans-serif'; font-size: 12pt; font-weight: normal;">Schon in den ersten Momenten meiner vorsichtigen Fragen dort im Büro der HfBK wurde ich unterbrochen. Die Mitarbeiterin holte einen Studenten herbei, der vordem schon die DDR verlassen hatte und der sich in den Regularien und diesen speziellen Risiken auskannte.</span></div>
<div style="margin: 0px 0px 0px 23.8px;"><span lang="DE" style="margin: 0px; color: windowtext; font-family: 'Calibri','sans-serif'; font-size: 12pt; font-weight: normal;">Der Student Ralph Wünsche,vor dem in Dresden, wurde mir vorgestellt und er erklärte mir, wie er mir helfen könne, um das Risiko einer vorstellbaren Fluchtverhinderung durch DDR-Grenzorgane gering zu halten. In meinem Taschenkalender von 1956 befindet sich die damalige Anschrift von Ralph Wünsche: Berlin-Wilmersdorf, Süd-West-Korso 45/IV, bei Semigkeit(?), nicht mehr deutlich erkennbar. Dorthin sollte ich eine Auswahlmappe meiner Bewerbung für die Zulassungsprüfung persönlich bringen. Er bekam auch meine Adresse in Rostock, dorthin wollte Ralph Wünsche dann eine Postkarte schicken mit allgemeinen Grüßen und einer beiläufigen Anmerkung, daß ich an den Geburtstag eines fiktiven Onkel Erich* am so und so vielten denken solle. Das Datum wäre dann das positive Signal, daß ich zur Aufnahmeprüfung zugelassen sei und dann zum Beginn der Prüfung erwartet würde.</span></div>
<div style="margin: 0px 0px 0px 23.8px;"><span lang="DE" style="margin: 0px; color: windowtext; font-family: 'Calibri','sans-serif'; font-size: 12pt; font-weight: normal;">Diese Postkarte kam mit dem fiktiven Geburtagsdatum versehen: 8. Oktober 1956.</span></div>
<div style="margin: 0px 0px 0px 23.8px;"><span lang="DE" style="margin: 0px; color: windowtext; font-family: 'Calibri','sans-serif'; font-size: 12pt; font-weight: normal;">Ich organisierte meinen eventuellen Grenzwechsel, von dem zunächst nur meine Eltern und meine Freundin wußten. Die viertägige Aufnahmeprüfung gelang, ich blieb sogleich in West-Berlin und konnte endlich Student sein.</span></div>
<div style="margin: 0px 0px 0px 23.8px;"><span lang="DE" style="margin: 0px; color: windowtext; font-family: 'Calibri','sans-serif'; font-size: 12pt; font-weight: normal;">Für diese entscheidende Hilfe bei dieser Weichenstellung zum weiteren beruflichen Lebensweg bin ich Ralph Wünsche außerordentlich dankbar</span></div>
<div style="margin: 0px 0px 0px 23.8px;"><span lang="DE" style="margin: 0px; color: windowtext; font-family: 'Calibri','sans-serif'; font-size: 12pt; font-weight: normal;">Jürgen Pieplow<span style="margin: 0px;"> </span></span></div>
<div style="margin: 0px 0px 0px 23.8px;"><span lang="DE" style="margin: 0px; color: windowtext; font-family: 'Calibri','sans-serif'; font-size: 12pt; font-weight: normal;">Wedel ,24.10. 2013</span><span lang="DE" style="margin: 0px; color: windowtext; font-weight: normal;"><span style="font-family: verdana;"> <span style="margin: 0px;"> </span></span></span></div>
<div style="margin: 0px 0px 0px 23.8px;"><span style="color: #ff0000;">* Der genannte fiktive Onkel Erich verbirgt viel Ironie. Es ist eine Anspielung auf Erich Honecker(1912-1994), 1955 noch Vorsitzender der FDJ, Sicherheitssekretär der SED. Generalsekretär des ZK der SED seit 1971</span></div>
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====Zum Werk====
von
Dagmar Saval
Farben türmen sich, stürzen wie ein Wasserfall aus den Bildern, ziehen den Betrachter wie in einen Trichter in das Bild hinein – und Zeichnungen irritieren mit nervösem rhythmisierten Strichen, lösen Verwirrung aus – und Bewunderung, Begeisterung für die hohe Kunst des Zeichnens, der Farbführung. RW betonte immer: „Ich möchte den Betrachter meiner Bilder dazu bewegen, die Geschichte, die ich ihm mit Farbe, Strich und Pinsel erzähle, auch wenn es kein erkennbares Sujet gibt, selbst erfindet, erzählt.“ Das ist auch für mich, viele Jahre nach seinem Tod, der rote Faden durch sein Werk.
Bei diesem Versuch etwas über ihn und sein Werk zu schreiben gehört der Griff nach DEN Büchern, die seine - und auch meine - theoretischen Bildvorstellungen nachhaltig geprägt haben.
Da waren: „'''DER Doerner '''“, das Buch über Malmittel.
Zwei Kultbücher der späten 50er Jahre für alle, die mit und für die Kunst leben wollten:
'''''André Malraux''''', Das imaginäre Museum, 1957 und '''''Gustav René Hocke''''', Die Welt als Labyrinth, 1957.
In einer späten Begegnung mit Hocke in Italien (1969) konnte er dem Autor selbst seine Bewunderung mitteilen. Die Auseinandersetzung RW mit diesem grundlegenden Werk, mit der damals (in den 50er Jahren) als unorthodox empfunden Sicht auf die Welt/das Phänomen des Manierismus in Kunst und Literatur, weckte in RW die ursächlich vorhandene Lust am Magischen, am Grotesken, am Phantastischen, am „Ab-Wegigen“. Fast bin ich versucht zu sagen, seine Ur-Gebärde zu diesen Phänomenen vertiefte sich noch dadurch – und in Verbindung mit der unleugbaren Neigung zum Klassizismus entstand eine produktive dialektische Spannung, aus der er immer wieder schöpfen konnte. Immer wieder betonte er das Experimentelle an seiner Arbeit, seine farbigen Arbeiten vor allem, seien „Versuchsanordnungen“.
So verwundert es nicht, dass er in seiner Bibliothek auch eine kleine Sammlung wichtiger theoretischer Werke über „Art brut“ (Jean Dubuffet), „Kunst und Wahn“ (Ausstellungskatalog von Werner Hofmann), Hans Prinzhorn, Die Bildnerei der Geisteskranken, 1922, Leo Navratil, Schizophrenie und Kunst, 1965 besaß; die grundlegenden Schriften des Surrealismus von Guillaume Apollinaire und Bildwerke über den Surrealismus.
Aus dem Spannungsfeld „Magisch-Groteskes-Phantastisches“ und „Konkret-Klassizistisches“ entwickelte der Maler RW seine ganz persönliche Form – und Farbensprache aus Abstraktion und Gegenständlichkeit, die sich jeder –ismus-Klassifizierung widersetzt. Der ARIADNEFADEN durch diese verwirrend-bestürzende Welt der Farben und des Ausdrucks ist- „Der theatralische Gestus – ''Die ganze Welt ist Bühne“ - ''in seiner subtilsten Ausdrucksform: Rhythmus, Tanz. Rhythmus und Tänzerisches durchziehen alle Werke, gleichgültig welches Sujet, welche Bildkomposition, Papier oder Leinwand, umgesetzt in Farbe und Strich, Versuche mit dem Pinsel, dem Zeichenstift oder mit Fingermalerei Licht , Raum und Musik, auf die Zweidimensionalität der Leinwand oder des Papier/Karton zu bannen.
1991 wurden im Berliner Dom, im DOMizil Tanzzeichnungen ausgestellt.
''... es wird auf die Gestimmtheit des Betrachters ankommen, ob er in den ekstatischen, fulminanten Bewegheiten einen Tanz auf dem Vulkan sieht oder nicht. …Da vermag man wohl tanzende Gestalten auszumachen, da taucht ganz deutlich ein Gesicht, eine Hand oder ein Bein auf, aber ob das immer ein und dieselbe Figur ist … Die nervösen Pinselschwünge der Kreide- und Bleistiftlinien sind so vernetzt und verstrickt miteinander, dass manches Blatt wie ein einziger Wirbel, ja wie ein Sturm daherkommt. …Es ist als höre man die Klänge des Orchesters und ahne den brausenden Beifall … ''
Zit.: '''Sabine Sülflohn''', Verschwenderische Fülle zauberhafter Details. Werke von Ralph Wünsche in der Galerie „DOMizil“, Neue Zeit, Berlin, 18.2.1991
Zu der ununterbrochenen Auseinandersetzung mit dem „theatrum mundi“ gehörten auch die Auftragsarbeiten für verschiedene Programmbücher, erst in Berlin für das Orchester der Berliner Symphoniker (heute Deutsches Symphonieorchester), später für die Münchner Philharmoniker.
Für das Programmbuch „'''Die schwarze Maske'''“ von K. Penderecki verfasste RW folgenden Text, den man als Credo seiner Intentionen lesen kann:
''… Die Aquarelle und Zeichnungen … sollen dem Zuhörer, der diese Oper noch nie auf der Bühne gesehen hat, die theatralische Dimension nahe bringen. … Das bildnerische Umsetzen des Grundmotivs durfte keine Illustration des gesungenen und gesprochenen Wortes sein, sondern eine Kette von assoziativen Bildern, die sowohl dem Duktus der Musik wie auch dem der theatralischen Gebärde folgt. … Meine assoziativen Bilder verknüpfen die unsichtbaren wie sichtbaren Fäden vom Bild zu Wort und Ton – sie gehen den Weg von einer Kunst zur anderen. ''
zit.: Ralph Wünsche, Konzertprogramm der Münchner Philharmoniker für die Oper „Die Schwarzen Maske“( Kzrysztof Penderecki) München 14. – 18. November 1997, S. 66/67
Selbst der Kunstkritik blieb nicht verborgen, dass der Maler Ralph Wünsche sich intensiv mit Fragen und Problemen der Kunstgeschichte ebenso auseinandergesetzt hat wie mit Philosophie. Anlässlich einer Ausstellung in der Galerie Ruf, während der OPEN ART 97 schreibt die Münchner Abendzeitung:
''… Ralph Wünsche gilt als Maler und Zeichner von großer Gelehrsamkeit. Gleichzeitig sind seine Werke von überschäumender Vitalität geprägt. Die Figuren sprühen vor Bewegung, festgehalten in einem Augenblick, aus dem sie jeden Moment heraustanzen könnten. Oder sie laden den Menschen vor dem Bild ein, hereinzukommen, sich von dem Zauber der Szene mit einfangen zu lassen. Und portraitierte Persönlichkeiten scheinen aus der Leinwand heraus mit dem Betrachter sprechen zu wollen ….''
Zit. : A(bend)Zeitung, München, 11.11.1997
Ausstellung „Ralph Wünsche: Bilder und Aquarelle“, anlässlich der Open Art 97 München, Galerie Ruf, München-Gasteig
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