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Ralph Wünsche, Maler und Zeichner

153 Byte hinzugefügt, 10:43, 21. Jun. 2020
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Über die Jahre nach 1945, nach Kriegsende, Evakuierung und Rückkehr nach Dresden, bis zum Schulabgang 1950 überlasse ich das Wort seinem besten Freund '''Manfred Höhne''' ; 2007 hat er mir seine Notizen überlassen:
 ''Die Erinnerung an meine gemeinsame Schulzeit mit Ralph muß der Belastung eines Zeitabstandes von mehr als 6 Jahrzehnten Jahrzehnten '' ''standhalten …''
''Eine der frühesten Erinnerungen verknüpft sich mit einer ziemlich simplen Gemeinsamkeit: Wir hatten beide eine starke Abneigung gegen das Geräteturnen. In der Turnhalle in der Dresdener Weintraubenstraße gab es Säulen. Wenn wir Schüler in einer Reihe zum Geräteturnen antreten mußten, dann versteckten wir zwei uns regelmäßig erfolgreich hinter einer Säule. Wir hatten dabei nicht etwa Angst, sondern eher Spaß. Überhaupt war das Bemühen, einer durchaus ernsthaften Angelegenheit eine heitere Seite oder wenigstens ein Lächeln – häufig ein sarkastisches – abzugewinnen, sicher eine der uns beiden gemeinsamen und uns beiden verbindenden Eigenschaft. Ich denke dabei an eine Episode aus viel späterer Zeit. Ralph hatte mich zu einem Konzertbesuch in der Berliner „Auster“ animiert, wo Paul Hindemith eigene Werke dirigierte. Irgendwann im Konzert flüsterte mir Ralph zu: „Hindemith macht einen musikalischen Spaß nach dem anderen und die Leute sitzen da mit bierernsten Gesichtern. „''
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''RW macht eine Ausbildung zum Reklamemaler, es folgen zwei Semester an der Hochschule für bildende Künste in Dresden, Berlin - Weissensee sowie die Meisterschule für Kunsthandwerk in Berlin - Charlottenburg. Dann ein kurzer Hinweis, war es eine Warnung ?, die begonnene Kontinuität des Studiums wird jäh unterbrochen … mitten im Sommersemester 1955 verläßt RW fluchtartig - mit der S-Bahn - den Ostteil der Stadt. ''
''Im Oktober 1955 bewirbt sich RW an der HfBK, besteht die Aufnahmeprüfung. ''
''Aus den Akten, Archiv der Universität der Künste, wie die HfBK (Hochschule für Bildende Künste) heute heißt:''
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''Meine Berufswahl''
Das vorherrsche Kunstklima im Berlin der Anfang 50er Jahre ist geprägt von der Dominanz der Abstrakten, ihr theoretischer „Verfechter“, ihr „Pabst“ ist Will Grohmann.
Die Aufzählung seiner Seine Lehrer an der HfBK – von der Grundausbildung bis zur Wahl der Fächerzum Abschluß als Meisterschüler:
1955/56 besucht er vor allem die Klassen von Hans Jaenisch (1907 – 1989) und Albert Klatt (1892 – 1970), bei Max Kaus (1891 – 1977) bleibt er bis 1957/58, Heinz Hajek-Halke (1898-1983) und beendet sein Studium als Meisterschüler in der Meisterklasse Hans Uhlmann (1900 – 1975)
Hans Uhlmann stellt an die Leitung der Hochschule den Antrag um Verlängerung des Regelstudiums für den Besuch seiner Meisterklasse:
''Antrag für Weiterstudium (9./10.Semester)''
''Ralph Wünsche''
# '' Wünsche nach hat einigen Semestern Malstudium in der Klasse von Professor Kaus mehrere Semester hindurch in einer kleinen Gruppe von Studenten an filmischen Versuchen mitgearbeitet, die seine große Begabung – auch auf einem zunächst fremden Gebiet zeigten. Er setzt seit einiger Zeit sein Malstudium fort; die Ergebnisse zeigen wieder nur, daß man ihm das Weiterstudium zubilligen müßte. Ich bitte, dem Antrag zuzustimmen.''
''H.Uhlmann''
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RW war auch ein sehr engagierter Studentenvertreter, , nach seinen Berichten hat ihm dies auch in einem noch sehr konservativ geprägten Lehrerumfeld viel Ärger eingetragen; ein besonders herausragendes Merkmal der Persönlichkeit des Studenten RW war seine Hilfsbereitschaft sowie sein soziales Engagement:
Mit '''Jürgen Pieplow,''' Graphiker, kommt ein Künstler zu Wort, dem RW „über die Grenze“ geholfen hat: ''
'''Hella Rost, Kurzbiographie (von ihr selbst verfaßt), 2019'''
'' ''''1934 in Berlin geboren, lebt in Berlin, Studium an der HdK HfBK 1956 -1961''
''Nach vorzeitigem Ausklang der Studienzeit 1961, allerhand verschiedene Verdienstjobs, ehe sich 1963 beim „Kinder Trickfilm Studio, Cinetrick, Herbert Schulz“, eine künstlerische, doch neue, vor allem handwerkliche Arbeit ergab. „Fummel-Geduldsarbeit“, das alles endete, auch mit persönlichen Unterbrechungen 1975 – danach begann, aus allen möglichen künstlerischen Neu-Orientierungen, das endgültige „freischaffende“, verdammt schwierige Künstlerleben, in der „Westberliner Kunst-Enklave“, aber es wurde, nach besten Möglichkeiten, auch gefördert – das bleibt unvergessen! –Viel Zeit ist unterdessen vergangen – was bleibt ist der Mut, die Kraft u. die Lust, weiter zu arbeiten.''
Der Weg Die Suche, der Weg  zu einer eigenen künstlerischen Handschrift, einer der Orientierung , führte RW aus den Klassen der Malereizu den Klassen, Photographik , Film - , er ging Umwege, doch: „alle Umwege führen immer wieder nach Rom“ Rom“  - RW war Maler, er blieb Maler.
Von einem dieser Umwegsversuche gibt es einen kleinen Film. Es begann mit der Mitarbeit in der Fotowerkstatt von Hajek –Halke; dort formierte sich ein Filmteam aus Studienkollegen. Die vier Filmemacher, Regie: Peter Lilienthal gemeinsam mit Pit Kroke, Jörg Müller, Ralph Wünsche, drehen 'eine „Studie“, BR Deutschland 1958, Experimentalfilm mit der 'Musik von Siegfried Behrens.
Aus dem Spannungsfeld „Magisch-Groteskes-Phantastisches“ und „Konkret-Klassizistisches“ entwickelte der Maler RW seine ganz persönliche Form – und Farbensprache aus Abstraktion und Gegenständlichkeit, die sich jeder ''–Ismus''-Klassifizierung widersetzt.
===='''Das Porträtim Oeuvre von Ralph Wünsche'''====
 A''ls Ralph Wünsche mich porträtiert hat, habe ich einen Künstler erlebt, der sich   hundertprozentig für sein Gegenüber interessierte.''
''Vielleicht war es das, was uns gleich so stark verbunden hat. '''' Denn meiner Meinung nach zeichnet es den wirklich begabten   Schauspieler aus, daß  er sich ausschließlich für die Figur interessiert, die er zu spielen hat und sich ebenso im  Dialog mit seinem Bühnenpartner voll auf diesen Partner konzentriert. ''''Eine sehr aktive Art des Zuhörens und Zuschauens! '''' Ralph Wünsche hatte diese Fähigkeiten in besonderem Maße!''
Michael Heltau erzählt von seiner Begegnung mit dem Maler Ralph Wünsche, Wien, Februar 2020, in einem langen und schönem Gespräch und faßt seine Gedanken in dem oben zitierten Brief für mich nochmals zusammen . (s. Kap.1, Abb. 1, 2)
Es war, wie damals, als RW den Schauspieler in seinem Wiener Haus besuchte, ein Gespräch in der Dämmerstunde, das immer spärlicher werdende Licht ließ Gedanken, Erinnerungen auftauchen an die vielen Begegnungen in Wien, in Nürnberg, in München …
RW hat mit seinem Pinsel festgehalten, mit seinem Pinsel mehr gesehen, als der Portraitierte von sich preisgeben konnte oder wollte.
''D''ie Die Bildgestaltung blieb formal bei der klassischen Darstellung, Kopf oder Halbfigur, auch bei Rollenbildern. Der Pinsel, die Farbe, das Licht jedoch folgen nicht dem photographischen abbildenden Kanon, der Maler versuchte mit den malerischen Mitteln die Persönlichkeit, das „Ich“, das vor ihm saß, stand, agierte – der flächigen Vorgabe zum Widerspruch - in seiner Lebendigkeit „einzufangen“. So manche portraitierte Person meinte dann – oft brauchte es ein Weilchen bis sie sich an die Sichtweise gewöhnt hatte und malerische Interpretation sich zu eigen gemacht hatte: „Ich sehe da ganz neue Seiten an mir, die ich noch gar nicht entdeckt habe“ – oder: „ In dieses Porträt muß ich erst hineinleben, altern?“.
Porträts greifen sehr intensiv ein in die Intimsphäre, des Porträtierten, die gemeinsam verbrachte Zeit des Zeichnens und Gezeichnet werden sind ein intensiver Dialog zwischen dem Bleistift, der Feder, dem Pinsel und mit den /die Porträtierte/n. RW wußte sehr genau um die unausgesprochene Problematik der Situation, wollte sein „Objekt“ möglichst wenig belasten, „quälen“, wie es RW, aber auch so manches porträtierte Objekt formulierte. So bat er mich häufig darum, mit meiner Kamera schon während der ersten Begegnung mit der zu porträtierenden Person zu assistieren, Positionen zu dokumentieren. O-Ton RW'': „Das Porträt entsteht dann im Atelier, nach den Skizzen, die Photos dienen der Korrektur.“ ''
Der verschleierte Blick, die weißen Haare, immer in tänzerischer Pose, auch als Sitzfigur, besonders auffallend die Haltung des Kopfes, gefaßt in zarte zerbrechliche – man ist versucht zu sagen – Porzellanfarben , mit teilweise scharfen Pinselstrich konturiert, - versinnbildlicht die eiserne Disziplin der Tänzerin ebenso wie ihren ungebrochenen Lebenswillen wie ihre unerschöpfliche Energie – und sie IST die „Grand old Lady“, die mit ihrem kaum wahrnehmbaren charmanten Lächeln zu sagen scheint – „machs mir doch nach!“
Das Rollenporträt des Weltstars, der Sopranistin Leonie Rysanek-Gausmann, (Abb. 7, 8) entstand unter ganz besonderen Bedingungen. 1976 sang die Rysanek die ''Medea'' (Titelpartie der gleichnamigen Oper von Luigi Cherubini) im Théàtre Antique in Arles. Das Porträt war ein Auftrag ihres Mannes, des Musikjournalisten Ernst-Ludwig Gausmann. Wir reisten nach Arles zu den Proben, zur Premiere. Die Proben hatten allerdings von Anfang an einen ungebetenen Mitspieler: den Mistral (das ist ein im Rhône-Tal sehr gefürchteter Fallwind). Bis zur Premiere, selbst noch am Abend der Premiere bestimmte er den Ablauf. Das führte oft dazu, dass abgebrochen werden musste, weil der Wind im wahrsten Sinn des Wortes – Töne, Noten, Requisiten - fortblies. Diese Unterbrechungen, den Sängern und Musikern eher lästig, kamen aber dem Maler zugute. Er konnte, was er immer sehr gerne tat, sich untrhalten, zeichnen, - und er zeichnete alles was in dem weiten Runde des Théatre Antique zu finden war – von der gebrochenen römische Säule bis hin zu einem hinreissenden großen, unheimlichen Drachen aus Pappmaché – jeder spätere Dino wäre blaß vor Neid geworden beim Anblick dieses Ungetüms in Miniaturausgabe. Mit diesem Ungetüm muß Medea nach Medea nach dem Mord an ihren Kindern, dem Tod Jasons und Kreusas triumphierend, als gebrochene Frau – in das Reich der Schatten abfahren.
===='''Die zweite Gruppe : Tanz – Theater - Zirkus'''====
''… Wir erfinden die Gestalten nicht, unsere Augen sehnen sie herbei. Ihr Schauspieler gebt den Phantasiegestalten einen Körper, damit sie leben! Wir machen umgekehrt aus unseren Körpern Phantasiegestalten … auf der Suche nach ihnen muß man wahrlich nicht weit gehen. Man muß sie nur aus sich herauslassen. All die Wahrheiten, die das Gewissen verdrängt; ich entreisse sie dem Geheimnis der Sinne, zuweilen auch – die fürchterlichen Wahrheiten – den Abgründen der Triebe … ''
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====<span style="color: #000000;">'''Die dritte Gruppe: '''Olevano Romano, Rom – das Latium</span>====
''… Nach Dresdner und Berliner Studienjahren empfing er in Italien Impressionen, die zu einer – barocke und klassizistische Eindrücke umfassenden – Synthese verschmolzen. ''''Die immense Anschauungskraft des Künstlers wird in ihrer Vielseitigkeit zum Ausdruck gebracht. Die Spannweite seines Schaffens wird da am deutlichsten, wo die Skizzen in ihren freien zeichnerischen und farblichen Strukturen, in ihrem Überschwang vibrierender Bewegungen de Porträts gegenübergestellt werden. …. höchste Konzentration und kontemplatives Eingehen … atmosphärische(r)Dichte, …''
zit.: Rolf Flügel, Ein Maler, der Theater-Atmosphäre vermittelt, Münchner Merkur, München 9.1.1981
''1968 erhielt RW erstmals das Stipendium Villa Serpentara in Olevano Romano der Akademie der Künste, Berlin; 1972 ein zweites Mal. Von diesem Moment an war er, wann immer es möglich war, häufiger Gast in Olevano; so sehr hatte ihn dieser geschichtsträchtige Ort „verzaubert“, die Landschaft und nicht zuletzt die Erfahrung „einer anderen Welt. ''
''1967 hatte RW für das Stipendium der Villa Romana, Florenz eingereicht, dazu Hans Jaenisch, Professor für Aquarell … am 12.Juli 1967 in seinem Gutachten:''
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''… Es gab ein großes Essen mit den ebenfalls anwesenden olevanischen Repräsentanten, dem Bürgermeister etc. von Bendheim organisiert mit Carabinieri –Schutz. – sehr komisch die Olevaner Bosse, alle so dick und rosig kugelig aussehend wie meine deutschen Großväter aus den Gründerjahren. Vormittags wurde ich gefragt, ob ich für die Gemeinde im Rathaussaal eine Wand malen wolle, nachmittags waren nach Abreise des Botschafters der Bürgermeister und seine Leute bei mir zu Gast.''
''Gestern habe ich den Saal angesehen und die Flächen ( 4,50 x 1,90m) sehr hübsch , würde ich gerne machen, wenn ich Zeit haben sollte….. vielleicht Mai-Juni einige Wochen in Olevano.   …''
Ein kleiner Exkurs zu Olevano Romano, das Stipendium und seine Bedeutung. Die Geschichte des Ortes als Teil der Kunstgeschichte, der Romantik, beginnt mit dem Maler und Zeichner Joseph Anton Koch (1768 -1839). Er entdeckte diese, auch heute noch abseits der Touristenströme liegende Landschaft auf seinen Wanderungen durch Italien, 1794, die ihn bis nach Paestum geführt hatten. Er lebte zeitweilig in Olevano Romano, heiratete ein olevanisches Mädchen, Cassandra Ranaldi. Später lebte er mit seiner Familie in Rom, starb in Rom und liegt auf dem Deutschen Friedhof in Rom begraben.
Es würde zu weit führen die Maler und Zeichner anzuführen, mit denen er sich künstlerisch auseinandergesetzt hat und die einen – wie im Falle der zunehmenden Verfeinerung des Zeichnens – mehr oder minder großen Einfluß auf sein Schaffen hatten, William Turner steht für die Auseinandersetzung Licht und Farbe im Werk RWs, Picasso und die Surrealisten lösten die Auseinandersetzung mit der „Art brut“ aus. Die Akademie der Künste, Berlin zeigte eine umfassende Schau der Werke von Jean Dubuffet, der sein Werk auch den Anregungen dieser „Art brut“ zuschreibt; nahezu gleichzeitig wurde im Haus am Waldsee, Berlin-Zehlendorf die „Sammlung Hans Prinzhorn - Die Bildnerei der Geisteskranken“ gezeigt; wenig später fand in Wien eine Ausstellung „Kunst und Wahn“ statt – für RW weitere Quellen der Inspiration, der künstlerische Auseinandersetzung für die eigene Bildsprache.
'' ''''…... Unverkennbar … der (dem Land Sachsen) benachbarte schlesische Mystizismus , der historisch zunächst verordnete Tod, dann sich jedoch geradezu spielerisch ausartende Tod (das erlebte vielfache Sterben in der Bombennacht von Dresden, 1945), sein Schatten über der Landschaft, .. Kulisse des Hintergrunds .. diese dunkle historische Tatsache, diese Verfinsterung bis hinein ins persönliche Unterbewußtsein, in Farbe und Stil, … (das) Licht ist verhangen, auch das der in Italien (Bilder). Sonne dringt … durch Wolkenschleier, die an Rauch und Qualm erinnern. Wo einmal das Sonnenlicht bis zum Erdboden durchdringt, reflektiert es dessen Dunkelheit, nicht selten mit theatralischem Elan, mit transparentem Realismus''''. … ''
Zit.: Walter Huder, Zur Ausstellung und über Ralph Wünsche, Vorwort zum Ausstellungskatalog „Ralph Wünsche“, Berlin 1976, NBK in Zusammenarbeit mit der Deutschen Oper ,Berlin