Friedrich Hoxa, ein Wiener Klavierbauer

Aus Dagmar Saval Wünsche

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Die Wiener Klavierbauer zwischen 1800 -1850

 Text in Vorbereitung

Die Wiener Klavierbauer zwischen 1800 - 1850  zählen, wie ihre Kollegen in London, Paris zu den innovativsten ihrer Zunft. Es wird experimentiert, geprüft, verworfen, man trifft sich zum Fachgespräch ... tauscht Erfahrungen aus - neudeutsch würde man das netzwerken/networking nennen ... und arbeitet zwar nicht konkret mit den Komponisten/Pianisten/Virtuosen zusammen, von Ausnahmen einmal abgesehen, wie Beethoven oder Liszt. Die immer größeren Räume, Konzertsäle,  die veränderte Spieltechnik der Pianisten (die damals meistens noch auch Komponisten sind) sind für die Instrumentenbauer eine willkommene Herausforderung; der Höhepunkt dieser Entwicklung ist erreicht als Liszt verkündet: "Le concert c*est moi"  - aus dem zart klingenden Hammerflügel wird der orchestrale Konzertflügel.

 „Klavierbauer“ als Berufsbezeichnung war in der Zeit des Biedermeier eine Novität; anfangs galt der Klavierbauer  als Tischler und war damit an seine Zunft des holzverarbeitenden Gewerbes gebunden. Das neu entstandene Gewerbe „Klavierbauer“ war frei, d.h. es unterlag keinen Zunft gebundenen Regularien, genoß aber auch nicht den Schutz, den die Zunft ihren Mitgliedern bieten konnte.


Es gab im biedermeierlichen Wien bis zum Jahr 1850 rund 200 Klaviermanufakturen. Darüber berichtet ein Artikel in der „Beilage der Neuen Freien Presse, Die Internationale Ausstellungs-Zeitung“, Juni 1873, S.3, erschienen während der Weltausstellung 1873. In der Ausstellung wurden in einer Extra-Schau historische Instrumente gezeigt, um die „Geburtsstunde “ des Wiener Klavierbaus vorzuzeigen:
              …  Conrad Graf, der in Wien 1851 starb. Schon während seiner Lebensjahre waren J.B. Streicher  und Ignaz Bösendorfer als Claviermacher ersten Ranges in seine Stellung getreten. Nach Conrad Graf  schätzte man zur Zeit in Wien besonders Brodmann und Leschen. …
              J.Brodmann war der Vorgänger Ignaz Bösendorfer’s.  Die Pianoforte des Letzteren trugen anfangs die Aufschrift „Ignaz Bösendorfer, vormals Brodmann“; ein solches benützte Grillparzer durch volle 40 Jahre, es steht noch in seinem unverändert erhaltenen Studierzimmer in der Spiegelgasse. Ignaz Bösendorfer’s im Jahre 1828 gegründetes Geschäft blühte rasch auf, und seine vortrefflichen Claviere   standen in den Vierziger – und Fünfziger Jahren mit den Streicher’schen zuhöchst in der Mode.
              Ignaz  Bösendorfer war ein tüchtiger Praktiker von großer Arbeitskraft, J.B. Streicher nebenbei ein erfinderischer Kopf. Schon seine Herkunft, der pianistische Adel des Doppelwappens Stein und Streicher  mußten ihn ehrgeizig machen, auch konnte zu jener Zeit keiner seiner Berufsgenossen sich einer so gründlichen wissenschaftlichen Bildung und so wohl großer Reisen rühmen. … Schon im Jahre 1824               baute er Fortepianos in Flügelform „mit Hammerschlag von oben“… .
              Im Jahre 1830 nahm er ein Patent auf seinen „Stoßzungen-Mechanismus“, eine Art Übergang von der Wiener zur englischen Clavier-Construction. … Schließlich ist die Wiener Clavier-Fabrication noch durch einen … Flügel von Karl Stein aus der Mitte der Vierziger-Jahre vertreten. … Als Begründer der  Pianino – Fabrication in Österreich darf man Martin Seuffert  ansehen, insofern er der Erste war,              welcher die früher sehr unvollkommene Form des „Piano droit“  schon im ersten Decennium  dieses  Jahrhunderts zu bedeutender Ent-wicklung brachte und salonfähig machte. …
              Mehr Aufsehen machte F. Hoxa in Wien, der 1835 Pianos mit doppelten Resonanzböden baute  und  die Hauptteile seiner Klaviere (Corpus, Stimmstock, Anhängleiste und Verspreizung) in einem Stück aus  Gusseisen herstellte. …
              Will man die neuesten Fortschritte kennenlernen, so braucht man nur 100 Schritte weiter in den '  Industriepalast zu gehen, und an den jüngsten Arbeiten von Friedrich Ehrbar, Ludwig Bösendorfer  und Emil Streicher den Abstand zu ermessen.
               … Das Fortepiano ist ein ganz anderes Instrument geworden; aus einer vergrößerten Zither ein verkleinertes Orchester. Vergleicht man… die ausgestellten alten Claviere mit den neuen, so begreift  man es, daß jetzt anders gespielt und anders für Clavier komponiert wird, als zu Haydn’s und zu  Mozart’s Zeiten. …

Friedrich Hoxa, 1793 – gestorben nach 1858,  Klavierbauer,  war ein sehr erfindungsreicher Mann.

Eine Meldung der Laibacher Zeitung, Beilage Amtsblatt vom 5.Juli 1831:

Unter der Rubrik 25, S. 574 findet man:


Verbesserung an den Klavieren von Friedrich Hoxa und Michael Kinderfreund in Wien, (privil. am 13.März 1826.) Ober den Saiten liegt ein, aus zwei Resonanzböden bestehender Tonboden , welcher ein Zoll von den Saiten entfernt ist, und wovon jeder dieser Böden Rippen hat. In dem unteren, gegen die Saiten zu gerichteten Resonanzboden , sind Schalllöcher angebracht, und auf diese Weise wird, indem beide –Resonanzböden in Wirksamkeit treten, der Effekt hervorgebracht, als wenn der Resonanzboden 16 Quadratschuh Flächenmaß hätte. Die beiden Resonanzböden sind mitelst vier Leisten so zusammen geleimt, daß sie in einer Entfernung von 1 ½ Zoll voneinander, ein solides Ganzes bilden.

 Ein weiteres spieltechnisches Problem war die Haltbarkeit der Stimmung (noch gab es keine allgemein verbindliche europaweite und später globale Stimmung )  - doch für die Dauer eines Konzertabends oder auch für den privaten Gebrauch sollte die Stimmung stabilisiert sein.

Dazu folgende Meldung aus der Allgemeinen Musikalischen Zeitung, Leipzig vom 21. August 1839, S. 666ff.

Bericht über die Gewerbs-Produkten-Ausstellung, k.k. Polytechnische Schule.

Beginnt mit der Namensliste der Teilnehmer ( 29 ) und die Namen der Juroren, dann folgt die Beschreibung der ausgestellten Instrumente und ihrer Innovationen:

… Das Verdienst einer neuen, die Haltbarkeit der Stimmung bezweckenden Erfindung gebührt Herr Friedrich Hoxa, welcher zwei, nach seiner originellen Idee gebaute Instrumente zur Schau stellte. Diese sind an äusserer Form, Gestalt und Grösse den gewöhnlichen Flügeln zwar durchaus ähnlich; das eigentliche Korpus jedoch – Anhängeleiste, Stimmstock und Verspreizung – ist von Gußeisen , alle Bestandtheile mit einander verbindend; und aus demselben Metalle sind auch die stifte, woran der Saitenzug befestigt ist, gleich wie die Stimmnägel angefertigt. Dieses Korpus steht mit den bekleidenden Aussenwänden nicht im geringsten Konflikt, so dass selbe, wie ein Futteral abgehoben werden können, weshalb das erforderliche Material nach gefallen von Holz, Leder, Metall u.s.w. gewählt werden kann, indem jede Verbindung mit dem Korpus aufgehoben ist, durch dessen gegenwärtige Umgestaltung das bisherige Springen, Brechen, Nachlassen u, dergl., so wie jeder zufällige athmosfärische Einfluss, Witterungs-und Temperaturwechsel, nunmehr gänzlich beseitigt ist und schlechterdings keine nachhaltige Wirkung ferner zu üben vermag. Eben weil der Resonanzboden von dem spannenden Druck der Saiten vollkommen befreit erscheint und selbständig unabhängig ertönt, wird jede im Laufe der Zeit sich ereignende Tonveränderung , welcher sogar die besten Instrumente unterliegen, platterdings unmöglich gemacht.

Auch die Klaviatur ist wahrhaft zweckmäßig simplifiziert. Jede isolierte Taste lässt vereinzelt sich herausnehmen, ohne daß zu solchem Behuf die ganze Maschine hervorgezogen zu werden braucht, wobei das Hammerwerk nicht seltene Beschädigung erleidet; desgleichen

dient eine leichte Vorrichtung, um mittels Verschiebung augenblicklich eine halbtönige Transposizion zu bewirken .

Anschlag und Traktament erfüllen alle Wünsche; der Ton ist voll, kräftig und klingend; in den höchsten Corden klar und durchgreifend, so wie der Subbass männlich sonor. …

 Der Schlußsatz lautet:

… Wie verlautet sind zur Verleihung  der Medaillen und Belobungsdiplome, nach vier gesonderten Stufenklassen, die Herren Bösendorfer, Deutschmann, Gross, Hafner, Hoxa …  als Prämianten in Vorschlag gebracht und der k.k.Hofkammer zur Entscheidung vorgelegt worden.

 

Nur : für diese Erfindung hat Hoxa kein Privilegium eingereicht. Zumindest ist keines nachweisbar. 


Es wäre eine Sensation gewesen für die Weiterentwicklung des Klavierbaus, noch in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts. Denn: die Holzrahmen der Instrumente genügten dem zunehmenden Anspruch der Virtuosität der Pianisten immer weniger, daher auch die Anekdote der „zertrümmerten“ Klaviere/Flügel eines Franz Liszt  .