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Max Reinhardt-Helene Thimig, ein Briefwechsel

764 Byte hinzugefügt, 25 Juli
keine Bearbeitungszusammenfassung
Die zweite Herausgeberin, Frau '''Dr. Edda FUHRICH''', war Teil des Teams der Max-Reinhardt-Forschungs-und Gedenkstätte, gegründet 1966. Sie hat ihr gesamtes wissenschaftliches Leben Max Reinhardt und seinem S<span style="font-size: 0.939em;">chaffen gewidmet – man muß es schon so pathetisch formulieren – und die Herausgabe dieser Briefe war ihr ein ganz besonders Anliegen, über die Jahre hinweg immer wieder verfolgt. Sie hat diesem Briefwechsel ihre begleitenden, einfühlsamen Texte beigegeben; warum ihre Wahl auf Frau Zehle als zweite Herausgeberin gefallen ist, bleibt wohl ihr Geheimnis.</span>
<span style="font-size: 0.939em;">Beim Lesen des </span>einleitenden/ begleitenden Textes als Einschub zwischen einem Kabel von Helene Thimig aus Santa Monica vom 18. Juni 1943 auf S.358  und einem Brief von Helene Thimig aus Los Angeles vom 18.Juni 1943 auf der S. 362 (dazwischen sind Photos) blieb etliche Irritation zurück362ff.  Die beiden genannten Schriftstücke haben keinen Der inhaltlichen Bezug zu dem Begleittext; in diesem Text wird über einen ''des BRiefes vom 18... Konflikt Reinhardt/Korngold“ rund um „Rosalinda“/“Die Fledermaus ... '' berichtet. Aber warum gerade an dieser Stelle ? Die "Rosalinda" lief seit ihrer Premiere am 28. Oktober 1942 als Erfolgsstück am Broadway. Fast bin ich versucht zu sagen, dieser große Erfolg - der letzte den Reinhardt erlebte - und diese letzte Bühnenarbeit könnte als sein "Schwandengesang" gesehen werden. Entre parenthèse: Juni 1943 auf den Erfolg von "Helen goes to Troye"/nach der "Schönen Helena" von Jacques Offenbach, 1944 hat Reinhardt nicht mehr erlebt. Er starb am 31.Oktober 1943, noch bevor die eigentliche Bühnenarbeit überhaupt begonnen hatte.   Begleittext 
Doch zurück zu diesem begleitenden Text  ''... Konflikt Reinhardt/Korngold“ rund um „Rosalinda“/“Die Fledermaus ... '' berichtet, ist auf S. 364 nachzulesen. Helene Thimig berichtet von der Verstimmung in der Familie Korngold über die fehlende Nennung von Erich Wolfgang Korngold als musikalischer Bearbeiter der "Fledermaus"/alias "Rosalinda", 1942. Korngold wird "nur" als Dirigent der Aufführung namentlich genannt. Ein Verweis auf die entsprechende Seite im Begleittext wäre als Orientierungshilfe sehr hilfreich gewesen. Ohne nun weiter in de Details der Aufführungsgeschichte der "Rosalinda" "einzusteigen"(die kann man in der einschlägigen Reinhardt-Literatur nachlesen), nur so viel: es war Korngold, der darauf bestanden hatte, daß Reinhardt als "producer" in das Team kam. Und last but not least: es geht bei Auseinandersetzungen dieser Größenordnung nicht zuletzt auch um Tantiemen. Es ist nicht bekannt, welchen musikalisch-bearbeitenden Anteil Korngold bei der "Rosalinda", 1942, tatsächlich gehabt hat. Hat er auf die "Fledermaus"-Version von 1929 zurückgegriffen? Nur ein Beispiel für die musikalische "Bearbeitung" durch Korngold aus der "Fledermaus" von ''' 1929''': s. Klavierauszug S. 35812f. 1.Akt, 1. Szene - Falke, Alfred, Adele. Der Auftritt Falke (der tanzend eintritt) erklingt der Beginn/Introitus/Einleitung aus dem Walzer "Geschichten aus dem Wiener Wald" bis Tempo di valse. Nr.4 musikalisch verkürzter Auftrit des Alfred, hinter der Szene, "Täubchen, das entflattert ist ... "   Die "Rosalinda" lief seit ihrer Premiere am 28. Oktober 1942 als Erfolgsstück am Broadway. Fast bin ich versucht zu sagen, dieser große Erfolg - der letzte den Reinhardt erlebte - und diese letzte Bühnenarbeit könnte als sein "Schwanengesang" gesehen werden. Entre parenthèse:den Erfolg von "Helen goes to Troye"/nach der "Schönen Helena" von Jacques Offenbach, 1944 hat Reinhardt nicht mehr erlebt. Er starb am 31.Oktober 1943, noch bevor die eigentliche Bühnenarbeit überhaupt begonnen hatte.   
Dazu möchte ich gerne etwas weiter ausholen, denn dieser „Konflikt“ dürfte bestenfalls die theater-übliche Konfliktsituation gewesen sein, wie sie immer wieder auftritt, wenn es um Nennung und Wertung (auf dem Theaterzettel/Programm gegenüber der Öffentlichkeit, vor allem aber um Tantiemen geht.     
 '''Von der „Fledermaus“ zu Rosalinda“, 1929 – 1943'''
1929 vereinbarten Reinhardt und Korngold die Aufführung einer „Fledermaus“ für Schauspieler, nur die beiden Frauenpartien, weil z.T. Koloraturpartien sollten von Sängerinnen übernommen werden. Eine Neufassung des Textes wurde vereinbart.
Auf dem Titelblatt des bei '''August Cranz''' ( Der Verlag August Cranz ist der Nachfolge Verlag von Spina, der zuerst die Kompositionen der "Sträuße" verlegt hat) erschienen Klavier-Auszug, Verlags N° 770, (Ex. ÖNB, Musikslg. M.S.15997) finden sich folgende Angaben: 
Johann Strauss/Die Fledermaus/in der Neugestaltung Max Reinhardt’s/nach dem französischen Originaltext neu bearbeitet von/Carl Rössler und Marcellus Schiffer.
Zu dieser „Fledermaus“ von 1929 /30(es gab 86 Vorstellungen) gibt es einen Bericht von einem  später sehr berühmten Dirigenten, Kurt Sanderling, der als junger Mann in einer Vorstellung der „Fledermaus“ war und seinem Assistenten Emile Kraemer davon erzählte.
 
''... Reinhardt nahm als Regisseur kaum Rücksicht auf die besonderen Anforderungen der Musik … Dadurch war Korngold gezwungen, den Ton und die Instrumenteneinsätze einfh „scheben“ zu lassen. … [waren] die Einsätze gegeben, brachte er erst das Orcheser zum vom vollen Klang , um die Stimmen zu tragen.“ ''
'''Luzi Korngold, Erich Wolfgang Korngold, Ein Lebensbild. Wien 1967, S. 83f.'''
 
 
Der Konflikt entzündete sich daran, daß Korngold nur noch als Dirigent genannt wird, seine Bearbeitung, die die Grundlage für die Broadway –Version war, mit keinem Wort erwähnt wird.  Dies nicht zuletzt auch eine Frage der Tantiemen.
Ergänzend möchte ich hinzufügen, daß Erich Wolfgang Korngold mit seinen für die Filme komponierten Musiken mehrere Haushalte – neben seinem eigenen vierköpfigen - finanziell unterstützte: seine Eltern, Julius und Sophie Korngold, die angeheirateten Familienenmitglieder Witrowsky (sofern  sie flüchten konnten) u. auch die Reinhardts. Vgl. dazu: Guy Wagner, op.cit. , S.315f.
Die große Krise, die zum Zusammenbruch der  Berliner Theaterbetriebe führt, setzt Ende 1929 ein. In den Jahren davor war die finanzielle Lage zwar angespannt, aber nicht unbedingt existenzbedrohend.
Um wirtschaftlich besser zu überleben hatten sich verschiedene Bühnen zu einem Theater Konzern zusammengeschlossen; die  als '''Rei'''(nhardt)-'''Ba'''(rnowksy)'''-Ro'''(tter) –Theaterbetriebe bezeichnete Gesellschaft dominierte das Berliner Theaterleben. In der '''Reibaro ''' waren neben dem Sprechtheater vor allem Revue – und Operettentheater mit eingeschlossen, die aufgrund der Publikumsfrequenz, den preisgünstigen Plätzen über den Verkauf des Vereins „Volksbühne“ für gute Auslastung sorgten. (Diese sehr verkürzte Beschreibung sollte als Grundinformation genügen).
Dieser Zusammenschluß führte vorübergehend zu einer leichten wirtschaftlichen Besserung der Theaterbetriebe, insbesondere der Reinhardt-Bühnen.
Mit der Regierung ''' Brüning ''' (Heinrich Brüning, Reichskanzler) beginnt der allgemeine wirtschaftliche Zusammenbruch des „Deutsche Reich“: die Weimarer Republik versinkt im Chaos der Arbeitslosigkeit, der kaum noch existenten Wirtschaftsleistung.
Die Regierung Brüning (März 1930-März 1932) unternimmt den Versuch der Konsolidierung der Staatsfinanzen über den Weg des „Totgesparens“ – „das Heer der Arbeitslosen“ wird unübersehbar. Die Krise führt in der Folge zu den großen Wahlsiegen der NSDAP. Auf Brüning folgt Franz von Papen als Reichskanzler von Juni 1932- Dezember 1932. Sein Nachfolger, Kurt von Schleicher, demissioniert am 28.Januar 1933. Staatspräsident  Hindenburg ernennt Adolf Hitler zum Reichskanzler. Das ist - in Stichworten, die politische Bühne, der Hintergrund vor dem sich u.a. auch der Zerfall der Berlin Theaterwelt abspielt.
Max Reinhardt verließ Berlin wenige Tage nach der Premiere von Hugo von Hofmannsthals „Großem Welttheater“, Deutsches Theater am 1.März 1933. Helene Thimig folgte ihm wenig später; der Berliner Haushalt wird komplett aufgelöst.
Reinhardt und Helene Thimig hatten im Schloß Bellevue im Tiergarten-Viertel(heute Wohnsitz des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland)  ihren Wohnsitz; um aus dem Mietvertrag entlassen zu werden sorgten sie für einen Nachmieter. Dieser Nachmieter war Paul von Mendelssohn und seine Frau Elsa, die auch das gesamte Inventar übernahmen. Im Gegenzug zahlten sie 16 000 Reichsmark an das Deutsche Theater; mit dieser Summe bezahlte das Theater Sozialabgaben, ausstehende Gehälter sowie Unterstützungszahlungen für Familienmitglieder und Else Heims. 
Max Reinhardt finanzierte aus den Gewinnen seines Theatergeschäfts auch diverse Familienmitglieder; diese Zahlungen waren Teil der hohen finanziellen Belastung, die er auch in der Emigration zu leisten hatte.   
s.dazuWeitere Details in:
'''Julius H.Schoeps''',  Das Erbe der Mendelssohns, Biographie einer Familie, Frankfurt/M.³, S. 354f.
Der viel diskutierte, immer wieder neu interpretierte „Oxford„'''Oxford-Brief“ Brief'''“ vom 16.Juni 1933 (Max Reinhardt schenkt dem Deutschen Volk sein Theater, Kurzfassung) ist eine sehr berührende, ergreifende poetische Geste, traumwandlerisch, in die Zukunft weisend vergleichbar einer der Weissagungen der Seherin Kassandra. Reinhardt weiß, daß ihm sein Lebenswerk gewaltsam und illegal gestohlen wurde. Er weiß, was er verloren hat, er weiß , was diese Stadt, dieses Land mit der Errichtung ''„Diktatur des Hausknechts“''(Alfred Kerr) für immer und unwiederbringlich verloren hat.
Als ich diesen dicken Briefband in die Hände nahm, war meine erste Reaktion – wie schon gesagt - ZU SPÄT! Vieles, was in diesen Briefen oft nur andeutungsweise erwähnt wird, kann entschlüsselt werden, doch welcher Leser, anno 2023 - trotz immer mehr sich ausbreitendem Antisemitismus-   ist historisch so informiert, daß er den historischen Wert dieser Korrespondenz in seinem vollen Umfang erfassen kann.
Die Briefe, die Reinhardt zwischen 1937 – 1943 geschrieben hat – sind - jeder für sich – ein Dokument der Einsamkeit eines Menschen, der seine Welt verloren hat und sich in der neuen nicht wiederfindet. Reinhardts Briefe wie auch die Briefe von Helene Thimig mit ihrem verstörenden Inhalt sind – kennt man nur einiges aus den vielen überlieferten Korrespondenzen der Emigranten von 1933-1945 - kein Einzelfal;  die Ausführlichkeit, das Ausmaß der Verstörung verleiht ihnen die Aura des Besonderen.
Der Wohnort Hollywood, Santa Monica, wird in der Retrospektive häufig als „Neu-Weimar“ beschrieben; die „deutsche Kolonie“( gemeint sind die deutschsprachigen Emigranten) , folgt man der Beschreibung von '''Salka Viertel''', bestand aus mehreren Gruppen.  ''… Die repräsentative, offizielle literarische Persönlichkeit war Thomas Mann, dessen Einfluß bis ins Weiße Haus reichte. Dann gab es eine kleine politische linksstehende Gruppe um Kortner, die hauptsächlich aus emigirerten Schauspielern bestand. Bruno und Liesl Frank waren mit Thomas Mann und seiner Familie schon seit vielen Jahren gut befreundet und blieben es auch in Hollywood. Zu diesem Kreis gehörten auch die Feuchtwangers, die Polgars, Franz und Alma Werfel, Bruno Walter und seine Tochter Lotte, sp'' ''Äter Liesls charmante und berühmte Mutter Fritzi Massary, sowie William und Charlotte Dieterle.''
''Max Reinhardt und Helene Thimig bildeten eine andere Insel und waren in ihrer „Werkstatt“ stark it der Planung und Vorbereitung  und Stücken beschäftigt. Sie hatten nur selten Gäste, und die wenigen Parties, die sie gaben, waren international. Eines Abends luden sie mich und Gottfried[Reinhardt] zusammen mit Sam Be(h)rmann; Franz und Alma Werfel, Erich Korngold und seiner Frau ein. …''
''… Die repräsentative, offizielle literarische Persönlichkeit war Thomas Mann, dessen Einfluß bis ins Weiße Haus reichte. Dann gab es eine kleine politische linksstehende Gruppe um [Fritz] Kortner, die hauptsächlich aus emigrierten Schauspielern bestand. Bruno und Liesl Frank waren mit Thomas Mann und seiner Familie schon seit vielen Jahren gut befreundet und blieben es auch in Hollywood. Zu diesem Kreis gehörten auch die Feuchtwangers[ Lion und Marta], die Polgars[Alfred und xxx], Franz und Alma Werfel, Bruno Walter und seine Tochter Lotte, später ''''Liesls charmante und berühmte Mutter Fritzi Massary, sowie William und Charlotte Dieterle.''
Salka Viertel, Das unbelehrbare Herz. Ein Leben ''Max Reinhardt und Helene Thimig bildeten eine andere Insel und waren in ihrer „Werkstatt“ stark mit der Welt des TheatersPlanung und Vorbereitung  und Stücken beschäftigt. Sie hatten nur selten Gäste, der Literatur und des Filmsdie wenigen Parties, die sie gaben, waren international. Mit einem Vorwort von Carl Zuckmayer. Reinbek bei Hamburg 1979Eines Abends luden sie mich und Gottfried[Reinhardt, TaschenbuchAusgabe 4320''er war zu dieser Zeit mit Salka Viertel liiert, SAnm.d. 269 fVerf.''] zusammen mit Sam Be(h)rmann; Franz und Alma Werfel, Erich Korngold und seiner Frau ein.…''
Mit dem Zitat aus der Autobiographie von Salka Viertel erlaube ich mir die kritische Bemerkung, daß weder im Anmerkungsapparat noch Das unbelehrbare Herz. Ein Leben in den begleitenden Texten der potentielle Leser dieser Briefe Reinhardt-Thimig  nichts über die komplexe Lebenssituation Welt des Theaters, der beiden tatsächlich erfährt; es fehlt – um Literatur und des Films. Mit einem Vorwort von Carl Zuckmayer. Reinbek bei einem Theaterbegriff zu bleiben – der Hintergrund, die SoffittenHamburg 1979, es fehlt die GeleuchtugnTaschenbuch Ausgabe 4320, es fehlen die Spots für besondere Ereignisse  …S. 269 f.
Salka Viertel und Berthold Viertel gehören zu dem Kreis der bereits in den 20er Jahren nach Hollywood eingewanderten Berliner Künstlern. So subjektiv ein autobiographischer Text auch immer ist, ihre Autobiographie ist eine nahezu unerschöpfliche Quelle zur Geschichte der deutschsprachigen Emigration in Hollywood.
Wobei „Hollywood“ ist als „Sammelbegriff zu verstehen; Mit dem Zitat aus der Autobiographie von Salka Viertel erlaube ich mir die meisten deutschsprachigen Emigranten fanden kritische Bemerkung, daß weder im Anmerkungsapparat noch in Santa Monica ihr Domizilden begleitenden Texten der potentielle Leser dieser Briefe Reinhardt-Thimig  nichts über die komplexe Lebenssituation der beiden tatsächlich erfährt; es fehlt – um bei einem Theaterbegriff zu bleiben – der Hintergrund, die beruflich-finanzielle Sicherheit boten (freilich nicht für alle) Soffitten, es fehlt die Filmstudios in HollywoodBeleuchtung,  MGM. Warner Brothers usw.es fehlen die Spots für besondere Ereignisse  …
Salka Viertel und Berthold Viertel gehören zu dem Kreis der bereits in den 20er Jahren nach Hollywood eingewanderten Berliner Künstler. So subjektiv ein autobiographischer Text auch immer ist, ihre Autobiographie ist eine nahezu unerschöpfliche Quelle zur Geschichte der deutschsprachigen Emigration in Hollywood.
Hollywood ist in diesem Exil-Zusammenhang als Sammelbegriff zu verstehen;  dahinter verbergen sich die Studios, Arbeitsplatz für Emigranten(der 100 $ -Job für Emigranten), Beverly Hills, Santa Monica usw.