Meine Werkzeuge

Anmelden

Änderungen

Aus Dagmar Saval Wünsche

Wechseln zu: Navigation, Suche

Friedrich Hoxa, ein Wiener Klavierbauer

2.515 Byte hinzugefügt, 21:46, 9. Nov. 2022
keine Bearbeitungszusammenfassung
=== ===
===Vorwort===
 
„''''' hier ist doch sicher Klavierland''''' „ … Die große Zahl der Klaviermanufakturen in Wien bestätigt diesen Ausruf des jungen Mozart als dieser in der kaiserlichen Residenzstadt – auf Tournee mit Vater Leopold und Schwester Nannerl  - ankam . Si non è vero è ben trovato!,&nbsp; aber eines trifft mit Gewißheit zu: die k.k. Residenzstadt Wien ist Ende des 18.Jh. und bis ungefähr 1850 ein bedeutendes&nbsp; Zentrum des Klavierbaus;&nbsp; mit Paris und London im erfinderischen  Wettstreit aus der Sicht von heute.<span style="color: #0000ff;">                                                                                   </span>
Kriege, Revolution, Repression durch Zensur, Inflation, Seuchen    -  doch nichts hält die in diesen Jahrzehnten  entstehende Parallelwelt auf:  die von England ausgehende Frühindustrialisierung breitet sich nahezu ungebremst in Europa aus. Die wirtschaftlichen Strukturen verändern sich radikal, aus Handwerksbetrieben, oft noch zunftgebunden, werden größere oder kleinere Industriebetriebe. Das Symbol für diese rasante Veränderung: die Eisenbahn&nbsp;und die lokalen Industrie-Schauen; gebündelt 1851 werden sie zur Weltausstellung in London. Weitere werden folgen.
 
===1823 und die Folgen===
 
Das Adressverzeichnis von Anton Ziegler für die k.k. Residenzstadt Wien meldet einen '''Friedrich Hoxa''' als "'''befugten Klavierbauer'''", seit '''1823''' in Wien ansässig und tätig. In den vielen dicken Folianten über die Wiener Instrumentenszene&nbsp; findet sich dieses Datum ebenfalls immer mit dem Hinweis, das wäre das Jahr seiner Ankunft in Wien.
Der junge Handwerker läßt sich in Wien nieder; das angegebene Ankunftsjahr 1823 ist realiter wohl kaum zutreffend, denn zu diesem Zeitpunkt ist Hoxa verheiratet, hat  und eine Wohnung (und Werkstatt*) in der Vorstadt Alt-Wieden+, die  für 1824 erneut genannt wird. Und er ist auch bereits Familienvater.  Seine Frau Aloysia, geborene Groyer, ist eine verwitwete Teschmayer. Sie dürfte nicht unvermögend gewesen sein. 1819 kommt  Tochter Karoline zur Welt; mehr wissen wir nicht. Es könnte sein, daß sie gleich nach der Geburt gestorben ist, ein damals weit verbreitete Geschehen, die Ursache waren vor allem die mehr als unzulänglichen medizinischen und hygienischen Verhältnisse; die Kindersterblichkeit, vor allem unmittelbar nach der Geburt, war hoch. 1821 folgt der "Stammhalter" Friedrich,  1826 kommt noch ein kleiner Nachzügler, Rudolph.  
*<span style="color: #ff0000;">Anmerkung: Es war damals üblich, Wohnung und Werkstatt unter einem Dach zu haben; Arbeit und das täglichen Leben bildeten eine organische Einheit.   </span>
<span style="color: #ff0000;">+ Vorstadt Alt Wieden: die eigentliche Residenzstadt Wien war noch von den mittelalterlichen Festungsanlagen umgeben; im Laufe der Jahrhunderte hatten sich rund um dieses Zentrum aus kleinen Ansiedlungen erst Dörfer, später immer mehr zusammenwachsende Gemeinden entwickelt. Mit den Türkenkriegen von 1529 und 1683 wurde ein zweiter Schutzwall, der Linienwall,  um die S</span><span style="color: #ff0000;">tadt und die Dörfer gelegt. Die Vorstadt Alt-Wieden lag nahe der Stadtmauer, es ist der heutige  vierte Wiener Gemeinde-Bezirk Wieden. </span>
=====[[Datei:1flügelhoxa_(2).jpg|thumb|right|907x812px]]=====
===== =====
===== Flügel Flügel von Friedrich Hoxa, 1826=========Exkurs,===='''Carl Czerny  (1791 -1857)''' Carl Czerny,  Pianist, Klavierpädagoge, Komponist und - wenn man Teile seines kompositorischen Werkes nimmt war er der "Musikjournalist" seiner Zeit. Im Zeitalter  ohne Medien kam es auf die Schnelligkeit der Produktion der Novitäten für das klavierspielende Publikum an. Czerny  schrieb - meist in Nachtarbeit nach einem Opernbesuch, einem Konzert, die Klavierfassung für den Verleger (in der Regel war es Tobias Haslinger), damit der Notendruck möglichst noch am nächsten Tag in der Musikalienhandlung vorrätig war.  <span style="color: #ff0000;">Schon die Fortepianos an sich werden mit  jedem Jahre durch neue Erfindungen und Verfeinerungen veredelt, und noch ist nicht abzusehen, wann dieses complicirte Instrument endlich als vollendet dastehen wird; und im selbigen Verhältnisse haben die Virtuosen unserer Zeit, durch ihr Spiel, sowie durch ihre Compositionen, der Behandlung des Fortepianos  eine Vollendung gegebn und dem Vortrage eine Vielseitigkeit abgewonnen, die man früher nicht ahnen konnte.</span> aus der Vorrede zur Klavierschule von August Eberhard Müller, 1825, zit. nach Hildebrandt, S. 122
====Exkurs====
Die Erweiterung der Tastatur, die technischen Neuerungen 
Spielmechanik: die Wiener Mechanik mit etlichen Varianten; die englische Mechanik war bekannt, wurde aber nur selten eingebaut. Bis ungefähr 1850 ist die Wiener Mechanik vorherrschend.
 
 
'''Johann Nepomuk Hummel (1778-1837), Komponist und Virtuose''':
 
beschreibt anschaulich die spieltechnischen und klanglichen Unterschiede die Wiener wie der Englischen Mechanik; er - wie auch andere Zeitgenossen spielten beide Varianten.  
 
<span style="color: #ff0000;">''Der Wiener [Flügel] läßt sich von den zartesten Händen leicht behandeln. Er erlaubt dem Spieler , seinem Vortrag alle möglichen Nuancen zu geben, spricht deutlich und prompt an,  hat einen runden und flötenähnlichen Ton, der sich besonders in großen Lokalen, von dem akkompagnierenden Orchester gut unterscheidet, und erschwert die Geläufigkeit nicht durch zu große Anstrengung.''</span>
 
<span style="color: #ff0000;">''....''</span>
 
<span style="color: #ff0000;">''Dem englischen Mechanismus muß man wegen seiner Dauerhaftigkeit gleichfalls Recht widerfahren lassen. Diese Instrumente gestatten jedoch nicht den Grad von Fertigkeit wie die Wiener, indem sich der Anschlag der Tasten bedeutend gewichtiger anfühlt, sie auch viel tiefer fallen, und daher die Auslösung der Hämmer bei wiederholtem Tonschlag nicht so schnell erfolgen kann ... Dagegen bekommt der Gesang, und bekommen alle Bindungen auf diesem Instrument durch die Fülle des Tons einen eigenen Reiz und harmonischen Wohllaut.''</span>
 
zit. aus: Dieter Hildebrandt, Pianoforte, S. 61.f.
 
 
 
 
Hammerköpfe: das Material war ursprünglich feines Leder, Filz (eine sehr spezielle Webart) wurde erst später üblich