Friedrich Hoxa, ein Wiener Klavierbauer
Aus Dagmar Saval Wünsche
Inhaltsverzeichnis
Text in Vorbereitung
Firmenschild von Friedrich Hoxa, 1826 auf dem Flügel von 1826
Sammlung Galerie Ruf, Schweiz
Vorwort
„ hier ist doch sicher Klavierland „ … Die große Zahl der Klaviermanufakturen in Wien bestätigt diesen Ausruf des jungen Mozart als dieser in der kaiserlichen Residenzstadt – auf Tournee mit Vater Leopold und Schwester Nannerl - ankam . Si non è vero è ben trovato!, aber eines trifft mit Gewißheit zu: die k.k. Residenzstadt Wien ist Ende des 18.Jh. und bis ungefähr 1850 ein bedeutendes Zentrum des Klavierbaus; mit Paris und London im erfinderischen Wettstreit aus der Sicht von heute.
Die in Wien ansässigen Klavierbauer, - sie kamen oft von weit her, aus allen Provinzen, Königreichen, Fürstentümern der Monarchie; sie experimentieren, probieren, erfinden. Seit Bartolomeo Cristofori das Forte-Piano erfunden hat, hat dieser Kasten aus Holz und Metall mit den schwarzen und weißen Tasten unzählige Metamorphosen erlebt, in seinem Inneren wie auch in seiner äußeren Erscheinung.
Allerdings : das damals - um 1800 - bekannte Instrumentarium, von der Orgel bis zum Kontrabaß, von den Holzbläsern bis zu den Blechbläsern usw., wurde zum Experimentierfeld der Instrumentbauer, dazu kamen neue Instrumente, Erfindungen für die neuen, veränderten Klangvorstellungen.
Als unser Protagonist geboren wird, das war 1793, endet in Frankreich "La Terreur", die Endphase der Französischen Revolution mit der Hinrichtung von Robespierre, die Europa seit ihrem Beginn, am 14.Juli 1789, in Atem gehalten hat, die Monarchien in Angst und Schrecken versetzt hat. Die Abwehrreaktionen der alten Herrschaftsstrukturen mündeten in Kriegen, die mit den Siegen der Französischen Armee endeten - es ist die Zeit der Koalitionskriege. Ein kleiner korsischer General steigt auf zum Ersten Konsul, krönt sich zum Kaiser der Franzosen, überzieht den Kontinent mit seinen Eroberungskriegen, zerstört viele der alten Strukturen, scheitert, wird verbannt und der Wiener Kongress installiert die alte monarchische Ordnung - mit Repression, Zensur . Schweigen legt sich wie Mehltau über die Gesellschaft. Man spricht vom Vormärz, vom Biedermeier, das sind die Jahre zwischen 1815 - Ende des Wiener Kongress - und 1848.
1848 : das Jahr der März Revolution, die den Vormärz, das Biedermeier beendet; und wieder folgt eine Zeit des Umbruchs.
Kriege, Revolution, Repression durch Zensur, Inflation, Seuchen - doch nichts hält die in diesen Jahrzehnten entstehende Parallelwelt auf: die von England ausgehende Frühindustrialisierung breitet sich nahezu ungebremst in Europa aus. Die wirtschaftlichen Strukturen verändern sich radikal, aus Handwerksbetrieben, oft noch zunftgebunden, werden größere oder kleinere Industriebetriebe. Das Symbol für diese rasante Veränderung: die Eisenbahn und die lokalen Industrie-Schauen; gebündelt 1851 werden sie zur Weltausstellung in London. Weitere werden folgen.
1823 und die Folgen
Das Adressverzeichnis von Anton Ziegler für die k.k. Residenzstadt Wien meldet einen Friedrich Hoxa als "befugten Klavierbauer", seit 1823 in Wien ansässig und tätig. In den vielen dicken Folianten über die Wiener Instrumentenszene findet sich dieses Datum ebenfalls immer mit dem Hinweis, das wäre das Jahr seiner Ankunft in Wien.
Wir wissen nicht viel über den jungen Meister des Klaviers; nimmt man nur seinen Namen, HOXA , dann liegt es nahe, ihn als aus Albanien zugewanderten Handwerker zu definieren. Der Name HOXA (auch Hoxha, Hora, Hore geschrieben, Aussprache Hodscha) ist in Albanien ungefähr so häufig wie das deutsche Maier oder Müller. Als er 1826 das Bürgerecht der Stadt Wien sowie die Gewerbeerlaubnis als Klavierbauer erhält, erteilt man ihm auch die Dispens, daß er seine "altkatholische" Religion weiter ausüben darf.
Dazu eine kleine Anmerkung am Rande: Albanien war in der ersten Hälfte des 19.Jh. eine Provinz des osmanischen Reichs, mehrheitlich muslimische geprägt, mit einer kleinen christlichen Minderheit. Die religiöse (und finanzielle) Schutzmacht dieser Minderheit waren der Papst (als geistliches Oberhaupt der Christenheit) und der Kaiser von Österreich( seit 1806, als Schirmherr der Kirche). Die Bezeichnung "altkatholisch" bezieht sich nicht auf die später kanonisierte Seitenbewegung der Katholiken, sondern auf eine besondere Art der in Albanien üblichen Religionsaussübung unter muslimischer Herrschaft.
Der junge Handwerker läßt sich in Wien nieder; das angegebene Ankunftsjahr 1823 ist realiter wohl kaum zutreffend, denn zu diesem Zeitpunkt ist Hoxa verheiratet, hat und eine Wohnung (und Werkstatt*) in der Vorstadt Alt-Wieden+, die für 1824 erneut genannt wird. Und er ist auch bereits Familienvater. Seine Frau Aloysia, geborene Groyer, ist eine verwitwete Teschmayer. Sie dürfte nicht unvermögend gewesen sein. 1819 kommt Tochter Karoline zur Welt; mehr wissen wir nicht. Es könnte sein, daß sie gleich nach der Geburt gestorben ist, ein damals weit verbreitete Geschehen, die Ursache waren vor allem die mehr als unzulänglichen medizinischen und hygienischen Verhältnisse; die Kindersterblichkeit, vor allem unmittelbar nach der Geburt, war hoch. 1821 folgt der "Stammhalter" Friedrich, 1826 kommt noch ein kleiner Nachzügler, Rudolph.
- Anmerkung: Es war damals üblich, Wohnung und Werkstatt unter einem Dach zu haben; Arbeit und das täglichen Leben bildeten eine organische Einheit.
+ Vorstadt Alt Wieden: die eigentliche Residenzstadt Wien war noch von den mittelalterlichen Festungsanlagen umgeben; im Laufe der Jahrhunderte hatten sich rund um dieses Zentrum aus kleinen Ansiedlungen erst Dörfer, später immer mehr zusammenwachsende Gemeinden entwickelt. Mit den Türkenkriegen von 1529 und 1683 wurde ein zweiter Schutzwall, der Linienwall, um die Stadt und die Dörfer gelegt. Die Vorstadt Alt-Wieden lag nahe der Stadtmauer, es ist der heutige vierte Wiener Gemeinde-Bezirk Wieden.
Doch das Familienleben war nur von kurzer Dauer. 1828 wird zum Trauerjahr; Friedrich, gerade sieben Jahre alt geworden, stirbt an "Zehrfieber" (damit ist vermutlich Tuberkulose gemeint; eine damals weit verbreitete Krankheit, auch als Schwindsucht bezeichnet) und nur wenig später stirbt seine Frau Aloysia.
1830 folgt der nächste Schicksalsschlag - Rudolph stirbt ebenfalls an "Zehrfieber".
Als sich Hoxa in Wien niederläßt, in der Vorstadt Alt- Wieden seine Werkstatt einrichtet, mit dem Bau von Klavieren beginnt, erweitert er den großen Kreis der in Wien ansässigen Manufakturen, mit dem Ziel irgendwann einmal auch zu dem Kreis der angesehenen und etablierten Klaviermanufakturen zu gehören. Ich greife nur einige Namen heraus: Nanette und Anton Streicher( Frau Nanette hat zusätzlichen Bekanntheitsgrad erreicht, nicht nur als Klavierbauerin, sondern auch als engere Vertraute von Ludwig van Beethoven), Conrad Graf, Anton Walter, Joseph Brodmann, der Lehrherr und Förderer von Ignaz Bösendorfer.
Die Wiener Klavierbauer zwischen 1800 - 1850 zählen, wie ihre Kollegen in London, Paris zu den innovativsten ihrer Zunft. Es wird experimentiert, geprüft, verworfen, man trifft sich zum Fachgespräch ... tauscht Erfahrungen aus - neudeutsch würde man das netzwerken/networking nennen ... und arbeitet zwar nicht konkret mit den Komponisten/Pianisten/Virtuosen zusammen, von Ausnahmen einmal abgesehen, wie Beethoven oder Liszt. Die immer größeren Räume, Konzertsäle, die veränderte Spieltechnik der Pianisten (die damals meistens noch auch Komponisten sind) sind für die Instrumentenbauer eine willkommene und gerne angenommene Herausforderung; der Höhepunkt dieser Entwicklung ist erreicht als Liszt verkündet: "Le concert c*est moi" - aus dem zart klingenden Hammerflügel. von Beethoven noch als Zither bezeichnet, wird der orchestrale Konzertflügel.
Seit den Kriegsjahren der napoleonischen Zeit dominiert ein Werkstoff: das Gußeisen. Die Devise "Gold gab ich für Eisen" um die Kriege gegen Napoleon zu finanzieren, ließ findige und künstlerische begabte Köpfe entdecken, daß man aus diesem alten, lange bekannten Werkstoff mehr und anderes herstellen konnte, als Kanonen oder Pfannen und Töpfe . Zu ihnen gehörten auch die Klavierbauer, denn was bisher aus Holz gefertigt worden war, wurde erst nur versuchsweise, dann aber dauerhaft in das Instrument integriert - Kapseln, Stimmstöcke usw.
eine andere Neuerung ist ein neuer Berufszweig: der "Klavierbauer", wurde erst seit dem Biedermeier gebräuchlich; davor wurden die Handwerker, die in Manufakturen die Klaviere produzierten als Tischler ausgebildet und als solche auch in den holzverarbeitenden Berufsverbänden geführt. Dieses neu entstandene Gewerbe "Klavierbauer" war nicht mehr an die Zunft der Tischler gebunden, unterlag nicht deren Regularien, genoß auch nicht deren Schutz.
1843 wurde Hoxa zum Obervorsteher der Bürgerlichen Wiener Klavierbauer gewählt und er hat dieses Amt zur allgemeinen Zufriedenheit seiner Innungskollegen, wie die spätere Ehrung vom März 1845 beweist; doch davon später.
Flügel von Friedrich Hoxa, 1826
Exkurs,
Carl Czerny (1791 -1857)
Carl Czerny, Pianist, Klavierpädagoge, Komponist und - wenn man Teile seines kompositorischen Werkes nimmt war er der "Musikjournalist" seiner Zeit. Im Zeitalter ohne Medien kam es auf die Schnelligkeit der Produktion der Novitäten für das klavierspielende Publikum an. Czerny schrieb - meist in Nachtarbeit nach einem Opernbesuch, einem Konzert, die Klavierfassung für den Verleger (in der Regel war es Tobias Haslinger), damit der Notendruck möglichst noch am nächsten Tag in der Musikalienhandlung vorrätig war.
Schon die Fortepianos an sich werden mit jedem Jahre durch neue Erfindungen und Verfeinerungen veredelt, und noch ist nicht abzusehen, wann dieses complicirte Instrument endlich als vollendet dastehen wird; und im selbigen Verhältnisse haben die Virtuosen unserer Zeit, durch ihr Spiel, sowie durch ihre Compositionen, der Behandlung des Fortepianos eine Vollendung gegebn und dem Vortrage eine Vielseitigkeit abgewonnen, die man früher nicht ahnen konnte.
aus der Vorrede zur Klavierschule von August Eberhard Müller, 1825, zit. nach Hildebrandt, S. 122
Die Erweiterung der Tastatur, die technischen Neuerungen
Erweiterung der Tastatur
Ursprünglich gab es (pauschal formuliert) fünfoktavige Tastaturen
Die zum stufenweise vorgenommene Erweiterung ergab zuletzt sieben Oktaven
Die Tastenbreite war geringer als heute üblich
Häufig waren die Untertasten schwarz oder braun und die Obertasten weiß (auf dem Bild sind die Tasten - nach einer erfolgten Restaurierung - wie heute - Untertasten weiß, Obertasten schwarz
Spielmechanik: die Wiener Mechanik mit etlichen Varianten; die englische Mechanik war bekannt, wurde aber nur selten eingebaut. Bis ungefähr 1850 ist die Wiener Mechanik vorherrschend.
Johann Nepomuk Hummel (1778-1837), Komponist und Virtuose:
beschreibt anschaulich die spieltechnischen und klanglichen Unterschiede die Wiener wie der Englischen Mechanik; er - wie auch andere Zeitgenossen spielten beide Varianten.
Der Wiener [Flügel] läßt sich von den zartesten Händen leicht behandeln. Er erlaubt dem Spieler , seinem Vortrag alle möglichen Nuancen zu geben, spricht deutlich und prompt an, hat einen runden und flötenähnlichen Ton, der sich besonders in großen Lokalen, von dem akkompagnierenden Orchester gut unterscheidet, und erschwert die Geläufigkeit nicht durch zu große Anstrengung.
....
Dem englischen Mechanismus muß man wegen seiner Dauerhaftigkeit gleichfalls Recht widerfahren lassen. Diese Instrumente gestatten jedoch nicht den Grad von Fertigkeit wie die Wiener, indem sich der Anschlag der Tasten bedeutend gewichtiger anfühlt, sie auch viel tiefer fallen, und daher die Auslösung der Hämmer bei wiederholtem Tonschlag nicht so schnell erfolgen kann ... Dagegen bekommt der Gesang, und bekommen alle Bindungen auf diesem Instrument durch die Fülle des Tons einen eigenen Reiz und harmonischen Wohllaut.
zit. aus: Dieter Hildebrandt, Pianoforte, S. 61.f.
Hammerköpfe: das Material war ursprünglich feines Leder, Filz (eine sehr spezielle Webart) wurde erst später üblich
Lyra und Pedale: die beiden Standardpedale, links una corda/Verschiebung der gesamten Spieltechnik, rechts das Dämpferpedal/Aufhebung der Dämpfer, werden ergänzt dem Geschmack der Zeit entsprechend durch Pedale, auch mit Wunsch nach erweiterter Klangwirkung - nach orchestralem Klang . Diese Klangvarianten sind: sehr beliebt war das sogen. Janitscharenpedal (Musik der Janitscharen - Reminiszenz an die Türkenkriege usw.), Fagott, Horn usw. ; es gab dann noch ein drittes Regal in der Mitte, das die Funktion des Moderators - der Klangveränderung - übernahm.
Weitere technische Veränderungen gab es bei den Stimmnägeln, den Saiten, Kapseln usw. Die wichtigste Veränderung erfuhr der Resonanzboden
Der Rahmen(für die Saitenbespannung) war aus Holz; Hoxa erfand den Gußeisenrahmen, nutzte ihn für seine Instrumente, ohne diese Erfindung aber zum Privileg anzumelden. Mehr dazu später
Die Stimmung war noch nicht normiert, diese wurde erst 1856 in Paris festgelegt, in Wien dann 1865 übernommen; dennoch wurde großen Wert darauf gelegt, daß ein Instrument die Stimmung hielt .
Die äußere Form, das Gehäuse, der Kasten blieb zunächst eckig, erst später wurde der Kasten gerundet und der flügel erhielt seine bis heute unveränderte Gestalt.
Der Werkstoff Holz war Teil der äußeren Erscheinung; es wurde großen Wert darauf gelegt, das Holz, die Maserung in die optische GEstaltung miteinzubeziehen. Die schwarze Lackierung wurde erst später zur Norm.
Die technischen Neuerungen, Erfindungen
Zum Resonanzboden meldet die Laibacher Zeitung, Beilage Amtsblatt vom 5.Juli 1831, unter der Rubrik 25, S. 574:
Verbesserung an den Klavieren von Friedrich Hoxa und Michael Kinderfreund in Wien, (privil. am 13.März 1826.) Ober den Saiten liegt ein, aus zwei Resonanzböden bestehender Tonboden , welcher ein Zoll von den Saiten entfernt ist, und wovon jeder dieser Böden Rippen hat. In dem unteren, gegen die Saiten zu gerichteten Resonanzboden , sind Schalllöcher angebracht, und auf diese Weise wird, indem beide –Resonanzböden in Wirksamkeit treten, der Effekt hervorgebracht, als wenn der Resonanzboden 16 Quadratschuh Flächenmaß hätte. Die beiden Resonanzböden sind mitelst vier Leisten so zusammen geleimt, daß sie in einer Entfernung von 1 ½ Zoll voneinander, ein solides Ganzes bilden.
Ein weiteres spieltechnisches Problem war die Haltbarkeit der Stimmung (noch gab es keine allgemein verbindliche europaweite und später globale Stimmung ) - doch für die Dauer eines Konzertabends oder auch für den privaten Gebrauch sollte die Stimmung stabilisiert sein.
Dazu folgende Meldung aus der Allgemeinen Musikalischen Zeitung, Leipzig vom 21. August 1839, S. 666ff.
Bericht über die Gewerbs-Produkten-Ausstellung, k.k. Polytechnische Schule in Wien
Beginnt mit der Namensliste der Teilnehmer ( 29 ) und die Namen der Juroren, dann folgt die Beschreibung der ausgestellten Instrumente und ihrer Innovationen:
… Das Verdienst einer neuen, die Haltbarkeit der Stimmung bezweckenden Erfindung gebührt Herr Friedrich Hoxa, welcher zwei, nach seiner originellen Idee gebaute Instrumente zur Schau stellte. Diese sind an äusserer Form, Gestalt und Grösse den gewöhnlichen Flügeln zwar durchaus ähnlich; das eigentliche Korpus jedoch – Anhängeleiste, Stimmstock und Verspreizung – ist von Gußeisen , alle Bestandtheile mit einander verbindend; und aus demselben Metalle sind auch die stifte, woran der Saitenzug befestigt ist, gleich wie die Stimmnägel angefertigt. Dieses Korpus steht mit den bekleidenden Aussenwänden nicht im geringsten Konflikt, so dass selbe, wie ein Futteral abgehoben werden können, weshalb das erforderliche Material nach gefallen von Holz, Leder, Metall u.s.w. gewählt werden kann, indem jede Verbindung mit dem Korpus aufgehoben ist, durch dessen gegenwärtige Umgestaltung das bisherige Springen, Brechen, Nachlassen u, dergl., so wie jeder zufällige athmosfärische Einfluss, Witterungs-und Temperaturwechsel, nunmehr gänzlich beseitigt ist und schlechterdings keine nachhaltige Wirkung ferner zu üben vermag. Eben weil der Resonanzboden von dem spannenden Druck der Saiten vollkommen befreit erscheint und selbständig unabhängig ertönt, wird jede im Laufe der Zeit sich ereignende Tonveränderung , welcher sogar die besten Instrumente unterliegen, platterdings unmöglich gemacht.
Auch die Klaviatur ist wahrhaft zweckmäßig simplifiziert. Jede isolierte Taste lässt vereinzelt sich herausnehmen, ohne daß zu solchem Behuf die ganze Maschine hervorgezogen zu werden braucht, wobei das Hammerwerk nicht seltene Beschädigung erleidet; desgleichen
dient eine leichte Vorrichtung, um mittels Verschiebung augenblicklich eine halbtönige Transposizion zu bewirken .
Anschlag und Traktament erfüllen alle Wünsche; der Ton ist voll, kräftig und klingend; in den höchsten Corden klar und durchgreifend, so wie der Subbass männlich sonor. …
Der Schlußsatz lautet:
… Wie verlautet sind zur Verleihung der Medaillen und Belobungsdiplome, nach vier gesonderten Stufenklassen, die Herren Bösendorfer, Deutschmann, Gross, Hafner, Hoxa … als Prämianten in Vorschlag gebracht und der k.k. Hofkammer zur Entscheidung vorgelegt worden.
Das Münchner Morgenblatt meldet am 17.August 1840:
Auch die Musik soll nächstens von Gußeisen werden. So baut gegenwärtig der Instrumentenmacher Fr.Hoxa in Wien Pianoforte's(Flügel) von Gußeisen.
Diese Piano's sind an Gestalt, Form und Größe den gewöhnlichen Wienerflügeln gleich, und unter angerühmten Eigenschaften heben wir folgendes aus.
Der eigentliche innere Bau oder Korpus, nämlich der Stimmstock, die Anhängeleisten und die Verspreitzung, welche die eigentliche Dauer der Stimmhaltung bezwecken, und sonst bei allen dergleichen Instrumenten von Holz sind, ist hier von Eisen in einem Gusse zusammenverbunden, die Stiften, woran die Saiten hängen, so wie die Ststimmnägel stecken in Eisen.
Das Instrument ist demnach dadurch von jedem Verderben gesichert, es kann daran nichts springen, brechen oder der Leim nachlassen, da keiner an diesen Theilen vorhanden ist, und daher auch die Temperatur nicht nachtheilig einwirken kann.
Sie sind daher dem Verstimmen nicht so unterworfen und dürfen im Jahre höchstens zweimal gestimmt werden ...
Gefälschte Markenklaviere ?
Kaum im Amt mußte er sich bereits mit diesem geschäftschädigenden Mißstand auseinandersetzen. Eine Meldung vom 5.Juni 1844 in der Wiener Zeitung berichtet darüber, daß die Fälscheraffaire sehr weite Kreise gezogen hat; sie erreichte auch die Niederlassungen der Wiener Klaviermacher im Königreich Ungarn. die oben genannte Meldung bezieht sich auf eine Klavierbauer, Wendelin Peter, der in Ofen tätig ist und in seiner Niederlage/Niederlassung/Werkstatt auch Instrumente der Wiener Klavierbauer ausstellte und verkaufte. Man warf ihm vor, u.a. ein Instrument mit einen gefälschten Etikette von Streicher angeboten zu haben. Die Wiener Kollegen widersprachen diesem vorwurf unisono und erklärten, daß sie volles Vertrauen in die Integrität des Kollegen in Ofen hätten. Dieser Kundmachung folgte die Bestätigung des Innungs-Verein, am 26.Mai 1844, unterzeichnet von Hoxa und Tomaschek
Vereinigte Ofner-Pesther Zeitung vom 12.März 1845
Die Fortepiano-Verfertiger der k.k.Haupt-und Residenzstadt Wien, sowohl bürgerliche als befugte finden sich im Interesse eines hohen Adels, und geehrten Pubikums der pl.l. Reisenden, Commissionärs und Fortepianobesorger veranlaßt, sowie zur Erhaltung des guten Rufes und Credits, welchen sich die Wiener Fortepiano-Fabrikation erworben hat, Folgendes zur öffentlichen Kenntnis zu bringen: Da es immer häufiger in Wien vorkömmt, daß Individuen, welche weder die Berechtigung, noch viel weniger die nöthigen Kenntnisse zum Clavier-Instrumentenbau besitzen, sich dennoch mit Verfertigung solcher Instrumente befassen, selbe dann direct, oder durch sogenannte Clavierhändler absetzen, und zur besseren Erreichung ihres Zweckes nicht selten die Firmen berechtigter wirklicher Clavier-Instrumenten Verfertiger mißbrauchen, so sehen sich die Wiener bürgl. und befugten Clavier-Instrumentenmacher , zur Wahrung ihres guten Rufes bemüßigt, das musikalische Publikum auf diesen Unfug aufmerksam zu machen und zu erklären, daß Jeder von ihnen seinen Vorrath an fertigen Fortepiano’s nur in seinem Arbeits-Local aufgestellt hat, und keine besondern Niederlagen oder Verkaufsgewölbe weder für sich allein, noch in Verbindung mit einem oder mehreren seiner Collegen hält, und mithin nur für die Güte und Dauer jener Instrumente bürgen können, welche in ihrer eigenen Wohnung und Werkstätte erkauft oder schriftlich bestellt werden, keineswegs aber für solche, welche in unbefugten Winkelwerkstätten verfertigt, und in der Niederlage eines solchen Clavierhändlers mit ihrem Namen versehen, erkauft werden.
F.Hoxa, A.Tomaschek'', Repräsentanten
Involviert war ein Claviermacher aus London, Friedrich Dirr. Wie die Affaire tatsächlich geendet hat, meldet die Wiener Zeitung nicht; in den Meldungen vom Mai 1847 ist von gerichtlicher Klärung die Rede.
Friedrich Dirr, als Claviermacher in der Hernalser Vorstadt verzeichnet, war aus London nach Wien zurückgekehrt.
Wenn man die Affaire rund um die behaupteten Fälschungen, die durch die Kundmachungen in der "Wiener Zeitung", dem offiziellen Amtsblatt richtig deutet, dann lesen sich die veröffentlichten Texte wie eine Campagne gegen die Konkurrenz englischer Novitäten im Klavierbau.