Ralph Wünsche, Werkübersicht
Ausstellung Ralph Wünsche, Museo Civico, Olevano Romano 2012 - eine Werkschau
Der Ausstellungsort, Villa di Pisa, ist eine Villa aus dem 19.Jahrhundert, 1989 zum Museum umgewidmet. An der Gründung des Museums war RW aktiv beteiligt, seit er 1968 als Stipendiat der Akademie der Künste, Berlin in der Villa Serpentara war.
Die Ausstellung und den Katalog betreute die Kunsthistorikerin Loredana Rea von der Accademia in Frosinone. Sie hat aus dem breitgefächertine Opus des Künstlers vor allem Werke ausgewählt, die die Landschaft und die Natur um Olevano zum Bildthema haben, ausgehend von der These: das Werk des Malers bewegt sich zwischen Tradition und Moderne. Sie hat Zeichnungen, Aquarelle ausgewählt, die allerdings nur scheinbar "Natur" abbilden, der zeichnerische Impetus hat andere Wurzeln: Art Brut, die Kunst der "Schizophrenen"(Leo Navratil), der Manierismus, der Surrealismus. Nüchtern betrachtet dominiert aber die Auseinandersetzung mit dem Trauma, das Erlebnis der Bombennacht von Dresden, vom 13./14.2.1945, die sich dem damals Halbwüchsigen im wahrsten Sinn des Wortes "eingebrannt" hatte. Diese Erfahrung bestimmte sein gesamtes Oeuvre, die Bildwahl (ausgenommen die Porträts und die theatralischen Arbeiten), seine Palette - die Farben, auch dort wo sie leuchtend und hell sind, - immer brechen Rauch, Feuer und Verwesung ein, in eigenständiger Form - und Farbwelt. Der Strich, ob mit Feder oder Stift, ist nervös, vibrierend, "flücht- ig", "züngelt", erinnert an das Aufzischen einer Flamme. Ironisch nannte RW diesen Strich "seine Stacheldrahtkursive".
Die Naturdarstellungen, oft von der Exaktheit anatomischer Zeichnungen, mit dem gebrochenen Strich, waren Ausgangspunkt und Grundmuster der Arbeiten, die RW als "Realistische Abstraktionen" definierte. Dies gilt für Motive aus der Landschaft ebenso wie für die oft kleinteiligen Zeichungen von architektonischen Elemente. Die Phantasie, die Bildvision des Malers RW entzündete sich an der Struktur des Motivs.
Die Ausstellung präsentiert neben den Ölbildern, Aquarellen, Kohle - und Rötelzeichnungen eine kleine Auswahl aus dem reichen Bestand an Skizzen und Skizzenbüchern und gibt damit wenigstens im Ansatz Einblick in die Genese eines Bildes, einer Zeichnung, von RW gerne auch als "Fingerübung" bezeichnet. Hinter dieser leicht ironischen Bezeichnung seiner Arbeitsweise steht die Erinnerung an einen Lehrer. Er erklärte dem damaligen Studienanfänger (in der Hardenbergstraße) " Junge, zeichnen, zeichnen, zeichnen, täglich viele, viele Stunden - so wie der Pianist seine Finger locker macht mit den täglichen Fingerübungen … "
Katalog zur Ausstellung, deutsch/italienisch: La donazione Ralph Wünsche nella Collezione AMO. A cura di Loredana Rea. Olevano Romano 2012
Auf dieser Seite entsteht eine Werkübersicht "Ralph Wünsche" ; ich beginne mit den Themen, Motiven, die das Werk von RW maßgeblich bestimmt haben.
Da wären die Porträts, die - auch im Zeitalter der Photographie - sehr gefragt waren.
Ich beginne mit einer Auswahl: Aleksandr Bardini, Schauspieler und Regisseur. Boleslaw Barlog, Intendant des Schiller-Theaters und des Schloßpark-Theaters, Berlin. Maria Becker, Schauspielerin. Leonard Bernstein, Komponist und Dirigent. Karl Böhm, Dirigent. Clown Dimitri. Ernst Deutsch, Schauspieler. Heinz Hajek-Halke, Photographiker. Michael Heltau, Schauspieler und Entertainer. Maria Ley-Piscator, Tänzerin und Regisseurin. Peter Matic, Schauspieler. Zubin Mehta, Dirigent. Christine Ostermayer, Schauspielerin. Maja Plissetzkaya, Tänzerin und Choreographin. Leonie Rysanek-Gausmann, Sängerin. Ernst Schröder, Schauspieler, Regisseur. Rudolf Serkin, Pianist.
RW liebte das Ballett, den Tanz und es entstanden unzählige Tanzzeichnungen; er bekam durch den Photographen der deutschen Oper, Peter Riesterer, kranichphoto, die Möglichkeit auch während der Proben zeichnen zu können. Skizzenbücher, große und kleine lose Skizzen, fertige ausgearbeitete Zeichnungen zu "Tanz" - Bewegung, in Licht und Raum - sind danach entstanden.
Für eine geplante große Tanzausstellung entstanden weitere Tanzblätter; die Ausstellung fand dann allerdings nur in minimalistischer Version statt.
Die Skizzenbücher, bereits beim Thema Tanz angesprochen, hat RW nicht chronologisch genutzt, sondern immer eines mit sich herumgetragen, dann wenn ihm das Format nicht genehm war, einfach ein anderes genommen oder unterwegs gekauft. Die Skizzen war ein begehrtes Objekt bei Atelierbesichtigungen, bei Ausstellungen; darüber hinaus waren diese Bücher natürlich vor allem Arbeitsmaterial. Sie sind dennoch so etwas wie ein Tagebuch des Künstlers, denn er hat darin auch seine Museumsbesuche kommentiert, seine Reiseerlebnisse festgehalten, Formen, Farben, Überlegungen zu Bildformaten, aber so praktische Notizen wie Verabredungen mit ... .
Olevano Romano, Latium, - viele Aufenthalte, kürzer, länger - in vielen Arbeiten festgehalten, thematisch oft nur als Impression, nicht naturalistisch wiedergespiegelt.
RW war 1968 erstmals in Olevano Romano, als Stipendiat der Akademie der Künste, Berlin. Das bedeutete: drei Monate in der Villa Serpentara. - und nur zeichnen, malen, Land und Leute kennenlernen - und vor allem Rom. Nach diesen drei Monaten war aus dem überzeugten Berliner ein begeisterter "Olevaner" geworden; wann immer RW es möglich machen konnte, für er nach Olevano, auch ohne Stipendium. Er hilet mit Stifte, Feder, Tusche fest, Landschaft, Architektur, und sofern es sich um konkrete Motive handelte, ist er aus der Sicht von heute der chronist eines ganzen Landstrichs - denn die Zeit blieb nicht stehen, die Veränderungen in der Landschaft sind zum Teil tiefgreifend. Was ihn aber auch in Olevano, bei seinen Entdeckungsreisen mit dem Stift, der Feder, in Rom am meisten fesselte - das war das Zusammenspiel von Licht und Raum. Die Arbeiten aus dem Jahr 1968 sind von erschreckender Düsternis, lastender bis erdrückender Gestaltung - das römische Barock - und der Dresdner fühlte sich zuallererst vom barocken Rom fasziniert - ist nicht heiter und hell - es strahlt Macht und Gewalt aus.
Die große Gruppe der sogen. "Freien Arbeiten", meist Bilder in Öl auf Leinwand schließen diese erste kursorische Beschreibung ab.
Für das Symphonische Orchester, Berlin und die Münchner Philharmoniker: Für die Programmhefte der konzertanten Aufführungen szenische Impressionen, Rollendarstellungen "der Hörer, der das Werk - vielleicht zum ersten Mal erlebt - sollte die musikalische Dimension mit der szenischen/musiktheatralischen Realität optisch erfahren." Ralph Wünsche im Gespräch mit dem Intendanten des Symphonischen Orchester, Berlin, Norbert Thomas, anläßlich der Ausstellung in den Räumen des Orchesters, Rankestraße, Berlin 1988.
Norma (Bellini), Iris (Mascagni), Die Bassariden (Henze), Die schwarze Maske (Penderecki)
Die Werke/Teilnachlässe in:
Stiftung Stadtmuseum, Berlin
Museo Civico, Olevano Romano, Coll. Associazione Amici del Museo di Olevano, AMO
Deutsches Theatermuseum, München
Theatermuseum, Wien
kleinere Bestände in verschiedenen privaten und öffentlichen Sammlungen
Fortsetzung folgt