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Aus Dagmar Saval Wünsche

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Ralph Wünsche, Maler und Zeichner

115 Byte hinzugefügt, 12:05, 9. Apr. 2023
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''Zurück zur Schulzeit. Man muß verhältnismäßig viel über die Schule wissen, wenn man die Einflüsse erahnen will, die uns damals geprägt haben. Es war die unmittelbare Nachkriegszeit … ''
''Ich habe 1951 das Abitur gemacht; Ralph verließ die Schule wohl etwa ein Jahr früher. ''' ''Die Oberschule Dresden Nord war eine große Schule. … Die Vielzahl an Schülern führte zu einer entsprechenden Vielzahl an Lehrern ''[es gab unterschiedliche Schulangebote von rein technisch bis musisch, Anm.d.Verf.]'' mit einer erstaunlichen Pluralität an charakterlichen und politischen Individuen. Aus meiner Sicht waren es sich schneidende Kurvenscharen: Typen von links bis rechts und von sympathisch bis fies in allen Kombinationen. … Lange Zeit hatten wir eine streitbare Atmosphäre mit verhältnismäßiger offener Diskussion, in die Schüler und Lehrer einbezogen waren …. Das wurde allerdings bald unterbunden. In der Zeit in der die Verfassung der DDR diskutiert und begründet wurde, warnte uns der Chemielehrer und Rektor der Schule, Dr.Jentzsch, wir sollten die in der Verfassung zugesicherten Rechte nicht für bare Münze nehmen. … 'Die vergleichsweise offene Atmosphäre der Schule wurde Ende 1949 im Zusammenhang mit zwei politischen Affären massiv beendet. ''
''In der ganzen Woche von Stalins Geburtstag mußten auf höhere Anordnung in jeder Unterrichtsstunde unabhängig vom Fach zehn Minuten dem „großen und weisen Führer der Völker, dem Genius der Menschheit“ gewidmet werden. Die Klassenzimmer waren entsprechend zu schmücken. Eine zwölfte Klasse nahm das zum Anlaß zur parodistischen Opposition. Der Klassenraum wurde zu einer Art Tempel gestaltet mit einer Stalin-Büste, roten Tüchern und gedämpften Licht. Nach anfänglichem Lob folgten der offensichtlichen Verhöhnung Verhaftungen und drastische Eingriffe in das Schulleben. …''
''Unsere gemeinsamen Freizeitinteressen drehten sich um Theater, Konzert, Schachspiel, Literatur, Sagen und Geschichte der Antike sowie allerlei Diskussionen über Gott und die Welt. Über die Jugendorganisation der Schule beschaffte uns Ralph häufig Theaterkarten. Das waren eigentlich nicht Theaterkarten, sondern Berechtigungszettel, für die man an der Abendkasse nicht verkaufte Karten für Oper und Schauspiel unabhängig von der Preisklasse zu einem Bagatellbetrag erwerben konnte. … Ab und zu trafen wir uns zum Schachspiel und zu Gesprächen im Hause Weidenmüller. Die Weidenmüllers hatten ihre Villa in der Radeberger Straße räumen müssen, da das ganze Stadtviertel als Wohnbereich für sowjetische Offiziere requiriert worden war. Der Vater Weidenmüller – er war Großkaufmann – hatte es irgendwie geschafft, sich in dem zerstörten, von Wohnungsknappheit gezeichneten Dresden eine moderne kleine Villa in phantastischer Lage am Elbhang zwischen Loschwitz und Pillnitz zu verschaffen. …''
''Im Zeichenunterricht war das Thema einer Aufgabe eine Brücke. Wir in technischem Denken geprägten Jungen brachten raffinierte Brückenkonstruktionen zu Papier. Ralph lieferte ein Aquarell ab, auf dem auf den ersten Blick gar keine Brücke zu sehen war. Eine zerklüftete, bewaldete Gebirgslandschaft beherrschte das Blatt. Ganz klein in der Mitte entdeckte man dann über einer Schlucht die Brücke. Wir glaubten seinerzeit, Ralph wolle den Zechenlehrer Zeichenlehrer auf den Arm nehmen. Vielleicht spielte das sogar nebenbei eine Rolle. Aber ich begriff bald, daß er die wesentliche Funktion einer Brücke hervorragend erfaßt und dargestellt hatte. …''
''Ralph beendete die Schule meines Wissens ungefähr am Ende der 11.Klasse. Vermutlich waren seine Zensuren nicht gerade die besten. … (Er) hatte schwierige häusliche Bedingungen. Der Vater war im Krieg gefallen, die Mutter und alle Geschwister waren in der Dresdner Bombennacht umgekommen. Ralph lebte bei Tante und Großmutter … Sie ernährten sich … von Schneiderei und Ralph mußte für sie häufig allerlei Wege erledigen und Besorgungen machen, anstatt sich etwa auf Hausaufgaben konzentrieren zu können. … Unsere Verbindung blieb lebenslang erhalten. Dank Ralph, auch in der Zeit der Mauer, da er uns – (meine Frau und mich) regelmäßig besuchte, wenn er für (den Kunstdienst) in Ostberlin berufliche Kontakte hatte. …''
West-Berlin,  Oktober 1955: RW bewirbt sich an der Hochschule für Bildende Künste, HfBK, in Berlin-Charlottenburg, er besteht die Aufnahmeprüfung.
'''Kleiner Exkurs zur Geschichte Ost-West -Berlin''': Berlin unterstand seit Kriegsende 1945 der politischen Kontrolle der Vier Mächte(USA, kurz gen.Amerikaner, Königreich Großbritannien, kurz gen.Engländer, Republik Frankreich, kurz gen.Franzosen, UdSSR, Sowjetunion, kurz gen.Russen); der Vier-Mächte- Status behielt auch nach der Gründung der DDR 1947 für die Stadt Berlin seine Gültigkeit. Der Ostteil der Stadt, Ost-Berlin , gehörte zum Einflußbereich der Sowjetunion, West-Berlin war aufgeteilt in eine amerikanische, britische und französische Zone. Um die Fluchttendenzen der Bewohner der DDR in den Westen (und das bedeutete auch Flucht in die Bundesrepublik Deutschland) zu unterbinden, hatte die DDR sämtliche Zugänge an den Stadtgrenzen zu den Westteilen der Stadt Anfang der 50er Jahre hermetisch abgeriegelt; nur innerhalb der Berliner Stadtgrenzen konnte man aufgrund des Viermächte-Status noch relativ frei zwischen Ost und West hin und herwechseln. Am 13. August 1961, das ist der Tag des Mauerbaus, endete auch dies. Die Teilung der Stadt ( in Ansätzen bereits seit Kriegsende mit zunehmender Tendenz) bestimmte das Alltagsleben ihrer Bewohner, erfaßte sämtliche Lebensbereiche. In Kurzfassung kaum darstellbar, aber wer den Film von Billy Wilder, 1961 gedreht, "One, Two, Three" = Eins, Zwei, Drei gesehen hat, begegnet in dieser als Farce angelegten Plot dem Alltag der geteilten Stadt. Ganz am Rande vermerkt: Die Dreharbeiten des Films werden vom Mauerbau abrupt unterbrochen,  viele Szenen müssen im Studio nachgebaut werden. Aus der Farce wurde eine Tragödie - auch das ein Stück Berliner Alltag.    
Die Teilung der Stadt ( in Ansätzen bereits seit Kriegsende mit zunehmender Tendenz) bestimmte das Alltagsleben ihrer Bewohner, erfaßte sämtliche Lebensbereiche. In Kurzfassung kaum darstellbar, aber wer den Film von Billy Wilder, 1961 gedreht, "One, Two, Three" = Eins, Zwei, Drei gesehen hat begegnet in dieser als Farce angelegten Plot dem Alltag der geteilten Stadt. Ganz am Rande vermerkt: Die Dreharbeiten des Films werden vom Mauerbau abrupt unterbrochen,  viele Szenen müssen im Studio nachgebaut werden. Aus der Farce wurde eine Tragödie - auch das ein Stück Berliner Alltag.    
'''Aus den Akten, Archiv der Universität der Künste, wie die HfBK (Hochschule für Bildende Künste) heute heißt:'''
Eine ihrer Lieblingsrollen war die Mutter in „''My Fair Lady''“ (Volksoper 1993); Michael Heltau war der Sprachprofessor Henry Higgins, ihr Sohn. Aus dem erzählenden Gespräch zwischen Gusti Wolf, RW und mir über die gemeinsame Bühnenarbeit mit Heltau und Wolf entstand die Anregung, der Gedanke an ein Rollenbild von Heltau.  
Die erste persönliche Begegnung zwischen dem Maler und dem Darsteller fand an einem schönen, heißen Sommertag in Wien in  seinem Haus statt, in dem Hauses wirkt etwas verwunschen, das einst Helene Thimig gehört hatte. Es liegt am Rande der StadtWeinberge, mit dem wunderschönen in Terrassen angelegten Garten, weit draußen im Grünen schon an den Fransenrändern der Stadt, dort wo sich die Stadt im Wienerwaldverliert. Geht man einige Schritte weiter bergauf, dann findet man die alten, in die Weinberge geduckten niedrigen Häuser, sehr romantisch in ihrer äußeren Erscheinung – weiß gekalkt, tief heruntergezogene Dächer, alles etwas windschief … und es klingt, singt beschwingt und schwermütig herüber vom Wienerwald … . Nicht weiter erstaunlich, denn eines dieser kleinen Häuser war einst die Sommerfrische von Johann Strauß, war sein „Komponierhäuschen“.
Das Vorstellungsritual beendet, und schon sind beide, der Maler und der Darsteller „ins Gespräch vertieft“. RW zückt Block und Stift, erste – noch sehr tastende – Skizzen entstehen, wie immer bei einer ersten Kennenlernen-Phase.
======'''<span style="color: #ff0000;">Die schwarze Maske, Oper nach dem gleichnamigen Drama von Gerhart Hauptmann; bearb. von Harry Kupfer und Krzystzof. Krzysztof Penderecki, Musik von Krzystzof Krzysztof Penderecki</span>'''======
[[Datei:image020.jpg|thumb|right|203x284px]]<br /><span style="color: #ff0000;">München, Gasteig, Münchner Philharmoniker, konzertante Aufführung 1997</span>
<span style="color: #ff0000;">Abb.: Es spukt in diesem Haus</span>
Unter dem Titel „'''''Totentanz''' ''“, betreut vom Kunstdienst der Evangelischen Kirche in Berlin,   ging diese Ausstellung auf „Tournee“ , die Galerie Ludwig Lange plante 2003/2004 eine Ausstellung, bei der dieser''dieser „Totentanz“'' präsentiert werden sollte.
[[Datei:image023.jpg|thumb|right|200x273px]]
''Um ein mögliches Mißverständnis auszuräumen über die „Schwarze Maske“ nochmals: Es handelte sich um eine konzertante Aufführung in der Münchner Philharmonie, also kein Theater - Oper keine Kulissen, keine Szene, wie auch bei „Iris“(Mascagni) und „Die Bassariden“ (Henze). Diese beiden Programmhefte (DIN A 4) haben Sie auch.''
''1) Ich hatte den Auftrag das Programmheft künstlerisch so zu gestalten, daß der Hörer sich bewußt wird, daß essich es sich um ein Musiktheater-Werk handelt.Die Münchner Philharmonie hat 2500 Plätze – es handelte sich um 4 Abo Abaende Abende unter der musikalischen Leitung des Komponisten – insgesamt 8000 Hörer!''
''2) Eine Dokumentationsausstellung über das Werk im Foyer vor dem Saale (Gasteig) war ebenfalls ein Auftrag an mich.''<br />''Dazu holte ich Bühnenmodell, Kostümentwürfe, Photos etc. vom Salzburger  Festspielarchiv – die Materialien über Penderecki vom Schott-Verlag, der den  Komponisten betreut.''
''Zusätzlich wurden die Originale - meine Zeichnungen und Aquarelle in der Galerie Ruf gezeigt – die Galerie war an den 4 Abenden für die Konzertbesucher bis spät abends geöffnet – also eine abgerundete Show!''
''Ein Jahr später sollte “Paradise Lost“ (ebenfalls Penderecki) konzertant dort aufgeführt werden, auch dies hatte ich bereits mit dem Komponisten und Dirigenten vorbesprochen. Durch den plötzlichen Intendantenwechsel nach dem Tod celiboidaches Celibidaches wurden die Verträge mit Penderecki gelöst und auch mein e meine Arbeit mit dem orchester Orchester nicht mehr weitergeführt. Das Programmheft war (wie Bassariden)auf DINA 4 mit farbigem Umschlag von mir konzipiert ich mußte mich dank der neuen Leitung mit dem neuen DINA5 Heft begnügen. Sehr schade! Aber dann fanden Kunstfreunde diese Arbeiten doch so interessant, daß eine kleine Wanderausstellung daraus wurde – immerhin ein tröstlicher Ausklang ! Herzliche Grüße Ihr Ralph Wünsche''
Dann 1972 der zweite Aufenthalt ernaut erneut als Stipendiat der Akademie der Künste, in der Villa Serpentara. RW schreibt an mich aus Olevano Romano an mich:
'''Olevano, Freitag 13. Oktober 1972'''
RW kam 1968 in einen Ort, in dem die Zeit stehen geblieben war. Die Villa Serpentara war davon nicht ausgenommen, Wasser aus der Zisterne, die abendliche Beleuchtung mit der Petroleumlampe – und da es im Winter in Olevano feucht, ungemütlich kalt und nebelig ist, wurde, mußte geheizt werden, das Heizmaterial waren alte , abgeholzte Olivenbäume. Olevano Romano liegt im Herzen des römischen Kernlandes Latium, nur rund 60 km von Rom entfernt, - und so heißt es häufig: auf nach Rom!  
[[Datei:image041.jpg|thumb|right|436x312px]]<u></u>
Die Blätter, entstanden in und um Olevano, Palestrina, Genazzano beginnen in der Regel als Skizze, man könnte sie als Notate bezeichnen. Die Skizze entfernt sich auf dem Papier vom Vorbild, meist bereits reduziert auf das rein Strukturelle. Die danach entstehende Zeichnung, das Aquarell usw. bringt eine Art Resumé, vergleichbar einer Rückkehr von der Abstraktion/der Struktur/ zum Gegen-Ständlichen der geträumten Vorstellung des Gesehenen, Erlebten.<br /><br />
Nach diesem zweiten Aufenthalt in Olevano, 1972, wird die Palette heller, der Duktus der Zeichnungen leichter, federnder, durchsichtiger. Zu dem Italienerlebnis kam eine weitere sehr prägende Erfahrung: während seiner vielen Aufenthalte in Wien , ab 1972 , fing RW an sich sehr intensiv mit der Zeichenkunst von Gustav Klimt zu beschäftigen, während der vielen Reisen nach Frankreich und Paris mit den Impressionisten.
[[Datei:image042_(2).jpg|thumb|right|231x165px]]<u></u>
'''<span style="display: inline !important; float: none; background-color: #ffffff; color: #000000; cursor: text; font-family: 'Source Sans Pro',sans-serif; font-size: 14.86px; font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: 400; letter-spacing: normal; orphans: 2; text-align: left; text-decoration: none; text-indent: 0px; text-transform: none; -webkit-text-stroke-width: 0px; white-space: normal; word-spacing: 0px;">[[Datei:DSC06713.JPG|thumb|right|200x150px]]</span>'''<u></u>
Ich möchte mein Nachwort schließen mit dem herzlichen Dank an die zahlreichen Begleiter/innen meiner Recherchen, meiner oft etwas divergenten Überlegungen zur Zeit, dem eigenen Erleben - im Gespräch wurde vieles klarer, dank der intensiven Unterstützung; ein ganz besonderes und außerordentliches Dankeschön gilt Frau Anke Antje Kalcher vom Archiv der UdK, Berlin,  die mir trotz home-office (in Zeiten von Corona), sehr geholfen hat, denn dieses zur Allmacht erklärte  Virus stand der  persönlichen  Einsichtnahme in die Akten der Studienjahre im Wege. So entstanden Informationslücken zu Leben und Werk von  RW, die ich  nicht recherchieren konnte - für die Zeit, die wir nicht gemeinsam gelebt haben. Fundstücke, alte Notizen, nach längerem Suchen doch wiedergefunden , haben mir das Schreiben dennoch ermöglicht.  Ein Defizit bleibt, das nicht auch Corona nicht zu verantworten hat: So mancher Weggefährte von RW, den ich um Auskunft gebeten hatte, blieb stumm. Warum wohl? Ich weiß es nicht. Das Schlußwort  hat '''Ralph Wünsche''':