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Offenbachiade chez Max Reinhardt

444 Byte hinzugefügt, 11:59, 10. Nov. 2020
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Der Perfektionist Reinhardt besetzte die Rollen (bis auf wenige Ausnahmen) mit Schauspielern, die singen konnten. Damit griff Reinhardt auf  eine uralte Theatertradition zurück – wer auf der Schaubühne Furore machen wollte, der mußte ebenso gut singen,  tanzen wie sprechen können.
Offenbach komponierte die Rollen seiner Operetten für Sänger, die Schauspieler  - oder umgekehrt - waren, schrieb ihnen die Rollen in die Stimme, „auf den Leib“. Das trifft auch auf die unvollendet gebliebenen „Hoffmann’s „'''Hoffmann’s Erzählungen ''' “ zu.  Reinhardt wählte sehr bewußt das Unvollkommene, das Fragmentarische der Rollengestaltung – denn „ nicht ist so wie es scheint“!
Die meisten zeitgenössischen Kritiker sahen das natürlich anders, man wollte „Schöngesang“, perfekte Darstellung und begriff nicht, daß im Fragment, dem Unvollendeten, die eigentliche Perfektion verborgen ist. Dem Publikum war‘s egal, es kam zahlreich, amüsierte sich und war begeistert.
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=====Berlin um 1890=====
Max Reinhardt kam 1894 in eine Stadt, die im Begriff war sich einer gewaltigen Metamorphose zu unterziehen.  Aus einer gemütlichen, langweiligen Residenzstadt mit ehemals  880.000 Einwohnern wurde zwischen 1880 und 1914 eine Millionenmetropole. Im Osten, im Norden entstanden riesige  Im Zentrum, in Mitte pulsierte das Industrieanlagen mit rauchenden Schloten, tristen Mietskasernen, Massenquartieren für die Arbeiter. Im Zentrum, in "Mitte", dem alten Stadtkern, pulsierte das Leben, lag das Zeitungs- und Bankenviertel, viele Kasernen und vom Schloß paradierten die Truppen Wilhelms II. die "Linden lang" über den Kaiserdamm, die Heerstraße  - von Berlin-Mitte nach Potsdam.
<span style="color: #800000;">Friedrichstraße /Unter den Linden, mit dem Kaffee KöingKönig, um 1900</span>  
&nbsp;In der alten Mitte   Im Westen, im Stadtkern, pulsierte das Geschäftsleben. Bankenviertel, Zeitungsviertel, Textilviertel ..Südwesten der Stadt entstand ein "zweites Zentrum" rund um den Ku(fürsten)damm.und im angrenzenden Westen, im Südwesten Hier wohnten die „Reichen und Schönen“, die Beamten, die gehobene Mittelschicht.  Das Kulturleben prosperierte in dem Maße wie die Stadt industriell und finanziell wuchs . Der künstlerische und gesellschaftliche Erfolg des Theatermanns Max Reinhardt war Teil dieser Prosperität, er war an ihr beteiligt.
[[Datei:frau_lunaScan_0002.jpg|thumb|right|290x198px]]
Es gab das konservative, Wilhelminische, rückwärts&nbsp;gewandte, militärisch dominierte Berlin mit „Garde du corps“, das „Donnerwetter –tadellos!“&nbsp; - das war nicht nur der ironisch-lächelnde Titel einer Revue im Metropol-Theater in der Behrensstraße.&nbsp;
Das progressive,&nbsp; immer vorwärts drängende, sozial orientierte und engagierte Berlin, das von Neuem und Neuerungen nie genug bekommen konnte; , und bemerkenswert demokratisch – trotz Zensur und Militarismus&nbsp; - seinen Kunstvisionen leben konnte.&nbsp; Wohl weil die offizielle Kunst von „Wilhelm Zwo“&nbsp; bestimmt, diese Entwicklungen und Strömungen nicht zur Kenntnis nahm, nicht zur Kenntnis nehmen wollte.
Ganz Berlin ist eine Baustelle Straßen werden gebaut, die Gasbeleuchtung, die elektrifiziert wird, auf Brachen werden Bauten hochgezogen – der Westen der Stadt wächst mit dem Ostteil zusammen. Der Kurfürstendamm, liebevoll spöttisch berlinisch Ku-damm genannt,&nbsp; ist noch Baustelle. Im wesentlichen konzentrierte sich – noch – alles in „Mitte“, das war: die Dorotheenstadt ( mit vielen Kasernen, auch in unmittelbarer Nähe des Deutschen Theaters), die Luisenstadt, die Friedrichstadt und der ständig wachsende Ostteil mit seinen Fabrik- und Industrieanlagen und &nbsp;Mietskasernen. Die Friedrichstraße vom Oranienburgertor bis zur Leipziger Straße war die „Schlagader “ in „Mitte“, &nbsp;Zentrum, Flaniermeile.&nbsp; Hier spielte sich alles ab, das kulturelle Leben, die Theater, die Amüsiertempel , die großen Einkaufstempel, die Warenhäuser wie Tietz, Gerson, die Banken, das Zeitungsviertel, die Museumsinsel, die Hofbibliothek, heute Staatsbibliothek.
Aus den Berliner Anfangsjahren gibt es nur wenig schriftliche Dokumente von Max Reinhardt, Brief<span style="font-size: 0.939em;">e, </span>Tagebuchfragmente. Sie erzählen von&nbsp; von  Theaterproblemen, Rollenstudium, wann er spielfrei hat, - und der junge Mann stürzt sich vehement und genußfreudig in das chaotische Durcheinander der Großstadt, notiert mit gelegentlicher Bissigkeit seine Beobachtungen.</span>
Berlin um 1890 ist auch das Berlin des Hofpredigers Adolf Stoecker (1835-1909). Von der Kanzel, als Politiker macht Adolf Stoecker den modernen Antisemitismus gesellschaftsfähig. Sein Vokabular: „verjudeter “ Großkapitalismus, „verjudete Linke“ usw.&nbsp; Seine Programmatik: protestantisch ausgerichtet, antikapitalistisch, antiliberal, antisozialistisch, verknüpft mit einem scharfen Antisemitismus, nach&nbsp;
: '''<span style="color: #0000ff;">''… Reinhardt war ein gläubiger Jude, wenn er auch nur einmal im Jahr in den Tempel ging: zum Yom Kippur. Wo immer er auch sein mochte, an diesem Tag fastete er und blieb viele Stunden lang im Tempel. …''</span>'''
: schreibt Gusti Adler, in … aber vergessen Sie nicht die chinesischen Nachtigallen. Erinnerungen an Max Reinhardt, …..S. 385: Gusti Adler war seit 1919 die engste Vertraute von Max Reinhardt, befreundet mit Helene Thimig - Reinhardt, Max Reinhardt's zweiter Frau, seit ihrer Kindheit.&nbsp; Viele Details ihrer Aufzeichnungen sind – wenn auch subjektiv verfremdet- eine unerschöpfliche Quelle , auch über den Alltag des Regisseurs Max Reinhardt .
: Reinhardt spielte auf seinem Bühnen für ein mittelständisches, großbürgerliches – oft jüdisches - Publikum, aber auch für ein weniger gut betuchtes, weniger gebildetes Publikum, das er – immer mit der Prätention „Volksbühne“ mit Hilfe der Besucherorganisation „Volksbühne“ erreichte. &nbsp;
: '''<span style="color: #0000ff;">''„Die Beziehungen Reinhardts zur Volksbühne reichten bis in seine eigenen direktorialen Anfänge zurück … Vor allem war es das Neue Theater unter der Führung des jungen Max Reinhardt, das von der Volksbühne bevorzugt wurde.&nbsp; Gleichzeitig mit dem Pachtvertrag hatte der Vorstand die damals leitenden Köpfe der Reinhardt-Betriebe, Max Reinhardt und dessen Mitarbeiter Felix Hollaender, in den Künstlerischen Ausschuß der Volksbühne aufgenommen. Die Volksbühnenbewegung …. hatte sich am Beginn des neuen Jahrhunderts zu dessen(Max Reinhardtbühne) Kapitalzubringer gewandelt. …. Dem jungen Direktor Max Reinhardt konnte der auf Pachtvorstellungen bedachte Geschäftsbetrieb der Neuen Freien Volksbühne nur angenehm sein. Zu den Abendvorstellungen im Neuen Theater gesellten sich jetzt für ihn ertragreiche Nachmittagsvorstellungen. …&nbsp;''</span>''''''<span style="color: #0000ff;">''Als Reinhardt das Deutsche Theater übernahm, begleitete ihn die Neue Freie Volksbühne.&nbsp;''</span>''''''<span style="color: #0000ff;">''Der starke Mann der Volksbühne … und nunmehriger Kassierer, Heinrich Neft, boxte den zweiten Vertrag mit Reinhardt gegen die Bedenken der Mitglieder durch ….''</span>'''
: '''<span style="color: #0000ff;">''Die Verbindung mit Reinhardt wurde zu einer andauernden. Als die Volksbühne 1915 das Risiko für das eben erst am Bülowplatz eröffnete große Haus nicht mehr tragen wollte, übergab sie es für die drei Spielzeiten 1915/16 – 1917/1918&nbsp; ... pachtweise an Max Reinhardt . ... Zu kostenloser Pacht…''</span>'''
: <span style="font-size: 0.939em;">Heinrich Braulich, Max Reinhardt, Theater zwischen Traum und Wirklichkeit, S. 154 ff.</span>&nbsp; 
: Reinhardt berichtet dem Freund Berthold Held seine Berliner Erlebnisse, Eindrücke und am 4. Dezember 1894 schreibt er von seiner Idee „volkstümliche Aufführungen“ zum Zwecke „der Volksbildung“ zu machen: &nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;
: An Berthold Held am 4. Dez.1894 aus Berlin
: <span style="color: #800000;">"Orpheus in der Unterwelt", Jacques Offenbach.&nbsp; Max Reinhardt in der Rolle des Merkur</span>
: <span style="color: #800000;">Wien, Vergnügungspark Schwender: Volkstheater Rudolfsheim , undatierter Programmzettel</span>
: Die Wiener Offenbachtradition(als Kurzfassung) der Wiener Vorstadtbühnen reicht bis zu den ersten Erfolgen des Komponisten - also bis zu "Orpheus in der Unterwelt (UA 1858) zurück Herausragend war das Carltheater, denn dort agierte DER Offenbachspieler und Fan, der Dichter, Schauspieler und Sänger '''Johann Nestroy. ''' In seinen Bühnenanfängen war Nestroy als Baßbariton aufgetreten, bevor er sich ganz dem Schauspiel verschrieb. Als Sängerdarsteller war er für die Offenbach-Rollen prädestiniert.&nbsp; &nbsp; &nbsp;&nbsp;
: „Alles ist nur Theater“ … für den Bühnenmenschen Reinhardt gibt es keine Genregrenzen. Wie der Puppenspieler, der an allen seinen Fäden zieht um – „die Puppen tanzen zu lassen“ – oder wie der Theaterdirektor in Goethes „Faust“ greift Reinhardt nach allem, was seine Gestaltungsphantasie und seine Spiellaune aufblühen läßt – und wenn nötig, biegt er sich das Material zurecht. Doch bei der Durchsicht der Aufführungsdaten fällt eine merkwürdige Koinzidenz ins Auge: am 30. Dezember 1905 hatte in Wien, im Theater an der Wien eine Uraufführung stattgefunden, "Die lustige Witwe" von Franz Lehár und nach einem etwas zögerlichen Start trat diese "Witwe" eine bis dahin nie erlebten Siegeszug über die Operettentheaterbühnen an. Wollte der aufstrebende, erfolgsorientierte junge Theaterdirektor und Regisseur zu dieser neuen opulenten, sentimentalen Operettengattung &nbsp;ein Gegenmodell präsentieren ?&nbsp;
: Wenn Gottfried Reinhardt mit seiner Behauptung recht hat, daß Reinhardt "Musik als störend nur empfunden " ( ich höre Wilhelm Busch), dann hat er diesem Imperativ alles untergeordnet, Musik&nbsp; ausschließlich als Spielelement seiner Inszenierungen einzusetzen, wie bei seinen Sprechtheaterinszenierungen oder später bei den Pantomimen, dann&nbsp; zerbricht Reinhardt&nbsp; die&nbsp; angestrebte Verschmelzung von Wort und Ton, die Musiktheater intendiert.
: War "'''Orpheus&nbsp;in der Unterwelt“ Unterwelt'''“ – als Experiment initiiert, als &nbsp;eine „Offenbachiade“&nbsp; mit Schauspielern besetzt, die singen, zu spielen?&nbsp; Er wagte den Versuch, die Rollen mit Schauspielern zu besetzen, so wie es das Libretto und die Komposition/Partitur auch als möglich erscheinen lassen.: Ganz ging dieses Konzept nicht auf. Die Rolle der Euridike (unerheblich welche Fassung Reinhardt als Spielvorlage gewählt haben mochte) verlangt einen leichten, hohen Koloratursopran (nicht einmal nach heutiger Definition würde man eine „Soubrette“ für die Besetzung wählen). Reinhardt mußte also&nbsp; - wollte er den Erfolg des Abends nicht verspielen und versingen&nbsp; - mit einer Sängerin besetzen; in seinem Ensemble gab es keine Darstellerin, die den sängerischen Anforderungen auch nur im entferntesten entsprochen hätte.: Seine Wahl fiel auf einen jungen aufstrebenden lyrischen Sopran von der Dresdner Hofoper, Eva von der Osten. Sie kam aus einer Schauspielerfamilie, kannte auch die darstellerischen Anforderungen einer Rolle. Beide, Sängerin und Regisseur, sollten sich bei Uraufführung des „Rosenkavalier", 1911 in Dresden wieder begegnen.&nbsp;&nbsp;: Ich habe in zeitgenössischen Berichten, Rezensionen geblättert: das Experiment mit Schauspielern Gesangspartien zu&nbsp; realisieren um eine&nbsp; Operette aus einem anderen Blickwinkel zu präsentieren –  und nicht als "verkappte und verkleidete" Spieloper -&nbsp; wird nicht verkannt, aber nicht unbedingt positiv gewürdigt.
: [[Datei:orpheus.jpg|thumb|right|292x201px]]
: <span style="color: #800000;">"Orpheus in der Unterwelt", Skizze von Ernst Stern , 1.Bild.&nbsp;</span>
: <span style="color: #800000;">aus: Ernst Stern, Bühnenbildner bei Max Reinhardt, S.32</span>
: „Orpheus „'''Orpheus in der Unterwelt“ ist Unterwelt'''“ verlangt den Darstellern der Hauptpartien, von Euridike war schon die Rede,&nbsp; einiges an sängerischem Können ab (Orpheus, Pluto, Jupiter, Amor, Styx). Auch wenn die Darsteller Gesangsstunden genommen haben, es reichte nicht.&nbsp; Die sängerischen Mängel wurden von der Kritik doch als sehr störend empfunden. Die Partie des Styx verliert an Wirkung, wenn die ironische , koloraturähnliche Diktion nicht perfekt dargeboten wird. Hans Pagay als Styx wurde dem&nbsp; keineswegs gerecht, so der allgemeine Tenor. Auch Alexander Moissi/Pluto, der tatsächlich über eine Singstimme verfügte, muß sich kritisieren lassen.&nbsp; Nur wenn Singen und Darstellen auch mit Sprechgesang zu bewältigen waren, gab es Zustimmung.&nbsp; Große Begeisterung dagegen für die szenische Realisierung, auch für szenische „Kniffe“.,&nbsp; wie z.B. den Chor hinter einer Wolke im Olymp zu "verstecken", (s. die Abbildung. Die Dame im Abendkleid (li.)links&nbsp; ist Die Öffentliche Meinung, rechts steht Pluto/Aristeus im Frack ( er sieht ein wenig wenig  aus wie eine schlechte Kopie von Johann Strauß aus)&nbsp; und zwischen beiden Orpheus?/Merkur? als Bauernbub Bauernjunge ? verkleidet!&nbsp;&nbsp;
: [[Datei:1orpheus.jpg|thumb|right|295x193px]]&nbsp;<span style="color: #800000;">"Orpheus in der Unterwelt", Neues Theater, 13.Mai 1906</span>
: <span style="color: #800000;">2. Bild: Im Olymp</span>
: [[Datei:gusti_adlerScan_0003.jpg|thumb|right|325x273px]]  <span style="color: #800000;">"Orpheus in der Unterwelt", Neues Theater, 13.Mai 1906. Bühnenentwurf von Ernst Stern für das Schlafgemach der Götter auf dem Olymp</span>
: <span style="color: #800000;">aus: Gusti Adler, ... aber vergessen Sie nicht die chinesischen Nachtigallen. Erinnerungen an Max Reinhardt</span>
Für :  Für den Theaterhistoriker nicht unwesentlich die Hinweise auf AussstattungsAusstattungs- und Inszenierungsdetails, die Reinhardt immer wieder – in Varianten, verbessert, erweitert – einsetzen wird – auffällig auch der Zug zum Pomp und Pracht, zur Übersteigerung als Ausdrucksmittel?
: <span style="color: #0000ff;">'''''... Heute sehen wir in den wilden Späßen [ Offenbachs] nicht nur den Mutwillen, sondern auch eine Zug von Genialität und auch die musikalische Welt scheint geneigt, den übermütigen Hexenmeister [ Offenbach] , … der alle Taschen voll Talent hatte und mit diesem Reichtum Verschwendung trieb, anders zu werten als ehemals.'''''</span>
: <span style="color: #0000ff;">'''''Aber gerade in dieser veränderten Stellung&nbsp; … lag das Verhängnis der … Neuaufführung. … Programmatisch war ein großer Ulk vorbereitet … [doch] immer wieder meldete sich ein Respekt, der mit seinen Umständlichkeiten &nbsp;… &nbsp;das natürliche rasche Tempo gefährdete … . Man hatte viele Striche aufgemacht, sodaß die Farce … die Ausdehnung einer großen Oper erhielt [''''''''vier Stunden Dauer, Anm.d.Verf''''''''.]. '''''</span>
: <span style="color: #0000ff;">'''''Der Text war neu redigiert worden … [aber] man hätte besser getan, die unverständlich gewordenen Scherze … zu beseitigen[''''''''z.B. Anspielung auf die Marokko-Konferenz, Anm.d.Verf.'''''''']. … &nbsp;Zum Schluß des zweiten Aktes gab es einen wilden Göttercancan, der Zug in die Unterwelt, … flutete auf einer improvisierten Brücke über das Orchester weg ins Parterre hinein… . Aber zu diesem … Übermut wollte die viel zu prächtige und komplizierte, mit ernsthafter Romantik spielende Ausstattung nicht recht stimmen. Da gab es einen Himmel mit phantastischen Wolkenlagern, in die Sterne unmittelbar hineinleuchteten, ein Plutogemach mit bizarren Bildern im Totentanzgeschmack und im Kuppelsaal des Unterwelt-Banketts ein dämonisches Schattenspiel hinter den schwarzen Gittern – malerische Cappriccios, deren dämonischer Humor einen ganz fremdartigen Rahmen zu dem rationalischen Hohn der Parodie bildete … . Alles drängt in dieser Skizze [''''''''gemeint ist die opéra bouffe von Offenbach, Anm.d. Verf''''''''.] zum einfachen, treffenden , karikaturistischen Streich, nicht zur bizarren Romantik hin, und die verlotterte Götterwelt der Offenbachiade verliert ein Gutteil''''' '''''ihres Charakters, wenn ihre Kostüme in allzu großer Pracht entgegenschimmern … .'''''</span>
: <span style="color: #0000ff;">'''''Das Überwiegen des schauspielerischen Teils über den gesanglichen war vielfach unverkennbar. Ob es dem Geist der Offenbachiade entsprach, ist eine andere Frage. …'''''</span>
: Vossische Zeitung, 14.Mai 1906, Nr.233, Zweite Beilage&nbsp;[[Datei:doré_orpheus.jpg|thumb|right|362x279px]]: „Orpheus in der Unterwelt“ so hat es Offenbach erdacht und komponiert, &nbsp;endet in der Unterwelt mit einem Bacchanal, mit dem &nbsp;„Galop infernal“ , der unerkannt als &nbsp;„Cancan“ durch die Literatur, die Gazetten etc. wandert. Getanzt mit Spitzenhöschen, Röcke &nbsp;und Beine &nbsp;werfen, so wie es eben die Touristen(und nicht nur diese!) &nbsp;vom Montmartre gerne sehen. WIE Offenbach das Finale erdacht, gespielt hatte, überliefert eine Zeichnung nach einem Gemälde von Gustave Doré. &nbsp;Alle, die Solisten, der Chor tragen völlig &nbsp;ver- rückte Kostüme und sie feiern ein Bacchanal unter unt er der Regie des Höllenfürsten Pluto: [[Datei:doré_orpheus. &nbsp;jpg|thumb|right|293x226px]] 
: <span style="color: #800000;">aus: Alexandre Faris, Jacques Offenbach, S.70&nbsp;</span>
: Musikalisch (kurz skizziert)ist der Galop infernal im 2/4&nbsp;&nbsp; Takt, ein rascher um-pa, umpa-Rhythmus in Achteln, im Baß in Vierteln (1/4=2 1/8) also: um-pa –gegen um= ¼ (als pochender beat), Melodik in 4 oder 8er Gruppen. &nbsp;Die Inszenierung von „Orpheus in der Unterwelt“ wird Reinhardt bis Anfang der 20 Jahre immer wieder auf die Bühne bringen; in München, in Berlin, im Großen Schauspielhaus und bei Gastspielen in&nbsp; Dänemark und Schweden, den Bühnenverhältnissen angepaßt, in Übersetzung für die Gastspiele in Dänemark und Schweden. Grundlage ist die von ihm 1906 erarbeitete Fassung. Die im Nachlaß überlieferte notierte szenische Abfolge habe ich mit einer französischen CD-Einspielung von 1953 verglichen – es ist die gebräuchliche Spielfassung, wie sie in „Musik für alle“ für die Hausmusik&nbsp; vom Ullstein-Verlag gedruckt wurde . &nbsp;: Das Copyrigth vermerkt 1911. Die Szenenfolge, eine Kurzfassung ohne Zwischenspiele und Textteile/Rezitative?, ist vermutlich nach der Reinhardt-Aufführung entstanden. (Der Copyright-Vermerk 1911 sagt nichts über das tatsächliche Erscheinungsdatum aus.)
: Einar Nilson, Komponist und ein langjähriger Mitarbeiter von Max Reinhardt, von Gottfried Reinhardt auch als Reinhardts Musikmanager apostrophiert, &nbsp;stellt sehr nüchtern fest, welchen Stellenwert und welche Rolle Reinhardt, der Sprechtheaterregisseur der Musik als Teil/Bestandteil eines Werkes, das er inszenierte zuordnete: Musik übernahm die Rolle des Funktionsträgers, illustriert, überhöht die Bildwirkung. Geräusche werden gleichwertig wie Musik eingesetzt. &nbsp;
: Donnern, Heulen o..ä. erzeugt Angst und Schrecken; ein Impromptu von Franz Schubert oder Frédéric Chopin versetzt den Zuschauer in Träumerei, Verliebtheit o.ä. – vergleichbar&nbsp; der Programmmusik oder der Filmmusik. &nbsp;
: (Anlaß für dieses sehr ausführliche Schreiben voller technischer u.a. Details aus dem hier zitiert wird, ist das Gastspiel "Das Mirakel", Wien, Rotunde 1912. "Das&nbsp; Mirakel" ist eine Pantomime von Karl Vollmoeller, Musik von Engelbert Humperdinck)
: <span style="color: #0000ff;">'''''... Man vergesse den Riesenraum der Rotunde nicht und daß die Musik das Einzige ist, was an diesem Abend gehört werden soll. ... Ich habe&nbsp; schon ... angedeutet, daß ... das Ganze als Oratorium wie die "hl.Elisabeth" von Liszt ('''''die 1915 in der Berliner Volksbühne aufgeführt wurde''''') besonders einzuführen ist. Die Musik muß unantastbar, und ich muß das Wort immer wieder brauchen, außergewöhnlich sein . ...&nbsp;'''''</span>
: <span style="color: #000000;">(Die Datierungsdivergenz&nbsp; geht zu Lasten des Herausgebers Hugo Fetting: der Brief ist mit 21. August 1912 datiert, die Aufführung des Oratorium "Die Legende von der hl. Elisabeth von Franz Liszt an der Berliner Volksbühne war am 17.11.1915, in der Anmerkung vgl. Anm. 133, S. 471).&nbsp;</span>
: Gottfried Reinhardt berichtet außerdem sehr dezidiert, daß Max Reinhardt Operette, ausgenommen eben die Offenbach‘sche Operette &nbsp;als theatralisches wie musikalisches Genre ablehnte, aber das allein wäre als Begründung nicht ausreichend für die – glaubt man den Berichten – für den etwas anderen „Umgang mit Musik“.
: An einem aber besteht kein Zweifel: Reinhardt spielte genußvoll mit der „Offenbachiade“,&nbsp; vor beim „Orpheus“vor  allem bei „Orpheus in der Unterwelt“,- und bei der "Fledermaus",;&nbsp; bei der „Schönen Helena“ gelingt dies nicht wirklich. Was  : Was ist eine Offenbachiade:&nbsp; Spiel im Spiel,&nbsp; das Spiel mit der Maske; die Inversion, denn nichts ist so wie es scheint – Umkehrung einer Realität in die Irrealität. Gepaart mit der Lust am Schaugepränge, &nbsp;an der Illusion&nbsp; …&nbsp; ein schwereloses, &nbsp;unterhaltsames Spiel, doch nie nur Unterhaltung an sich, ironische – satirische Kritik am Zeitgeschehen, an den Zeitgenossen.  In „Orpheus in der Unterwelt“ geht es um außereheliches Vergnügen aus Langeweile, Frustration; Orpheus ist ein langweiliger Konservatoriumsprofessor, der auch noch komponiert und mit seinen Kompositionen Euridike, seine Frau, quält, worauf sie sich anderweitig – als Revanche – vergnügen will. : In der „Schönen Helena“ geht es nur noch um Sex, Liebe und Vergnügen. Musikalisch ist „Orpheus“ eher ein Pasticcio, mit musikalischen Zitaten, Anspielungen auf Volkslieder u.a. Lieder (z.B. Zitat der „Marseillaise“ beim Aufstand der Götter), Komponisten – Verstorbene wie Zeitgenossen(z.B. Meyerbeer, Rossini).  : Reinhardt war ein genialer Regisseur, mehr noch, er verstand es hervorragend erfolgreiche Inszenierungen gewinnbringend weiter zu verwerten - er war darin seiner Zeit weit voraus - als Gastspiel, meist mit erwweitertenerweiterten, veränderten Neueinstudierungen, gelegentlich sogar Neuinszenierungen.: Nach der erfolgreichen Aufführungsserie von 1906 brachte Reinhardt im Theater des Westens&nbsp; eine Serie zur Aufführung und zehn&nbsp; Jahre später folgte die nächste erfolgreiche Serie. Die zehnjährige Unterbrechung war zeithistorischen Ereignissen geschuldet. Der Erste Weltkrieg, aus dem Deutsche Kaiserreich war die Weimarer Republik hervorgegangen.1920 hatte Reinhardt sich von seinem Berliner Theaterimperium als Direktor getrennt um nur noch zu inszenieren. Teil dieses Theaterimperiums war das Große Schauspielhaus; als Großraumbühne, Massentheater hatte sich der Raum für Sprechtheaterinszenierungen&nbsp; als ungeeignet erwiesen;&nbsp; die schwierigen Zeiten verlangten nach Unterhaltung. Reinhardt griff zurück auf die Inszenierung des "'''Orpheus in der Unterwelt"''' von 1906. Das Resultat war eine zur Revue tendierende erweiterte Fassung in der&nbsp; Neo-Rokkoko -Ausstattung von Max Rée.
1920 hatte Reinhardt sich von seinem Berliner Theaterimperium als Direktor getrennt um nur noch zu inszenieren. Teil dieses Theaterimperiums war das Große Schauspielhaus; als GroßraumbühneDer Text , Massentheater hatte sich der Raum für Sprechtheaterinszenierungen&nbsp; als ungeeignet erwiesen;&nbsp; die schwierigen Zeiten verlangten nach Unterhaltung. Reinhardt griff zurück auf die Inszenierung des "Orpheus" von 1906. Das Resultat war eine zur Revue tendierende erweiterte Fassung in der&nbsp; Neo-Rokkoko -Ausstattung von Max Rée;&nbsp; der Text und auch die Musik wurden neu bearbeitet, es gab auch wurden neue Rollenetabliert, die die Offenbach'sche Komposition nicht kennt. Ein Beispiel nur: Aus Die Einheit der Figur Pluto/Aristeus wurden wurde aufgebrochen, es gab nun zwei Rollen ; Aristeus - im Stile Offenbachscher Musik im Rokkokopasticcio; dramaturgisch dabei allerdings das "kleine" Verwandlungsproblem&nbsp; des Aristeus beim Tod der Euridike sich in Pluto zu verwandeln - die Maske zu wechseln - denn nichts ist so wie es scheint - damit entfällt ein wesentliche&nbsp; Spielelement der Offenbachiade.&nbsp; &nbsp;Die Breitwandbühne des Schauspielhauses bot allerdings ausreichend Raum für Massenszenen, in der Götterwelt, beim Bacchanal in der Unterwelt . 
Silversterabend 1921 Aristeus - im Großen Schauspielhaus - man spielt Stile Offenbach'scher Musik im Rokkokopasticcio; dramaturgisch gibt es dabei allerdings das "kleine"Orpheus Verwandlungsproblem&nbsp; des Aristeus beim Tod der Euridike sich in Pluto zu verwandeln;  die Maske zu wechseln - denn nichts ist so wie es scheint.  Es entfällt ein wesentliche&nbsp; Spielelement der Unterwelt" und Alfred Thienemann, Komponist, Dirigent und Rezensent beim Berliner Tageblatt berichtet:Offenbachiade.&nbsp; &nbsp;
'''<span style="color: #0000ff;">''Offenbach ist Max Reinhardts stille Liebe. Er bildet Die Breitwandbühne des Schauspielhauses bot allerdings ausreichend Raum für ihn ein Problem, dem er immer wieder mit all seiner schöpferischen Phantasie, seinem massenbändigendem Regietalent und dem ihm angeborenen Sinn fürs Große und Imposante beizukommen sucht. Schon einmal vor Jahren ('' </span>'''<span style="color: #0000ff;">1</span><span style="color: #0000ff;">906, Anm.d.Verf.</span><strong style="font-size: 0.939em;"><span style="color: #0000ff;">'')Massenszenen, gab er uns (Neues Theater) Meister Jacques Götterkomödie im kleineren Rahmen neu gewandet. In Kopenhagen errang er damit so großen Beifall, daß ihn die königliche Oper in Stockholm … einlud. Nun hat er auch uns in Berlin „seinen“ Orpheus sehen und hören lassen, so wie „er ihn versteht“. Und daß er ihn von gRund aus versteht, bezeugte die in allen Teilen prächtige Silvesteraufführung des Werkes im Großen Schauspielhaus. … Er hatte sie ganz aufs Burleske gestellt. Gelegentlich allzusehr. So zum Beispiel, wenn Hans Styx am Dirigentepult auftaucht und zu seinem  Arkadischen Prinzenlied selbst den Takt schlägt. Doch nahm man diese und manche andere Übertreibung in dem überzeigenden Gefühle hin, einem von Meisterhand inszenierten, laut lachenden Possenspiel gegenüberzustehender Götterwelt, das beim Bacchanal in übermütigster Laune an Auge und Ohr vorübertollteder Unterwelt .''</span></strong>
Über die Premiere am Silvesterabend 1921 im Großen Schauspielhaus  schreibt '''Alfred Thienemann''', Komponist, Dirigent und Rezensent beim Berliner Tageblatt eine einfühlsame und ausführliche Rezension:
 
: '''<span style="color: #0000ff;">''Offenbach ist Max Reinhardts stille Liebe. Er bildet für ihn ein Problem, dem er immer wieder mit all seiner schöpferischen Phantasie, seinem massenbändigendem Regietalent und dem ihm angeborenen Sinn fürs Große und Imposante beizukommen sucht. Schon einmal vor Jahren ('' </span>'''<span style="color: #0000ff;">1</span><span style="color: #0000ff;">906, Anm.d.Verf.</span><strong style="font-size: 0.939em;"><span style="color: #0000ff;">''), gab er uns (Neues Theater) Meister Jacques Götterkomödie im kleineren Rahmen neu gewandet. In Kopenhagen errang er damit so großen Beifall, daß ihn die königliche Oper in Stockholm … einlud. Nun hat er auch uns in Berlin „seinen“ Orpheus sehen und hören lassen, so wie „er ihn versteht“. Und daß er ihn von Grund aus versteht, bezeugte die in allen Teilen prächtige Silvesteraufführung des Werkes im Großen Schauspielhaus. … Er hatte sie ganz aufs Burleske gestellt. Gelegentlich allzusehr. So zum Beispiel, wenn Hans Styx am Dirigentenpult auftaucht und zu seinem  Arkadischen Prinzenlied selbst den Takt schlägt. Doch nahm man diese und manche andere Übertreibung in dem überzeugenden Gefühle hin, einem von Meisterhand inszenierten, laut lachenden Possenspiel gegenüberzustehen, das in übermütigster Laune an Auge und Ohr vorübertollte.''</span></strong>
: '''<span style="color: #0000ff;">''Am Auge! Ihm boten sich farbenfrohe Bühnenbilder … Am Ohr! Nichts von den Schönheiten der Musik ging verloren. Selmar Meyerowitz leitete das Ganze mit hinreißendem Temperament … Er hatte neben sonstigen kleinen Offenbach'schen Zutaten, einige Nummern aus der späteren französischen Bearbeitung des Autors (''</span>'''<span style="color: #0000ff;">damit ist die zur Féerie erweiterte Fassungvon 1874 gemeint, z.B. die Sprechrolle der Öffentlichen Meinung wird zum Melodram. Anm.d.Verf.</span>'''<span style="color: #0000ff;">'') zugefügt.  …''</span>'''
 
Die sängerischen Leistungen erreichen hohes Niveau,  werden hervorgehoben; die eher dem Sprechgesang angenäherten Darstellungen durch Schauspieler ebenso gewürdigt.
: <span style="color: #0000ff;">'''''… Max Pallenberg war Jupiter. Äußerlich nicht ganz die imponierende Gestalt des Göttervaters (Napoleon war ... klein) … Er sagor. Nicht einmal so schlecht … Amüsant die Anfangsszene des zweiten Bildes: die Ankunft (durch den Zuschauerraum) der nachtbummelnden Götter vor dem Himmeltor und der rasende Höllenzug – Cancan von der Bühne durchs Parkett hindurch. …'''''</span>
 
<span style="color: #0000ff;">''''' '''''</span>
'''''&nbsp;'''''Erich Mühsam ist kein berufsmäßiger Theaterrezensent, sondern Schriftsteller, er notiert spontan und kreativ seine Eindrücke&nbsp; … ''Eine Glanzleistung Reinhardts, deren Eindruck sich in stiller Selbsteinkehr sicher kein Snob entzieht''. … und überliefert ein sehr lebendiges, fast greifbares Theatererlebnis.
Der Steg durch den Zuschauerraum , der ihn so sehr beeindruckt, hat Reinhardt schon in der Inszenierung des „Orpheus“ „Orpheus in der Unterwelt“ 1906 als „Überraschungseffekt“ eingesetzt – in „Sumurûn“ 1910, von Reinhardt erneut verwendet, wird&nbsp; in der einschlägigen Literatur als „japanischer Blumensteg“ definiert. &nbsp;
&nbsp;Für „Die schöne Helena“ von 1911 und später liegt kein Material im Nachlaß Reinhardt, &nbsp;bis 1931 - wie beim „Orpheus“ ein ähnliches Bild„Orpheus in der Unterwelt“: kein Zensurexemplar (vor 1918, danach wurde die Zensur abgeschafft), kein musikalisches Material.
Aber ähnlich wie beim „Orpheus in der Unterwelt“ gibt der Ullstein – Verlag eine für&nbsp; Klavier arrangierte Fassung mit Text für die Hausmusik&nbsp; in der Reihe „Musik für alle “ heraus, mit dem Copyright Vermerk 1911.&nbsp; Ob dieses Notenmaterial nach der Vorlage der Reinhardt-Inszenierung, der dazugehörigen Textbearbeitung und musikalischen Fassung zusammengestellt wurde, verrät der Begleittext leider nicht.
<span style="color: #800000;">"Die schöne Helena", München Künstlertheater 1911, 2. Akt, in der Mitte auf dem Thron: Menelaus (Mx Pallenberg), li. : Helena (Maria Jeritza?), re.: Kalchas</span>
 
 
 
 
 
 
Reinhardt bleibt bei der Strategie der Verwertung einer erfolgreichen Inszenierung, die "Helena" aus München 1911 geht auf Gastspielreise, u.a. auch nach Wien in das Theater in der Josefstadt.&nbsp;
Ende 1912/Anfang 1913&nbsp; zeigt das Theater am Nollendorfplatz eine „Helena“, so die Angaben (bei Huesman, Welttheater Reinhardt) die Replik einer Reinhardt-Inszenierung ist, &nbsp;mit der Fritzi Massary als Helena und Max Pallenberg als Menelaus .
======Exkurs&nbsp;<span style="font-size: 0.939em;">: Theaterimperium Reinhardt in Berlin&nbsp;</span>======
: <span style="color: #0000ff;">'''''&nbsp; … Die alabasterne Schönheit und glockenreine Stimme der Novotna verlieh der Heldin … Noblesse und Lyrik, aber keinen Sex-Appeal. Hans Moser war ein zwerchfellerschütternder Menelaus, aber kein KÖNIGLICH komischer. '''''</span>
: <span style="color: #0000ff;">'''''&nbsp;… Ein Meistergriff: das Urteil des Paris – nicht die ursprüngliche Arie, keine Erzählung, sondern aufgelöst in ein Quartett mit den drei visionär erscheinenden Göttinnen – mit einem Knalleffekt: das Striptease der aus dem Schaum des Berliner Landwehrkanals geborenen La Jana. …'''''</span> &nbsp;
: Gottfried Reinhardt ist, auch wenn er voller Bewunderung Detaisl Details hervorhebt, nicht wirklich zufrieden mit dieser Aufführung im Theater am Kurfürstendamm; seiner Meinung nach&nbsp; sei sie „zerflattert“, weil zu episodisch,&nbsp; der große alles verbindende Bogen hätte gefehlt; auch die Besetzung&nbsp; war seiner Meinung nach nicht gut gewählt .: Die musikalische Bearbeitung lag in den Händen von '''Erich Wolfgang Korngold'''.&nbsp; Wie diese Bearbeitung geklungen hat, ich bleibe doch lieber beim Konjunktiv, haben könnte, denn es gibt nur einen Ausschnitt der Szene zwischen Paris und Helena,&nbsp; das Traumduett, auf Schellackplatte mit Jarmila Novotna(Helena)und Gerd Niemar(Paris), 1932 in Berlin produziert. Das Eingangssolo des Paris läßt Offenbach ahnen – mit den Koloraturparaphrasen. Offenbach setzte den Koloraturgesang als Stilmittel ein – nicht erst mit der „Schönen Helena“.&nbsp; Stilistisch jedenfalls klingt das Duett so als sängen beide ein Duett von Franz Lehàr.
: '''Charles B. Cochran''', der berühmte englische Theatermanager „and starmaker“ lädt Max Reinhardt ein, die „Schöne Helena“ im Adelphi-Theatre, London zu inszenieren; dafür muß allerdings eine völlig neue Textfassung erstellt werden, die von A.P.Herbert geschrieben wird auf der Basis der Fassung von Egon Friedell und Hans Sassman. Außer dem Plot ist von der Offenbach’schen Opéra bouffe wohl kaum noch etwas übrig geblieben. (Textvergleiche mögen andere durchführen, jedenfalls liest sich die englische Fassung sehr puritanisch. In dem von ihm geschriebenen neuen dritten Akt kehrt das königliche Paar Helena und Menelaus nach Sparta zurück, friedlich vereint, aber genervt, routiniert als "ganz altes Ehepaar". Der Krieg ist vorbei; der graue alte Alltag hat uns wieder! Offenbachs Komposition wurde von Erich Wolfgang Korngold für London neu bearbeitet; da es keine überliefertes musikalisches Material gibt, bleibt es bei dem Hinweis,&nbsp; eine Einschätzung wie diese&nbsp; "Helena" geklungen hat, was noch Offenbach und was Korngold , darüber geben die&nbsp; Rezensionen&nbsp; keine Auskunft. Mancher Kritiker stellt die (provokante?, vielleicht auch sehr zutreffende) Frage: Was soll uns dieses altmodische Stück!&nbsp;Zustimmung gab es für die opulente Ausstattung von Oliver Messel &nbsp;und für den Star Evelyn Laye (von Charles B. Cochran lanciert), die die Helen(a) gab.
: Dennoch: Charles B. Cochran, ständig&nbsp; auf der Suche neuen, erfolgsträchtigen Revuen, Musicals, Varietés, bietet Max Reinhardt ein weiteres Offenbach-Projekt an: „Les Brigands“ /Die Banditen, eine dreiaktige opéra bouffe, die 1869 im Théâtre Varietés, Paris,&nbsp; uraufgeführt worden war und noch im gleichen Jahr in London unter dem Titel „Falsa Cappa“.
: Gottfried Reinhardt&nbsp; behauptet zwar nach der Premiere
: ''&nbsp;<span style="color: #0000ff;">'''... Reinhardt nahm der Verknüpfung von begnadeter Musik und billigem Schwank die Zufälligkeit. Er nahm dem Schwank das Billige und der Musik die theaterfeindliche&nbsp; Vormachtstellung. …'''</span>''
: Da hat Gottfried Reinhardt wohl so einiges mißverstanden. Schon seit der Antike  gab es keine Theater-Aufführung ohne Musik; die Renaissance wollte das antike Theater "neu erschaffen" - das Resultat war - sehr banal erklärt "Oper" - wie gesat, Gottfried Reinhardt hat da wohl etwas grundsätzlich mißverstanden.: Die Textvorlage zur „Fledermaus“ stammt von zwei französischen Librettisten, die zahlreiche Libretti für Offenbach geschrieben haben: Henri Meilhac und Ludovic Halévy, nach einem deutschen Lustspiel „Das Gefängnis“ von Roderich Benedix. Daraus wurde im französischen Lustspiel &nbsp;„Le Reveillon“ . Le Reveillon bezeichnet im Französischen die Weihnachtsfeiertage bis zum Jahreswechsel (vergleichbar dem italienischen „cappodanno“).&nbsp; Der Plot der „Fledermaus“ , den Karl Haffner und Richard Genée&nbsp; aus dem französischen Libretto geformt haben, könnte von Offenbach sein – Nichts ist so, wie es scheint. &nbsp;: Lucie Korngold erinnert sich :: <span style="color: #0000ff;">'''''Die Partitur des Werkes blieb unberührt. Was hinzukam – kleine Szenen, alles von Strauß – begleitete Erich im Orchester vom Klavier aus. Reinhardt war unerschöpflich im Erfinden von Versen, die bald als Rezitativ, bald als Gesangsnummern sich dem Werke einfügten. Erich fand für ihn die passenden&nbsp; Straußwalzer, oft nur ein paar Takte. … Was stets Reinhardts Bestreben gewesen war: das Publikum mit einzubeziehen, eine Brücke zwischen zwischen '''''</span>: <span style="color: #0000ff;">'''''Bühne und Zuschauerraum zu bauen, hier hatte es die höchste Vollendung gefunden ...'''''</span>
: <span style="color: #0000ff;">[[Datei:zürich.jpg|thumb|right|173x274px]]</span>
: <span style="color: #800000;">Max Reinhardt probiert</span>
: Es gibt aber auch gegenteilige Berichte von Musikern &nbsp;nach dem Besuch einer Vorstellung der „Fledermaus“: &nbsp;Reinhardt nahm keine Rücksicht auf die Sänger und ihre spezifischen vom Singen wie vom Musikalischen bestimmten Erfordernisse, das Spieltechnische stand absolut im Vordergrund. &nbsp;
: DennnochDennoch: Der Erfolg der „Fledermaus“ füllte die Kasse, das Publikum strömte ins Theater. Die Krise der Theater, die um 1930 ausbrach,&nbsp; &nbsp;lag lag&nbsp; – scheinbar – noch in weiter Ferne. &nbsp;''&nbsp;'': Erste Anzeichen wurden aber bereits 1930 spürbar. Erik &nbsp;Charell &nbsp;gab wegen finanzieller Probleme trotz des großen Erfolgs mit dem &nbsp;„Weißen Rössl“ auf; &nbsp;Reinhardt übernahm kurzfristig wieder die Leitung des Hauses &nbsp;– und mußte nun das Große Schauspielhaus bespielen. Diesen Riesenraum mit den 3000 Sitzplätzen zu füllen – aber mit welchem Stück? &nbsp;Seine Wahl fiel auf „Hoffmanns Erzählungen“.: [[Datei:programmbuch_0003.jpg|thumb|right|180px]]
======'''"Hoffmanns Erzählungen"'''======
: Nach der erfolgreichen Uraufführung in Paris 1881 (101 Aufführungen) unterbrach der Ringtheaterbrand in Wien, vom Dezember 1881 den Siegeszug der Oper.&nbsp; Erst mit der Jahrhundertwende wird das letzte Werk von Offenbach zu einer der am meisten aufgeführten Opern.
: In den 20er Jahren begann sich außerdem die Wertschätzung für Jacques Offenbach ganz allgemein zu ändern, ebenso - quasi parallel wurde auch das Interesse am Werk von E.T.A. Hoffmann zunehmend lebendiger.&nbsp;
: Anton Henseler hatte in Bonn über den Komponisten Offenbach promoviert;&nbsp; danach publizierte er die erste fundierte, dokumentarisch belegte Biographie des Komponisten 1930. Offenbach wurde nicht länger als "nur" Operetten schreibender Musiker gewertet; das Opernwerk von Offenbach wurde neu gesehen, und seine letzte Oper, das Fragment "Hoffmanns Erzählungen" wurde zum&nbsp; Prototyp DER romantischen Oper. (Es gibt Zeitgenossen, die "Hoffmanns Erzählungen" als „Schaueroper“ klassifizieren vergleichbar dem „Vampir“ von Heinrich Marschner – vergessen brei ihrer Einschätzung dabei aber auf das halbe Jahrhundert Zeitabstand sowie den anderen Kulturraum).
: [[Datei:programmbuch_0005.jpg|thumb|right|180px]]
: '''Egon Friedell''':
:: <span style="color: #0000ff;">'''…'' Sein großer Zaubermeister ist Jacques Offenbach, der zuerst mit Einaktern hervortrat … In diesen Werken , erlesenen Bijous einer komplizierten Luxuskunst, ist, ähnlich wie dies Watteau für das Paris des Rokoko&nbsp; vollbracht hat, der Duft der Ville des Lumière zu einer starken haltbaren Essenz destilliert, die aber um vieles beißender, salziger, stechender geriet. Sie sind Persiflagen der Antike, des Mittelalters, der Gegenwart, aber eigentlich nur immer der Gegenwart, und im Gegensatz zur Wiener Operette, die erst eine Generation später ihre Herrschaft antrat, gänzlich unkitschig, amoralisch, unsentimental, ohne alle kleinbürgerliche Melodramatik, vielmehr von eine rasanten Skepsis und exhibitionistischen Sensualität , ja geradezu nihilistisch. Daß Offenbach, unbekümmert um psychologische Logik und künstlerische Dynamik, eigentlich nur „Einlagen“ bringt, wie ihm oft vorgeworfen worden ist, war ebenfalls nur der Ausfluß eines höchsten, nämlich ästhetischen Zynismus, einer Freigeisterei und Selbstparodie, die sogar die Gesetze der eigenen Kunst verlacht. Daß er aber auch ein tiefes und zartes Herz besaß, würde allein schon die Barcarole seines letzten Werkes beweisen, der „Contes d’Hoffmann“, in denen die deutsche Romantik der Vorlage, durch die Raffinade der Pariser Décadence verkünstelt und veredelt, ein wundersam ergreifendes Lied anstimmt. Hier klagt der Radikalismus des modernen Weltstädters um die verschwundene Liebe: die Frau ist Puppe oder Dirne; die wahrhaft liebt, eine Todgeweihte. Es ist, als ob Offenbach in seinem Abschiedsgesang den Satz aus dem Tagebuch der Goncourts instrumentiert hätte: '''''</span>
:: <span style="color: #0000ff;">'''''„Ah, il faut avoir fait le tour de tout et ne croire à rien. Il n’y a de vrai que la femme.“ Und selbst dieser letzte Satz entpuppt sich als trügerisch. …'''''</span> &nbsp;''&nbsp;''
: ''Egon Friedell, Das Zeitalter Offenbachs, in:&nbsp; Hoffmanns Erzählungen. Ein Sonderdruck der deutschen Buch-Gemeinschaft anläßlich der Max Reinhardt-Inszenierung von Offenbachs Hoffmanns Erzählungen im Großen Schauspielhaus, Berlin. Berlin o.J., S. 68 ff.''
: <span style="font-size: 0.939em;">Bevor ich mit Reinhardt beginne, muß ich etwas weiter ausholen, die Werkgeschichte von "Hoffmann's Erzählungen" kurz skizzieren, damit die Einwände, Argumente zur Reinhardt-Inszenierung transparent werden. </span><span style="font-size: 0.939em;">&nbsp;</span> : <span style="font-size: 0.939em;">Zur Einstimmung in das Folgende ein Zitat aus dem quellenkritischen Bericht von Fritz Oeser für den Klavierauszug, Kassel 1978, Ed. Alkor:</span>
: <span style="color: #0000ff;">'''''… Offenbach hinterließ „Hoffmanns Erzählungen „ unvollendet. … Keine&nbsp;'''''</span>&nbsp;[[Datei:offenbachportr_0002.jpg|thumb|right|235x284px]]
: <span style="color: #0000ff;">'''''Druckausgabe gibt Offenbachs Willen und Absicht wieder, weder der Erstdruck von 1881, noch die am weitesten von ihm abweichenden Editionen nach 1907. …'''''</span>
: Erst 1905 kam durch die Initiative Hans Gregors an der Komischen Oper Berlin eine gegenläufige Unternehmung in Gang: der Versuch, Lücken vor allem im 4. Akt auszufüllen und Fehlendes zu ergänzen. …
: Choudens bringt 1907 eine „Cinquième Edition“ (mit den Veränderungen, Kürzungen etc.) heraus, es folgt basierend auf dieser Ausgabe dann die deutschsprachige Edition bei Peters , Leipzig. …
: 1905, Berlin Komische Oper: Hans Gregor inszneiert „Hoffmanns Erzählungen gemeinsam mit Max Morris. Basis für die Inszenierung ist die Fassung von 1904, die Roaul Gounsbourgh und André Bloch für Monte Carlo erarbeitet haben. Gounsbourough Raoul Gounsbourg leitet die Oper in Monte Carlo.: André Bloch bearbeitet eine ältere Fassung , erschienen bei Choudens, fügt apokryph neue Teile und damit auch neue Musik ein, wie z.B. die berühmte Spiegelarie „Scintille diamant“ . Die Musik (der Text wird von Pierre Barbier, Sohn des Librettisten beigesteuert) wählt Bloch aus „Le voyage de la lune“.
: Eigentlich haben die Bearbeiter, und dies bezieht sich nicht nur auf die beiden genannten, sich das „Prinzip Offenbach“ zu eigen gemacht.&nbsp; Offenbach schöpfte bei Bedarf aus dem unendlichen Fundus seiner komponierten Operetten, opéra comique oder bouffes, wenn es die unmittelbare Bühnenpraxis verlangte, daß gekürzt, gestrichen, erweitert, umgestellt werden mußte, transponiert wurde, wenn es die Stimmlage eines Protagonisten verlangte, wenn Musik fehlte, wurde eben dazu komponiert – und das alles oft noch knapp bevor der Vorhang zur Premiere hochging . ... Aber auch nach der Premiere wurde weiter gefeilt ...&nbsp;
: Das berühmteste Beispiel für diese Arbeitsweise ist die „'''Barcarole'''“. Eigentlich ist die Melodie das Lied der Feen aus der erfolglosen Oper „'''Die Rheinnixen'''“, 1864 an der Wiener Hofoper als Auftragswerk uraufgeführt (anstelle von „Tristan und Isolde“). Offenbach wollte diese wunderbare Melodie nicht in seinem Noten-Fundus verschwinden lassen;&nbsp; sie wurde zur Eingangsmusik für den Giulietta-Akt. &nbsp;
: Der Antonia-Akt, so hatte es Offenbach geplant, sollte nach dem Giulietta-Akt gespielt werden, als Finale der Traumerzählung von Hoffmann. Bei der Pariser Uraufführung hatte man den Giulietta-Akt ganz gestrichen (angeblich war er zu lang, tatsächlich war er noch nicht aufführungsreif). Kuriosum am Rande: aber auf die Barcarole wollte man nicht verzichten - zu publikumswirksam !, also wurde sie in den Antonia-Akt eingebaut.&nbsp;
: Beim Verlag Peters, Leipzig erschien auf der Basis der Fassung&nbsp; des Pariser Verlags Choudens von 1907 eine deutschsprachige Fassung – die etwas weitläufig formuliert – aus der Fassung &nbsp;Gounsbourough (Monte Carlo 1904) und Choudens besteht. Sie wurde die für den deutschsprachigen&nbsp; Raum&nbsp; die verbindlich-spielbare Fassung;&nbsp; 1944 erarbeiteten Hans Haug und Otto Maag, Basel, eine neue Fassung. 1958 folgte dann die Fassung von Walter Felsenstein, Komische Oper Berlin. Zwischenzeitlich könnte man etwas überspitzt formulieren: so viele Theater ebenso viele Hoffmann-Fassungen. Nicht unerwähnt bleiben darf: zwischen 1933 – 1945 galt Jacques Offenbachs Oeuvre als „entartet“, war verboten, er selbst – der Jude Offenbach - ein Verfemter! &nbsp;
======Der Aufbau des Werkes.======
: Die Muse, Stella und Lindorf sind die mit Masken handelnden Figuren, ebenso die Diener.
: Muse= Niklausse
: Stella = Olympia, Antonia‚ Giulietta: Lindorf = Coppelius, Mirakel, Dapertutto: Andres = Cochenille, Frantz, Pitichinaccio: Das&nbsp; von Offenbach geplante Maskenspiel funktioniert allerdings nur dann für den Zuschauer/Zuhörer, wenn diese Figuren von einer Person gesungen werden. Offenbach hatte die Frauenpartien zuletzt für eine bestimmte Sängerin (Mlle Adèle Isaac) neu gesetzt; auch die&nbsp; Partie von Hoffmann wurde vom Bariton umgeschrieben für Tenor (Jean-Alexandre Talazac). Theaterpraktis ! &nbsp Die genannten Orte sind Fiktion, topoi für , z.B. Venedig für Kunst, Musik, Literatur. Ich gehe noch einen Schritt weiter - mit der Komposition von "Hoffmanns Erzählungen" hat Offenbach mehr als nur eine Oper komponieren wollen um endlich Einlaß in die von ihm so heiß begehrte Opéra Comique (als Theater)  zu erhalten;mit dem Fragment hat Offenbach auch sein Credo und sein Testament zur und über die Problematik des Schöpferischen in Musik gesetzt. Die Gratwanderung zwischen Kunst und Wahn, zwischen Erfolg und Scheitern.
Die genannten Orte sind Fiktion, topoi für , z.B. Venedig für Kunst, Musik, Literatur. Ich gehe noch einen Schritt weiter - mit der Komposition von "Hoffmanns Erzählungen" hat Offenbach mehr als nur eine Oper komponieren wollen um endlich Einlaß in die von ihm so heiß begehrte Opéra Comique(als Theater) zu erhalten; mit dem Fragment hat Offenbach auch sein -credo und sein Testament zur und über die Problematik des Schöpferischen geschrieben. Die Gratwanderung zwischen Kunst und Wahn, zwischen Erfolg und Scheitern. Doch Offenbach wäre nicht Offenbach, wenn er nicht eine ironische Brechung&nbsp; eingebaut hätte: Der Chor der Weingeister, die GEsiter Geister des Alkohols, der uns enthemmt , berauscht ...&nbsp; – „glou, glou, glou“ – steht für das Unsichtbare, Unsagbare, und aus dem Weinfaß schlüpft die Muse/Niklausse – das Spiel im Spiel kann beginnen.
Wann die ersten V''orgespräche, Vorbereitungen stattgefunden haben, ist nicht belegt. ''
Max Reinhardt schreibt in einem undatierten Briefentwurf (im Teilnachl. in Wien erhalten) an '''Leo Blech''':&nbsp;
: ''&nbsp;<span style="color: #0000ff;">'''&nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp;… Hoffmanns Erzählungen zu inszenieren ist schon ein alter Traum von mir. Ich&nbsp; glaube überhaupt, daß die nächste Zukunft eine engere Verbindung von Schauspiel&nbsp; und Musik bringen wird. In der phantastischen Welt des Offenbach‘schen Werkes ist&nbsp; Gelegenheit diese beiden Elemente&nbsp; des Th(eaters) zu gestalten, wenn es gelänge diese Kunst(gattung) einem großen Publikum nahezu bringen so wäre die&nbsp; wesentliche Aufgabe eines Volksstücks erfüllt. […] '''</span>'': ''<span style="color: #0000ff;">'''''[…]<span style="font-size: 14.1075px;">  daß die nächste Zukunft eine&nbsp; [[Datei:Erzählungen2.jpg|thumb|right|333x209px]]engere Verbindung von Schauspiel und Musik bringen wird …''. ...</span>'''</span>''
: <span style="color: #800000;">"Hoffmanns Erzählungen", Olympia- Akt, Spalanzani stellt der Gesellschaft den Automaten als seine Tochter Olympia vor .</span>
: <span style="color: #800000;">Berlin, Großes Schauspielhaus 1931</span>
Gottfried Reinhardt meint, es wäre das Phantastische, das Groteske gewesen, das eine geheimnisvolle geradezu magische Faszination auf ihn ausgeübt hätte;&nbsp; allerdings in seiner Schilderung&nbsp; läßt er(Gottfried Reinhardt) &nbsp;wohlweislich offen, ob er nun von der Oper, dem Theaterstück, das Offenbach zur Oper angeregt hat oder von den Erzählungen von E.T.A. Hoffmann spricht.
Aber konnte der Showman Reinhardt, dem alles, was er in die Hände nahm zum phantastischen Spiel geriet, im Fall von „Hoffmanns Erzählungen“ diesen Spieltrieb zügeln, der Versuchung widerstehen aus dem rätselhaften Torso des Komponisten Offenbach das herauslösen, was sein innerstes Wesen ausmacht ? &nbsp;Das Unbewußte, der Traum, der Albtraum, das Böse , die Gratwanderung zwischen Kunst und Wahn? War es tatsächlich die magische Herausforderung der Grenzüberschreitung zwischen "Kunst und Wahn" oder lockte den Showman Reinhardt das Spiel im Spiel, die Maske, die gestalterische Opulenz, die sich vordergründig förmlich aufdrängt?&nbsp;
 
Nicht vergessen werden soll, daß zur Zeit der Inszenierung von "Hoffmanns Erzählungen" die Beliebtheit der Oper vor allem aus der Sangbarkeit der Melodien, der Schauerromantik, der Liebesgeschichten resultierte; von dem heute weit verbreiteten Credo der Werktreue war man noch meilenweit entfernt.