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Offenbachiade chez Max Reinhardt

1.346 Byte entfernt, 08:09, 1. Aug. 2020
keine Bearbeitungszusammenfassung
''Aber „Orpheus in der Unterwelt“ -  eine  Operette nach deutscher  Definition , eine „opéra bouffe/bouffon“,  so bezeichnet sie der Komponist  – in einem Sprechtheater ?  ''
''„Alles ist nur Theater“ … für den Bühnenmenschen Reinhardt gibt es keine Genregrenzen, wie der Puppenspieler, der an allen seinen Fäden zieht um – „die Puppen tanzen zu lassen“ greift Reinhardt nach allem, was seine Gestaltungsphantasie und seine Spiellaune aufblühen läßt – und wenn nötig, biegt er sich das Material eben zurecht. Doch bei der Durchsicht der Aufführungsdaten fällt eine merkwürdige Koinzidenz ins Auge: am 30. Dezember 1905 hatte in Wien, im Theater an der Wien eine Uraufführung stattgefunden, "Die lustige Witwe" von Franz Lehár und nach einem etwas zögerlichen Start trat diese "Witwe" eine bis dahin nie erlebten Siegeszug über die Operettentheaterbühnen an. Wollte der aufstrebende, erfolgsorientierte junge Theaterdirektor und Regisseur dieser neuen opulenten, sentimentalen Operette  ein Gegenmodell inszenieren ?    ''
''Diesem Imperativ Wenn Gottfried Reinhardt mit seiner Behauptung recht hat sich alles unterzuordnen, in daß Reinhardt "Musik als störend nur empfunden " ( ich höre Wilhelm Busch), dann hat er diesem Sinn – sehr vereinfacht formuliertImperativ alles untergeordnet,  auch die Musik, sie ist immer ein Musik  ausschließlich als Spielement seiner Inszenierungen.  Experimentierfreudig einzusetzen, wie Reinhardt istbei seinen Sprechtheaterinszenierungen oder später bei den Pantomimen, versucht er seine Phantasie auch immer wieder an Werken des Musiktheatersdann  zerbricht Reinhardt  die  angestrebte Verschmelzung von Wort und Ton, an Singspielen oder Operettendie Musiktheater intendiert.  „ Der Rosenkavalier“ und  „ Der Bürger War "Orpheus ''''in der Unterwelt“ – als Edelmann/Ariadne auf Naxos“ – sind- AusnahmenExperiment initiiert, eine „Offenbachiade“  mit Schauspielern, die singen zu spielen ?  ''''Er wagte den Versuch die Regel bestätigenRollen mit Schauspielern zu besetzen, denn nach dem Textbuch, der Partitur müssen sie singen und sprechen können.Nur die Partie der Eurydike mußte  Reinhardt  - wollte er den Erfolg des Abends nicht verspielen und versingen  - mit einer Opernsängerin besetzen;    Eurydike hat einiges an virtuosen Koloraturen zu bewältigen. ''
''„Orpheus in Seine Wahl fiel auf einen jungen aufstrebenden lyrischen Sopran von der Unterwelt“ – als ExperimentDresdner Hofoper, eine „Offenbachiade“ zu spielen ? nicht mit Operettensängern, sondern mit SchauspielernEva von der Osten. Sie kam aus einer Schauspielerfamilie, kannte also von Kindesbeinen an auch die singen konntendarstellerischen Anforderungen;  auch optisch entsprach die  damals 25 jährige Sängerin den Vorstellungen des Regisseurs von „seiner“ Euridyke. ''
''Reinhardt setzt mit dieser Inszenierung Wie ging nun dieses Experiment auf ? -  eher zwiespältig, auch wenn retrospektiv von 49 umjubelten Vorstellungen berichtet wird. Ich habe ein Zeichenwenig in den zeitgenössischen Berichten, experimentiert  Rezensionen geblättert: das Experiment mit Schauspielern Gesangspartien zu  realisieren um eine  Operette auseinem anderen Blickwinkel zu präsentieren  wird nicht verkannt, womit er begonnen hat auf aber nicht unbedingt positiv gewürdigt. Die sängerischen Mängel werden doch als sehr störend empfunden, denn  nicht nur die Partie der kleinen Bühne Eurydike verlangt nach einer geschulten Singstimme, sondern auch die Partie des Kleinen TheatersStyx; viel verliert die Partie an Wirkung, mit den kleinen Stücken mit Musikwenn die ironische , Teil des Programms von „Schall und Rauch“koloraturähnliche Diktion nicht perfekt dargeboten wird. - Hans Pagay als Styx wurde dem  keineswegs gerecht, das nicht nur Kabarettprogramme spielteso der allgemeine Tenor. ''
''Er wagte den Versuch die Rollen mit Schauspielern zu besetzen, denn nach dem Textbuch müssen sie singen und sprechen können.  Die Gesangspartien sind nicht sängerisch theatralische Realisierung wird dagegen sehr anspruchsvollpositiv gewürdigt, bis auf die Partie der Eurydike  Details wie z.B. Eurydike mußte MR  - wollte er den Erfolg des Abends nicht verspielen und versingen mit Chor hinter einer Opernsängerin besetzen. Eurydike hat einiges an virtuosen Koloraturen Wolke im Olymp zu bewältigen. '' ''Seine Wahl fiel auf einen jungen aufstrebenden lyrischen Sopran von der Dresdner Hofoper"verstecken", Eva von der Osten. Sie kam aus einer Schauspielerfamiliebesonders betont, kannte also von Kindesbeinen an auch die darstellerischen Anforderungen;  auch optisch entsprach die  damals 25 jährige Sängerin den Vorstellungen des Regisseurs von „seiner“ Euridyke.  '' ''MR aber es wird ihr fünf Jahre später wieder begegnen: da singt sie den Octavian in der Uraufführung des „Rosenkavalier“. '' ''Beschreibungen, Darstellungenkein Ganzes, Analysen usw. über den Regisseur, den Schauspieler Max Reinhardt, über den Theaterdirektor, seine Marketing-Strategien, den Event- und Festivalmacher  gibt es reichlich, nur sein Musikverständnis, über sein Verhältnis zum Musikalischen ist noch vieles offen, unentdeckt.'' ''Nach der Lektüre von Gottfried Reinhardts Erinnerungen an seinen Vater  „ Der Liebhaber “ , mußte ich feststellen, sie war wenig hilfreich, sie waren eher kontraproduktiv.1)'' ''Da gibt es Aussagen wie '' ''              […]Max Reinhardt nahm der Musik das Störende, das Dominierende, wenn er inszenierte […]'' ''oder Max Reinhardt lehnte die'' ''              […] illusionsstörende, vom Bühnengeschehen ablenkende, durch die Orchesterpulte beleuchtete Präsenz eines Kapellmeisters'''' […]  '' ''ab, so die subjektive Einschätzung  Gottfried Reinhardts. Ich meine, Max Reinhardt hätte beim Umbau des Deutschen Theaters keinen Orchestergraben mit eingeplant, wenn ihn Orchester, beleuchtete Pulte, der Kapellmeister gestört, resp. nicht bleibt in sein theatralisches Konzept gepaßt hättenBruchstücken  positiv .'' '' Die Namen der Komponisten 2), die mit Reinhardt zusammengearbeitet haben, sind bekannt. Die Zusammenarbeit zwischen Erich Wolfgang Korngold  und Max Reinhardt  ist ein besonders Kapitel in der Biographie beider Künstler.  Wie die Zusammenarbeit zwischen Regisseur und Musiker tatsächlich abgelaufen ist, davon wissen wir nur Bruchstücke.   '' ''Der Blickwinkel der allgemeinen Berichterstattung über eine Inszenierung  ist theatralisch ausgerichtet, Licht und Lichtregie, die Bühnentechnik, die Bühnenausstattung sind weitgehend berücksichtigt , der musikalische „Mitspieler“ dagegen oft vernachlässigt,  bleibt marginal, oft auch unerwähnt.'' ''Die Ursache dafür mag vielerlei Gründe haben: Nur wenig authentisches Notenmaterial zu einzelnen Inszenierungen (wenigstens bis jetzt) ist nachweisbar. Die Teilnachlässe 3) von Max Reinhardt enthalten kein Notenmaterial; häufig wurde auch nur handgeschriebene kopierte Noten genutzt, und wie theater- üblich, nach Ablauf einer Inszenierung irgendwo abgelegt, vergessen. Verschwunden.'' ''Nur soviel zur Gesamtsituation: Mit dem Notenmaterial der Komponisten, der Bühnenmusiker sowie den Regieunterlagen von Max Reinhardt ließe sich das tatsächliche Ausmaß Moniert wird vor allem die  Länge des musikalischen AnteilsAbends, das Verwobensein von Wort und Ton in einer Inszenierung konkreter  einschätzen Striche  wären als sehr positiv empfunden worden.    ''
''Ein langjähriger Mitarbeiter von Max Reinhardt hat 1919 in einem Artikel einen kursorischen Einblick in die Zusammenarbeit gegeben. Der Komponist Einar Nilson 4), Gottfried Reinhardt bezeichnet ihn als  „Musikmanager“, analysiert in seinem Artikel in der Publikation „Reinhardt und seine Bühne“ 4) wie Max Reinhardt Musik für seine  Inszenierungen vorbereitet,  in seine Regie eingearbeitet hat, welche Rolle er innerhalb einer Inszenierung der Musik als „Mitspielerin“ zuteilt. Musik übernimmt die Funktion der Illustration bestimmter Stimmungen, unterstützt, hebt hervor, trägt zur Überhöhung der Bildwirkung bei.''