Friedrich Hoxa, ein Wiener Klavierbauer

Aus Dagmar Saval Wünsche

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Firmenschild von Friedrich Hoxa, auf dem Flügel von 1826

Sammlung  Galerie Ruf, Schweiz

 
Bildbeschreibung

HOXA

darunter von li.nach re: 

Kaum noch lesbar, vermutlich: MCCCLXXVI (1826) Privil(egium) 

IN WIEN

In den 20er Jahren des 19.Jh. war es noch üblich die Firmenschilder einzeln und sehr individuell zu gestalten.  Das Material war aus Porzellan, email, Beingut, die Angaben zur Firma, Jahreszahl und andere Details wurden handschriftlich aufgetragen; das erklärt auch die oft kaum noch lesbaren Schriftzeichen, wie z.B. auf der Abbildung oben. Der dekorative Teil, wie hier ein Lorbeerkranz, war aus Metall, meist Goldblech.  

 

Vorwort

hier ist doch sicher Klavierland „ … Die große Zahl der Klaviermanufakturen in Wien bestätigt diesen Ausruf des jungen Mozart als dieser in der kaiserlichen Residenzstadt – auf Tournee mit Vater Leopold und Schwester Nannerl  - ankam . Si non è vero è ben trovato!,  aber eines trifft mit Gewißheit zu: die k.k. Residenzstadt Wien ist Ende des 18.Jh. und bis ungefähr 1850 ein bedeutendes  Zentrum des Klavierbaus;  mit Paris und London im erfinderischen  Wettstreit aus der Sicht von heute.                                                                                   

Die in Wien ansässigen Klavierbauer, - sie kamen oft von weit her, aus allen Provinzen, Königreichen, Fürstentümern der Monarchie;  sie  experimentieren, probieren, erfinden.  Seit Bartolomeo Cristofori das Forte-Piano erfunden hat, hat dieser Kasten aus Holz und Metall mit den schwarzen und weißen Tasten  unzählige Metamorphosen erlebt, in seinem Inneren wie auch in seiner äußeren Erscheinung. 

Allerdings : das damals  - um 1800 - bekannte Instrumentarium, von der Orgel bis zum Kontrabaß, von den Holzbläsern bis zu den Blechbläsern usw.,  wurde zum Experimentierfeld der Instrumentenbauer, dazu kamen neue Instrumente, Erfindungen für die  neuen, veränderten Klangvorstellungen.

1793 - so die Notate in den Nachschlagewerken - ist das Geburtsjahr von Friedrich Hoxa. Sie verschweigen allerdings den Geburtsort, die Herkunft,  den familiären Hintergrund, welchen Weg das Kind, der junge Mann gegangen ist um dann als Handwerker, vermutlich als Tischler, nach Wien aufzubrechen um dort sein Glück zu  versuchen. Es gibt natürlich auch diese Variante, daß die Familie bereits nach Wien zugewandert, ansässig war.

Im Geburtsjahr unseres Protagonisten , 1793, endet in Frankreich "La Terreur", die Endphase der Französischen Revolution mit der Hinrichtung von Robespierre, die Europa seit ihrem Beginn, am 14.Juli 1789, in Atem gehalten hat, die Monarchien in Angst und Schrecken versetzt hat.  Die Abwehrreaktionen der alten Herrschaftsstrukturen mündeten in Kriegen, die mit den Siegen der Französischen Armee endeten - es ist die Zeit der Koalitionskriege. Ein kleiner korsischer General steigt auf zum Ersten Konsul, krönt sich zum Kaiser der Franzosen, überzieht den Kontinent mit seinen Eroberungskriegen, zerstört viele der alten Strukturen, scheitert, wird verbannt und der Wiener Kongress installiert die alte monarchische Ordnung - mit Repression, Zensur . Schweigen legt sich wie Mehltau über die Gesellschaft. Man spricht vom Vormärz, vom Biedermeier, das sind die Jahre zwischen 1815 - Ende des Wiener Kongress - und 1848.

1848 : das Jahr der März Revolution, die den Vormärz, das Biedermeier beendet; und wieder folgt eine Zeit des Umbruchs. 

Kriege, Revolution, Repression durch Zensur, Inflation, Seuchen , aber auch Zeiten der scheinbaren Ruhe, die oft auch nur die Ruhe vor dem Sturm ist -   sind  die Wegbegleiter der Lebensspanne von Friedrich Hoxa, - und -  die in diesen Jahrzehnten  entstehende "Parallelwelt" der von England ausgehenden Frühindustrialisierung. Die Folgen werden sein:  wirtschaftliche Strukturen verändern sich radikal, aus Handwerksbetrieben, oft noch zunftgebunden, werden größere oder kleinere Industriebetriebe. Das Symbol für diese rasante Veränderung: die Eisenbahn und die lokalen Industrie-Schauen; gebündelt 1851 werden sie zur Weltausstellung in London. Weitere werden folgen.


1823 und die Folgen

Das Adressverzeichnis von Anton Ziegler für die k.k. Residenzstadt Wien meldet einen Friedrich Hoxa als "befugten Klavierbauer", seit 1823 in Wien ansässig und tätig. In den vielen dicken Folianten über die Wiener Instrumentenszene  findet sich dieses Datum ebenfalls immer mit dem Hinweis, das wäre das Jahr seiner Ankunft in Wien.

Wir wissen nicht viel über den jungen Meister des Klaviers; nimmt man nur seinen Namen, HOXA , dann liegt es nahe, ihn als aus Albanien zugewanderten Handwerker zu definieren. Der Name HOXA (auch Hoxha, Hora, Hore geschrieben, Aussprache Hodscha)  ist in Albanien ungefähr so häufig wie das deutsche Maier oder Müller.  Als er 1826 das Bürgerecht der Stadt Wien sowie die Gewerbeerlaubnis als Klavierbauer erhält, erteilt man ihm auch die Dispens, daß er seine "altkatholische" Religion weiter ausüben darf.

Dazu eine kleine Anmerkung am Rande: Albanien  war in der ersten Hälfte des 19.Jh. eine Provinz  des osmanischen Reichs, mehrheitlich muslimische geprägt, mit einer kleinen christlichen Minderheit. Die religiöse (und finanzielle) Schutzmacht dieser Minderheit waren der Papst (als geistliches Oberhaupt der Christenheit) und der Kaiser von Österreich( seit 1806, als Schirmherr der Kirche). Die Bezeichnung "altkatholisch" bezieht sich nicht auf die später kanonisierte Seitenbewegung der Katholiken, sondern auf eine besondere Art der in Albanien üblichen Religionsaussübung unter muslimischer Herrschaft.

Der junge Handwerker läßt sich in Wien nieder; das angegebene Ankunftsjahr 1823 ist realiter wohl kaum zutreffend, denn zu diesem Zeitpunkt ist Hoxa verheiratet, hat  und eine Wohnung (und Werkstatt*) in der Vorstadt Alt-Wieden+, die  für 1824 erneut genannt wird. Und er ist auch bereits Familienvater.  Seine Frau Aloysia, geborene Groyer, ist eine verwitwete Teschmayer. Sie dürfte nicht unvermögend gewesen sein. 1819 kommt  Tochter Karoline zur Welt; mehr wissen wir nicht. Es könnte sein, daß sie gleich nach der Geburt gestorben ist, ein damals weit verbreitete Geschehen, die Ursache waren vor allem die mehr als unzulänglichen medizinischen und hygienischen Verhältnisse; die Kindersterblichkeit, vor allem unmittelbar nach der Geburt, war hoch. 1821 folgt der "Stammhalter" Friedrich,  1826 kommt noch ein kleiner Nachzügler, Rudolph.  

  • Anmerkung: Es war damals üblich, Wohnung und Werkstatt unter einem Dach zu haben; Arbeit und das täglichen Leben bildeten eine organische Einheit.   

Bildbeschreibung: das "Gwölb" wie man Wohnung und Werkstatt nannte,  waren in der Regel ebenerdig oder befanden sich im Sous-Terrain,  oft auch auf halber Höhe zum Straßenniveau : die hygienischen Verhältnisse waren die denkbar schlechtesten. Kein fließendes Wasser, wenig frische Luft (von der hielt man ganz allgemein nicht viel, die Beleuchtung  waren Kerzen, meist aus Talg und dazu kamen noch die Feuerstellen  für Kochen und die Werkstatt.  

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+ Vorstadt Alt Wieden: die eigentliche Residenzstadt Wien war noch von den mittelalterlichen Festungsanlagen umgeben; im Laufe der Jahrhunderte hatten sich rund um dieses Zentrum aus kleinen Ansiedlungen erst Dörfer, später immer mehr zusammenwachsende Gemeinden entwickelt. Mit den Türkenkriegen von 1529 und 1683 wurde ein zweiter Schutzwall, der Linienwall,  um die Stadt und die Dörfer gelegt. Die Vorstadt Alt-Wieden lag nahe dem Glacis, eine breite Grünfläche vor  der Stadtmauer,; es ist der heutige  vierte Wiener Gemeinde-Bezirk Wieden. 

Doch das Familienleben war nur von kurzer  Dauer. 1828  wird zum Trauerjahr;  Friedrich, gerade sieben Jahre alt geworden,  stirbt  an "Zehrfieber" (damit ist vermutlich Tuberkulose gemeint; eine damals weit verbreitete Krankheit, auch als Schwindsucht bezeichnet) und nur wenig später stirbt seine Frau Aloysia.  

1830 folgt der nächste Schicksalsschlag -  Rudolph stirbt ebenfalls an "Zehrfieber".   

Als sich Hoxa in Wien niederläßt, in der Vorstadt Alt- Wieden seine Werkstatt einrichtet, mit dem Bau von Klavieren beginnt, erweitert er den großen Kreis der in Wien ansässigen Manufakturen, mit dem Ziel irgendwann einmal  auch zu dem Kreis der angesehenen und  etablierten Klaviermanufakturen zu gehören. Ich greife nur einige Namen heraus:  Nanette und Anton Streicher( Frau Nanette hat zusätzlichen Bekanntheitsgrad erreicht, nicht nur als Klavierbauerin, sondern auch als engere Vertraute von Ludwig van Beethoven), Conrad Graf, Anton Walter, Joseph Brodmann, der Lehrherr und Förderer von Ignaz Bösendorfer.

Die Wiener Klavierbauer zwischen 1800 - 1850  zählen, wie ihre Kollegen in London, Paris zu den innovativsten ihrer Zunft. Es wird experimentiert, geprüft, verworfen, man trifft sich zum Fachgespräch ... tauscht Erfahrungen aus - neudeutsch würde man das netzwerken/networking nennen ... und arbeitet zwar nicht konkret mit den Komponisten/Pianisten/Virtuosen zusammen, von Ausnahmen einmal abgesehen, wie Beethoven oder Liszt. Die immer größeren Räume, Konzertsäle,  die veränderte Spieltechnik der Pianisten (die damals meistens noch auch Komponisten sind) sind für die Instrumentenbauer eine willkommene und gerne angenommene  Herausforderung; der Höhepunkt dieser Entwicklung ist erreicht als Liszt verkündet: "Le concert c*est moi"  - aus dem zart klingenden Hammerflügel. von Beethoven noch als Zither bezeichnet,  wird der orchestrale Konzertflügel.

Seit den Kriegsjahren der napoleonischen Zeit dominiert ein Werkstoff: das Gußeisen.  Die Devise "Gold gab ich für Eisen" um die Kriege gegen Napoleon zu finanzieren, ließ findige und künstlerische begabte Köpfe entdecken, daß man aus diesem alten, lange bekannten Werkstoff mehr und anderes herstellen konnte, als Kanonen oder Pfannen und Töpfe .  Zu ihnen gehörten auch die Klavierbauer, denn was bisher aus Holz gefertigt worden war, wurde erst nur versuchsweise, dann aber dauerhaft in das Instrument integriert - Kapseln, Stimmstöcke usw. 

eine andere Neuerung ist ein neuer Berufszweig:  der "Klavierbauer", wurde  erst seit dem Biedermeier gebräuchlich; davor wurden die Handwerker, die in Manufakturen die Klaviere produzierten als Tischler ausgebildet und als solche auch in den holzverarbeitenden Berufsverbänden geführt.  Dieses neu entstandene Gewerbe "Klavierbauer" war  nicht mehr an die Zunft der Tischler gebunden, unterlag nicht deren Regularien, genoß auch nicht deren Schutz. 

1826 erhalten Friedrich Hoxa und  sein Partner, der Musiker und Komponist Joseph Michael Kinderfreund, aus Prag, wo er auch eine Musikschule gegründet hat, ein Privilegium für die Dauer von fünf Jahren. Es hat die Nummer K-683/ 979, ist datiert mit 13. März 1826. Erteilt wurde es  für den doppelt gebauten Resonanzboden sowie für die Kapseln aus Metall. 

 Mit der Erteilung des Privilegiums ist dem jungen aufstrebendem Klavierbauer der Start in die Wiener Szene geglückt; er reihte sich erfolgreich ein in die zahlreichen Manufakturen, die es in Wien gab.   

Anmerkung:

Anläßlich des Symposiums über das Wiener Klavier bis 1850 (s. Lit.ang.) hat Eszter Fontana eine Aufstellung der für das Fortepiano/Klavier erteilten Patente zwischen 1820 - 1850 zusammengestellt; die meisten der aufgezählten Erfindungen wurden auch zum Privilegium/Patent angemeldet. 

Für das Jahr 1826 meldet ein Johann Jacob Goll ein Privilegium (K-1630) für einen Gußeisenrahmen an; bei der Durchsicht der Titel fällt die vermehrte Verwendung von Metall/Gußeisen für das "Innenleben" des Instruments auf.    

Die Vielfalt der rund 200 Klavierbauer wird nochmals lebendig in einer Extra-schau aus Anlaß der Weltausstellung 1873 in Wien.
Darüber berichtet ein Artikel in derBeilage der Neuen Freien Presse, Die Internationale Ausstellungs-Zeitung“, Juni 1873, S.3, erschienen während der Weltausstellung 1873. In der Ausstellung wurden in einer Extra-Schau historische Instrumente gezeigt, um die „Geburtsstunde “ des Wiener Klavierbaus vorzuzeigen:
              …  Conrad Graf, der in Wien 1851 starb. Schon während seiner Lebensjahre waren J.B. Streicher  und Ignaz Bösendorfer als Claviermacher ersten Ranges in seine Stellung getreten. Nach Conrad Graf  schätzte man zur Zeit in Wien besonders Brodmann und Leschen …
              J.Brodmann war der Vorgänger Ignaz Bösendorfer’s.  Die Pianoforte des Letzteren trugen anfangs die Aufschrift „Ignaz Bösendorfer, vormals Brodmann“; ein solches benützte Grillparzer durch volle 40 Jahre, es steht noch in seinem unverändert erhaltenen Studierzimmer in der Spiegelgasse. Ignaz Bösendorfer’s im Jahre 1828 gegründetes Geschäft blühte rasch auf, und seine vortrefflichen Claviere   standen in den Vierziger – und Fünfziger Jahren mit den Streicher’schen zuhöchst in der Mode.
              Ignaz  Bösendorfer war ein tüchtiger Praktiker von großer Arbeitskraft, J.B. Streicher nebenbei ein erfinderischer Kopf. Schon seine Herkunft, der pianistische Adel des Doppelwappens Stein und Streicher  mußten ihn ehrgeizig machen, auch konnte zu jener Zeit keiner seiner Berufsgenossen sich einer so gründlichen wissenschaftlichen Bildung und so wohl großer Reisen rühmen. … Schon im Jahre 1824             baute er Fortepianos in Flügelform „mit Hammerschlag von oben“… .
              Im Jahre 1830 nahm er ein Patent auf seinen „Stoßzungen-Mechanismus“, eine Art Übergang von der Wiener zur englischen Clavier-Construction. … Schließlich ist die Wiener Clavier-Fabrication noch durch einen … Flügel von Karl Stein aus der Mitte der Vierziger-Jahre vertreten. … Als Begründer der  Pianino – Fabrication in Österreich darf man Martin Seuffert  ansehen, insofern er der Erste war,              welcher die früher sehr unvollkommene Form des „Piano droit“  schon im ersten Decennium  dieses  Jahrhunderts zu bedeutender Ent-wicklung brachte und salonfähig machte. …
              Mehr Aufsehen machte F. Hoxa in Wien, der 1835* Pianos mit doppelten Resonanzböden baute  und  die Hauptteile seiner Klaviere (Corpus, Stimmstock, Anhängleiste und Verspreizung) in einem Stück aus  Gusseisen herstellte. …
 Anmerkung:
Hier irrt der Berichterstatter; das Privielgium für den doppelten Resonanzboden erhielten  Hoxa und Jos.Michal Kinderfreund 1826.
Über den Gußeisenrahmen, von dem der Berichterstatter der Weltausstellung von 1873 schreibt, wurde in der Allgemeinen  Musikalischen Zeitung, Leipzig 1839, am 21. August 1839 berichtet. In der Liste der Privilegien von Eszter Fontana wird der Rahmen ebenfalls genannt, aber es fehlt die Nummer des Privilegiums und es ist auch kein Aktennachweis dazu vorhanden.   
Eine vergleichbare oder ähnliche Erfindung  mit der Nr. 3481 wurde 1842 eingereicht, von der Manufaktur  Streicher. 
               Will man die neuesten Fortschritte kennenlernen, so braucht man nur 100 Schritte weiter in den  Industriepalast zu gehen, und an den jüngsten Arbeiten von Friedrich Ehrbar, Ludwig Bösendorfer  und Emil Streicher den Abstand zu ermessen.
               … Das Fortepiano ist ein ganz anderes Instrument geworden; aus einer vergrößerten Zither ein verkleinertes Orchester. Vergleicht man… die ausgestellten alten Claviere mit den neuen, so begreift  man es, daß jetzt anders gespielt und anders für Clavier komponiert wird, als zu Haydn’s und zu  Mozart’s Zeiten. …

1843 wurde Hoxa  zum Obervorsteher der Bürgerlichen Wiener Klavierbauer gewählt und er hat dieses Amt zur allgemeinen Zufriedenheit seiner Innungskollegen, wie die spätere Ehrung vom März 1845 beweist; doch davon später.


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Flügel von Friedrich Hoxa, 1826

Exkurs über das Klavier zur Zeit von Friedrich Hoxa

Wer wenn nicht er,  Carl Czerny,  geb. 1791 in Wien und eben da 1857 gestorben, Pianist, Klavierpädagoge, Komponist und - "Musikjournalist" seiner Zeit, Vertrauter von Ludwig van Beethoven, für kurze Zeit der Lehrer von Franz Liszt - ist berufener über die Klaviere, Pianoforte, Hammerklavier, Flügel oder wie man den "Schwachstarkkasten" (Beethoven) sonst bezeichnen möchte, zu beurtieln

Schon die Fortepianos an sich werden mit  jedem Jahre durch neue Erfindungen und Verfeinerungen veredelt, und noch ist nicht abzusehen, wann dieses complicirte Instrument endlich als vollendet dastehen wird; und im selbigen Verhältnisse haben die Virtuosen unserer Zeit, durch ihr Spiel, sowie durch ihre Compositionen, der Behandlung des Fortepianos  eine Vollendung gegebn und dem Vortrage eine Vielseitigkeit abgewonnen, die man früher nicht ahnen konnte.

Carl Czerny, aus der Vorrede zur Klavierschule von August Eberhard Müller, 1825, zit. nach Hildebrandt, S. 122

  

Technische Neuerungen 

Tastatur

von der fünfoktavigen Tastatur zu den  sieben Oktaven

Die Tastenbreite war geringer als heute üblich

Häufig waren die Untertasten schwarz oder braun und die Obertasten weiß (auf dem Bild sind die Tasten - nach einer erfolgten Restaurierung  - wie heute  - Untertasten weiß, Obertasten schwarz

Spielmechanik: die Wiener Mechanik mit etlichen Varianten; die englische Mechanik war bekannt, wurde aber nur selten eingebaut. Bis ungefähr 1850 ist die Wiener Mechanik vorherrschend.


Johann Nepomuk Hummel (1778-1837), Komponist und Virtuose:

beschreibt anschaulich die spieltechnischen und klanglichen Unterschiede die Wiener wie der Englischen Mechanik; er - wie auch andere Zeitgenossen spielten beide Varianten.  

Der Wiener [Flügel] läßt sich von den zartesten Händen leicht behandeln. Er erlaubt dem Spieler , seinem Vortrag alle möglichen Nuancen zu geben, spricht deutlich und prompt an,  hat einen runden und flötenähnlichen Ton, der sich besonders in großen Lokalen, von dem akkompagnierenden Orchester gut unterscheidet, und erschwert die Geläufigkeit nicht durch zu große Anstrengung.

....

Dem englischen Mechanismus muß man wegen seiner Dauerhaftigkeit gleichfalls Recht widerfahren lassen. Diese Instrumente gestatten jedoch nicht den Grad von Fertigkeit wie die Wiener, indem sich der Anschlag der Tasten bedeutend gewichtiger anfühlt, sie auch viel tiefer fallen, und daher die Auslösung der Hämmer bei wiederholtem Tonschlag nicht so schnell erfolgen kann ... Dagegen bekommt der Gesang, und bekommen alle Bindungen auf diesem Instrument durch die Fülle des Tons einen eigenen Reiz und harmonischen Wohllaut.

zit. aus: Dieter Hildebrandt, Pianoforte, S. 61.f.


Die Stimmung, Feststellung der Tonhöhe

Der Weg war lang, kompliziert, die Stimmmungen so zahlreich wie es Theater, Instrumente - Ämter gab; die detaillierte Beschreibung kann in den einschlägigen Büchern gefunden werden. Jedenfalls: 1858 beschloß Napoleon III. das Schwingungs/Stimmungschaos zu regulieren (fast ist man versucht zu sagen, schon wieder Napoleón!) . Auf dem Pariser Kongress wird der Kammerton a festgelegt auf 435 Doppelschwingungen/870 Einzelschwingungen (diapason normal).

Es dauerte etliche Jahre bis sich alle anderen Länder, national wie international dieser Entscheidung anschlossen.  

Detail am Rande: das Fehlen einer einheitlichen Stimmung hatte auch marktwirtschaftliche Konsequenzen für die Instrumetenbauer, wenn sie stark exportorientiert arbeiteten - und für die Sänger, die für jedes Engagement an ein anderes Opernhaus auf die dort jeweils gebräuchliche Stimmung einstellen mußten.


Dazu folgende Meldung aus der Allgemeinen Musikalischen Zeitung, Leipzig vom 21. August 1839, S. 666ff.

Bericht über die Gewerbs-Produkten-Ausstellung, k.k. Polytechnische Schule in Wien

Beginnt mit der Namensliste der Teilnehmer ( 29 ) und die Namen der Juroren, dann folgt die Beschreibung der ausgestellten Instrumente und ihrer Innovationen:

… Das Verdienst einer neuen, die Haltbarkeit der Stimmung bezweckenden Erfindung gebührt Herr Friedrich Hoxa, welcher zwei, nach seiner originellen Idee gebaute Instrumente zur Schau stellte. Diese sind an äusserer Form, Gestalt und Grösse den gewöhnlichen Flügeln zwar durchaus ähnlich; das eigentliche Korpus jedoch – Anhängeleiste, Stimmstock und Verspreizung – ist von Gußeisen , alle Bestandtheile mit einander verbindend; und aus demselben Metalle sind auch die stifte, woran der Saitenzug befestigt ist, gleich wie die Stimmnägel angefertigt. Dieses Korpus steht mit den bekleidenden Aussenwänden nicht im geringsten Konflikt, so dass selbe, wie ein Futteral abgehoben werden können, weshalb das erforderliche Material nach gefallen von Holz, Leder, Metall u.s.w. gewählt werden kann, indem jede Verbindung mit dem Korpus aufgehoben ist, durch dessen gegenwärtige Umgestaltung das bisherige Springen, Brechen, Nachlassen u, dergl., so wie jeder zufällige athmosfärische Einfluss, Witterungs-und Temperaturwechsel, nunmehr gänzlich beseitigt ist und schlechterdings keine nachhaltige Wirkung ferner zu üben vermag. Eben weil der Resonanzboden von dem spannenden Druck der Saiten vollkommen befreit erscheint und selbständig unabhängig ertönt, wird jede im Laufe der Zeit sich ereignende Tonveränderung , welcher sogar die besten Instrumente unterliegen, platterdings unmöglich gemacht.

Auch die Klaviatur ist wahrhaft zweckmäßig simplifiziert. Jede isolierte Taste lässt vereinzelt sich herausnehmen, ohne daß zu solchem Behuf die ganze Maschine hervorgezogen zu werden braucht, wobei das Hammerwerk nicht seltene Beschädigung erleidet; desgleichen

dient eine leichte Vorrichtung, um mittels Verschiebung augenblicklich eine halbtönige Transposizion zu bewirken .

Anschlag und Traktament erfüllen alle Wünsche; der Ton ist voll, kräftig und klingend; in den höchsten Corden klar und durchgreifend, so wie der Subbass männlich sonor. …

 Der Schlußsatz lautet:

… Wie verlautet sind zur Verleihung  der Medaillen und Belobungsdiplome, nach vier gesonderten Stufenklassen, die Herren Bösendorfer, Deutschmann, Gross, Hafner, Hoxa …  als Prämianten in Vorschlag gebracht und der k.k. Hofkammer zur Entscheidung vorgelegt worden.


Kommentar zu den Gewerbs- und Produkten-Ausstellungen 1835, 1839, 1845 in der k.k. Residenzstadt Wien

Diese drei Ausstellungen war Leistungsschauen der frühindustriellen Zeit in den habsburgischen Ländern; es wurde alles präsentiert, was innovativ und entwicklungsfähig war. Diese lokalen Präsentationen ( es gab vergleichbare Ausstellungen auch andernorts) wurden mit der ersten Weltausstellung in London, 1851, quasi gebündelt, zeigten die Resultate der immer mehr aufstrebenden Industrie und des Gewerbes..  

1835 Erste allgemeine Gewerbs-Producten-Ausstellung vom 1. – 30.September 1835 in den Redoutensälen

1839 Zweite allgemeine österreichische Gewerbs-Producten-Ausstellung

1845 Dritte allgemeine österreichische –Gewerbs-Producten-Ausstellung 

Für diese Ausstellung wurde auf dem Vorplatz des Polytechnikums eine eigene Halle  errichtet. Das Polytechnikum wurde 1872 in      Technische Hochschule umbenannt.  Standort: damals wie heute im Bezirk Wieden.

 Zu diesen Ausstellungen gab es auch Publikationen/Führer durch die Ausstellung

1846 erschien ein zweibändiges Werk über die Dritte Ausstellung: Bericht über die dritte Allgemeine österreichische Gewerbe-Ausstellung in Wien

Der zweite Band enthält umfangreiche Berichte über die gezeigten musikalische Instrumente, p. 813-849

Speziell über das Pianoforte , p. 813- 834, sowie über Pianinos. Das aufrecht stehende Klavier wurde im Kaiser-Salon ausgestellt, p. 738, 817, 819

Alle drei Austellungen wurden von der Presse publizistisch begleitet und ausführlich kommentiert.

Der Partner von Friedrich Hoxa war Michael Jos(eph) Kinderfreund, Musikmeister aus Prag, Niclasplatz Nr.28


Hammerköpfe: das Material war ursprünglich feines Leder, Filz (eine sehr spezielle Webart) wurde erst später üblich

Lyra und Pedale: die beiden Standardpedale, links una corda/Verschiebung der gesamten Spieltechnik, rechts das Dämpferpedal/Aufhebung der Dämpfer, werden ergänzt dem Geschmack der Zeit entsprechend durch Pedale,  auch mit Wunsch nach erweiterter Klangwirkung - nach orchestralem Klang . Diese Klangvarianten sind:  sehr beliebt war das sogen. Janitscharenpedal (Musik der Janitscharen - Reminiszenz an die Türkenkriege usw.), Fagott, Horn usw. ; es gab dann noch ein drittes Regal in der Mitte, das die Funktion des Moderators - der Klangveränderung - übernahm.

Weitere technische Veränderungen gab es bei den Stimmnägeln, den Saiten, Kapseln usw. Die wichtigste Veränderung erfuhr der Resonanzboden

Der Rahmen(für die Saitenbespannung) war aus Holz; Hoxa erfand den Gußeisenrahmen, nutzte ihn für seine Instrumente, ohne diese Erfindung aber zum Privileg anzumelden.  

  

Zum Resonanzboden meldet die Laibacher Zeitung, Beilage Amtsblatt vom 5.Juli 1831,  unter der Rubrik 25, S. 574:

Verbesserung an den Klavieren von Friedrich Hoxa und Michael Kinderfreund in Wien, (privil. am 13.März 1826.) Ober den Saiten liegt ein, aus zwei Resonanzböden bestehender Tonboden , welcher ein Zoll von den Saiten entfernt ist, und wovon jeder dieser Böden Rippen hat. In dem unteren, gegen die Saiten zu gerichteten Resonanzboden , sind Schalllöcher angebracht, und auf diese Weise wird, indem beide –Resonanzböden in Wirksamkeit treten, der Effekt hervorgebracht, als wenn der Resonanzboden 16 Quadratschuh Flächenmaß hätte. Die beiden Resonanzböden sind mitelst vier Leisten so zusammen geleimt, daß sie in einer Entfernung von 1 ½ Zoll voneinander, ein solides Ganzes bilden.


Die Saitenbespannung

Sehr lange Zeit wurden die Saiten parallel gespannt; es war die Firma Steinway, New York, die die gekreuzte Saitenbespannung (1859 erhielt Steinway dafür das Patent)  erstmals einführte.  Der Vorteil der gekreuzten Bespannung: (pauschal formuliert) bessere Stimmhaltung sowie die größere Stabilität des Rahmens durch die spieltechnische Belastung. Dazu gehörte auch der Rahmen aus Gußeisen.  

Am 17. August 1840  meldet "die Musik soll nächstens aus Gußeisen werden"

Münchner Morgenblatt vom 17.August 1840:

Auch die Musik soll nächstens von Gußeisen werden. So baut gegenwärtig der Instrumentenmacher Fr.Hoxa in Wien Pianoforte's (Flügel) von Gußeisen.

Diese Piano's sind an Gestalt, Form und Größe den gewöhnlichen Wienerflügeln gleich, und unter angerühmten Eigenschaften heben wir folgendes aus.

Der eigentliche innere Bau oder Korpus, nämlich der Stimmstock, die Anhängeleisten und die Verspreitzung, welche die eigentliche Dauer der Stimmhaltung bezwecken, und sonst  bei allen dergleichen Instrumenten von Holz sind, ist hier von Eisen in einem Gusse zusammenverbunden, die Stiften, woran die Saiten hängen, so wie die Ststimmnägel stecken in Eisen.

Das Instrument ist demnach dadurch von jedem Verderben gesichert, es kann daran nichts springen, brechen oder der Leim nachlassen, da keiner an diesen Theilen vorhanden ist, und daher auch die Temperatur nicht nachtheilig einwirken kann.

Sie sind daher dem Verstimmen nicht so unterworfen und dürfen im Jahre höchstens zweimal gestimmt werden  ...


Die Klaviermanufaktor HOXA, Wien

Schon seinen Lebzeiten wurden die Instrumente aus der Manufaktur HOXA hoch bewertet, sehr geschätzt – und auch die Instrumente, die seine Schüler später in den eigenen Werkstätten herstellten;  der Kundenkreis der Manufaktur war nicht auf Wien beschränkt,  und die Beliebtheit seiner Instrumente mag auch darin zu finden sein, daß er nicht nur hochpreisige Instrumente produzierte, sondern preisgünstige Instrumente für den schmalen Geldbeutel.
Hoxa war auch ein gefragter Exporteur. Er exportierte seine Instrumente vorwiegend  in die Regionen des Vorderen Orient, u.a. in die Türkei, nach Ägypten. Die Konstruktion sowie die Ausstattung der Instrumente hielten den extremen klimatischen Bedingungen in diesen Regionen problemlos stand, als da sind: Stimmhaltung, leichte Spielüarkeit und robustes "Innenleben" durch verstärkte Nutzung  von Metall statt Holz.                                                                                                             
Ein Zeitgenosse, Carl Joseph Kinderfreund, Komponist, Berichterstatter, Reisender, Kinderbuchautor berichtet in seinem „Album für Geist und Herz“, Wien 1852 von seinen Konzertreisen, von der mühsamen Suche nacheinem geeigneten Instrument für einen Klavierabend in Böhmen, p.311. und er ist voller Lob über den hervorragenden Klang des Instruments, schwärmt geradezu von dessen guter Spielmanier.
… Hier sollte nun mein Konzert gegeben werden.
Meine erste Sorge ging nun dahin, die Herleithung eines Pianos zu bewerkstelligen und wie angenehm wurde ich nicht überrascht in dem dortigen Klaviermacher, Herrn Batsa, einen mir schon vor vielen Jahren bekannten Mann zu finden, und zwar, als er noch in Wien bei dem renomierten bürgerlichen Klaviermacher Herrn Friedrich Hoxa in der Arbeit war …“
 Er berichtet weiter, als Annotation zu seinem Reisebericht über Friedrich Hoxa:
Herr Hoxa, Repräsentant der bürgerlichen Klaviermacher in Wien, besitzt ein eigenthümliches Talent, gute Zöglinge zu bilden. So kannte ich bei dem rühmlichst bekannten Klaviermacher Herrn Schweighofer, den sogenannten Ausarbeiter, so werden gewöhnlich bei den Klaviermachern jene genannt, die die letzte Feile an das Instrument anlegen.
Herrn Filippi, ein Italiener, dessen ich mich noch erinnere, als er bei Herrn Hoxa in der Lehre war. Ebenso ist der Klaviermacher Herr Wittenz in Laibach ein Zögling desselben, und welcher bei der Industrie-Ausstellung die Goldene Medaille erwarb. 


 
 Anmerkung:
Johann Michael Schweighofer (1806-1852), kommt aus einer Klaviermacherfamilie
1832 gründet er eine eigene Manufaktur in Wien. Der bei Kinderfreund erwähnte Schweighofer muß ein anderer sein.
Batsa war ebenfalls ein Klavierbauer in Wien
Bendict Filippi, Claviermacher in Wien zwischen 1852 – 1871

1843' wurde Hoxa  zum Obervorsteher der Bürgerlichen Wiener Klavierbauer gewählt und er hat dieses Amt zur allgemeinen Zufriedenheit seiner Innungskollegen ausgeübt, wie die spätere Ehrung vom März 1845 beweist; doch davon später. 


Gefälschte Markenklaviere ?

Kaum im Amt mußte er sich bereits mit diesem geschäftschädigenden Mißstand auseinandersetzen. Eine Meldung vom 5.Juni 1844 in der Wiener Zeitung berichtet darüber, daß die Fälscheraffaire sehr weite Kreise gezogen hat; sie erreichte auch die Niederlassungen der Wiener Klaviermacher im Königreich Ungarn.  die oben genannte Meldung bezieht sich auf eine Klavierbauer, Wendelin Peter, der in Ofen tätig ist und in seiner Niederlage/Niederlassung/Werkstatt auch Instrumente der Wiener Klavierbauer ausstellte und verkaufte. Man warf ihm vor, u.a. ein Instrument mit einen gefälschten Etikette von Streicher angeboten zu haben. Die Wiener Kollegen widersprachen diesem vorwurf unisono und erklärten, daß sie volles Vertrauen in die Integrität des Kollegen in Ofen hätten. Dieser Kundmachung folgte die Bestätigung des Innungs-Verein, am 26.Mai 1844, unterzeichnet von Hoxa und Tomaschek  

Vereinigte Ofner-Pesther Zeitung vom 12.März 1845 

 Die Fortepiano-Verfertiger der k.k.Haupt-und Residenzstadt  Wien, sowohl bürgerliche als befugte finden sich im Interesse eines hohen Adels, und geehrten Pubikums der pl.l. Reisenden, Commissionärs und Fortepianobesorger veranlaßt, sowie zur Erhaltung des guten Rufes und Credits, welchen sich die Wiener Fortepiano-Fabrikation erworben hat, Folgendes zur öffentlichen Kenntnis zu bringen: Da es immer häufiger in Wien vorkömmt, daß Individuen, welche weder die Berechtigung, noch viel weniger die nöthigen Kenntnisse zum Clavier-Instrumentenbau  besitzen, sich dennoch mit Verfertigung solcher Instrumente befassen, selbe dann direct, oder durch sogenannte Clavierhändler absetzen, und zur besseren Erreichung ihres Zweckes nicht selten die Firmen berechtigter wirklicher Clavier-Instrumenten Verfertiger mißbrauchen, so sehen sich die Wiener bürgl. und befugten Clavier-Instrumentenmacher ,  zur Wahrung ihres guten Rufes bemüßigt, das musikalische Publikum auf diesen Unfug aufmerksam zu machen und zu erklären, daß Jeder von ihnen seinen Vorrath  an fertigen Fortepiano’s nur in seinem Arbeits-Local aufgestellt hat, und keine besondern Niederlagen oder Verkaufsgewölbe weder für sich allein, noch in Verbindung mit einem oder mehreren seiner Collegen hält, und mithin nur für die Güte und Dauer jener Instrumente bürgen können, welche in ihrer eigenen Wohnung und Werkstätte erkauft oder schriftlich bestellt werden, keineswegs aber für solche, welche in unbefugten Winkelwerkstätten verfertigt, und in der Niederlage eines solchen Clavierhändlers mit ihrem Namen versehen, erkauft werden.

F.Hoxa, A.Tomaschek'', Repräsentanten

Involviert war ein Claviermacher aus London nach Wien zurückgekehrt, Friedrich Dirr.  Wie die Affaire tatsächlich geendet hat, meldet die Wiener Zeitung nicht; in den Meldungen vom Mai 1847 ist von gerichtlicher Klärung die Rede.  

Wenn man die Affaire rund um die behaupteten Fälschungen, die durch die Kundmachungen in der "Wiener Zeitung", dem offiziellen Amtsblatt richtig deutet, dann lesen sich die veröffentlichten Texte in ihrer Zusammenfassung  wie eine Campagne einiger Wiener Klavierbauer gegen die Konkurrenz englischer Novitäten im Klavierbau, insbesondere der Spielmechanik.

Die Ernennung zum Obervorsteher der bürgerlichen Klavierbauer ist eine hohe Anerkennung für die Manufaktur und ihren Meister, Friedrich Hoxa. Er leitet diese Amt mit großem Engagement - wie die oben erzählte Episode erkennen läßt. Doch der große Erfolg, das öffentliche Spielen auf seinen Instrumenten - von den Virtuosen, den einheimischen wie den gastierenden - bleibt ihm versagt. 

Über die Gründe, die Ursachen kann man nur rätseln. In den der30er Jahren, zur Zeit der beiden Gewerbs-und Prudcten-Ausstellungen ist er ebenso erfolgreich wie z.B. Ignaz Bösendorfer oder die Manufaktur Streicher. 

Die Manufaktur Nanette und Anton Streicher war eine alteingesessene Wiener Manufaktur;  war Nanette Streicher, selbst Klavierbauerin, eine enge Vertraute Ludwig van Beethovens. (Chronologisch möchte ich daran erinnern, daß Beethoven, 1827 in Wien gestorben, dem Musikleben der Stadt  Wien seinen "Stempel" aufgedrückt hatte)

In der Manufaktur Streicher in der Vorstadt, auf der Landstraße, gab es neben den Werkstatt - und Schauräumen einen Konzertsaal; Streicher stellte diesen Saal - auch kostenlos - einheimischen Virtuosen und Gastvirtuosen zur Verfügung. Wien besaß noch keinen großen öffentlichen Konzertsaal, auch nicht nach der Gründung der Gesellschaft der Musikfreunde, 1812. Wer auftreten wollte, mußte sich erst einen Saal suchen, mieten usw. - alles auf eigene Kosten. Ein kostenfrei zur Verfügung gestellter Raum, und sei es in der Vorstadt.

Anders die Ausgangsposition von Ignaz Bösendorfer. Als er seine eigene Firma gründete, übergab ihm sein Lehrherr Josef Brodmann, die Werkstatt, das Haus in der Vorstadt Josefstadt. Teil dieser Übergabe waren auch die Mitarbeiter der Manufaktur sowie - und das war ein nicht zu unterschätzender Anteil, den Kundenstamm und das damit verbundene "Netzwerk". 

Nicht zuletzt war es aber auch die allgegenwärtige "Macht der Presse" - die gibt es nicht erst seit dem 20.Jh. - , die den Erfolg der jungen Firma Ignaz Bösendorfer wesentlich steuerte. Die "Wiener Theaterzeitung" von Adolf Bäuerle begleitete mit ihren Besprechungen das Wiener Theater,- Opern,- Konzertleben, berichtete über anreisende, anwesende, abreisende Künstler. Als Franz Liszt 1838 in Wien wieder einmal auftrat, stellte Adolf Bäuerle die (provokante?) Frage und Feststellung, warum denn der berühmte Virtuose immer noch einen Conrad Graf spiele, warum denn nicht einen Bösendorfer, der seinen spieltechnischen Ansprüchen wesentlich mehr entsprechen würde.    Es sollte allerdings bis 1846 dauern bis Liszt dann erstmals einen Bösendorfer in einem öffentlichen Konzert spielte.  

Friedrich Hoxa, so läßt sich vermuten, als nach Wien zugewanderter Handwerker und Klavierbauer, genoß zwar hohes Ansehen, Anerkennung, aber ihm fehlte der "background" der alteingesessenen Firmen; möglicherweise sind auch die persönlichen Schicksalsschläge, Tod seiner Frau wie der Kinder in den 1820er Jahren Teil der geringen öffentlichen Wirksamkeit der Firma.  Die geringe  Publizität des Klavierbauers Hoxa, der Person Friedrich Hoxa belegt auch die Tatsache, daß kein Porträt  überliefert ist; zumindest ist bis heute keines bekannt.  

In den Jahren nach 1850, nach seiner Beteiligung an der Londoner Weltausstellung 1851 wird es "im Blätterwald" still um ihn. Der letzte öffentliche Hinweis auf den Klavierbauer Hoxa, findet sich 1859 bei einem Spendenvermerk für eine Schule sowie die Nennung im Handelsschematismus als Vorsteher der Klavierbauer  für das Jahr 1860. Danach verliert sich seine Lebensspur. 

Nur in den Annoncenteilen der Tageszeitungen unter der Rubrik Instrumente findet sich bis Anfang 1900 immer wieder der Name Hoxa - ein Klavier, ein Flügel aus seiner Werkstatt, mit seinem Firmenschild , wird zum Verkauf angeboten.