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Die Assoziation zu den Bilderwelten eines Ingmar Bergman „''Abend der Gaukler''“, zu Federico Fellinis „''La Strada''“ stellt sich unwillkürlich ein; hinter dem artistischen Erlebnis „Zirkus“ verbergen sich Lebensformen, Lebensentwürfe, die dem oberflächlichen Blick entzogen sind – „Zirkus“ eine andere Metapher für „Theatrum mundi“. RW, der Mensch und der Maler, setzte sich gleichermaßen intensiv mit Fragen der Metaphysik und der Philosophie auseinander, wie es mit den praktischen Fragen der Maltechniken, der Farbauswahl, dr Wahl der Leinwand des Papiers tat.
<span style="color: #ff0000;">Abb. Zirkus 1960[[Datei:image033.jpg|thumb|right|199x143px]]</span>
Während seiner Studienjahre – er wohnte damals in Charlottenburg oder in Westend – auf seinen Streifzügen durch den Kiez - entdeckte er auf einer Brache hinter dem Funkturm einen kleinen Zirkus, der von einer Zirkusfamilie betrieben wurde. Stunden um Stunden verbrachte er bei den Zirkusleuten, zeichnete und zeichnete unentwegt, freundete sich mit ihnen an – und schenkte ihnen, als sie ihr Zelt abbauten um weiterzuziehen, den Großteil seiner Zeichnungen als Dank für die Teilhabe an ihrer Arbeit, aber auch an ihren Problemen. Nur zwei haben sich in seinem Nachlaß erhalten. (vgl. Kap.2, Abb. 11,12)
<span style="color: #ff0000;">Abb. Zirkus 1960</span>
[[Datei:image032.jpg|thumb|right|201x121px]]
Aus den Jahren nach dem Studium sind nur wenige Zeichnungen und Bilder überliefert, als Erklärung bietet sich an, daß RW in diesen Jahren häufig umgezogen ist.
Der verschleierte Blick, die weißen Haare, immer in tänzerischer Pose, auch als Sitzfigur, besonders auffallend die Haltung des Kopfes, gefaßt in zarte zerbrechliche – man ist versucht zu sagen – Porzellanfarben , mit teilweise scharfen Pinselstrich konturiert, - versinnbildlicht die eiserne Disziplin der Tänzerin ebenso wie ihren ungebrochenen Lebenswillen wie ihre unerschöpfliche Energie – und sie IST die „Grand old Lady“, die mit ihrem kaum wahrnehmbaren charmanten Lächeln zu sagen scheint – „machs mir doch nach!“
Das Rollenporträt des Weltstars, der Sopranistin Leonie Rysanek-Gausmann, (Abb. 7, 8) entstand unter ganz besonderen Bedingungen. 1976 sang die Rysanek die ''Medea'' (Titelpartie der gleichnamigen Oper von Luigi Cherubini) im Théàtre Antique in Arles. Das Porträt war ein Auftrag ihres Mannes, des Musikjournalisten Ernst-Ludwig Gausmann. Wir reisten nach Arles zu den Proben, zur Premiere. Die Proben hatten allerdings von Anfang an einen ungebetenen Mitspieler: den Mistral (das ist ein im Rhône-Tal sehr gefürchteter Fallwind). Bis zur Premiere, selbst noch am Abend der Premiere bestimmte er den Ablauf. [[Datei:image007.jpg|thumb|right|303x226px]] <span style="color: #ff0000;">Abb. Leonie Rysanek - Gausmann</span> Das führte oft dazu, dass abgebrochen werden musste, weil der Wind im wahrsten Sinn des Wortes – Töne, Noten, Requisiten - fortblies. Diese Unterbrechungen, den Sängern und Musikern eher lästig, kamen aber dem Maler zugute. Er konnte, was er immer sehr gerne tat, sich untrhalten, zeichnen, - und er zeichnete alles was in dem weiten Runde des Théatre Antique zu finden war – von der gebrochenen römische Säule bis hin zu einem hinreissenden großen, unheimlichen Drachen aus Pappmaché – jeder spätere Dino wäre blaß vor Neid geworden beim Anblick dieses Ungetüms in Miniaturausgabe. Mit diesem Ungetüm muß Medea nach dem Mord an ihren Kindern, dem Tod Jasons und Kreusas triumphierend, als gebrochene Frau – in das Reich der Schatten abfahren.
<span style="color: #ff0000;">Abb.[[Datei:image008_(2).jpg|thumb|right|310x419px]] Leonie Rysanek - Gausmann</span>