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Offenbachiade chez Max Reinhardt

383 Byte entfernt, 10:52, 11. Nov. 2020
keine Bearbeitungszusammenfassung
Max Reinhardt in Schloß Leopoldskron, Salzburg, während der Salzburger Festspiele um 1925. Die "Schloß-Inszenierung"  - einsamer Höhepunkt seiner Regieträume
: '''<span style="color: #0000ff;">''... Reinhardt lehnt über die Balustrade und lacht, ''</span><span style="color: #0000ff;">''er möchte zu gern einmal bei sich zu Gast geladen sein. ...''</span>''': zit. nach: "Weißtdunoch-Verse" von Ruth Landshoff-Yorck, Klatsch, Ruhm und kleine Feuer. Biographische Impressionen, S.230
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Für ein Max-Reinhardt-Symposium in Bratislava sollte ich über "Max Reinhardt und seine Musiktheater-Inszenierungen" vortragen, seine „musikalische Prägungen“ wie ich es nannte, mit einer tour d'horizon in knapp 20 Minuten einem sehr gemischten Publikum&nbsp; nahebringen. Ich habe mich 2018 für vier ausgewählte&nbsp; Inszenierungen entschieden, deren innerer Zusammenhang  unüberhörbar. Der innere Zusammenhang war evident: dreimal&nbsp; Jacques Offenbach und einmal Johann StraußSohn,  beide "einsame" Meister der Operette, des "Vergnügenszuges" (Johann Strauß). Offenbach 1864 trafen sichJacques Offenbach und Johann Strauß haben sich 1864 in Wien getroffen; und - so wird berichtet-, sich sofort ausgezeichnet verstanden. Im gemeinsamen, sehr musikalischen Gespräch, meinte Offenbach ganz spontan: "Monsieur StraußeStrauß, warum komponieren Sie nicht Operette ? " Zehn Jahre später kam die Operette aller Operetten auf die Bühne des Theater Theaters an der Wien: „Die Fledermaus“. Nichts &nbsp;ist so wie es scheint, wie in einer OFFENBACHIADE&nbsp; - OFFENBACHIADE  läuft  das ist „Die&nbsp; Räderwerk der  "Fledermaus“.&nbsp;
Die Werke Offenbachs waren in der zweiten Hälfte des 19.Jh. auf den Wiener Bühnen sehr präsent, auch&nbsp;&nbsp;lange noch nach Nestroys Tod; wenn auch nicht mehr mit   der Frequenz  wie zu seinen Lebzeiten.  Die glanzvolle theatralische Motor des Wiener Erstaufführung von „Hoffmanns Erzählungen" schon nach der zweiten Aufführung von einem tragischen EreignisOffenbachfiebers" war Johann Nestroy, dem Ringtheaterbrand am 8.Dezember 1888 während der zweiten Vorstellung der OperSänger, für Jahrzehnte stigmatisiert im deutschsprachigen Raum, wurden "Hoffmanns Erzählungen" nicht aufgeführtSchauspieler und Textautor. 
Eines Tages habe ich diesen alten Text wieder gelesenDann, fand ihn etwas "kurzatmig1881, eine glanzvolle Wiener Erstaufführung von „Hoffmanns Erzählungen"; es folgte   eine neueerfolgversprechende Aufführungsserie wurde jäh, etwas erweiterte Auseinandersetzung(damit ist das Thema aber noch lange nicht ausgeschöpft) mit Musik und Text schon nach der drei Inszenierungen von Max Reinhardtzweiten Aufführung unterbrochen: &nbsp;„'''Orpheus   es kam zu einem - damals immer sehr gefürchteten Theaterbrand - , eingegangen in der Unterwelt'''“, „'''Die schöne Helena'''“ und „'''Hoffmann‘s Erzählungen'''“ von Jacques Offenbach sowie &nbsp;“ Die Fledermaus“ von Johann Strauß, die bei Reinhardt wie eine Offenbachiade über die Rampe kamGeschichte als "Ringtheaterbrand vom 8.Dezember 1888". Bleibt die offene Frage - was war mit Schloß Leopoldskron ? - war auch das eine Reinhardt'sche   Dieses Ereignis "Offenbachiadestigmatisierte"?die Oper  für Jahrzehnte, vor allem im deutschen Sprachraum. 
Wie aber kommt Offenbach zu Reinhardt oder wie kommt Reinhardt zu Offenbach ? – diese Frage war mein ständiger Begleiter; daß Reinhardt 1893 in einer Vorstadtinszenierung den Merkur spielteEines Tages habe ich meinen alten Text  von 2018 wieder gelesen, genügte mir nicht als fand ihn etwas "Verführung zu Offenbachkurzatmig"; es folgte eine neue, auch etwas erweiterte Auseinandersetzung (damit ist das Thema noch lange nicht das Wissen um die Wiener ausgeschöpft) mit den drei Inszenierungen von Max Reinhardt: &nbsp;„'''Orpheus in der Unterwelt'''“, „'''Die schöne Helena'''“ und „'''Hoffmann‘s Erzählungen'''“ von Jacques Offenbach-Tradition. War es vielleicht Arthur Kahane, Reinhardts langjähriger Freund und Wegbegleiter,  die "theatralisch-visionäre  Rebellion"gegen den Trend der Zeit als Dramaturg des Deutschen Theagters von 1905 - 1932 ?  
Arthur Kahane  schreibt im Programmbuch von 1922 „ Phantasie über OFFENBACH der Wie aber kommt Offenbach zu Reinhardt oder wie kommt Reinhardt zu Offenbach ? – diese Frage war mein ständiger Begleiter; daß Reinhardt 1893 in einer Vorstadtinszenierung den Merkur spielte, genügte mir nicht als Vorwort“ für "Verführung zu Offenbach", auch nicht das Wissen um die Inszenierung im Großen Schauspielhaus, BerlinWiener Offenbach-Tradition. Für diese Inszenierung hat War es vielleicht Arthur Kahane gemeinsam mit Max Run die Neufassung , Reinhardts langjähriger Freund und Wegbegleiter,   der "theatralisch-visionäre  Rebelle"gegen den Trend der Zeit als Dramaturg des Textes übernommen.Deutschen Theaters von 1905 - 1932 ?  
Ich zitiere aus dem '''Arthur Kahane ''' schreibt im Programmbuch  zur Aufführung von "Orpheus in der Unterwelt" 1922 : „ Phantasie über OFFENBACH als Vorwort“ für die Inszenierung im Großen Schauspielhaus, Berlin. Für diese Inszenierung hat Arthur Kahane gemeinsam mit Max Run die Neufassung des Textes übernommen. Das Vorwort, eine einzige Liebeserklärung an den liebevollen Spötter Jacques Offenbach:
: '''<span style="color: #0000ff;">''… Und so ist Offenbach‘s Schönheit … ''eine beauté du diable''. Seine Musik ist – … Lockung, Einladung und Verführung zur Sünde. Zu einer Sünde, die so charmant, so reizvoll, so melodisch, so amüsant ist, daß keine Tugend der Welt die Konkurrenz mit ihr aufnehmen kann. Gewiß, der unerbittlich Spöttische macht sich auch über das Laster lustig, deckt seine Schwächen, seine Eitelkeiten, seine Lächerlichkeiten auf, aber wie über etwas, das man von Herzen liebt. Antipathisch ist es ihm auf keinen Fall. Er kennt es. Kennt seinen Geschmack , seine Freuden, seine Lebensformen, seine Gewohnheiten, wie man sich selber kennt, trifft seinen Rhythmus so täuschend, mit so verliebter Geschicklichkeit, daß schießlich Offenbachs Rhythmus vom Rhythmus der Sünde kaum zu unterscheiden ist. Fast möchte man glauben, die Sünde bewegt sich, tanzt und liebt im Offenbach’schen Cancan-Tempo. … Nichts ist schwerer als das Leichte. Unerschöpflichkeit der Erfindung und des Einfalls vorausgesetzt; aber jedes seiner größeren Werke ist technisch, rhythmisch, melodisch, harmonisch eine geschlossene Einheit, zeigt eine neue Form, ein eigenes Gesicht. … Das einmalig Offenbachische steckt im Text ebenso wie in der Musik. Mögen die Namen Crémieux, Meilhac, Halévy, Nuitter auf den Titelblättern stehen, der wahre Dichter dieser unvergänglich entzückenden Gaminierien ist Offenbach’s Musik. „Gesamtkunstwerk“ sagt man in dem gründlicher programmatischen Deutschland. Nur daß es hier erreicht ist. …  ''</span>'''
: '''<span style="color: #0000ff;">''… Das Kostüm (damit meint Kahane den Text, Anm.d.Verf.) muß von Zeit zu Zeit erneuert werden, das heißt: die Übersetzung, die eine nicht immer stilsichere Operettenroutine dem Werk umgehängt hat. Das Offenbach’sche Werk bedingt einen Publikumskontakt, der sich nur durch das zeitgemäß aufgefrischte Spiel mit der Aktualität erzielen läßt, … .   ''</span>'''
Mit dem Hinweis auf den Publikumskontakt trifft Kahane in das Herz des Reinhardt’schen Theaterkonzepts;  vielleicht war diese Idee das auslösende und verführende Movens für den Theatermann und Bühnenmenschen Max Reinhardt sich mit dem Offenbach’schen Oeuvre auseinander zu setzen? Und: Lachen, Lachen; Lachen – ein genußvolles Lachen, wertfrei, ungebunden – vielleicht auch Höllengelächter ?&nbsp; das war es, was Offenbach für sein Publikum wollte und Reinhardt, wenn er Offenbach inszenierte, ebenso. Viele Zeitgenossen Reinhardts genossen diesen Zaubertrank des Lachens, wie z. B. Erich Mühsam.&nbsp;
LachenDie Säle waren ausgebucht, Lachender Erfolg gab Reinhardt recht,&nbsp; Lachen – ein genußvolles Lachen, wertfreidie ausgewählten Werke, ungebunden – vielleicht auch Höllengelächter ?die Texte vor allem wurden dem Zeitgeist entsprechend&nbsp; das  modifiziert oder völlig neu formuliert.. Einspruch: war es, was Offenbach für sein Publikum wollte und Reinhardtdiese umfangreiche Bearbeitung von „Hoffmanns Erzählungen“(wie sie in den Nachlaßpapieren vorliegt, wenn er Offenbach inszenierte, ebenso. Viele Zeitgenossen Reinhardts genossen diesen Zaubertrank des Lachens, wie z. B. Erich Mühsam.von den Rezensenten sehr kontrovers rezipiert wird)&nbsp;in diesem Umfang gerechtfertigt? Ich komme später darauf zurück.
Die Säle waren ausgebuchtMit der Besetzung der Rollen mit Schauspielern, die singen und tanzen mußten, der Erfolg gab   griff  Reinhardt recht,eigentlich nur&nbsp; die ausgewählten Werke (die Texte vor allem) dem Zeitgeist entsprechend&nbspeine uralte Theatertradition erneut auf; anzupassen. Einspruch: war diese umfangreiche Bearbeitung von „Hoffmanns Erzählungen“Wer auf der Schaubühne (wie sie bis in den Nachlaßpapieren vorliegtdas 19.Jh. ) Furore machen wollte, der mußte ebenso gut singen, von den Rezensenten sehr kontrovers rezipiert wird)&nbsp; in diesem Umfang gerechtfertigt? Ich komme später darauf zurücktanzen wie sprechen können.
Der Perfektionist Reinhardt besetzte die Rollen Offenbach (bis auf wenige Ausnahmener ist keineswegs eine Einzelerscheinung) mit Schauspielern, die singen konnten. Damit griff Reinhardt auf&nbsp; eine uralte Theatertradition zurück – wer auf der Schaubühne Furore machen wollte, der mußte ebenso gut singen,&nbsp; tanzen wie sprechen können. Offenbach komponierte die Rollen seiner Operetten für Sänger, die Schauspieler &nbsp;- oder umgekehrt - waren, schrieb ihnen die Rollen in die Stimme, „auf den Leib“. Das trifft auch auf die unvollendet gebliebenen „'''Hoffmann’s Erzählungen''' “ zu. &nbsp;Reinhardt wählte sehr bewußt das Unvollkommene, das Fragmentarische der Rollengestaltung – denn „ nicht ist so wie es scheint“!
Die meisten zeitgenössischen Kritiker sahen das natürlich anders, man wollte „Schöngesang“, perfekte Darstellung und begriff nicht, daß im Fragment, dem Unvollendeten, die eigentliche Perfektion verborgen ist. Dem Publikum war‘s egal, es kam zahlreich, amüsierte sich und war begeistert.
Träger und Teil dieser Erfolge war die Wahl der Protagonisten; wenn Reinhardt für die Münchner Inszenierung, 1911, der „Schönen Helena“ Fritzi Massary für die Titelrolle (alternierend mit Maria Jeritza, damals noch am Beginn ihrer Karriere) gewinnen konnte, so landete er einen „Volltreffer“. 4) 
: ''&nbsp;'''''<span style="color: #0000ff;">''… Sie war in reinster Ausprägung , was der ‚Herr‘ ihrer Zeit liebte und ‚die Dame‘ neidvoll verehrte … Sie sang etwas näselnd, ihre Stimme brach ab und zu weg, aber die Suggestion der Massary auf ihr Publikum war so stark, daß sie ihm war, was sie ihm sein wollte. … ihre Gabe der raffinierten Andeutung, der scharf pointierten Treffsicherheit in Ton und Geste, war ihr … Vermögen , etwas durch Verschweigen auszudrücken, Zweideutiges durch geschickt genutzte&nbsp;''</span>'''
Es gab das konservative, Wilhelminische, rückwärts&nbsp;gewandte, militärisch dominierte Berlin mit „Garde du corps“, das „Donnerwetter –tadellos!“&nbsp; - das war nicht nur der ironisch-lächelnde Titel einer Revue im Metropol-Theater in der Behrensstraße.&nbsp;
Das progressive,&nbsp; immer vorwärts drängende, sozial orientierte und engagierte Berlin, das von Neuem und Neuerungen nie genug bekommen konnte, und bemerkenswert demokratisch – trotz Zensur und Militarismus&nbsp; - seinen seine Kunstvisionen leben konnte.&nbsp; Wohl weil die offizielle Kunst von „Wilhelm Zwo“&nbsp; bestimmt, diese Entwicklungen und Strömungen nicht zur Kenntnis nahm, nicht zur Kenntnis nehmen wollte.
Ganz Berlin ist eine Baustelle . Straßen werden gebaut, die Gasbeleuchtung, die elektrifiziert wird, auf Brachen werden Bauten hochgezogen – der Westen der Stadt wächst mit dem Ostteil zusammen. Der Kurfürstendamm, liebevoll spöttisch berlinisch Ku-damm genannt,&nbsp; ist noch Baustelle. Im wesentlichen konzentrierte sich – noch – alles in „Mitte“, das war: die Dorotheenstadt ( mit vielen Kasernen, auch in unmittelbarer Nähe des Deutschen Theaters), die Luisenstadt, die Friedrichstadt und der ständig wachsende Ostteil mit seinen Fabrik- und Industrieanlagen und &nbsp;Mietskasernen. Die Friedrichstraße vom Oranienburgertor bis zur Leipziger Straße war die „Schlagader “ in „Mitte“, &nbsp;Zentrum, Flaniermeile.&nbsp; Hier spielte sich alles ab, das kulturelle Leben, die Theater, die Amüsiertempel , die großen Einkaufstempel, die Warenhäuser wie Tietz, Gerson, die Banken, das Zeitungsviertel, die Museumsinsel, in lebendiger Konkurrenz zu "den Linden" mit der Hofoper (heute Staatsoper) Unter den Linden, dem Zeughaus (heute Historisches Museum(, die Neue Wache, die Hofbibliothek, (heute Staatsbibliothek).
[[Datei:chatnoirScan_0001.jpg|thumb|right|317x224px]]
      Aus den Berliner Anfangsjahren gibt es nur wenig schriftliche Dokumente von Max Reinhardt, Brief( Briefe<span style="font-size: 0.939em;">e, </span>Tagebuchfragmente). Sie erzählen von  Theaterproblemen, Rollenstudium, wann er spielfrei hat, - und ; der junge Mann stürzt sich vehement und genußfreudig in das chaotische Durcheinander der Großstadt, notiert mit gelegentlicher Bissigkeit seine Beobachtungen.
Berlin um 1890 ist auch das Berlin des Hofpredigers Adolf Stoecker (1835-1909). Von der Kanzel, als Politiker macht Adolf Stoecker den modernen Antisemitismus gesellschaftsfähig. Sein Vokabular: „verjudeter “ Großkapitalismus, „verjudete Linke“ usw.&nbsp; Seine Programmatik: protestantisch ausgerichtet, antikapitalistisch, antiliberal, antisozialistisch, verknüpft mit einem scharfen Antisemitismus, nach&nbsp;
Bleibt die offene Frage, welchen antisemitischen Anfeindungen Max Reinhardt seit seinen Anfängen in Berlin ausgesetzt war - die Angriffe aus der Jahren des ausbrechenden Nationalsozialismus&nbsp; sind bekannt, aber was davor ?
Reinhardt war sich seiner jüdischen Herkunft sehr bewußt, notiert wohl auch immer wieder mal (in seinem Tagebuch) „weniger gejüdelt“. Aufhorchen läßt aber die Notiz aus seinem Tagebuch, vom April 1895. Nach einer ausführlichen Analyse und Auseinandersetzung mit Rudolf Rittners Talent und Persönlichkeit als Darsteller (er wurde wie Reinhardt 1894 an das DT Deutsche Theater engagiert), notiert Reinhardt:
: '''<span style="color: #0000ff;">''… Zwischen Ariern und Semiten besteht eine gegenseitige Assimilation, die bald einen totalen Umschwung der Verhältnisse zur Folge haben kann. Der Jude veridealisiert sich immer mehr. In allen Wissenschaften, in geistigen Fragen dominiert er u. bildet das Hauptkontigent. Er wird abstrakter u. verliert ganz den Boden des Lebens unter seinen Füßen. Immer mehr geht die unpraktische Träumerei u.Sentimentalität (des Deutschen) auf ihn über. Der Arier jedoch eignet sich immer mehr von der jüdischen Geschäftsschlauheit an und gewinnt immer mehr Fuß auf dem realen Boden des Daseins, den der Jude verläßt. Das ist praktischer, jenes &nbsp;idealer. … ''</span>'''
Ich Iasse dieses Zitat sehr bewußt unkommentiert stehen. Wollte ich diese vom jungen Reinhardt notierten Überlegungen zeithistorisch etc. analysieren, würde ich mein eigentliches Thema glatt verfehlen,&nbsp; das  das Zitat von 1895 „legt den Finger auf die Wunde“ der Assimiliation einer Minderheit. Reinhardt, der sich nie taufen ließ, ahnte die Problematik der – vor allem assimilierten - jüdischen Minderheit.
: '''<span style="color: #0000ff;">''… Reinhardt war ein gläubiger Jude, wenn er auch nur einmal im Jahr in den Tempel ging: zum Yom Kippur. Wo immer er auch sein mochte, an diesem Tag fastete er und blieb viele Stunden lang im Tempel. …''</span>'''
: schreibt Gusti Adler, in … aber vergessen Sie nicht die chinesischen Nachtigallen. Erinnerungen an Max Reinhardt, …..S. 385
: Gusti Adler war seit 1919 die engste Vertraute von Max Reinhardt, befreundet seit Kindertagen mit Helene Thimig - Reinhardt, Max Reinhardt's zweiter Frau, seit ihrer Kindheit.&nbsp;   Viele Details ihrer Aufzeichnungen sind – wenn auch subjektiv verfremdet mitunter sehr subjektiv  - eine unerschöpfliche Quelle, auch über den Alltag des Regisseurs Max Reinhardt .: Reinhardt spielte auf seinem Bühnen für ein mittelständisches, großbürgerliches – oft jüdisches - Publikum, aber auch für ein weniger gut betuchtes, weniger gebildetes Publikum, das er – immer mit der Prätention „Volksbühne“ mit Hilfe der Besucherorganisation „Volksbühne“ erreichte. &nbsp; 
: '''<span style="color: #0000ff;">''„Die Beziehungen Reinhardts zur Volksbühne reichten bis in seine eigenen direktorialen Anfänge zurück … Vor allem war es das Neue Theater unter der Führung des jungen Max Reinhardt, das von der Volksbühne bevorzugt wurde.&nbsp; Gleichzeitig mit dem Pachtvertrag hatte der Vorstand die damals leitenden Köpfe der Reinhardt-Betriebe, Max Reinhardt und dessen Mitarbeiter Felix Hollaender, in den Künstlerischen Ausschuß der Volksbühne aufgenommen. Die Volksbühnenbewegung …. hatte sich am Beginn des neuen Jahrhunderts zu dessen(Max Reinhardtbühne) Kapitalzubringer gewandelt. …. Dem jungen Direktor Max Reinhardt konnte der auf Pachtvorstellungen bedachte Geschäftsbetrieb der Neuen Freien Volksbühne nur angenehm sein. Zu den Abendvorstellungen im Neuen Theater gesellten sich jetzt für ihn ertragreiche Nachmittagsvorstellungen. …&nbsp;''</span>''''''<span style="color: #0000ff;">''Als Reinhardt das Deutsche Theater übernahm, begleitete ihn die Neue Freie Volksbühne.&nbsp;''</span>''''''<span style="color: #0000ff;">''Der starke Mann der Volksbühne … und nunmehriger Kassierer, Heinrich Neft, boxte den zweiten Vertrag mit Reinhardt gegen die Bedenken der Mitglieder durch ….''</span>'''
: '''<span style="color: #0000ff;">''Die Verbindung mit Reinhardt wurde zu einer andauernden. Als die Volksbühne 1915 das Risiko für das eben erst am Bülowplatz eröffnete große Haus nicht mehr tragen wollte, übergab sie es für die drei Spielzeiten 1915/16 – 1917/1918&nbsp; ... pachtweise an Max Reinhardt . ... Zu kostenloser Pacht…''</span>'''
: <span style="color: #800000;">Umschlagbild (Ausschnitt) für das Programmheft, Berlin Neues Theater. Entwurf: Emil Orlik</span>
: „'''Orpheus in der Unterwelt'''“ von Jacques Offenbach setzt mit 49 Vorstellungen einen triumphalen &nbsp;Zwischenpunkt unter den furiosen Beginn seiner Karriere &nbsp;als Regisseur und Schauspieldirektor. &nbsp; Aber „Orpheus in der Unterwelt“ -&nbsp; eine&nbsp; Operette, eine „opéra bouffe/bouffon“, eine Mythentravestie, so bezeichnet sie der Komponist&nbsp; – in einem Sprechtheater ?&nbsp;
: Ich gehe zurück in die Anfänge des Regisseurs, in das Jahr 1893. Reinhardt tritt sein erstes professionelles Engagement an, im Volkstheater Rudolfsheim. Das Theater war Teil des Vergnügungsareals „Schwenders Colosseum“, ein sehr beliebter Vergnügungspark in Rudolfsheim-Fünfhausin der Wiener Vorstadt. Rudolfsheim war Ende des 19.Jh. ein Arbeiterviertel sowie zahlreichen kleinen Handwerksbetrieben.&nbsp;: Von 1880 – 1886 wohnte die Familie&nbsp; Reinhardt in Rudolfsheim, in der Schönbrunnerstraße 22 , d.i. heute Äußere Mariahilferstraße 150,&nbsp; - unweit von „Schwenders Colosseum“;&nbsp; . In "schwenders Colosseum"  wurde dem Besucher  von der Spielhalle bis zum Tanzparkett, der Bierhalle bis zum Theater wurde dem Besucher&nbsp; jede nur denkbare Unterhaltung angebotengeboten. Wollte er sich im Grünen entspannen, dann hatte er es nicht weit zu der weitläufigen Parklandschaft rund um das Schloß Schönbrunn. (Die heutige Parkanlage ist nur noch das "Herzstück" der ursprünglichen Anlagen.&nbsp; &nbsp;
: Das Vorstadttheater Rudolfsheim spielte alles, was unterhält, von der Klassik bis zur Operette; 1893 stand&nbsp; „'''Orpheus in der''' '''Unterwelt“''' auf dem Spielplan. Die Besetzungsliste verzeichnet &nbsp;für die Rolle Merkur&nbsp; - Max Reinhardt/Goldmann. Anzunehmen, daß das Vorstadttheater keine erstklassigen Gesangskräfte engagiert hatte, sondern mit dem hauseigenen Personal besetzt hatte, das sang, tanzte, spielte. &nbsp;Die Anregung&nbsp; Operette mit Schauspielern zu besetzen könnte Reinhardt aus&nbsp; dieser eigenen Erfahrung von diesem Engagement in Rudolfsheim mitgenommen haben. &nbsp;
: [[Datei:merkur.jpg|thumb|right|194x259px]]
: <span style="color: #800000;">"Orpheus in der Unterwelt", Jacques Offenbach.&nbsp; Max Reinhardt in der Rolle des Merkur</span>
: <span style="color: #800000;">Wien, Vergnügungspark Schwender: Volkstheater Rudolfsheim , undatierter Programmzettel</span>
: Die Wiener Offenbachtradition(als Kurzfassung) der Wiener Vorstadtbühnen reicht bis zu den ersten Erfolgen des Komponisten - also bis zu "Orpheus in der Unterwelt (UA 1858) zurück Herausragend war das Carltheater, denn dort agierte DER Offenbachspieler und Fan, der Dichter, Schauspieler und Sänger '''Johann Nestroy.''' In seinen Bühnenanfängen war Nestroy als Baßbariton aufgetreten, bevor er sich ganz dem Schauspiel verschrieb. Als Sängerdarsteller war er für die Offenbach-Rollen prädestiniert.&nbsp; &nbsp; &nbsp;&nbsp;: „Alles ist nur Theater“ … für den Bühnenmenschen Reinhardt gibt es keine Genregrenzen. Wie der Puppenspieler, der an allen seinen Fäden zieht um – „die Puppen tanzen zu lassen“ – oder wie der Theaterdirektor in Goethes „Faust“ - greift Reinhardt nach allem, was seine Gestaltungsphantasie und seine Spiellaune aufblühen läßt – und wenn nötig, biegt er sich das Material zurecht. Doch bei der Durchsicht der Aufführungsdaten fällt eine merkwürdige Koinzidenz ins Auge: am 30. Dezember 1905 hatte in Wien, im Theater an der Wien eine Uraufführung stattgefunden, "Die lustige Witwe" von Franz Lehár und nach einem etwas zögerlichen Start trat diese "Witwe" eine bis dahin nie erlebten Siegeszug über die Operettentheaterbühnen an. Wollte der aufstrebende, erfolgsorientierte junge Theaterdirektor und Regisseur zu dieser neuen opulenten, sentimentalen Operettengattung &nbsp;ein Gegenmodell präsentieren ?&nbsp;: Wenn Gottfried Reinhardt mit seiner Behauptung recht hat, daß Reinhardt "Musik als störend nur empfunden " ( ich höre Wilhelm Busch), dann hat er diesem Imperativ alles untergeordnet, Musik&nbsp; ausschließlich als Spielelement seiner Inszenierungen einzusetzen, wie bei seinen Sprechtheaterinszenierungen oder später bei den Pantomimen, dann&nbsp; zerbricht Reinhardt&nbsp; die&nbsp; angestrebte Verschmelzung von Wort und Ton, die Musiktheater intendiert.: War  War "'''Orpheus&nbsp;in der Unterwelt'''“ – als Experiment initiiert, als &nbsp;eine „Offenbachiade“&nbsp; mit Schauspielern besetzt, die singen, zu spielen?&nbsp; Er wagte den Versuch, die Rollen mit Schauspielern zu besetzen, so wie es das Libretto und die Komposition/Partitur auch als möglich erscheinen lassen.Die Behauptung von Gottfried Reinhardt - Musik als Störfaktor des theatralischen Geschehens - ist wohl eine sehr eigenwillige Interpretation, denn Reinhardt setzt - wo und wann immer es möglich ist - Musik ein. : Zurück zu "Orpheus in der Unterwelt" im Neuen Theater 1906. Ganz ging dieses Konzept nicht auf. Die Rolle der Euridike (unerheblich welche Fassung Reinhardt als Spielvorlage gewählt haben mochte) Euridike  verlangt einen leichten, hohen Koloratursopran (nicht einmal nach heutiger Definition würde man eine „Soubrette“ für die Besetzung wählen). Reinhardt mußte also&nbsp; - wollte er den Erfolg des Abends nicht verspielen und versingen&nbsp; - mit einer Sängerin besetzen; in seinem Ensemble gab es keine Darstellerin, die den sängerischen Anforderungen auch nur im entferntesten entsprochen hätte.
: Seine Wahl fiel auf einen jungen aufstrebenden lyrischen Sopran von der Dresdner Hofoper, Eva von der Osten. Sie kam aus einer Schauspielerfamilie, kannte die darstellerischen Anforderungen einer Rolle. Beide, Sängerin und Regisseur, sollten sich bei Uraufführung des „Rosenkavalier", 1911 in Dresden wieder begegnen.&nbsp;&nbsp;
: Ich habe in zeitgenössischen Berichten, Rezensionen geblättert: das Experiment mit Schauspielern Gesangspartien zu&nbsp; realisieren um eine&nbsp; Operette aus einem anderen Blickwinkel zu präsentieren –  und nicht als "verkappte und verkleidete" Spieloper -&nbsp; wird nicht verkannt, aber nicht unbedingt positiv gewürdigt.
: <span style="color: #800000;">"Orpheus in der Unterwelt", Skizze von Ernst Stern , 1.Bild.&nbsp;</span>
: <span style="color: #800000;">aus: Ernst Stern, Bühnenbildner bei Max Reinhardt, S.32</span>
: „'''Orpheus in der Unterwelt'''“ verlangt den Darstellern der Hauptpartien, von Euridike war schon die Rede,&nbsp; einiges an sängerischem Können ab (Orpheus, Pluto, Jupiter, Amor, Styx). Auch wenn die Darsteller Gesangsstunden genommen haben, es reichte nicht.&nbsp; Die sängerischen Mängel wurden von der Kritik doch als sehr störend empfunden. Die Partie des Styx verliert an Wirkung, wenn die ironische , koloraturähnliche Diktion nicht perfekt dargeboten wird. Hans Pagay als Styx wurde dem&nbsp; keineswegs gerecht, so der allgemeine Tenor. Auch Alexander Moissi/Pluto, der tatsächlich über eine Singstimme verfügte, muß sich kritisieren lassen.&nbsp; Nur wenn Singen und Darstellen auch mit Sprechgesang rollendeckend zu bewältigen waren, gab es Zustimmung.&nbsp; Große Begeisterung dagegen für die szenische Realisierung, auch für szenische „Kniffe“,&nbsp; wie z.B. den Chor hinter einer Wolke im Olymp zu "verstecken", (s. die Abbildung. Die Dame im Abendkleid links&nbsp; ist Die Öffentliche Meinung, rechts steht Pluto/Aristeus im Frack (er sieht ein wenig  aus wie eine schlechte Kopie von Johann Strauß)&nbsp; und zwischen beiden Orpheus?/Merkur? als Bauernjunge ? verkleidet!&nbsp;&nbsp;
: [[Datei:1orpheus.jpg|thumb|right|295x193px]]&nbsp;<span style="color: #800000;">"Orpheus in der Unterwelt", Neues Theater, 13.Mai 1906</span>
: <span style="color: #800000;">2. Bild: Im Olymp</span>
: <span style="color: #800000;">aus: Hugo Fetting, Max Reinhardt, Schriften. Berlin 1974, vor S. 65, sowie Boeser/Vatkova, Max Reinhardt in Berlin, Berlin 1996</span> &nbsp;
: <span style="color: #800000;">Bildbeschreibung bei Fetting: die Rolle des Ganymed(li. Oskar Sabo lt. Bildangabe) wird in der&nbsp; erweiterten Bearbeitung von 1922 für das Große Schauspielhaus genannt, u.zw. nur im Programmbuch; die nähere Rollenbezeichnung: Pikkolo</span> &nbsp;
: Die Kritiker mäkeln,&nbsp;das Publikum jubelt , strömt in die Vorstellung.
: Die Kritik in der "Vossischen Zeitung " ist auch eine ausführliche Auseinandersetzung zwischen dem Oeuvre Offenbachs als Operettenkomponist, wie man es anno 1906 verstand und der Inszenierung von Max Reinhardt, die als&nbsp; Experiment erkannt – in dem Sinn „kann ich auch Musiktheater?“ 
: [[Datei:gusti_adlerScan_0003.jpg|thumb|right|325x273px]]  <span style="color: #800000;">"Orpheus in der Unterwelt", Neues Theater, 13.Mai 1906. Bühnenentwurf von Ernst Stern für das Schlafgemach der Götter auf dem Olymp</span>
: <span style="color: #800000;">aus: Gusti Adler, ... aber vergessen Sie nicht die chinesischen Nachtigallen. Erinnerungen an Max Reinhardt</span>
: Für den Theaterhistoriker nicht unwesentlich : zahlreich die Hinweise auf Ausstattungs- und Inszenierungsdetails, die Reinhardt immer wieder – in Varianten, verbessert, erweitert – einsetzen wird , auffällig auch der Zug zum zu Pomp und Pracht, zur Übersteigerung als Ausdrucksmittel?.
: <span style="color: #0000ff;">'''''... Heute sehen wir in den wilden Späßen [ Offenbachs] nicht nur den Mutwillen, sondern auch eine Zug von Genialität und auch die musikalische Welt scheint geneigt, den übermütigen Hexenmeister [ Offenbach] , … der alle Taschen voll Talent hatte und mit diesem Reichtum Verschwendung trieb, anders zu werten als ehemals.'''''</span>
: <span style="color: #0000ff;">'''''Aber gerade in dieser veränderten Stellung&nbsp; … lag das Verhängnis der … Neuaufführung. … Programmatisch war ein großer Ulk vorbereitet … [doch] immer wieder meldete sich ein Respekt, der mit seinen Umständlichkeiten &nbsp;… &nbsp;das natürliche rasche Tempo gefährdete … . Man hatte viele Striche aufgemacht, sodaß die Farce … die Ausdehnung einer großen Oper erhielt [''''''''vier Stunden Dauer, Anm.d.Verf''''''''.]. '''''</span>
: <span style="color: #800000;">aus: Alexandre Faris, Jacques Offenbach, S.70&nbsp;</span>
: Musikalisch (kurz skizziert)ist der Galop infernal im 2/4&nbsp;&nbsp; Takt, ein rascher um-pa, umpa-Rhythmus in Achteln, im Baß in Vierteln (1/4=2 1/8) also: um-pa –gegen um= ¼ (als pochender beat), Melodik in 4 oder 8er Gruppen. &nbsp;Die Inszenierung von „Orpheus in der Unterwelt“ wird Reinhardt bis Anfang der 20 Jahre immer wieder auf die Bühne bringen; in München, in Berlin, im Großen Schauspielhaus und bei Gastspielen in&nbsp; Dänemark und Schweden, den Bühnenverhältnissen angepaßt, in Übersetzung für die Gastspiele in Dänemark und Schweden. Grundlage ist die von ihm 1906 erarbeitete Fassung. Die im Nachlaß überlieferte notierte szenische Abfolge habe ich mit einer französischen CD-Einspielung von 1953 verglichen – es ist die gebräuchliche Spielfassung, wie sie in „Musik für alle“ für die Hausmusik&nbsp; vom Ullstein-Verlag gedruckt wurde . &nbsp;Das Copyrigth vermerkt 1911. Die Szenenfolge, eine Kurzfassung ohne Zwischenspiele und Textteile/Rezitative?, ist vermutlich nach der Reinhardt-Aufführung entstanden. (Der Copyright-Vermerk 1911 sagt nichts über das tatsächliche Erscheinungsdatum aus.)
: Einar Nilson, Komponist und ein langjähriger Mitarbeiter von Max Reinhardt, von Gottfried Reinhardt auch als Reinhardts Musikmanager apostrophiert, &nbsp;stellt sehr nüchtern fest, welchen Stellenwert und welche Rolle Reinhardt, der Sprechtheaterregisseur der Musik als Teil/Bestandteil eines Werkes, das er inszenierte zuordnete: Musik übernahm die Rolle des Funktionsträgers, illustriert, überhöht die Bildwirkung. Geräusche werden gleichwertig wie Musik eingesetzt. &nbsp;: Donnern, Heulen o..ä. erzeugt Angst und Schrecken; ein Impromptu von Franz Schubert oder Frédéric Chopin versetzt den Zuschauer in Träumerei, Verliebtheit o.ä. – vergleichbar&nbsp; der Programmmusik oder der Filmmusik. &nbsp;: Aus dieser Perspektive sei die Frage gestellt: hat Reinhardt&nbsp; Musik &nbsp;also nicht eigenständige Sprache gewertet, erkannt, was aber oder vielmehr wie stand er zum &nbsp;Musiktheater als &nbsp;Gesamtkunstwerk ? &nbsp;&nbsp; Kann man den  Erinnerungen von Gottfried Reinhardt tatsächlich glauben ?: Gottfried Reinhardt war ein treuer berichtet als Chronist der Arbeit seines Vaters, und wenn das . Das folgende auch aus der Zeit der „Fledermaus“ stammtZitat betrifft  „ Die Fledermaus“ , so decouvriert es doch erbarmungslos&nbsp; den Umgang beschreibt  die Arbeitsweise des Regisseurs mit einem Gesamtkunstwerk Max Reinhardt mit  „Musiktheater“:: Der  Der Akzent lag auf dem Schauspielerischen und das machte Änderungen in der Partitur notwendig, Melodien mußten ins Orchester verlegt werden (weil die Schauspieler den gesangstechnischen Anforderung nicht genügen konnten, z.B. Koloraturen oder andere musikalische Verzierungen singen, Melodien aber schon). Im übrigen erforderte der freie tänzerische und sprachlich-rhythmische Stil der Regie mehrere musikalische Einlagen(die nicht in der Partitur stehen).&nbsp;
: Musiker sind von Natur aus neugieriges Publikum, einige erzählen von ihren Eindrücken nach dem Besuch "Der Fledermaus". 
: Übereinstimmend beschreiben sie, daß Reinhardt keine Rücksicht auf die Sänger nahm; er negierte (um es auf den Punkt zu bringen) die&nbsp; spezifischen vom Singen,   vom Atmen und vom Musikalischen bestimmte körperbestimmte bestimmten Erfordernisse der Sänger. Er , Reinhardt, gab den Ablauf der darstellerischen Gestaltung vor, bestimmte die Gestaltung der Bewegungsabläufe, die Stellungen usw. ; vermutlich führte dies immer wieder zu Konfliktsituationen und für Reinhardt diverfestigte sich die Einschätzung,&nbsp; Schauspielern möglichst viele der Gesangsrollen anzuvertrauen.&nbsp; Entre parenthèse: bei der "Fledermaus" ging dieses Konzept schon nicht mehr auf,&nbsp; hier dominierten die Sänger die Besetzung.  
: '''<span style="color: #0000ff;">''"Er nahm der Musik das Dominierende, das Störende“''&nbsp;.</span>'''&nbsp;
: Wenn Gottfried Reinhardt mit seiner Einschätzung recht hat, warum aber inszenierte Reinhardt - in Abständen zwar - immer wieder Musiktheater?&nbsp; Diese Frage mag berechtigt sein, trifft aber nicht unbedingt zu, ich möchte der Behauptung von Gottfried Reinhardt mit einem knappen Briefzitat&nbsp; von  : Max Reinhardt, von 1912im Widerspruch zu sich selbst, widersprechen.&nbsp;: &nbsp;Max Reinhardt an  an Berthold Held vom 21. August 1912
: (Anlaß für dieses sehr ausführliche Schreiben voller technischer u.a. Details aus dem hier zitiert wird, ist das Gastspiel "Das Mirakel", Wien, Rotunde 1912. "Das&nbsp; Mirakel" ist eine Pantomime von Karl Vollmoeller, Musik von Engelbert Humperdinck)
: <span style="color: #0000ff;">'''''... Man vergesse den Riesenraum der Rotunde nicht und daß die Musik das Einzige ist, was an diesem Abend gehört werden soll. ... Ich habe&nbsp; schon ... angedeutet, daß ... das Ganze als Oratorium wie die "hl.Elisabeth" von Liszt ('''''die 1915 in der Berliner Volksbühne aufgeführt wurde''''') besonders einzuführen ist. Die Musik muß unantastbar, und ich muß das Wort immer wieder brauchen, außergewöhnlich sein . ...&nbsp;'''''</span>
: <span style="color: #000000;">(Die Datierungsdivergenz&nbsp; geht zu Lasten des Herausgebers Hugo Fetting: der Brief ist mit 21. August 1912 datiert, die Aufführung des Oratorium "Die Legende von der hl. Elisabeth von Franz Liszt an der Berliner Volksbühne war am 17.11.1915, vgl. Anm. 133, S. 471).&nbsp;</span>
: Gottfried Reinhardt berichtet außerdem sehr dezidiert, daß Max Reinhardt Operette, ausgenommen eben die Offenbach‘sche Operette &nbsp;als theatralisches wie musikalisches Genre ablehnte, aber das allein wäre als Begründung nicht ausreichend für die – glaubt man den Berichten – für den etwas anderen „Umgang mit Musik“.
: An einem aber besteht kein Zweifel: Reinhardt spielte genußvoll mit der „Offenbachiade“,&nbsp; vor  allem bei „Orpheus in der Unterwelt“, bei der "Fledermaus";&nbsp; bei der „Schönen Helena“ gelingt dies nicht wirklich. 
: Was ist eine Offenbachiade:&nbsp; Spiel im Spiel,&nbsp; das Spiel mit der Maske(jeder trägt eine Maske auch wenn er keine reale Maske trägt); die Inversion, denn nichts ist so wie es scheint – Umkehrung einer Realität in die Irrealität. Gepaart mit der Lust am Schaugepränge, &nbsp;an der Illusion&nbsp; …&nbsp; ein schwereloses, &nbsp;unterhaltsames Spiel, doch nie nur Unterhaltung an sich, ironische – satirische Kritik am Zeitgeschehen, an den Zeitgenossen.  In „Orpheus in der Unterwelt“ geht es um außereheliches Vergnügen aus Langeweile, Frustration; Orpheus ist ein langweiliger Konservatoriumsprofessor, der auch noch komponiert und mit seinen Kompositionen Euridike, seine Frau, quält, worauf sie sich anderweitig – als Revanche – vergnügen will.
: In der „Schönen Helena“ geht es nur noch um Sex, Liebe und Vergnügen. Musikalisch ist „Orpheus“ eher ein Pasticcio, mit musikalischen Zitaten, Anspielungen auf Volkslieder u.a. Lieder (z.B. Zitat der „Marseillaise“ beim Aufstand der Götter), Komponisten – Verstorbene wie Zeitgenossen (z.B. Meyerbeer, Rossini). 
: Reinhardt war ein genialer Regisseur, mehr noch, er verstand es hervorragend erfolgreiche Inszenierungen gewinnbringend weiter zu verwerten - er war darin seiner Zeit weit voraus - als Gastspiel, meist mit erweiterten, veränderten Neueinstudierungen, gelegentlich sogar Neuinszenierungen.: Nach der erfolgreichen Aufführungsserie von 1906 brachte Reinhardt im Theater des Westens&nbsp; eine Serie zur Aufführung und zehn&nbsp; Jahre später folgte die nächste erfolgreiche Serie. Die zehnjährige Unterbrechung war zeithistorischen Ereignissen geschuldet. Der Erste Weltkrieg, aus dem Deutsche Kaiserreich war die Weimarer Republik hervorgegangen.1920  1920 hatte Reinhardt sich von seinem Berliner Theaterimperium als Direktor getrennt um nur noch zu inszenieren. Teil dieses Theaterimperiums war das Große Schauspielhaus; als Großraumbühne, Massentheater hatte sich der Raum für Sprechtheaterinszenierungen&nbsp; Sprechtheaterinszenierungen  als ungeeignet erwiesen;&nbsp;   die schwierigen Zeiten verlangten nach Unterhaltung. Reinhardt griff zurück auf die Inszenierung des "'''Orpheus in der Unterwelt"''' von 1906. : Das Resultat war eine zur Revue tendierende erweiterte Fassung in der&nbsp; der  Neo-Rokkoko -Ausstattung von Max Rée.Der  Der Text , die Musik wurden neu bearbeitet, es wurden neue Rollen etabliert, die die Offenbach'sche Komposition nicht kennt. Ein Beispiel nur: Die Einheit der Figur Pluto/Aristeus wurde aufgebrochen, es gab nun zwei Rollen.  Aristeus   Aristeus - im Stile Offenbach'scher Musik im Rokkokopasticcio; dramaturgisch gibt es dabei allerdings das "kleine" Verwandlungsproblem&nbsp; des Aristeus beim Tod der Euridike sich in Pluto zu verwandeln;  die Maske zu wechseln - denn nichts ist so wie es scheint.  Es entfällt ein wesentliche&nbsp; Spielelement der Offenbachiade.&nbsp; &nbsp; Die Breitwandbühne des Schauspielhauses bot allerdings ausreichend Raum für Massenszenen, in der Götterwelt, beim Bacchanal in der Unterwelt . 
Über die Premiere am Silvesterabend 1921 im Großen Schauspielhaus  schreibt '''Alfred Thienemann''', Komponist, Dirigent und Rezensent beim Berliner Tageblatt eine einfühlsame und ausführliche Rezension:
: '''<span style="color: #0000ff;">''Offenbach ist Max Reinhardts stille Liebe. Er bildet für ihn ein Problem, dem er immer wieder mit all seiner schöpferischen Phantasie, seinem massenbändigendem Regietalent und dem ihm angeborenen Sinn fürs Große und Imposante beizukommen sucht. Schon einmal vor Jahren ('' </span>'''<span style="color: #0000ff;">1</span><span style="color: #0000ff;">906, Anm.d.Verf.</span><strong style="font-size: 0.939em;"><span style="color: #0000ff;">''), gab er uns (Neues Theater) Meister Jacques Götterkomödie im kleineren Rahmen neu gewandet. In Kopenhagen errang er damit so großen Beifall, daß ihn die königliche Oper in Stockholm … einlud. Nun hat er auch uns in Berlin „seinen“ Orpheus sehen und hören lassen, so wie „er ihn versteht“. Und daß er ihn von Grund aus versteht, bezeugte die in allen Teilen prächtige Silvesteraufführung des Werkes im Großen Schauspielhaus. … Er hatte sie ganz aufs Burleske gestellt. Gelegentlich allzusehr. So zum Beispiel, wenn Hans Styx am Dirigentenpult auftaucht und zu seinem  Arkadischen Prinzenlied selbst den Takt schlägt. Doch nahm man diese und manche andere Übertreibung in dem überzeugenden Gefühle hin, einem von Meisterhand inszenierten, laut lachenden Possenspiel gegenüberzustehen, das in übermütigster Laune an Auge und Ohr vorübertollte.''</span></strong>
: '''<span style="color: #0000ff;">''Am Auge! Ihm boten sich farbenfrohe Bühnenbilder … Am Ohr! Nichts von den Schönheiten der Musik ging verloren. Selmar Meyerowitz leitete das Ganze mit hinreißendem Temperament … Er hatte neben sonstigen kleinen Offenbach'schen Zutaten, einige Nummern aus der späteren französischen Bearbeitung des Autors (''</span>'''<span style="color: #0000ff;">damit ist die zur Féerie erweiterte Fassungvon 1874 gemeint, z.B. die Sprechrolle der Öffentlichen Meinung wird zum Melodram. Anm.d.Verf.</span>'''<span style="color: #0000ff;">'') zugefügt.  …''</span>'''
: Die sängerischen Leistungen erreichen hohes Niveau,  werden hervorgehoben; die eher dem Sprechgesang angenäherten Darstellungen durch Schauspieler ebenso gewürdigt.: <span style="color: #0000ff;">'''''… Max Pallenberg war Jupiter. Äußerlich nicht ganz die imponierende Gestalt des Göttervaters (Napoleon war ... klein) … Er sagor. Nicht einmal so schlecht … Amüsant die Anfangsszene des zweiten Bildes: die Ankunft (durch den Zuschauerraum) der nachtbummelnden Götter vor dem Himmeltor und der rasende Höllenzug – Cancan von der Bühne durchs Parkett hindurch. …'''''</span> <span style="color: #0000ff;">''''' '''''</span> 
'''"Die schöne Helena"'''
<span style="color: #800000;">"Die schöne Helena", München Künstlertheater 1911, 2. Akt, in der Mitte auf dem Thron: Menelaus (Mx Pallenberg), li. : Helena (Maria Jeritza?), re.: Kalchas</span>
 
 
 
: Gottfried Reinhardt&nbsp; behauptet zwar nach der Premiere
: ''&nbsp;<span style="color: #0000ff;">'''... Reinhardt nahm der Verknüpfung von begnadeter Musik und billigem Schwank die Zufälligkeit. Er nahm dem Schwank das Billige und der Musik die theaterfeindliche&nbsp; Vormachtstellung. …'''</span>''
: Da hat Gottfried Reinhardt wohl so einiges mißverstanden. Schon seit der Antike  gab es keine Theater-Aufführung ohne Musik; die Renaissance wollte das antike Theater "neu erschaffen" - das Resultat war - sehr banal erklärt "Oper" - wie gesatgesagt, Gottfried Reinhardt hat da wohl etwas grundsätzlich mißverstanden.
: Die Textvorlage zur „Fledermaus“ stammt von zwei französischen Librettisten, die zahlreiche Libretti für Offenbach geschrieben haben: Henri Meilhac und Ludovic Halévy, nach einem deutschen Lustspiel „Das Gefängnis“ von Roderich Benedix. Daraus wurde im französischen Lustspiel &nbsp;„Le Reveillon“ . Le Reveillon bezeichnet im Französischen die Weihnachtsfeiertage bis zum Jahreswechsel (vergleichbar dem italienischen „cappodanno“).&nbsp; Der Plot der „Fledermaus“ , den Karl Haffner und Richard Genée&nbsp; aus dem französischen Libretto geformt haben, könnte von Offenbach sein.  – Nichts ist so, wie es scheint. &nbsp;
: Lucie Korngold erinnert sich :
: Erst 1905 kam durch die Initiative Hans Gregors an der Komischen Oper Berlin eine gegenläufige Unternehmung in Gang: der Versuch, Lücken vor allem im 4. Akt auszufüllen und Fehlendes zu ergänzen. …
: Choudens bringt 1907 eine „Cinquième Edition“ (mit den Veränderungen, Kürzungen etc.) heraus, es folgt basierend auf dieser Ausgabe dann die deutschsprachige Edition bei Peters , Leipzig. …
: 1905, Berlin Komische Oper: Hans Gregor inszneiert inszeniert „Hoffmanns Erzählungen gemeinsam mit Max Morris. Basis für die Inszenierung ist die Fassung von 1904, die Roaul Gounsbourgh Raoul Gounsbourg und André Bloch für Monte Carlo erarbeitet haben. Raoul Gounsbourg leitet die Oper in Monte Carlo.
: André Bloch bearbeitet eine ältere Fassung, erschienen bei Choudens, fügt apokryph neue Teile und damit auch neue Musik ein, wie z.B. die berühmte Spiegelarie „Scintille diamant“ . Die Musik (der Text wird von Pierre Barbier, Sohn des Librettisten beigesteuert) wählt Bloch aus „Le voyage de la lune“.
: Eigentlich haben die Bearbeiter, und dies bezieht sich nicht nur auf die beiden genannten, sich das „Prinzip Offenbach“ zu eigen gemacht.&nbsp; Offenbach schöpfte bei Bedarf aus dem unendlichen Fundus seiner komponierten Operetten, opéra comique oder bouffes, wenn es die unmittelbare Bühnenpraxis verlangte, daß gekürzt, gestrichen, erweitert, umgestellt werden mußte, transponiert wurde, wenn es die Stimmlage eines Protagonisten verlangte, wenn Musik fehlte, wurde eben dazu komponiert – und das alles oft noch knapp bevor der Vorhang zur Premiere hochging . ... Aber auch nach der Premiere wurde weiter gefeilt ...&nbsp;
: Andres = Cochenille, Frantz, Pitichinaccio
: Das&nbsp; von Offenbach geplante Maskenspiel funktioniert allerdings nur dann für den Zuschauer/Zuhörer, wenn diese Figuren von einer Person gesungen werden. Offenbach hatte die Frauenpartien zuletzt für eine bestimmte Sängerin (Mlle Adèle Isaac) neu gesetzt; auch die&nbsp; Partie von Hoffmann wurde vom Bariton umgeschrieben für Tenor (Jean-Alexandre Talazac). Theaterpraktis ! 
: Die genannten Orte sind Fiktion, topoi für , z.B. Venedig für Kunst, Musik, Literatur. Ich gehe noch einen Schritt weiter - mit der Komposition von "Hoffmanns Erzählungen" hat Offenbach mehr als nur eine Oper komponieren wollen um endlich Einlaß in die von ihm so heiß begehrte Opéra Comique (als Theater)  zu erhalten; mit dem Fragment hat Offenbach auch sein Credo und sein Testament zur und über die Problematik des Schöpferischen in Musik gesetzt. Die Gratwanderung zwischen Kunst und Wahn, zwischen Erfolg und Scheitern.: Doch Offenbach wäre nicht Offenbach, wenn er nicht eine ironische Brechung&nbsp; eingebaut hätte: Der Chor der Weingeister, die Geister des Alkohols, der uns enthemmt , berauscht ...&nbsp; – „glou, glou, glou“ – steht für das Unsichtbare, Unsagbare, und aus dem Weinfaß schlüpft die Muse/Niklausse – das Spiel im Spiel kann beginnen. Wann die ersten V''orgesprächeVorgespräche, Vorbereitungen stattgefunden haben, ist nicht belegt. ''
Max Reinhardt schreibt in einem undatierten Briefentwurf (im Teilnachl. in Wien erhalten) an '''Leo Blech''':&nbsp;
: ''&nbsp;<span style="color: #0000ff;">'''&nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp;… Hoffmanns Erzählungen zu inszenieren ist schon ein alter Traum von mir. Ich&nbsp; glaube überhaupt, daß die nächste Zukunft eine engere Verbindung von Schauspiel&nbsp; und Musik bringen wird. In der phantastischen Welt des Offenbach‘schen Werkes ist&nbsp; Gelegenheit diese beiden Elemente&nbsp; des Th(eaters) zu gestalten, wenn es gelänge diese Kunst(gattung) einem großen Publikum nahezu bringen so wäre die&nbsp; wesentliche Aufgabe eines Volksstücks erfüllt. '''</span>''
: ''<span style="color: #0000ff;">'''[…]<span style="font-size: 14.1075px;">  daß die nächste Zukunft eine engere Verbindung von Schauspiel und Musik bringen wird. ...</span>'''</span>''
: ''<span style="color: #0000ff;">'''<span style="font-size: 14.1075px;">[[Datei:Erzählungen2.jpg|421x264px|thumb|right|421x264px]]</span>'''</span>''
: <span style="color: #800000;">"Hoffmanns Erzählungen", Olympia- Akt, Spalanzani stellt der Gesellschaft den Automaten als seine Tochter Olympia vor .</span>
: <span style="color: #800000;">Berlin, Großes Schauspielhaus 1931</span>
: In dem Briefentwurf von 1931 erweitert Reinhardt seine Vorstellung:
: ''&nbsp; &nbsp; <span style="color: #0000ff;">'''... In der phan''''''<span style="color: #0000ff;">tastischen Welt des Offenbach‘schen Werkes ist Gelegenheit diese beiden Elemente des Th(eaters) zu gestalten, wenn es gelänge</span> diese Kunst(gattung) einem großen Publikum nahezu bringen, so wäre die wesentliche Aufgabe eines Volksstückes erfüllt.&nbsp; ...'''</span>''<span style="color: #0000ff;">'''''&nbsp;'''''</span>
:  War War es das Fragment des Offenbach’schen Oeuvre, das den Sprechtheaterregisseur Reinhardt, der sich immer wieder zum Musiktheater hingezogen fühlte, das er als Herausforderung der besonderen&nbsp; Art annehmen wollte ? &nbsp; Auch ein Regiebuch gibt es nicht. Die Antwort darauf muß offenbleiben, von Reinhardt gibt es dazu keine, zumindest ist bis heute keine aufgefunden worden.  
: Gottfried Reinhardt meint, es wäre das Phantastische, das Groteske gewesen, das eine geheimnisvolle geradezu magische Faszination auf ihn ausgeübt hätte;&nbsp; allerdings in seiner Schilderung&nbsp; läßt er (Gottfried Reinhardt) &nbsp;wohlweislich offen, ob er nun von der Oper, dem Theaterstück, das Offenbach zur Oper angeregt hat oder von den Erzählungen von E.T.A. Hoffmann spricht. Aber konnte der Showman Reinhardt, dem alles, was er in die Hände nahm zum phantastischen Spiel geriet, im Fall von „Hoffmanns Erzählungen“ diesen Spieltrieb zügeln, der Versuchung widerstehen aus dem rätselhaften Torso des Komponisten Offenbach das herauslösen, was sein innerstes Wesen ausmacht ? &nbsp;Das Unbewußte, der Traum, der Albtraum, das Böse , die Gratwanderung zwischen Kunst und Wahn? War es tatsächlich die magische Herausforderung der Grenzüberschreitung zwischen "Kunst und Wahn" oder lockte den Showman Reinhardt das Spiel im Spiel, die Maske, die gestalterische Opulenz, die sich vordergründig förmlich aufdrängt?&nbsp; Vielleicht suchte Max Reinhardt, darin Jacques Offenbach nicht unähnlich, das "Absolute" des Theatralischen ?
: Nicht vergessen werden soll, daß zur Zeit der Inszenierung von "Hoffmanns Erzählungen" die Beliebtheit der Oper vor allem aus der Sangbarkeit der Melodien, der Schauerromantik, der Liebesgeschichten resultierte; von dem heute weit verbreiteten Credo der Werktreue war man noch meilenweit entfernt.
Gusti Adler, die  in den  Proben neben Max Reinhardt saß, oder die Vorstellungen verfolgte,  gab die Probennotate , die kritische Aufführungsanmerkungen an die Darsteller weiter. Sie schreibt über die Inszenierung im „Großen Schauspielhaus“ , S. 278
 [[Datei:callot.jpg|180px|thumb|right|180px]]
: <span style="color: #800000;">Umschlagbild der Klavierbearbeitung aus "Musik für alle"</span>
: <span style="color: #800000;">Das Motiv für das Notenheft nach Callot  Jacques Callot "Balli di Sfessania", Razullo  </span>
: <span style="color: #0000ff;">'''''… Da war alles: das Romantische,&nbsp; das Hintergründige E.T.A.Hoffmanns – das Unheimliche des Olympia-Aktes, Spalanzani, die Puppen, das Zerbrechen lebendiger Liebe an der Marionette. Venedig, Reinhardts Venedig, das er von Strnad in die Weite des Großen Schauspielhauses zaubern ließ: Kanäle, Brücken, Palazzi, die im warmen Mondlicht aus grünblauem Wasser aufstiegen. Gondeln, Gesang. Und dazwischen das Erlebnis des verlorenen Spiegelbildes, die phantastische Szene&nbsp; vor dem altersblinden, irisierenden großen Spiegel im Palazzo der Giulietta, in unerbittlichen Wiederholungen einstudiert, bis die Illusion vollkommen war. Reinhardt ließ die Spiegelbilder durch''''' '''''Menschen spielen. Das steigerte dann noch das Grauen der Szene, in der es Hoffmann zur Gewißheit wird, daß er sein Spiegelbild verloren hat.'''''</span>
: <span style="color: #0000ff;">'''''Nichts aber kam dem Antonia-Akt gleich: musikalisch und darstellerisch. … ['''''darin stimmen auch alle Rezensenten überein, Anm.d.Verf.]</span>
: Gusti Adler beschreibt den Olympia-Akt sehr präzise: die Koloraturarie der Puppe Olympia endet lt. szenischer Anweisung im Textbuch/Klavierauszug&nbsp; mit dem Zerbrechen der Puppe in den Armen Hoffmanns. &nbsp;Reinhardt &nbsp;jagt&nbsp; die Sängerin richtiggehend &nbsp;über die Bühne, bis sie zerbricht (gedoubelt von einer Tänzerin).&nbsp; In der Offenbach-Version singt und tanzt sie sich (wie rasend) um sich selbst, bis sie zerbricht, keiner ihrer "Schöpfer" kann den rasenden Tanz stoppen.&nbsp; Die Koloraturen sind Stilmittel, sie unterstreichen: hier produziert ein&nbsp; Automat Töne.&nbsp;
: Dazu aus Alexander Faris, Jacques Offenbach , S. 227
: <span style="color: #0000ff;">'''''… Koloraturgesang&nbsp; ist so offensichtlich eine Zurschaustellung von vokaler Technik, daß er bei wahlloser Anwendung dramatisch bedeutungslos wird und keine andere andere Aussage vermittelt als die Fähigkeit der Sängerin['''des Sängers, Anm.d.Verf.''']&nbsp; seinen Anforderungen zu genügen. … Koloratur [ist] ein Mittel um eine Gestalt zu enthumanisieren; die Königin der Nacht ist böse, Lucia di Lammermoor ist wahnsinnig, Olympia ist ein Automat. …'''''</span>
: <span style="color: #0000ff;">'''&nbsp;G'''</span>ottfried Reinhardt schreibt, daß Reinhardt auf sängerische Bedürfnisse oder Anforderungen keinerlei Rücksicht nahm; worauf die Beschreibung der Szene (durch Gusti Adler) teilweise zutrifft (immerhin wird gedoubelt). Musik als Klangrede (um ins 21.Jahrhundert zurückzukehren) wurde zu Lebzeiten Reinhardts noch nicht in diesem Sinn verstanden. Entweder gab es Oper (verkürzt formuliert Konzert im Kostüm. Der Weg zum Musiktheater nach heutigem Verständnis stand erst am Beginn. Experimente wie die Krolloper wurden nur von einem geringen Teil des Publikums verstanden und auch angenommen. Aus meiner Sicht steht Reinhardt mit seinen Musiktheaterinszenierungen zwischen den Zeilen.
: Reinhardt ließ das Offenbach'sche Fragment – wie es damals einfach gängige Theaterpraxis war – bearbeiten- textlich wurde es ergänzt, erweitert, umgeformt – und dafür war musikalische Bearbeitung nötig: '''Leo Blech''', der die musikalische Leitung und die Bearbeitung übernommen hatte, schreibt im Programmbuch:
Es beginnt mit dem Merkur in „Orpheus in der Unterwelt“ 1893 auf der Vorstadtbühne in Rudolfsheim; möglich daß Reinhardt auch dort erfahren und erlebt hat, wie „Volkstheater“ – Vorstadttheater funktioniert(vgl. dazu den Brief an Berthold Held vom 4.12.1894); das Publikum in Rudolfsheim waren Arbeiter, Handwerker, kleine Beamte, kleine Händler., vielleicht gelegentlich der eine oder andere aus der Mittelschicht.
Vielleicht nur als kurzer Hinweis: die Wiener Vorstadtbühnen (die bis zur Schleifung der Befestigungsanlagen 1857 vor der Stadt lagen), hatten allgemein großen Zulauf , nicht nur aus der Vorstadt;&nbsp; mit der Stadterweiterung veränderte sich die Publikumsstruktur ,&nbsp; es gab in der Folge mehr Vorstadtbühnen, häufig auch in sogenannten Vergnügungsparks, wie eben beim " Schwender".
1901:
Das Ende des Nachworts ist mein Danke an alle, die mir  mit Material, Informationen und Korrekturen geholfen habe, dieses komplexe Thema (weil nur sehr lückenhaft belegbar)  wenigstens als Spurensuche zu beschreiben.
 
Dagmar Saval
Wien im November 2020
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