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Es klingt ein wenig märchenhaft, wenn ich von diesem kleinen Theater erzähle, daß durch alle Wirrnisse der letzten rund vierzig Jahre mit etlichen Schrammen zwar, überlebt hat zur Freude seiner Besucher. - JETZT, anno 2021 gibt es das Theater nicht mehr, Corona, resp. die diversen Maßnahmen, verursachten diesen völlig sinnlosen Schlußstrich.
Doch nicht von meinen Auftritten möchte ich erzählen, sondern mit zwei Rezensionen, die ich für das KKK geschrieben habe, diese ganz besonderen Atmosphäre vermitteln, die jeden empfängt, betritt er das kleine Theater.
Ein weiß gekalktes Haus, an einer langen Ausfallstraße in Wolfenbüttel, heute ist es mit dem Bus erreichbar, mit einem kleinen Vorgarten. Ein schmaler Gang, dann öffnet sich die Tür zum Spielraum ... und der Besucher spürt sofort und unmittelbar - hier gibt es noch Theater , so wie es einmal angefangen hat ... unmittelbarunverstellt, ohne technische Spielereien, die vieles vorgaukeln, und dem Theater nicht geben, was des Theaters ist - den unmittelbaren Kontakt, die "Interaktion" würde der Theaterwissenschaftler sagen, zwischen den Brettern, die die Welt bedeuten und denen die sie mit ihrer Phantasie erschaffen.
Alexander Walewski, Primoballerinoder Bühnenmensch par excellence, Choreograph, Regisseur, Schauspieler, ein Bühnenmensch bietet seinem Publikum immer wieder Überraschungen der besonderen Art, diesmal zum Jahreswechsel 2012/13.
Schon die Besetzung der beiden ehemaligen UFA-Größen: Zarah Leander mit Alexander Walewski, der auch die Regie des Abends übernommen hat und Gabriele Nickolmann als Marlene Dietrich sorgte ohne dass beide auch nur einen Ton gesungen hätten, für gute Laune. Song wechselte auf Song, nur die im ersten und zweiten Teil gelegentlich eingestreuten Dialoge bremsten wie raschelndes altes Papier das vergnügte Tempo.
Umwerfend Alexander Walewski in der Maske der Zarah Leander – ohne ein Abziehbild zu sein, ließ er ahnen, wieso die schwedische Diva mit der Bassstimme ihr Publikum – auch als alternder Star , immer noch „im Griff“ hatte. Aus den vielen Titeln der gesungenen Chansons nur zwei, die – für mich – besonders gelungen präsentiert wurden: „Waldemar“ und als das berühmte Tüpfelchen auf dem i das Chanson von Ralph Benatzky „Yes Sir“. – hinreißend ironisch distanziert, mit süffig- süffisanter Betonung …
Marlene – schon optisch das absolute Gegenteil zu Zarahs junonischer Erscheinung: klein, blond, zierlich, spitzzüngig und schlagfertig, kühl und charmant und zugleich hausfraulich handfest - Gabriele Nickolmann „servierte“ Marlene Dietrich und die Chansons, die die Dietrich berühmt gemacht haben mit viel Wärme und ohne jede Sentimentalität, immer ein wenig distanziert, „maskiert“ gelegentlich à la Dietrich. Aus der Fülle der Friedrich Hollaender-Chansons der Dietrich möchte ich besonders hervorheben – „Wenn ich mir was wünschen dürfte“ oder „Kinder, heut abend such ich mir was aus“ – und „Ich hab noch einen Koffer in Berlin“ … oh, was für ein Vergnügen, in der Kehle der Nickolmann das erotische – ironisierend- abkühlende, heiße Gurren vibrieren zu hören …
Mit dem Chanson„Kinostar“ von Ralph Benatzky , als Duett dargeboten , schloß der Abend – eine amüsante Anspielung, auch optisch - an das legendäre Duett der 20er „Wenn die beste Freundin mit der besten Freundin…“ (dargeboten damals von Marlene Dietrich und Margo Lion, in der ebenso legendären Revue von Friedrich Hollaender „Es liegt in der Luft…“) . Was Wunder, wenn das Publikum begeistert mitging und - wäre es nicht bereits Mitternacht gewesen – vermutlich Zugabe um Zugabe erklatscht hätte – bis zur Mitternacht. Ad multos annos für das kkk!
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Alexander Walewski liebt die Oper, und ganz besonders Puccini.
Die Operngala der besonderen Art im k(lein)k(kunstk(abarett), Wolfenbüttel.
Ein Bericht von Dagmar Saval, im Winter 2015 Oktober 2012
Michele Ha spricht ein ausgezeichnetes Italienisch, in den Dialogen, in den Solopartien fällt dies sofort auf. Man kann mühelos dem gesungenen Wort folgen, sodaß man an manchen Stellen meint – „das habe ich doch so noch nie gehört“ – weil es üblicherweise meist „verschluckt“ wird. Die Stimme ist präzise geführt, sitzt – auch in den Kopftönen -hervorragend, „wackelt“ nicht – und um es kurz zu machen und um mich nicht in gesangstechnische Details zu verlieren, es sieht nach vielversprechender sängerischer Zukunft aus. Wenn er sich als Rodolfo in Positur wirft – „sono un poeta“ – sein Sakko zuknöpft, erlebt man einen scheuen jungen Dichter, der sich spontan verliebt hat, Mimi unbedingt ins Café Momus ausführen will. Er krönt seine Liebe mit einem strahlend gesungenen hohen Schlußton. Der Abschluß dieses Abends war ihm vorbehalten, er sang das Solo aller Puccini-Soli „Nessun dorma“. Es wurde der triumphale Abschluß eines rundum erfolgreichen und künstlerisch voll gelungenen Abend.
Die einfühlsame, den Sänger unterstützende, führende und fordernde Begleitung des Pianisten Burkhard Bauche (er war auch der Korrepetitor), der sich auch gelegentlich leicht ironisch in die Conference einschaltete, gab dem Abend jenen touch, der aus einem(zwangsläufig) in Ausschnitten bestehenden Opernabend ein geschlossenes Ganzes werden ließ. Als ob es gar nicht anders sein könnte.
Da sage noch einer: in Wolfenbüttel ist nichts los! Dank dem kkk und seinem Direktor Alexander Walewski, der mit solchen Abende in Wolfenbüttel immer wieder für Sensationen sorgt.