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Das kkk - ein ganz besonderes Theater in Wolfenbüttel

1.472 Byte hinzugefügt, 11:38, 17. Nov. 2021
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=====[[Datei:alexander.jpg|thumb|right|180px]]K(lein)K(unst)K(abarett)=====  
KKK - so nannte sein Gründer und Initiator Alexander Walewski sein kleines - frei finanziertes Theater - und der Name ist Programm.
Wer ist Alexander Walewski ? und wieso kommt ein Bühnenmensch, gegen Ende des 20.Jh. auf die Idee, ein kleines freifinanziertes, d.h. aus eigener Tasche finanziertes Theater zu gründen ? - Alexander Walewski, in  Potsdam geboren, wurde ein gesuchter Primoballerino. Er ertanzte sich die Bühnen Europas, Amerikas. Dann - wie alle Tänzer trifft, wenn sie solitisch auftreten, ist Schluß, d.h. soviel wie die körperliche Spannkraft und Disposition entspricht nicht mehr den künstlerischen wie technischen Herausforderungen. Er nahm Schauspielunterricht, führte Regie um nicht, wie oft üblich, als alternder Tänzer kleine bis kleinste Rollen in einm Ballett zu übernehmen. Theaterluft und Theaterleid konnte man auch atmen, wenn man am Regiepult saß, auftrat, sein Showtalent  erweiterte - und in letzter Konsequenz ein eigenes kleines Theater gründete. Er ließ sich in Wolfenbüttel nieder, gründete das kkk - '''KleinKunstKabarett. ''' Fand Sponsoren, die ihn unterstützten, und bei der Auswahl des darstellenden Personal konnte Alexander Walewski auf ein breites Netzwerk zurückgreifen - aus den Jahren seiner Laufbahn als Tänzer, aus seiner späteren Arbeit am Sprechtheater - die bandbreite war groß. Das Tanzen aber ließ ihn dennoch nicht los. also gab es in den ersten Jahren des kkk eine angegliederte Ballettschule, die sich großer Beliebtheit erfreute, erfolgreich war.  Allerdings: Sparmaßnahmen und Arbeitslosigkeit in der Region führten zur Schließung der Schule (Wolfenbüttel und Umgebung werden bestimmt von Wolfsburg und anderen umliegenden Industrien) .
Es gibt immer wieder Überraschungen auch in der freien Theaterszene ... die kleinen Theater haben es besonders schwer, denn Sponsoren zu finden vor allem auf dem flachen Land ... es klingt ein wenig märchenhaft, wenn ich von diesem kleinen Theater erzähle, daß durch alle Wirrnisse der letzten rund vierzig Jahre mit etlichen Schrammen zwar, überlebt hat zur Freude seiner Besucher.  - JETZT, anno 2021 gibt es das Theater nicht mehr, Corona, resp. die diversen Maßnahmen, verursachten diesen völlig sinnlosen Schlußstrich
Es muß 1995 gewesen sein als ich mit Alexander Walewski, er ist das KKK, an einem sonnigen Spätherbsttag irgendwo in Westberlin in einer etwas ungemütlichen großen Halle ein ausführliches Gespräch geführt habe. Eine gemeinsame Freundin, Schauspielerin in München, hat uns beide zusammengebracht. Sie hatte vor Wochen einer Probe meiner Lesung des Briefwechsels Maria und Erwin Piscator beigewohnt und danach ihren Freund Alexander in Wolfenbüttel angerufen. 
Doch nicht von meinen Auftritten möchte ich erzählen, sondern mit zwei Rezensionen, die ich für das KKK geschrieben habe, diese ganz besonderen Atmosphäre vermitteln, die jeden empfängt, betritt er das kleine Theater.      
Ein weiß gekalktes Haus, an einer langen Ausfallstraße in Wolfenbüttel, heute ist es mit dem Bus erreichbar, mit einem kleinen Vorgarten. Ein schmaler Gang, dann öffnet sich die Tür zum Spielraum ... und der Besucher spürt sofort und unmittelbar - hier gibt es noch Theater , so wie es einmal angefangen hat ... unverstellt, ohne technische Spielereien, die vieles vorgaukeln, und dem Theater nicht geben, was des Theaters ist - den unmittelbaren Kontakt, die "Interaktion" würde der Theaterwissenschaftler sagen, zwischen  den Brettern, die die Welt bedeuten und denen die sie mit ihrer Phantasie erschaffen.
 Alexander Walewski, Primoballerino, Choreograph, Regisseur, Schauspieler,  einfach ein der Bühnenmensch par excellence, bietet seinem Publikum immer wieder Überraschungen der besonderen Art, diesmal zum Jahreswechsel 2012/13.
Michele Ha spricht ein ausgezeichnetes Italienisch, in den Dialogen, in den Solopartien fällt dies sofort auf. Man kann mühelos dem gesungenen Wort folgen, sodaß man an manchen Stellen meint – „das habe ich doch so noch nie gehört“ – weil es üblicherweise meist „verschluckt“ wird.   Die Stimme ist präzise geführt, sitzt – auch in den Kopftönen -hervorragend, „wackelt“ nicht – und um es kurz zu machen und um mich nicht in gesangstechnische Details zu verlieren, es sieht nach vielversprechender sängerischer Zukunft aus.  Wenn er sich als Rodolfo in Positur wirft – „sono un poeta“ – sein Sakko zuknöpft, erlebt man einen scheuen jungen Dichter, der sich spontan verliebt hat, Mimi unbedingt ins Café Momus ausführen will. Er krönt seine Liebe mit einem strahlend gesungenen hohen Schlußton. Der Abschluß dieses Abends war ihm vorbehalten, er sang das Solo aller Puccini-Soli „Nessun dorma“. Es wurde der triumphale Abschluß eines rundum erfolgreichen und künstlerisch voll gelungenen Abend.
Die einfühlsame, den Sänger unterstützende, führende und fordernde Begleitung des Pianisten Burkhard Bauche (er war auch der Korrepetitor), der sich auch gelegentlich leicht ironisch in die Conference einschaltete, gab dem Abend jenen touch, der aus einem(zwangsläufig) in Ausschnitten bestehenden Opernabend ein geschlossenes Ganzes werden ließ. Als ob es gar nicht anders sein könnte.
Da sage noch einer: in Wolfenbüttel ist nichts los! Dank dem kkk und seinem Direktor Alexander Walewski, der mit solchen Abende in Wolfenbüttel immer wieder für Sensationen sorgt.