Anhang zur Offenbachiade? chez Reinhardt

Aus Dagmar Saval Wünsche

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Um die "Offenbachiaden ? chez Max Reinhardt nicht mit Anmerkungshinweisen und Fußnoten zu überfrachten, habe ich im „Anhang“ einige  interessante und wichtige Details zu Leben und Werk Max Reinhardt zusammengestellt.


1894'' (?)  Der Dirigent Bruno Walter gehörte zu den „langjährigen“ Wegbegleitern Reinhardts. Die beiden Künstler  standen am Beginn ihrer Karriere, als sie sich in Berlin kennenlernten.  Darüber schreibt Bruno Walter in seinen Erinnerungen „Thema und Variationen, S. 136:

 '       … ich lernte einen jungen Schauspieler kennen, der bereits allgemeine Aufmerksamkeit erregt hatte. Es war der 22 – jährige Max Reinhardt, und wir pflegten, wenn wir die beiden Schwestern, denen unsere Neigung galt, verlassen hatten, in langen Spaziergängen Fragen der Kunst vom Standpunkt tatendurstiger Jugend zu erörtern und was uns an theatralischen und musikalischen Ereignissen bewegte, durchzusprechen. Reinhardt liebte Musik, war sehr musikalisch und in den theatralischen Zukunftsträumen, von denen er phantasierte, war vielfach von der Unentbehrlichkeit der Musik in allen bedeutenden Momenten des gesprochenen Dramas die Rede. 

1909 Bruno Walter war  1901 von Gustav Mahler, Direktor der Hofoper, Wien (1897 - 1907)  zunächst Dirigierassistent  nach Wien engagiert worden, wenig später trat Bruno Walter als Dirigent  sowohl in der Hofoper als auch bei Symphoniekonzerten auf. Er verließ Wien 1913. Max Reinhardt war nicht nur anläßlich der Gastspiele des Deutschen Theaters sowie seines eigenen Ensembles(bevor er das Deutsche Theater als Direktor übernahm)sehr häufig  in Wien. Über Bruno Walter, Zeitpunkt ist nicht bekannt , trafen Max Reinhardt und Gustav Mahler zusammen. Walter schreibt in seinen Erinnerungen „Thema und Variationen“,  S.257:

 … ich besinne mich auf eine Zusammenkunft zwischen ihm und Reinhardt … Max Reinhardt brachte seine Aufführung von Shakespeares „Sommernachtstraum“ nach Wien '(kleiner lokaler Irrtum von Bruno Walter: das Gastspiel fand im Sommer, München 1909 statt;  Mahler war vermutlich zu den ersten Vorbereitungen  der Uraufführung seiner  VIII. Symphonie in München, die 1910  in München uraufgeführt wurde, und bei der auch Reinhardt anwesend war) … Pfitzner dirigierte die Mendelssohn'sche Musik  … Mahler genoß die Aufführung …

 '''''1943''   Max Reinhardt stirbt am 31.Oktober 1943 im New Yorker Exil. Bruno Walter organisiert und dirigiert die Trauerfeier für Max Reinhardt in der Carnegie Hall in New York, 30.November 1943. Es spielten die New Yorker Philharmoniker . Für die Trauerfeier konnte Bruno Walter bei der Musikergewerkschaft  durchsetzen, daß das Orchester ohne Gage (absolut einmalig!) auftrat.  Die Gedenkrede hielt Ernst Lothar. Ernst Lothar , Schriftsteller, Kritiker,  war der letzte Direktor des Theaters in der Josefstadt vor  dem 12.3.1938( aus Österreich wird die Ostmark, der sogen. Anschluß an das Dritte Reich). Das Theater in der Josefstadt , Wien, war Teil des Reinhardt'schen Theaterimperiums.

 

Die „Hollaender’s“, das Stern’sche Konservatorium

Reinhardt auf der Suche nach einem geeigneten Spielort für die Truppe seines Kabaretts „Schall und Rauch“ ,mietet sich im Hotel Arnim ein.

Das Hotel Arnim, Unter den Linden 44, Berlin-Mitte,  vermietete einen Teil seiner Räume als Veranstaltungs- und Probenräume. Einen Teil dieser Räume hatte der Stern’sche Chor als Probenräume gemietet.

Julius Stern gründete das  erste Berliner Konservatorium 1850; nach seinem Tod 1883 führten Robert Radecke und Jenny Meyer das Konservatorium als Privatinstitut weiter, bevor sie es an Gustav Hollaender verkauften. s. dazu : Christine Fischer-Defoy, Kunst . Im Aufbau ein Stein. Berlin o.J. (um 2000), S. 348 ff.

Und damit bin ich bei der Familie Hollaender:

Gustav Hollaender(1855 -1915), Dirigent und Komponist,  hat das Stern’sche Konservatorium gekauft, führt es als private Institution weiter.

Er engagiert Reinhardt; 1900  tritt Reinhardt mit 27 Jahren seine Lehrtätigkeit am Stern’schen Konservatorium an.

Die anderen Hollaender:

Victor Hollaender(1866 - 1940), Bruder von Gustav, Dirigent und Komponist, dirigiert und komponiert auch für die Reinhardt-Bühnen

Felix Hollaender(1867 - 1931), der dritte im Bund der Brüder, ist Dramaturg, später Direktor der Reinhardt-Bühnen

Friedrich Hollaender (1896 - 1876), Komponist, Textdichter und Schriftsteller, ist der Sohn von Victor Hollaender


Berliner Salons um 1900  

 

Um 1900 gibt es nur noch wenige Salons, die die Tradition der Berliner Salons fortsetzen, pflegen und jeder dieser „Salons“ hat seinen spezifischen orientierten Besucherkreis.

Salon der Marie Schleinitz, Gräfin Wolkenstein. Ihr Name ist eng mit Richard Wagner verbunden; in ihrem Berliner Salon trafen sich Künstler jeglicher Sparte - Musiker, Schauspieler, Literaten und sie beteiligten sich an den musikalischen Soireen. Die Ausrichtung war eher konservativ.

Cornelie Richter'' (1842 -1922), geborene Meyerbeer, verehel. Richter. Ihr Mann war der Historienmaler Gustav Richter, in ihrem Salon trafen sich Literaten ebenso wie Maler oder Musiker. Ihr Salon war Schnittstelle zwischen von Alt und Neu, Tradition und Moderne.

Die Abende in der Villa Mendelssohn im Grunewald, ohne einen bestimmten Schwerpunkt, viel Musik – Robert Mendelssohn spielte Cello, seine Frau war Pianistin. Tochter Eleonore wurde Schauspielerin, trat auch bei Reinhardt auf, Sohn Francesco, der später bei Reinhardt Assistent wurde war ein herausragender Cellist – und das enfant terrible der 20er Jahre. Die Geschichte der Geschwister Mendelssohn hat Thomas Blubacher in seinem Buch „ Gibt es etwas Schöneres als Sehnsucht“ akribisch nachgezeichnet.

Salon der Betty Stern: man weiß, daß es ihn gegeben hat, mehr nicht. Er lebt weiter in der niedergeschriebenen oder gesprochenen Erinnerungen vieler Künstler, denen die alte Dame zur Karriere verholfen hat, sie in " Schwung" gebracht hat … Marlene Dietrich war ihr berühmtester „Stern“.

Ähnliches gilt für Emmy Löwenfeld (1914-1912). Von ihr kennt man wenigstens eine Adresse. In „Berlin und die Berliner“, Verzeichnis von 1905, S.28 wird Dr. Emmy Löwenfeld als Kapitalistin des Neuen Theaters genannt, wohnhaft Landgrafenstraße 10

Die Bezeichnung „Kapitalistin“ verweist darauf, daß sie als Mäzenin zahlreiche Künstler auch finanziell unterstützt hat; sie gehörte auch zu der sogen. “Stillen Gesellschaft“, die dem späteren Theaterimperium Reinhardt zum Start verholfen hat. 


Musiktheater-Inszenierungen (Auswahl)  

 

Die zahlreichen Inszenierungen - zu denen schon damals sehr bekannte Komponisten Bühnenmusiken im Auftrag von Max Reinhardt geschrieben haben, - werden in dieser Aufstellung nicht genannt.

Revuen und Tanzabende, Pantomimen bleiben  ebenfalls unerwähnt, da sie oft auch von anderen Regisseuren/Choreographen als Max Reinhardt produziert wurden.

Nicht verzeichnet werden die zahlreichen Gastspiele der genannten Produktionen oder spätere Wiederaufnahmen.

Ebenso ungenannt bleiben die zahlreichen projektierten Melodramen oder andere  Musiktheaterpläne wie auch die Filmpläne

Die Gastinszenierungen ab 1933 in Frankreich, Italien usw. von Max Reinhardt sind Teil der bis heute nicht wirklich geschriebenen Geschichte „Max Reinhardt im Exil“

 

Berlin, Schall und Rauch, 1901

HANNI WEINT, HANSI LACHT

von Charles Nuitter, Etienne Tréfeu (lt.Werkverzeichnis Alexander Faris), sonst:

Hector Crémieux, Philippe Gille

Musik: Jacques Offenbach

Huesmann gibt keinen Regisseur an

 

Berlin, Neues Theater, 13.5.1906

„ORPHEUS IN DER UNTERWELT“

von Hector Crémieux, deutsche Fassung: Arthur Pserhofer

Musik: Jacques Offenbach

 

Berlin, Kammerspiele, 24.4.1910

„SUMURUN“

Pantomime von Friedrich Freksa

Musik: Victor Hollaender

 

Dresden, Königliches Opernhaus, 26.1.1911

„DER ROSENKAVALIER“

Komödie für Musik von Hugo von Hofmannsthal

Musik: Richard Strauss

Regie: Georg Toller, Max Reinhardt

 

München, Künstlertheater, 30. 6.1911

„DIE SCHÖNE HELENA“

Buffo-Oper /Opéra bouffe von Ludovic Halévy und Henri Meilhac

Musik: Jacques Offenbach

 

München, Künstlertheater, 21.7.1911

„THÉMIDORE“ (Themèdore, Thérmidor)

Ein Liebesspiel in drei Akten von F. Steffan,

Roda Roda, d.i.Sandòr Friedrich Rosenfeld

Musik: Digby La Touche, d.i. Ralph Benatzky

 

 ''Berlin, Deutsches Theater, 27.10.1911

„TURANDOT“

Chinesisches Märchenspiel von Carlo Gozzi

Musik: Ferruccio Busoni

Aus den 1904/1906 komponierten Teilen einer Orchestersuite gleichen Titels komponierte Busoni einiges neu, arrangierte anderes für die Regie Reinhardt im Deutschen Theater.

Später  entstand aus diesem umfangreichen musikalischen Material, nach der Libretto-Vorlage des gleichnamigen Stücks von Carlo Gozzi die Oper „Turandot“, uraufgeführt in Zürich, 11.5.1917.

 

London, Olympia Hall, 23.12.1911

„DAS MIRAKEL“

Zwei Akte und ein Zwischenspiel von Karl Vollmöller

Musik: Engelbert Humperdinck


Stuttgart, Königliches Opernhaus, Kleines Haus, 25.10.1912

„ARIADNE AUF NAXOS“

Oper in einem Aufzug zu spielen nach dem „BÜRGER ALS EDELMANN“ des Molière von Hugo von Hofmannsthal

Musik: Richard Strauss

Neue Fassung als Oper: UA an der Wiener Hofoper, 4.10.1916

 

Berlin, Deutsches Theater, 8.6.1929

„DIE FLEDERMAUS“

Komische Operette von Richard Genée, Karl Haffner

Textbearbeitung: Marcellus Schiffer, Carl Rössler

Musik: Johann Strauß

Musikalische Bearbeitung: Erich Wolfgang Korngold

Für die Salzburger Festspiele (Aufführung  geplant für 1937) entwickelte Max Reinhardt die Idee einer  völlig veränderten

„Fledermaus“-Inszenierung; dafür sollte das Salzburger Stadttheater großzügig umgebaut werden.

 

Berlin, Theater am Kurfürstendamm, 15.6.1931

„DIE SCHÖNE HELENA“

Buffo-Oper/Opéra bouffe von Ludovic Halévy, Henri Meilhac

Neufassung des Textbuchs (in zwei Teilen, sieben Bildern): Egon Friedell, Hans Sassmann

Musik: Jacques Offenbach

Musikalische Bearbeitung: Erich Wolfgang Korngold

 

Manchester,  Opera House, 26. 12.1931 (Voraufführung)

London, Adelphi Theatre, 30.1.1932 Premiere

„HELEN“ (Die schöne Helena)

Englische Neufassung des Textbuchs: A.P. Herbert

Musik: Jacques Offenbach

Bearbeitung: Erich Wolfgang Korngold

Die Fassung von A.P. Herbert wurde in Berlin, im Großen Schauspielhaus gespielt: 19.4.1932 – 1.5.1932

 ' 

Berlin, Großes Schauspielhaus, 27.11.1931

„HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN“

Phantastische Oper in dreizehn Bildern

Neufassung des Librettos von Jules Barbier und Jacques Offenbach von

Egon Friedell, Hans Sassmann

Musik: Jacques Offenbach

Musikalische Bearbeitung: Leo Blech

 

1933/34:

Paris, Théâtre Pigalle „La Chauve Souris“/Le Réveillon , 28.11.1933

San Remo, „Il Principe si diverte“ (Il Pipistrello), 10.2.1934 und in

Mailand, 17.2.1934,

 

New York, Manhattan Opera House, 7.1.1937

„THE ETERNAL ROAD“

Jüdisches Oratorium von Franz Werfel

Musik: Kurt Weill

 

New York, Forty-Fourt Street Theatre, 28.10.1942

„ROSALINDA“ („Die Fledermaus“)

Neufassung des Librettos von Richard Genée und Carl Haffner

von Gottfried Reinhardt, Max Reinhardt , John Meehan jr.

Musik:Johann Strauß

Bearbeitung: Erich Wolfgang Korngold

Nach dem Willen der Produzenten/producer  zeichnet Max Reinhardt für die Gesamtleitung und nicht als Regisseur.

 

New York, Alvin Theatre, 24.4.1944

„HELEN GOES TO TROYE“

Neufassung des Librettos nach Henri Meilhac und Ludovic Halévy,

von Gottfried Reinhardt, Max Reinhardt, John Meehan jr., Herbert Baker

Musik: Jacques Offenbach

Bearbeitung: Erich Wolfgang Korngold

Max Reinhardt starb am 31.10.1943 in New York; die Regie von „Helen goes to Troye“ übernahm Herbert Graf.

 

Das Theaterimperium REINHARDT

 (Kurzfassung)


Schall und Rauch/Kleines Theater

 UNTER DEN Linden 44,

Eröffnung 9.10.1901

Direktion: Hans Oberländer und Berthold Held

Büro, Inspektion und Kasse: Edmund Reinhardt

Rechtskonsulent: Justizrat Kaufmann

1903: Kleines Theater

Eigentümer: „Schall und Rauch“ GmbH

Direktion: Hans Oberländer

Büro, Inspektion, Kasse: Edmund Reinhardt

Rechtskonsulent: Justizrat Paul Michaelis


Kleines Theater/Neues Theater, d.i. Theater am Schiffbauerdamm


14.2.1903 Übernahmevertrag zwischen Paul Martin und Max Reinhardt

Betriebskapital: 100.000.- Mark, wird (von Mäzenen) zur Verfügung gestellt:

Willy Lewin/Levin, Eigentümer einer Konfektionsfirma

Baron Feilitzsch,

Direktor (Ludwig) Langer

Das Bankhaus H.F.Fletschkow &Sohn stellt einen Blankokredit zur Verfügung: 30.000.- Mark


August 1903: Gründung der „Stillen Gesellschaft“

dazu : Heinrich Braulich, Max Reinhardt, 1969,S. 310

Zu den bereits vorhandenen Geldgebern Levin, Feilitzsch, (Ludwig) Langer, kommen August Huck und G. Sponholz.


1904

Neues Theater und Kleines Theater unter der Leitung von Max Reinhardt als GmbH

1905

Neues Theater und Kleines Theater, Vereinigte Bühnen unter der Leitung  von Max Reinhardt

 

Deutsches Theater, Kammerspiele

Schumannstraße

 1905

Max Reinhardt erwirbt das Grundstück und das Theater sowie die angrenzende Tanzdiele, die zu den Kammerspielen umgebaut wird.

Abschluß des Kaufvertrags zwischen Adolphe L’Arronge und Max Reinhardt : 24.11.1905

Grundbucheigentümer von 1905 – 1934 ist Max Reinhardt

 Von den vielen Geldgebern, die den Aufbau des Theaterimperiums Reinhardt ermöglichten und mitgetragen haben, möchte ich nur einen namentlich erwähnen, eigentlich ist es eine ganze Familie - die "Mendelssohns":

Robert von Mendelssohn, 1857 -1917, Bankier, Cellist, verheiratet mit der Pianistin Giulietta Gordigiani (sie war mit Elenora Duse befreundet). Die beiden Kinder: Francesco, Cellist und Reinhardts Assistent und Eleonora „Ele“, Schauspielerin  u.a. auch an den Reinhardt-Bühnen, betreut Max Reinhardt in seinen letzten Lebenstagen in New York. 

Wie eng die Verbindung  Bankhaus Mendelssohn &Co, bzw. zu einzelnen Mitgliedern der Familie Mendelssohn war, insbesondere zu Robert, Franz und Paul von Mendelssohn, ist nicht bekannt.  Ich finde bei Julius Schoeps, dem Chronisten der Familien Mendelssohn den Hinweis:

... Paul und seine Ehefrau Elsa nahmen Reinhardts Angebot an und übernahmen die in einem Gartenhaus des Schlosses Bellevue glegene Wohnung samt Möbeln und weiterem Inventar. Als Gegenleistung war, wie erhaltene Akten belegen, mit einem Bevollmächtigeten des Theatermannes die Vereinbarung getroffen worden, eine Summe in Höhe von 16 000 Reichsmark bereitzustellen, die an das Deutsche Theater überwiesen werden sollte.
Mit diesem Beitrag  sollte das Theater in die Lage versetzt werden, "rückständige Gehälter, Sozialabgaben und dergleichen" zu begleichen.-Reinhardt, Dazu gehörten Zahlungen an Reinhardts einstige Ehefrau Else Heims-Reinhardt, seine Schwester Jenny Rosenberg und an seinen Bruder Siegfried Reinhardt, der bis Frühjahr 1933 als Leiter des Einkaufsbüros des Deutschen Theaters tätig gewesen war und auf Unterstützung angewiesen war. ...

zit.: Julius H. Schoeps, Das Erbe der Mendelssohns, Biographie einer Familie, Frankfurt/M. 2009³ , S. 354f.

Max Reinhardt wohnte von 1929 an in einem Seitentrakt/Gartenhaus des Schlosses Bellevue im Tiergarten, Berlin. Er verließ Berlin nach der Premiere "Das Große Welttheater"(Hofmannsthal), 8.3.1933 und ging ins Exil. 

Das Palais Mendelssohn in der Jägerstraße lag zu nahe am Regierungsviertel; die Mendelssohns zogen es vor, dem Bannkreis der Politik auszuweichen und zunächst eine anderes Domizil zu suchen; erst danach wollten sie entscheiden, wo sie künftig wohnen wollten.                                                                                      

Die Deutsche National Theater AG/ Das Große Schauspielhaus

Am Zirkus 1 /später umbenannt in Friedrichstadtpalast, abgerissen 

1918 kauft die DNT (= Deutsche Nationaltheater AG) das Areal des Zirkus Schumann mit dem Gebäude.

Umbau des Gebäudes Zirkus Schumann zu einem Großraumtheater durch Hans Poelzig, Eröffnung, 28.11.1919

vgl.Heinrich Braulich, Max Reinhardt, 1969, S. 310 - 312

Vorstand der AG: Edmund Reinhardt (+ 1929)

Nach dem Tod von Edmund Reinhardt übernimmt Max Reinhardt kurzfristig den Vorsitz.

1924 verpachtet die Theaterdirektion Reinhardt das Theater an Erik Charell

(Pacht  und Unterpachtvertrag)

In den 20er Jahren: Die Komödie und das Theater am Kurfürstendamm (abgerissen)

Teil des Theaterimperiums war auch das Theater in der Josefstadt, Wien sowie Schloß Leopoldskron, Salzburg  


Krisenmanagement Ende der 20er Jahre

 Die Basis ist ein Konstrukt "REIBARO ". 

Mehrere Theater/direktionen/ schließen sich zur Reibaro zusammen, sind untereinander durch diverse Pachtverträge und Unterpachtverträge stark „vernetzt“; „Gemeinnützigkeit“ und „Lustbarkeitssteuer“ sind für diese Vertragsvernetzungen bestimmende Faktoren sowie mithilfe der Besucherorganisationen eine möglichst hohe Auslastung der Theater zu gewährleisten.   

REI = Reinhardt - Bühnen/ BA= Barnowsky - Bühnen/RO = Rotter – Bühnen


Ende der Reinhardt-Bühnen

Berlin

Der Zusammenbruch zeichnet sich seit dem Beginn der 30er Jahre ab; teilweise durch Unfinanzierbarkeit des laufenden Spielbetriebs, Forderungen wie nicht bezahlte Sozialleistungen und Steuern, vermeidbare Fehler (?), ausgelöst durch den Zusammenbruch der Rotterbühnen im Januar 1933.

30.1.1933 Tag der „Machtergreifung“, die Theater werden möglichst umgehend „gleichgeschaltet“.

In Kürze: Es wird nicht „enteignet“ , sondern durch Verweigerung von Krediten, (willkürliches) Hochansetzen von Steuern werden Steuerschulden konstruiert; wo man sie nicht zu konstruieren braucht, weil ohnedies vorhanden, werden sie lautlos erhöht, gelegentlich  mit kaum nachvollziehbaren Begründungen, bei Einspruch, womöglich nochmals erhöht.  

Das Ende dieses Vorgangs: Die „legale“ Zwangsversteigerung (zum Zweck der Arisierung), der Gläubiger erwirbt zu einem sehr geringen Preis das von ihm gewünschte Objekt, der Name des vorhergehenden, eigentlichen Eigentümers wird komplett ausgelöscht.

Im Falle Max Reinhardt wurde sein Name im Grundbuch gelöscht. In den Theatern, die ihm einmal gehört haben, wurde die optische Erinnerung ebenfalls entfernt. Nicht löschen, arisieren ließ sich die Aura, das Renommée des Theatermannes, sein legendärer Ruf als Regisseur  – sein „internationaler künstlerischer Schatten“ blieb präsent im Theater in Berlin ebenso wie in Wien oder in Salzburg.