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Aus Dagmar Saval Wünsche
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''„Niemand konnte sich dieser Musik entziehen…“ '' . Hermann Scherchen, gerade 15 Jahre alt, Sohn eines Kreuzberger Gastwirts, so beschreibt er es in seinen Erinnerungen „ ''Ma première Vie“'', wie er an schönen Tagen vor der väterlichen Kneipe saß, die Partitur einer Mahler-Symphonie ausgebreitet auf seinen Knieen, mühsam irgendwoher erworben, er anfing diese Partitur zu entziffern, zu studieren.
Für die Uraufführung der ''„Symphonie der Tausend“Tausend''“, seiner VIII. Symphonie in , Es-Dur, forderte der Komponist Komponi<span style="color: #000000;">st Gustav Mahler zusätzlich z</span>usätzlich zu den acht Gesangssolisten, mehrere Chöre, erweiterte Orchesterbesetzung, Zusatzorchester. Das trug der Symphonie ihren Namen ein, sie wurde zur „Symphonie der Tausend“.
München, September 1910: Orchester-Proben in der Neuen Musik Festhalle in München, dabei das Blüthner-Orchester aus Berlin unter der Leitung von Georg Göhler. An einem Pult der Bratschisten saß ein knapp 20-jähriger Musiker aus Berlin-Kreuzberg, Hermann Scherchen.
Die Faszination, die nahezu magische Wirkung, die der Kosmos Mahler auf den damals 20-jährigen Musiker ausübte, wurde zum lebenslangen Engagement für die Musik Mahlers.
1933: Hermann Scherchen geht ins Exil. Mit dem Ende des 2.Weltkriegs, 1945 erging es ihm wie vielen anderen Künstlern, die das III. Reich in die Emigration gezwungen hatte, er konnte an einmal erreichte Erfolge und Bekanntheit nicht mehr anknüpfen. So geriet – nicht nur, aber auch, sein großes Engagement für das Werk von Gustav Mahler – nahezu in Vergessenheit.
Ich möchte mit meinem Text über „Hermann Scherchen und Gustav Mahler“, in nuce entstanden schon während meiner Arbeit am Nachlaß des Dirigenten, erzählen, berichten; vielleicht auch zur weiteren Auseinandersetzung mit diesem nicht unumstrittenen Künstler anregen.
<span style="color: #0000ff;">''… Hermann Scherchen war ein Förderer , ein Fordender Fordernder und ein Forscher. ''</span> <span style="color: #0000ff;">''Er förderte mehrere Generationen der komponierenden Avantgarde, er forderte von allen, … Klarheit über das, was sie tun, und er forschte in allen Bereichen der Musik.''</span>
<span style="color: #0000ff;">''Er förderte mehrere Generationen war jedem akustischen Erleben auf der komponierenden Avantgarde, er forderte von allen, … Klarheit über das, was sie tun, Spur und er forschte in allen Bereichen der Musikwirkte jeder gemütlichen Behäbigkeit mit seiner unbequemen Unerbittlichkeit entgegen.…''</span>
1974 hatte das Archiv der Akademie der Künste, Berlin den Nachlaß Hermann Scherchen übernommen; der Komponist Luigi Nono, ehemals Schüler von Scherchen und Hans Ulrich Schmückle, der als Bühnenbildner mit Scherchen zusammengearbeitet hatte, waren die Initiatoren, daß der Nachlaß der Akademie der Künste übergeben wurde. 2)
Mit der Ausstellung, mit dem Katalog begann die bis dahin kaum als nennenswert zu bezeichnende Auseinandersetzung mit der Person und dem Musiker, mit der Werkbiographie des Dirigenten. Es gibt viele Unschärfen, bedingt durch eine historisch begründete prekäre Quellenlage. Möglich, daß auch darin die Ursache zu suchen ist, daß Scherchen um René Trémine zu zitieren, „The „''The best known anknown!''“ ist – immer noch? 3)
Folgt man den biographischen Daten des Musikers Hermann Scherchen bestimmen drei Zäsuren Leben und Werk:
''' BERLIN - Anfänge'''
Hermann Scherchen, geboren in Berlin am 21. Juni 1891, als Sohn eines Gastwirts in Kreuzberg; er lernte erst Geige, dann Bratsche. Sehr bald folgten erste Engagements in den Kiez- Kneipen, die väterliche Kneipe wirft nicht genug ab für die Familie, der Sohn muß mithelfen die Familie zu ernähren.
1906 erschien die Partitur der 6. Mahler, die sich Scherchen sofort kauft und:
<span style="color: #0000ff;">''…Ich sehe mich immer noch, wie ich vor unserer Kneipe in der Kurfürstenstraße auf einem Stuhl saß … und solange die Sonne schien, die Partitur studierte … nach ungefähr dreieinhalb Wochen konnte ich diese ganze Mahler-Sinfonie auswendig …''</span>
<span style="color: #0000ff;">''„… Ich arbeitete (…) Ich sage: arbeitete, weil ich nie nur die Partitur gelesen, sondern auch gehört habe. …''</span>
''<span style="color: #0000ff;">… und dann kam kurz danach (nach einer 7. Beethoven dirigiert von Oskar Fried) als zweites ganz großes Ereignis die „Siebente“ Mahler zum ersten Mal in Berlin. 4</span>)''
In dem autobiographischen Fragment „ Mein erstes Leben“ 5) beschreibt Scherchen dieses Studium der Partitur genauer:
<span style="color: #0000ff;">…'' und beginne das Studium, NUR aus innerer Klangvorstellung heraus (d.h. ohne jede Zuhilfenahme eines Instrumentes). Eine halbe Stunde benötige ich, bis alle Noten des ersten Taktes als Tonhöhe, Akkordteil, Melodiewert, Klangfarbe und Dynamik klar in mir tönen und sich zum Klangganzen des Orchesters verweben - danach BESITZE ich diesen Takt in vollkommener Imagination. Die zweite Bemühung beansprucht danach nur noch 29 1/2 Minuten, die dritte 29 … . Ich „lese“ nicht (wie es selbstbetrügerisch immer wieder von Partiturkennern heißt), sondern HÖRE in kompromißlos strengem Studium, wie sich das Noten-BILD überwältigend in Klang umwandelt. Nach drei bis 4 Wochen habe ich die Symphonie SO erarbeitet, d.h. sie beginnt nun OHNE NOTENBILD aus mir heraus zu tönen … . ''</span>
Scherchen reflektiert auch die Gedankenwelt, die sich in und hinter den Noten verbirgt:
<span style="color: #0000ff;">''… Noch kann ich die edle Melodik von Mozarts Streichdivertimento in Es-Dur nicht in Beziehung bringen zu Mahlers Dostojewski-Menschentum, um das ich schon weiß, das ich aber noch nicht zur Einheit der Musik zusammenzubinden vermag mit Mozarts Freimaurer-Frömmigkeit. …''</span>
Diese letzten Sätze Scherchens sind noch sehr dem musikalisches Denken der Spätromantik verhaftet; in der Diktion durchaus vertretbar, aber gedanklich folgt er mit dieser Einschätzung des Komponisten Mozart den Fehlinterpretationen, den Fehlurteilen des 19.Jh.; das romantische 19.Jh, bezog sein musikalisches Kunstverständnis weitgehend auf Beethoven, nahezu alle musikalischen Wertungen begannen und endeten bei Beethoven! Mit fatalen Folgen, nicht nur für den Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart.
Bis diese Fehleinschätzungen über Mozart und seine Kompositionen ausgeräumt sein werden, wird nahezu ein weiteres Jahrhundert vergehen müssen. Wer also will es einem jungen Mann von 15 Jahren in Berlin-Kreuzberg ankreiden, landläufige musikalische Einordnungen zu übernehmen.
Scherchen über Georg Göhler:
<span style="color: #0000ff;">''… Beethoven, Mozart bis Mahler habe ich mit in den schönsten Aufführungen durch ihn erlebt. Leider ging seine Fähigkeit sich mit der Zeit selbst auseinanderzusetzen, gerade nur bis zum jungen Richard Strauss … Göhler aber war ein begeisterter Mahler-Anhänger – eigentlich sehr verwunderlich, wenn er (''den späteren , Anm.d.A''.) Strauss ablehnte. Bei ihm spielten aber tatsächlich ethische Gesichtspunkte mit hinein. Er fand Strauss einen leichtfertigen, oberflächlichen, genialischen Musiker und Mahler einen ganz tief philosophischen und ethisch überbetonten, den man nicht genug in den Vordergrund stellen könne. Deshalb lehnte er über den ‚Don Juan‘ hinaus den ganzen späteren Strauss ab. Ihm verdanke ich die Bekanntschaft mit Mahler, mit der achten Mahler-Sinfonie. Ich glaube, es war 1910, ich kam wieder ins Blüthner-Orchester zurück – ich hatte anderswo im Café gespielt (''Schicksal arbeitsloser Musiker mit Saisonverträgen, Anm. des Autor</span>''<span style="color: #0000ff;">). Gustav Mahler brauchte für die Münchner Uraufführung (…) 250 oder 300 Mann Orchester und stellte mehrere Chöre zusammen (…) damals stellte der Kern dieser ganzen Chöre der wunderbare Riedelsche Gesangsverein unter Göhler. Und Göhler hatte auch die Einstudierung des Werkes im ganzen chorischen Teil und mit den Solisten übernommen ( …) und ich saß im Orchester und konnte nicht mehr spielen und zitterte bei dieser unerhörten Verdichtung von Ausdruckswollen, die diese Musik gestaltete. … 7)'' ''1912 lernte er Arnold Schönberg kennen und dirigierte einige Aufführungen der Uraufführungstournee des „Pierrot Lunaire“, Oktober, November 1912. 8)'' ''1913 organisierte und dirigierte Scherchen eine Privataufführung der 1.Kammersymphonie von Schönberg. '' ''Das erste öffentliche Auftreten als Dirigent mit dem Blüthner-Orchester war am 4. Februar 1914:'' ''Das Programm: 1. Kammersymphonie von Arnold Schönberg, 5. Symphonie von Gustav Mahler. Scherchen beschreibt es als sein zweites Konzert in seinen Erinnerungen:'' ''„ … Mein zweites Konzert fand im Jahr darauf statt, ebenfalls in Berlin, in der Singakademie (''heute Maxim-Gorki Theater, Anm. d. Aut.''). Programm: Schönberg ‚Kammersinfonie‘, öffentlich, die erste öffentliche Aufführung in'' ''Berlin, und daran anschließend Gustav Mahler, Fünfte Sinfonie in der neuen Ausgabe, in der neuen Instrumentation. Dieses Konzert führte zu einem großen Skandal. Und zu einer unerhörten Begeisterung. Viele Leute, die wüste demonstrierten, vielleicht noch mehr gegen den Mahler als gegen den Schönberg. Hier waren offensichtlich auch schon antisemitische Tendenzen dabei. …“ 9)'' '' ''''Sommer 1914, Scherchen hat sein erstes Engagement in Dubbeln, Lettland angetreten; dort überraschte ihn der Ausbruch des Ersten Weltkriegs; er wird als Kriegsgefangener nach Rußland gebracht. Nach anfänglicher Odyssee der Kriegsgefangenen wurde Scherchen bis 1917/18 in Watkja untergebracht; er entfaltete in der kleinen Kreisstadt am Ural eine umfangreiche und rege Tätigkeit. 10)'' ''Diese vier Jahre Kriegsgefangenschaft sind für Scherchen keine verlorenen Jahre: er unterrichtete, u.a. deutsch, später gründete er einen Chor, ein Orchester, komponierte, lernte russisch, beschäftigte sich intensiv mit der Gedankenwelt der russischen Revolution – das sollte ihm später das Etikett des „roten“ Scherchen eintragen. In diesen vier Jahren bildete sich das Fundament seiner späteren künstlerischen Tätigkeit heraus – und es zeigte sich seine durch nichts zu bremsende rastlose Arbeitsenergie, das unaufhörliche Suchen nach neuen Herausforderungen. '' ''Heimkehr 1918 nach Berlin, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen spielte er wieder im Orchester, als Bratschist.'' '' '' '''''Anmerkungen''''' <em style="font-size: 0.939em;">1) </em><em style="font-size: 0.939em;">Luigi Nono, (1924 – 1990), Komponist und Schüler von Hermann Scherchen</emspan> ''Hans Ulrich Schmückle, (1916 – 1993), Bühnenbildner; u.a. Zusammenarbeit mit Scherchen bei „Idomeneo“(Mozart), Neapel Teatro San Carlo 10.3.1962. '' ''2) Giselher Klebe, Komponist, (1925 – 2009). Giselher Klebe, Vorwort. In: Hermann Scherchen. Musiker,1891 -1966. Berlin 1986, S. 3'' ''3) Die lückenhafte Überlieferung des Nachlasses hat historische Ursachen.'' Scherchen hat oft den Wohnsitz gewechselt, jeder Umzug bedeutete „Ballast abwerfen“. Wirklich seßhaft wurde er erst ab 1954, aber auch aus dieser Zeit ist das Material eher lückenhaft überliefert. Locker formuliert, er ging nicht besonders sorgfältig mit seinem zukünftigen Nachlaß um; ein übriges trugen die Umstände bei, die dazu führten, daß das Nachlaßmaterial Scherchen erst 1974 auf Betreiben von Luigi Nono und Hans Ulrich Schmückle aus dem verlassenen Grundstück (nach dem Tod von Pia Scherchen 1968) in Gravesano in das Archiv der Akademie der Künste, Berlin gebracht werden konnte. Hermann Scherchen war fünfmal verheiratet: mit Pauline/Paula Ristenpart, Auguste Jansen, Gerda Müller, Schauspielerin, Hsiao Shushien, Komponistin, Pia Scherchen 4) ''Klemm, S. 28f. : ''7. Mahler: Am 24.1.1911, UA, erstmals vollständig in Berlin, dirigiert von Oskar Fried. Vgl. Lucchesi, S. 161 f. 5) Lucchesi, S. 155f.
<span style="color: #0000ff;">''8) Schönberg lebte zwischen 1911-12 „ … Mein zweites Konzert fand im Jahr darauf statt, ebenfalls in Berlin. Albertine Zehme , in der Singakademie (1857''heute Maxim-1946Gorki Theater, Anm. d. Aut.''). Programm: Schönberg ‚Kammersinfonie‘, öffentlich, die erste öffentliche Aufführung in'' ''Berlin, Diseuse und Sopranistindaran anschließend Gustav Mahler, Fünfte Sinfonie in der neuen Ausgabe, in der neuen Instrumentation. Dieses Konzert führte zu einem großen Skandal. Und zu einer unerhörten Begeisterung. Viele Leute, gab die Anregung zur Vertonung des Textes von Albert Giraudwüste demonstrierten, vielleicht noch mehr gegen den Mahler als gegen den Schönberg. Hier waren offensichtlich auch schon antisemitische Tendenzen dabei.…“ 9)''</span>
''9) Klemm, S, 37:Das zweite öffentliche Konzert: 18.3.''Sommer 1914 mit J. Haydn, Symphonie 103Scherchen hat sein erstes Engagement in Dubbeln, WLettland angetreten; dort überraschte ihn der Ausbruch des Ersten Weltkriegs; er wird als Kriegsgefangener nach Rußland gebracht.A. Mozart,Nach anfänglicher Odyssee der Kriegsgefangenen wurde Scherchen bis 1917/18 Les Petits Riens, in Watkja untergebracht; er entfaltete in der kleinen Kreisstadt am Ural eine umfangreiche und Arege Tätigkeit. Bruckner, 9. Symphonie.'' 10)
'''Dirigieren, Lehren, Forschen 1920 – 1933'''
Hermann Scherchen übersiedelt 1920 nach Leipzig, nachdem er ein Engagement als Dirigent des Grotrian-Steinweg-Orchesters, Leipzig angenommen hatte; dieses Engagement bot ihm – endlich – die Möglichkeit, seine in Rußland gewonnenen Erkenntnisse als Orchestererzieher auszuprobieren. 11)
Auf Leipzig folgte Frankfurt/M., die Museums-Konzerte, 1922 -1924, dann Königsberg, O(stmarken) R(undfunk)AG 1928 -1932, dazu kamen Chorleitung und –dirigate und Dirigate usw. 12)
1922 wurde er ständiger Gastdirigent für das Stadtorchester Winterthur. Diese Verpflichtung endete 1950 mit seiner Entlassung wegen des Verdachts kommunistischer Umtriebe. 13)
Scherchen, der Autodidakt, hatte einen ausgeprägten Zug zum Lehren, Lernen, Erfinden. Verfolgt man die Lebenslinien des Musikers, gewinnt man den Eindruck, daß diese Facetten seiner Begabung ihm oft wesentlicher waren als das praktische Musizieren, das Dirigieren. Der Didaktiker Scherchen plante Arbeitstagungen, Orchestergründungen, publiziert, hält Vorträge, betreibt Forschung für alte (damals) vergessene Musik, arbeitete für das neue Medium Rundfunk.
Im November 1932 dirigierte Hermann Scherchen Konzerte in München, aus Anlaß der ''„ Münchner Woche“ Woche''“ am 22. und 24. November; er erinnert sich:
<span style="color: #0000ff;">''… Inzwischen fing jene politische Entwicklung an, die die Jahre von 1933 an gekennzeichnet hat und die ich selbst im Ausland erlebte. ... dann kam mein letztes Konzert im Dezember 1932 in München. … Es war ein unerhörter Triumph für alle Werke: die Erste Sinfonie von Honegger, von Reger, glaube ich, die ‚Romantische Suite‘ und von Mahler das Adagio aus der Zehnten Sinfonie. … 14)''</span>
Es war Scherchens letztes Konzert in Deutschland bis nach Kriegsende.
Scherchen fährt fort in seinen Erinnerungen an das Jahr 1932/33:
''<span style="color: #0000ff;"> … Vorher hatte ich das große Glück zum erstenmal das musikalische Wien zu erleben. Das kam so: Ich war nach Wien eingeladen worden, die neunte Mahler- Sinfonie für den Rundfunk aufzunehmen. … Bei der ersten Probe erschien plötzlich eine Schar von Jünglingen und jungen Mädchen feierlich mit einem Fürsprecher. Sie fragten mich, ob ich erlauben würde, daß sie der Probe beiwohnen . … Sie seien Schüler von Webern und von Berg, und es sei für sie sehr wichtig, die Arbeit an der „Neunten“ Mahler zu erleben …</span>''
Nach dieser Begegnung entstand das Orchesterstudio Wien; es folgte das Konzert am 31.Januar 1933 im Wiener Konzerthaus. 15)
1935 kommt es zur Gründung des Verlags „''Ars viva''“ in Brüssel, das Verlagsprogramm verzeichnet die geplanten und auch teilweise realisierten Publikationen alter und neuer Musik. 17)als begleitende Publikation erscheint die Zeitschrift „''Musica Viva''“, die allerdinges (Geldmangel!) nach drei Nummern, 1937 wieder eingestellt wird.
Nach Kriegsende wird mit einem etwas veränderten Namen „ ''Ars Viva''“ ein neuer Verlag,1949, in Zürich gegründet; aber wie viele Initiativen dieser Art von Scherchen, endeten diese Projekte -entweder durch Kapitalmangel oder wurden von anderen Verlagen übernommen.
1940 – 1944 leitete er in Bern eine Dirigentenklasse, gab Kurse für Instrumentation und Interpretation am Konservatorium in Bern, veranstaltete Ferienkurse, - eine Unterbrechung seiner intensiven Tätigkeit bedeuten die Kriegsjahre keineswegs, bestenfalls eine geographische Einengung.
''' '''
'''Der DIRIGENT'''
BERLIN, LEIPZIG, WIEN - BIS 1933
''<span style="color: #0000ff;"> ''''… so lerne ich … mit wenigsten, einfachen Mitteln, künstlerisch wesentlich und kompromißlos zu arbeiten … ''''</span>1)''
''Die Symphonien von Gustav Mahler waren in den Jahren zwischen 1900 -1914 als „Novitäten“ heiß umkämpft, gefeiert, abgelehnt. Berlin hatte – noch zu Lebzeiten des Komponisten - viele Mahler-Aufführungen erlebt. 1905 hörte Scherchen die 3. Mahler in einem Sonntagsvormittagskonzert 2)''
1911: Scherchen spielte Bratsche im Berliner <span style="color: #0000ff;">Philharmonischen </span> Orchester; Oskar Fried dirigierte am 24.11.1911 die Berliner EA der VII. Symphonie.
Scherchen erinnert sich:
<span style="color: #0000ff;">''… da war Mahler mit der gewaltigen Bekenntnismusik des ersten Satzes, den skurril selbstverlorenen zwei Nachtmusiken, dem wild verzweiflungsvollsten „Scherzo“ – und dem lauten „Amerika“-finale, voll von verheimlichter wienerischer Zärtlichkeit. Die weite Raumhaftigkeit der Mahlerschen Symphonik erschloß sich mir mühelos – nichts war zu lang, nichts zu unbedeutend, nichts zu übergewichtig an der 80 Minuten dauernden Symphonie! Sie begann zu klingen voll so unerhörter Lebensintensität, daß sie seit jenem ersten Zusammentreffen mit ihr – für immer weiter tönte in mir (trotzdem ich das Werk bis zu meiner eigenen Plattenaufnahme davon dann 45 Jahre lang nicht mehr hörte!). Frieds Arbeit machte die Aktualität Mahlers als künstlerisches Großereignis um die Jahrhundertwende voll bewußt: NIEMAND konnte sich dieser Musik entziehen im Orchester, als sie sich brennend reliefhaft realisierte. Wir ertrugen ihre mehr als einundeinviertelstündige Zeitdehnung, nein: ertrugen sie nicht, sondern LEBTEN sie in atemberaubender Hingegebenheit! War ich in Mahlers VII. zuerst jenem neuen Kunstgefühl begegnet, das den Expressionismus einzuleiten begann, so schlug mir dessen Feueratem voll entfacht aus Schönbergs Werk entgegen. …'''' 3)''</span>
<span style="color: #000000;">Bei </span> der UA der VIII. Mahler in München, am 12.September 1910: …
<span style="color: #0000ff;">''und ich saß im Orchester und konnte nicht mehr spielen und zitterte bei dieser unerhörten Verdichtung von Ausdruckswollen, die diese Musik gestaltete. …'''' 4)''</span>
Nach der Probe zu diesem Konzert, schreibt Schönberg an den jungen Dirigenten, - und es ist anzunehmen, daß die kritisierten allzu schnellen Tempi auch den Mahler „trafen“: 5)
<span style="color: #0000ff;">''… Ihre Tempi durchaus viel zu schnell … Sie scheinen auch in dem Irrtum befangen zu sein, Temperament heißt ‚schnell‘! Während Temperament an sich gar nichts heißt … Legen Sie diesen Irrtum ab, und musizieren Sie mit gedämpften, verhaltenem Temperament ..''</span>
Diese „Symphonie „''Symphonie Nr. 5“ '' wird Hermann Scherchens ganzes Dirigentenleben „begleiten“, sie zieht sich wie Ariadne-Faden durch seine künstlerische musikalische Existenz.; er hat sie 22 mal dirigiert. Im Mai 1966 dirigierte er die V. Symphonie in Bremen; es sollte sein letztes Konzert sein, wenige Tage danach , am 12.Juni 1966 ist er in Florenz gestorben.
Scherchen versucht das Phänomen Mahler - Musiker-Philosoph und Prophet zugleich zu entschlüsseln; er erkennt, daß die vermeintliche musikalische „Trivialität“ der Mahler‘schen Sprache – Volksmusik und Volkstänze, wie z.B.Ländler – sind ihm nur Ausdrucksmittel zum Zweck – dienen dem höheren Ziel des Geistigen :
<span style="color: #0000ff;">''… Gleichnisse haben hier den Weg zeigen sollen, unvollkommene Bilder erklären wollen, was aus der Architektonik des Werkes selbst sichtbar wird. Diese riesenhafte Formidee wäre nicht möglich gewesen, ohne den Phropheten in dem Musiker Mahler, die kühne cyklopische Rhythmik des ersten Satzes als der rein musikalische Einfall kaum niedergeschrieben worden: ein Hinweis darauf, wie durch diesen Künstler-Mischtyp auch das rein Musikalische erweitert und neu geformt werden kann. … ''' '''6)''</span>
In seiner Autobiographie „Mein „''Mein erstes Leben“ '' berichtet Scherchen außerdem von einem -fast möchte ich sagen - „expressionistischen“ Gespräch, das in einem Kaffeehaus stattgefunden hat; Schönberg lebte damals in Berlin:
<span style="color: #0000ff;">''… Was damals in der Kunsterkenntnis unter Künstlern vor sich ging, zeigt folgendes Wiener Begebnis: Gustav Mahler, mit Schönberg verabredet, trifft diesen und seine Schüler im Kaffeehaus. Sich zu ihnen setzend, beginnt er über Dostojewski zu sprechen, mit dessen neuen Charakteren und Hauptpersonen (Mörder und Dirne in „Schuld und Sühne“) die Exklusivität des geschmacklich Approbierten des Kunstwerkes sich auflöste. Von Dostojewskis Voll – und Gleichwertigkeit „ ALLER Menschenkreatur, gleich welcher Gestalt“ nahm Mahler sich das Recht, Fetzen von Soldatenliedern, vulgären Tanz –und Liebesweisen als Melodiegrundlagen in die Symphonik einzuführen! Kaum hatte Mahler geendet, so springt der junge Anton von Webern auf, hebt eifernd den Finger und ruft aus: „Ja aber wir haben den Strindberg“ dafür (das war zur Zeit, als Schönberg daran dachte, Balzacs Swedenborg-Novelle „Seraphita“ in ein Opernbuch umzuwandeln ) …''''7)''</span>
Scherchen und seiner Generation galt Mahler als „Vollender“ einer musikalischen Sprach – und Ausdrucksform sowie gleichermaßen als Schöpfer eines Weges auf der Suche nach einer neuen Tonsprache – und – Form.
Das in den „Musikblättern des Anbruch“ von Th.W. Adorno, 1926 veröffentlichte Porträt ist mehr als ein literarisches Porträt, es gleicht einer Analyse:
'' <span style="color: #0000ff;">„… Scherchen repräsentiert erstmals wohl nach Art und Gesinnung einen neuen Typus des Dirigenten“ … ihm sei es … „um die Wirklichkeit der Werke wahrhaft zu tun. Deren Organon ist geschichtliche Erkenntnis, aber eben nicht die zuschauerhafte des Historikers, sondern die leidenschaftliche gegenwärtig im Material geleistete, die den Stand der Wahrheit in Werken ermißt und zu reproduzieren trachtet (…) Die Idee der konstruktiven Erhellung der Werke leitet ihn, er folgt ihr besonnen und bleibt des Restes von Unerhellbaren, in Konstruktion nicht aufgehenden gedenk, der in jedem Werk lagert.“ 11)</span>''
Die real-musikpraktische Darstellung verfaßte Paul Stefan; insbesondere unterstreicht Stefan das große Talent von Scherchen, binnen kurzem aus „bunt zusammengewürfelten“ Musikern, ganz unterschiedlicher Herkunft und Schule ein eingespieltes Orchester, einen Klangkörper zu formen:
<span style="color: #0000ff;">''… er hat, vom Radio abgesehen, offiziell recht wenig Förderung erfahren. Umsomehr haben seine Freunde getan: ein Orchester von nichts weniger als Dilettanten steht ihm in freiwilligem Dienst zur Verfügung … ''</span>
<span style="color: #0000ff;">''In diesen Konzerten wurden aufgeführt, Krenek, 1. Symphonie, das zweite Mal der langsame Satz aus Mahlers nachgelassener Zehnter …''</span>
<span style="color: #0000ff;">''Daß sich Scherchen überall da als geradezu unheimlich disponierender und mit äußerster Deutlichkeit interpretierender Dirigent erwies, dabei keineswegs lehrhaft, sondern von einer inneren Bewegtheit, die sein Erlebnis jedesmal unfehlbar auf die Hörer übertrug, war trotz allem nicht so sehr das Wunder dieser Aufführungen. Wunderbar war vielmehr, was der Dirigent in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit, oft nur in wenigen Stunden aus dem Orchester gemacht hatte, das ja nicht etwa „eingespielt“ war … Man hat selten, und bei den besten Berufsorchestern einen solchen Zusammenklang, eine solche Einheitlichkeit der Leistung, einen solchen Elan feststellen können … ''12'')''</span>
Eine späte Würdigung des Dirigenten schreibt der Mahler-Forscher Henry –Louis de la Grange in Diapason 2003 anläßlich der CD -Veröffentlichung der III. Symphonie, eines Mitschnitts einer Aufführung 1960 in Leipzig (vgl. Diskographie) durch TAHRA:
<span style="color: #0000ff;">''… Hermann Scherchen n‘a pas seulement compté parmi les plus grands chefs de sa géneration, il a été de surcroît un admirable interprète de Mahler. Après plusieurs disques pirates qui ne lui faisaient pas honneur, le voici enfin avec cette splendide Troisième qui prend place d’emblée dans le peloton de tête des versions disponibles … ''''13)'' Um diese kleine Dokumentation zur Dirigentenpersönlichkeit Scherchen abzurunden, darf die Stimme des Orchesters nicht fehlen. Diese Stimmen sind</span>
Nur dann - am Abend der Aufführung im Konzertsaal, Scherchen im Frack, da geschah – nicht immer, aber eben doch doch - etwas Merkwürdiges: plötzlich war alles anders, das Probierte verflachte bis zur rein technischen Wiedergabe.
Harry Goldschmidt, als junger Musiker bei Scherchen in Königsberg an der ORAG, versuchte dieses Phänomen der Verwandlung zu erklären. Anlaß ; es war dasein Gespräch, eine Diskussion während eines SymposiumSymposiums, das der DDR-Rundfunk im Juni 1986 organisiert hatte .
<span style="color: #0000ff;">''… Sobald er den Frack anziehen mußte, fühlte er sich beengt. Denn er war ein Mann, der mit seinen Musikern arbeitete, und die Arbeitsatmosphäre war die Voraussetzung für höchste künstlerische Norm und ihre Erfüllung. … ''14'')''</span>
Er war Teil der sich immer mehr erweiternden Mahler-Rezeption in den 20er und 30er Jahren.
<span style="color: #0000ff;">''… die Besonderheiten der Durchsetzung Mahlers … Neben den Kürzungen, die mit der Begründung einer einfacheren Verbreitung vorgenommen wurden, zeigte sich, daß berühmte Dirigenten wie Nikisch, Walter, Horenstein, Furtwängler, Klemperer, Mengelberg, Scherchen und Pringsheim bis zu Beginn der 20er Jahre auch durch die Auswahl der Werke traditionelle Aspekte in den Vordergrund rückten … Hinsichtlich der Merkmale der Interpretation lassen sich für die Jahre bis 1930 lediglich Vermutungen anstellen, da die für die Interpretation wichtigen Tonaufnahmen mit Werken Mahlers erst vereinzelt Anfang der 30er Jahre entstanden sind. Die erste Tonaufzeichnung liegt mit Oskar Frieds Einspielung der II. aus dem Jahr 1924 vor … 15)''</span>
In dem zitierten Text von Metzger, Mahler-Rezeption gibt es zwei Stichworte, die ich herausgreifen möchte.
Scherchen plante seine Programme „modern“, strukturiert:
<span style="color: #0000ff;">''… Vier Absichten bestimmten das Gesamtbild meiner Programme von 1922-24: Das Bewußtmachen des die Zeit aufwühlenden Werkes Gustav Mahlers (IX., III., II. Symphonie), das Heranführen des sie neu befruchtetenden Geists Arnold Schönbergs, die Erweckung der sie vorbereitenden musikschöpferischen Feinstkraft im Werk Max Regers, und die Aufzeigung der vorgereiften Großwerke Richard Strauss`schen Komponierens … ''16'')''</span>
Der zweite Punkt ist das Thema: Kürzungen.
Das Problem dieser Einstellung zu einer Komposition, für die Scherchen kompromisslos eintrat, Striche, Veränderungen an der Instrumentation vorzunehmen, ist bei einer historisch-kritischen Beschreibung des Dirigenten Scherchen nicht leicht zu erläutern. Für die Striche, mit denen Scherchen nach 1945 weiter arbeitete, fehlt – von seiner Seite – für die Instrumentalmusik jede Begründung, wenn es denn überhaupt eine gäbe. Bleibt die Spekulation.
Einerseits vertritt er die Position der „punktgenauen“ (pointiert formuliert) Wiedergabe der musikalischen Textur, wie er es z.B. in seinem Aufsatz die ''„Kunst des Dirigierens“ '' verlangt. 17)
Dann wiederum fordert Scherchen rigorose Striche, vor allem wenn er Oper dirigiert und erklärt seine „Strichfreudigkeit“ mit musikalisch- dramaturgischer Notwendigkeit „ ''wir leben nicht mehr im Zeitalter der Postkutsche''“ 18).
Scherchens Interpretationsästhetik – nicht nur für die Rundfunkaufnahmen – zielte auf Deutlichkeit, Klarheit, absolut Transparenz im Klanglichen, Differenzierung der Stimmen – richtete sich gegen den „verschwommenen, süffigen, romantischen“ Wohlklang, gegen den „Hall“ der traditionellen Konzertsäle; Kompromisse für Auftritte in den traditionellen Sälen wurden durch Umstellungen des Orchesters versucht um seine Klangvorstellungen möglichst optimal umzusetzen. 20)
Die Programmplanung bis 1938/39 sah drei wichtige Schwerpunkte vor: zu dem geplanten Mahler-Zyklus kommt ein Zyklus der Brandenburgischen Konzerte und anderer Kompositionen von J.S. Bach, den dritten Schwerpunkt bilden die sogen. „Manuskriptkonzerte“, d.s. Konzerte zeitgenössischer Komponisten deren Werke im Konzert sozusagen „aus dem Manuskript“ gespielt werden sollten.
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'''''Der Mahler- Zyklus ''' 25)''
# '' Konzert im Mahler-Zyklus''
Hans E. Heller
<span style="color: #0000ff;">''… er hat Wien um ein hochwertiges Orchester reicher gemacht, er hat aber auch das ewige Programmeinerlei mit schöpferischer Kraft durchbrochen und gezeigt, daß auch in dieser Zeit Erfolg erzielt werden kann, wenn man an Stelle des Betriebes eine Überzeugung setzt und sie – allen hämischen Nörgleien zum Trotz – in die Tat umzusetzen bereit ist. …''</span>
<span style="color: #0000ff;">''Das zweite Konzert des Musica Viva Orchesters war das erste des angekündigten Mahler-Zyklus. Scherchen machte es sich und den Höreren nicht leicht. Er stürzte kopfüber in den Ozean Mahlerscher Musik und begann dort, wo Mahler aufhörte: bei der „Neunten“ …''</span>
<span style="color: #0000ff;">''Man wird bis jetzt vielleicht eine kritische Würdigung der Dirigierleistung Scherchens gesucht haben. Es wird aber beim Suchen bleiben, denn angesichts solcher Vollkommenheit muß jedes kritische Wort wie kindliches Gestammel wirken. Es war eine Apotheose der Vollendung.''</span>
<span style="color: #0000ff;">'' ''</span>
Neue Freie Presse, 10.11.1937, Nr. 26282
Gez. U.
<span style="color: #0000ff;">''... Hätte Scherchen keine anderen Verdienste als die Wiedergabe des symphonischen Werkes Mahlers in meisterlich studierten Aufführungen, sein Wirken mußte in der Konzertgeschichte unserer Stadt bedeutsam bleiben. …. Seit Clemens Krauss Abgang ist es um Mahlers Symphonien recht still geworden … Die Aufführung, völlig erfüllt vom Geiste des genialen Werkes, hatte technische Vollkommenheit, tiefe und einen unnachahmlichen Zug ins überdimensionale. Mochte man vielleicht in Einzelheiten des Orchesterklanges noch Wünsche haben, etwa stärkere Besetzung und größere Fülle des Streicherkörpers, weichere Rundung des Hörnerklanges, als Gesamtleistung war diese Aufführung so schön, daß man ihrer nur mit aufrichtiger Bewunderung und Dankbarkeit gedenken kann. …''</span>
Alma Mahler, nach der Aufführung der III. Symphonie:
<em span style="color: #0000ff; font-size: 0.939em;">''… gestern erlebte ich eine unbeschreiblich herrliche Aufführung von Gustav Mahlers 3. Symphonie. Alles wird daneben zu Nichts, wenn man das erleben kann, was ich erlebte. Dieses unvergleichliche Werk unter Hermann Scherchens Leitung: Das Wiedererstehen meiner damaligen starken Erschütterung im Jahre 1903 bei den Aufführungen in Köln und Krefeld… . ''</emspan>
<span style="color: #0000ff;">''Scherchen wird dem Werk vollkommen gerecht. Seine mangelnde Genialität hindert ihn nicht, durch Fleiß, Subtilität und äußerste Hingabe an das Werk wirkliche genialische Wirkungen hervorzubringen. .. ''''27)''</span>
Neues Wiener Journal, 16.12.1937, Nr. 15.833
Hans E. Heller
<span style="color: #0000ff;">''… Großartig musizierte Scherchen den ersten Satz. Es ziemt sich wohl, daß man hier die phänomenale Leistung des ersten Posaunisten Hoffmann gebührend erwähnt. Klar klangen die Holzbläser und volle Anerkennung dem Schlagwerk …''</span>
Reichspost, 17.12.1937, Nr. 346
Gez. R.T.
<span style="color: #0000ff;">''Gustav Mahlers dritte Symphonie unter Hermann Scherchen ''</span>
<span style="color: #0000ff;">''… Bruno Walter, … sucht krasses und Grelles gerne etwas zu mildern und die echt romantischen Gefühlswerte dieser Musik voll zur Wirkung zu bringen. Hermann Scherchen dagegen unterstreicht eher all das, was sich gegen ein Zusammenzufügen zu sträuben scheint, noch besonders. Die romantische Ironie, die Selbstpersiflage bleibt ungemildert stehen. Das Posaunensolo im ersten Satz, das vom Komponisten die Bezeichnung „sentimental“ erhalten hat, wird sozusagen übersentimental gebracht, so daß es an die Saxophonmanier in der Jazzmusik erinnert. Dagegen läßt der langsame Satz am Schluß, der zum Schönsten gehört, was Gustav Mahler geschrieben hat, den Glanz und die Wärme der Streicher vermissen, wohl auch darum, weil diesen durch eine übertonte (sic!, gemeint ist: überbetonte) Forderung des Pianissimo die Kraft zum Ausschwingen genommen wird. …''</span>
Hans E. Heller
<span style="color: #0000ff;">''Das dritte Konzert … brachte neben der Erste Symphonie noch das Adagio aus der Fragment gebliebenen Zehnten Symphonie. …''</span>
<span style="color: #0000ff;">''Hermann Scherchen hat mit dem jungen Orchester ein Wunder zustande gebracht. … Freilich Scherchen ist ein durchaus eigener Kopf. Seine Auffassung von Mahler deckt sich nicht mit der verschiedener Mahler-Interpreten. Aber was besagt das? Scherchens geistige Spannkraft ist eine so ungeheure, daß auch er bis auf den tiefsten Grund der Musik Gustav Mahler dringt, daß er sie ausschöpft, aber in seinem Sinn, in dem Sinn eines großen Musikers von heute. …''</span>
<span style="color: #0000ff;">'' ''</span>
''4.Konzert im Mahler-Zyklus''
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