Mit meinen Flügeln ... Link zu den Anmerkungen

Aus Dagmar Saval Wünsche

Wechseln zu: Navigation, Suche

Um den Haupttext nicht mit Fußnoten und Anmerkungen sowie weiteren Angaben zu "überfrachten", habe ich diesen Link eingerichtet. Die Reihenfolge: a) Kapitelüberschrift b) Namen, Ereignisse, sonstiges   - entweder durch Fettdruck oder Farbe hervorgehoben. Zitate: werden ohne Quellenangabe geführt, die exakten Angaben im ungekürzten Manuskript (Orignal im Theatermuseum Wien deponiert.)


Vorspiel

Tasteninstrumente vor und neben dem „arpicembalo“ : Virginal, Clavichord mit 4-5 Oktaven, Spinett,  Kielflügel mit zwei Registern

Bartolomeo Cristofori, 1655 -1731, Instrumentenbauer. Lebte seit 1690 in Florenz am Hof Cosimo III.de Medici. Das herzogliche Inventar von 1700 verzeichnet ein „arpicembalo chè fà il piano e forte“, d.h. es kann differenziert leise oder laut  gespielt werden, Tonumfang: vier Oktaven. Die technische Neuerung gegenüber den bisherigen Tasteninstrumenten: Ein Hammerkopf wird durch eine Stoßzunge gegen die Saite geschleudert (bisher wurde die Saite von Federn, Kielen gezupft) und sofort wieder zurückgeschleudert. Mit dem Drücken der Taste wird der Dämpfer gleichzeitig angehoben, der nach dem Loslassen der Taste die schwingende Saite abfängt. Zwei gleichgestimmte Saiten, auch Chor genannt, liegen nebeneinander und ergeben eine größere Lautstärke. Je nach Kraftaufwand des Spielers beim Niederdrücken der Taste kann die Lautstärke von piano = leise, stufenlos zu forte = laut, differenziert werden.


Johann Andreas Streicher, 1761 -1833, Komponist, Pianist, Klavierbauer.  Er besuchte wie Friedrich Schiller die herzogliche Karlschule in Stuttgart; die beiden wurden Freunde. 1793 heiratete er die Tochter des Augsburger Klavierbauers  Johann Andreas Stein, Nanette. 1794 ließ sich das Ehepaar Streicher in Wien nieder und eröffnete eine Klaviermanufaktur. Streicher und seine Frau Nanette (1769 -1833) gehörten zum Kreis von Ludwig van Beethoven. Die in der Manufaktur Streicher/Stein gebauten Instrumente verfügten über 5 1/2 Oktaven.


Start eines Flügels. Ignaz Bösendorfer

 Ignaz Bösendorfer erhält 1828 Meisterbrief und Bürgerrecht der Stadt Wien.

Die Gewerbeverleihung erfolgte per Dekret vom 25.Juli 1828 :

Von dem Magistrate der k.k.Haupt- und Residenzstadt Wien wird dem angehenden Klaviermacher     Ignaz Bösendorfer, wohnhaft Nr.43 Josefstadt, das unter dem 3.April   d.J.Z.6009, für den hierortigen Jurisdiktionsbezirk zugesicherte Klaviermacher-gewerbe samt dem Bürger – und Meisterrechte, nachdem derselbe diemit obigem Zusicherungsbescheide aufgetragenen Bedingungen erfüllt zu haben   sich ausgewiesen hat, hiemit wirklich verliehen und er zur sogleichen         Ausführung desselben mit dem Beisatze berechtigt, daß er sich also gleich im hierortigen  Steueramte zur Erwerbsteuer aufnehmen zu     lassen und wegen Ablegung des Bürgereides   … zu melden habe.  …

In: Hundert Jahre Bösendorfer, 1928, S.7

 

 Josef Brodmann, 1763 -1848. Werkstatt 1821 -1832, in der Josefstadt Am Glacis 43; von 1833 – 1838(?) in der Josefstadt, Lange Gasse 59. „Klavierbauer“ als Berufsbezeichnung war in der Zeit des Biedermeier eine Novität; anfangs galt er als Tischler und war damit an seine Zunft des holzverarbeitenden Gewerbes gebunden.  Das neu entstandene Gewerbe „Klavierbauer“ war frei, d.h. es unterlag keinen Zunft gebundenen Regularien, genoß aber auch nicht den Schutz, den die Zunft ihren Mitgliedern bieten konnte.

Es gab im biedermeierlichen Wien bis zum Jahr 1850 rund 200 Klaviermanufakturen. Darüber berichtet ein Artikel in der „Beilage der Neuen Freien Presse, Die Internationale Ausstellungs-Zeitung“, Juni 1873, S.3, erschienen während der Weltausstellung 1873. In der Ausstellung wurden in einer Extra-Schau historische Instrumente gezeigt, um die „Geburtsstunde “ des Wiener Klavierbaus vorzuzeigen:

…  Conrad Graf, der in Wien 1851 starb. Schon während seiner Lebensjahre waren J.B. Streicher   und        Ignaz Bösendorfer als Claviermacher ersten Ranges in seine               Stellung getreten. Nach Conrad Graf schätzte man zur Zeit in Wien besonders Brodmann und Leschen. …

J.Brodmann war der Vorgänger Ignaz Bösendorfer’s.  Die Pianoforte des Letzteren trugen anfangs die Aufschrift „Ignaz Bösendorfer, vormals Brodmann“; ein solches benützte Grillparzer durch volle 40 Jahre, es steht noch in seinem unverändert erhaltenen Studierzimmer in der Spiegelgasse. Ignaz Bösendorfer’s im Jahre 1828 gegründetes Geschäft blühte rasch auf, und seine vortrefflichen Claviere standen in den Vierziger – und Fünfziger Jahren mit den Streicher’schen zuhöchst in der Mode.

Ignaz Bösendorfer war ein tüchtiger Praktiker von großer Arbeitskraft, J.B. Streicher nebenbei ein erfinderischer Kopf. Schon seine Herkunft, der pianistische Adel des Doppelwappens Stein und Streicher mußten ihn ehrgeizig machen, auch konnte zu jener Zeit keiner seiner Berufsgenossen sich einer so  gründlichen wissenschaftlichen Bildung und so wohl  großer Reisen rühmen. … Schon im Jahre 1824  baute er Fortepianos in Flügelform „mit Hammerschlag von oben“… . 'Im Jahre 1830 nahm er ein Patent auf seinen „Stoßzungen-Mechanismus“, eine Art Übergang von      der Wiener zur englischen Clavier-Construction. … Schließlich ist die Wiener Clavier-Fabrication noch durch einen … Flügel von Karl Stein aus der Mitte der Vierziger-Jahre vertreten. … Als Begründer der  Pianino – Fabrication in Österreich darf man Martin Seuffert  ansehen, insofern er der Erste war,              welcher die früher sehr unvollkommene Form des „Piano droit“  schon im ersten Decennium         dieses               Jahrhunderts zu bedeutender Entwicklung brachte und salonfähig machte. … 'Mehr Aufsehen machte F. Hoxa in Wien, der 1835 Pianos mit doppelten Resonanzböden baute     und        die Hauptteile seiner Klaviere (Corpus,Stimmstock,Anhängleiste und Verspreizung) in einem Stück aus Gusseisen herstellte. …'Will man die neuesten Fortschritte kennenlernen, so braucht man nur 100 Schritte weiter in den 'Industriepalast zu gehen, und an den jüngsten Arbeiten von Friedrich Ehrbar, Ludwig Bösendorfer  und Emil Streicher den Abstand zu ermessen. … Das Fortepiano ist ein ganz anderes Instrument geworden; aus einer vergrößerten Zither ein         verkleinertes Orchester. Vergleicht man… die ausgestellten altenClaviere mit den neuen, so begreift             man es, daß jetzt anders gespielt und anders für Clavier komponiert wird, als zu Haydn’s und zu  Mozart’s Zeiten. …

Bedeutende Klavierbauer um 1800: Johann Schantz, um 1762-1828, Conrad Graf, 1782-1851, Martin Seuffert, um 1772 -1847, Eduard Seuffert, Sohn, 1817 – 1855


Ludwig van Beethoven, 1790 -1827. Ludwig van Beethoven an Andreas Streicher:

 „ich hoffe, die Zeit wird kommen, wo die Harfe und das Klavier zwei ganz verschiedene Instrumente seyn werden …    In: Das Klavier bis 1850, S. 204


Friedrich Hoxa (1793 – nach 1858). Er war ein sehr erfindungsreicher Mann; seine wichtigste Erfindung, um nicht zu sagen Entdeckung, war der Gußeisenrahmen, den er auf der Wiener Gewerbe-und Produktenausstellung 1839 der Öffentlichkeit präsentierte. … Anhängeleiste, Stimmstock und Verspreizung ist von Gußeisen, alle Bestandteile miteinander verbindend aus demselben Metall sind auch die Stifte … damit ist der Resonanzboden von dem spannenden Druck der Saiten befreit . … In: Das Klavier vor 1850, S.208

Hoxa meldet diese Erfindung nicht an; es gibt daher kein Privilegium/Patent, dafür aber ein vergleichbares oder ähnliches mit der Nr. 3481, eingereicht 1842 von der Manufaktur  Streicher.


Mitte des 19.Jh. verändert eine Erfindung die Klavierlandschaft zur Gänze. Die Brüder Steinweg, heute Steinway & Sons, verbessern den aus Gußeisen gefertigten Rahmen zur Saitenaufhängung und gehen dazu über, die Saiten gekreuzt statt wie bisher parallel zu spannen; beides erhöht die Zugkraft, verhindert das Verziehen oder Bersten des Rahmens bei zu hoher spieltechnischer Belastung.


 Konzertleben in Wien  um 1800Allgemeine Wiener Musik-Zeitung, 4.Jg., 5.September 1844, gez. Gr. –Ath-s. Die Manufakturen boten neben den Schauräumen auch Konzerträume an, in denen öffentliche Konzerte stattfanden; das Wiener öffentliche Konzertleben begann erst mit der Gründung der Gesellschaft der Musikfreunde 1812.


Mit Franz Liszt wurde die Spieltechnik, die Mechanik, das Instrument einer „Radikalkur“ der Veränderung unterzogen. Franz Liszt spielte aus der Schulter; mit dem ganzen Armgewicht fallen die Finger auf die Tasten, die zeitgenössischen Karikaturen sind dafür die besten Berichterstatter, sie zeigen Liszt in der Rolle des „Klavierzertrümmerer“. Die Klavierbauer „kämpften“ mit gesprungenen Saiten, Böden, Kapseln, abgesprungenen Hammerköpfen – und es gab nur ein Instrument, das von Anfang all diesen vehementen „Angriffen“ auf seine Bausubstanz widerstand: der Bösendorferflügel.

… Liszt begann auf dem Boden der „brillanten“ Klaviertechnik, wie sie Muzio   Clementi (1752     – 1832), Johann Nepomuk Hummel(1778 - 1837) und vor allem sein Lehrer Carl Czerny (1791-1857)  ausgebildet hatten. … In der Folgezeit begann Liszt sich immer entschiedener über seine Vorgänger   hinauszubewegen und erweiterte die Grenzen der bislang gebräuchlichen Technik durch neue  Spielformen. Er verließ den engen  Raum üblicher Passagentechnik, bereicherte seinen Klavierstil            durch weitgriffige Akkorde und um Oktavengänge, Nachschlagetechnik, weitreichende  Arpeggien und Überschlagstechnik. Ausgedehnte Tremolopassagen und Trillerketten        wurden ebenso    angewendet        wie eine in ihren Grenzwerten gesteigerte Dynamik. Die Ausnutzung der Klangmöglichkeiten der      einzelnen Lagen (insbesondere der tiefen) und deren klangliche Kombination war ihm gerade durch               seine neue Art der Pedalbehandlung möglich geworden. Liszt erschloß völlig neue Wege, indem er nach        und nach alle klanglichen Möglichkeiten des Instruments auszuschöpfen begann.

Seine Klangvorstellung wurde nicht zuletzt vom Orchesterklang bestimmt, wie er ihn in Berlioz   „Symphonie fantastique“ und den Beethoven‘schen Symphonien vorfand, die er für Klavier bearbeitete.  … Der Vielfalt des Orchesterklanges weiß er auf dem Klavier durch eine bereicherte Palette an Klangfarben und Klangmischungen, durch    neuartige Kombinationen von Anschlagsarten und       Pedalgebrauch zu entsprechen. … In: Mathias Matuschek, Die Erneuerung der Klaviertechnik, S.98


NeuWien: auch Neu-Wien. Das Wohnhaus wurde mit einbezogen in die Planung, das Haus in der Josefstadt, Johannesgasse 226, heute Lenaugasse 10, wurde verkauft. Den Auftrag für diesen Neubau erhielt Couché (mehr nicht ermittelt). 1857 wurde mit dem Neubau begonnen.          

Leopold Alexander Zellner, 1823-1875, Komponist , Organist, Musikreferent. Er gründet 1855 die „Blätter für Musik, Theater und Kunst“, die er bis 1868 leitete. 1859 führte er die „historischen“ Konzerte in Wien ein; 1868 Nachfolger von Simon Sechter für  Harmonielehre am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde, 1869 Generalsekretär der Gesellschaft.

Ignaz Bösendorfer starb an Nierenversagen; der Trauergottesdienst in der Kirche Maria Treu in der Josefstadt, Beisetzung in der Familiengruft auf dem Friedhof auf der Schmelz (aufgelassen). Familiengruft auf dem Zentralfriedhof

' 'Caroline Gomperz - Bettelheim, 1845 – 1925, Altistin, Star der der Wiener Hofoper. Der Komponist und Pianist Carl Goldmark, 1830 – 1915, war ihr Lehrer; nach ihrer Heirat mit Julius von Bettelheim, Textilfabrikant, Politiker, gab Caroline Gomperz nur noch Liederabende, meistens im Bösendorfersaal, begleitet von Carl Goldmark.


Curiosum aus der Konzertchronik zum Bösendorfersaal, NeuWien:

Sogen. Fake-News sind keine Erfindung des 21. Jahrhunderts, nur nannte man sie früher eben „Ente“ oder „Falschmeldung“, beides klingt weniger aggressiv.

Auch Ludwig Bösendorfer wurde, sicher nicht nur einmal, „Opfer“ einer solchen „Ente“:

Unter der Rubrik „Theater und Kunst“ im Neuen Wiener Tagblatt vom 21. Mai 1868 meldet die Redaktion, daß ein Fräulein Murska Briefe versandt hätte mit folgendem Inhalt:

              … Ich veranstalte im Salon Bösendorferein Wohltätigkeitskonzert…die Sitze nicht zurück' zuschicken und dem Überbringer des Briefes den Betrag auszufolgen … 

Dem Brief waren Konzertsitze à 3 fl.(florins, d.s.Gulden) beigefügt und das Konzertprogramm. Der 18. Mai kommt, Equipagen fahren vor, Fußgänger erscheinen, sie wollen das Konzert besuchen.  … Der Portier des Bösendorfer‘schen Hauses erscheint mit verwundertem Gesicht und sagt irritiert: „Hier findet heute kein Konzert statt!“. Wer hat da wen mißbraucht ?


Die Konzerte Franz Liszt in Wien 1838 – 1846

Die ersten Konzerte  von Franz Liszt in Wien, 1822.

Weitere Auftritts-Serien 1838, 1839, 1840, 1846  

Der Beginn der Virtuosenlaufbahn von Franz Liszt wird im allgemeinen mit seinem umjubelten Auftreten in Wien 1838  in Verbindung gebracht

Konzerte  1838:

18.4.1838, AthZ, Nr.83, 25.4.1838, S.355, Adami, Franz Liszt spielt Erard/Graf

23.4.1838, Franz Liszt spielt Graf

29.4.1838, Franz Liszt spielt Graf

2.5.1838, Instrument nicht erwähnt

8.5.1838, Franz Liszt spielt Graf

14.5.1838, Instrument nicht erwähnt

18.5.1838, Instrument nicht erwähnt

25.5.1838, AThZ, Nr. 106, 28.5.1838, S.470, Adami

„Soirée musicale“, 10 -12h (22-24h), Nachtkonzert

              … zu erwähnen wäre noch, daß Liszt in allen seinen Concerten auf einem und  demselben, ganz vortrefflichen Instrumente des Herrn Graf spielte, obgleich ihm auch  halbergs „Erard“ zu Gebote gestanden wäre. Grafs ohnedies rühmlich bekannte  Arbeiten haben eine wahrhafte Feuerprobe bestanden. …

1839 und 1840 gastiert Liszt erneut, er spielt (lt.Rezensionen) immer Graf’sche Flügel.

Am 10.3. 1846 ist der Rezensent(Adami) in der Allgemeinen Theater-Zeitung/AThZ der Meinung, daß Liszt doch einen Bösendorfer spielen sollte. In dem Konzert spielt Franz Liszt einen „Streicher“.

Die erste Erwähnung, daß Franz Liszt einen Bösendorfer spielt :

15.3.1846, Musikverein, Nachmittagskonzert, gemeinsam mit Karl Maria von Bocklet

 AThZ v.17.3.1846, S.260, erstmals auf einem Bösendorfer

              Liszt spielt mit Karl Maria von Bocklet vierhändig  die Sonate in As-Dur von Hummel, begleitete zwei Lieder von Hoven , … wobei Liszt das erste Mal an einen Bösendorfer-  Klavier spielte …

Karl Maria von Bocklet Prag 1801 – Wien 1881, Violinist, ab 1820 in Wien als Pianist tätig, auch Professor für Pianoforte, ein Freund von Franz Schubert

Hofkonzert , AThZ 18.3.1846, S.264

31.3.1846, zum Nachtkonzert heißt es:

              … Er (Liszt) bediente sich diesmal des bekannten Bösendorfer’schen Ausstellungs-Instruments mit der  Erard’schen Mechanik, dessen Vortrefflichkeit an diesem heißen Abende  sich eigentlich erst recht bewährte. Nicht nur dessen schöner Klang machte  sich unter solchen Meisterhänden geltend,  sondern auch Saiten und Stimmung hielten   tüchtig bis zum Schlusse aus, was nach drei  solchen Concertstücken und bei der Energie, womit Liszt das Clavier hernimmt, gewiß nicht wenig zu wundern  ist …

 

' „Denn was gelungen ist, konnte auch mißlingen … “                 '             

 

 Titel:  Zitat aus einem Brief von Ludwig Bösendorfer an Nicolas Dumba, AGM

Nicolas Dumba, 1830 – 1900, Industrieller, Politiker, Direktor der Gesellschaft der Musikfreunde.

Das Vermögen des Vaters betrug 145.000.- Gulden;  das wären rund gerechnet 1,9 MiIl. Euro, wenn es sich um Goldgulden gehandelt hat.

 

Kompositionen von Ludwig Bösendorfer, u.a. „Launen-Walzer“, „Aurora-Walzer“ , verlegt bei Carl Haslinger 1857.

Beide Titel erinnern an Walzer von Johann Strauß, Vater und Johann Strauß, Sohn.

Johann Strauß, Vater komponiert einen „Wiener Launen-Walzer“, aufgeführt im Etablissement „Sperl“ in der Leopoldstadt. Johann Strauß, Sohn, komponiert eine „Aurora –Polka“, „Aurora-Ball Tänze“.

Die Widmung auf dem Heft des „Aurora-Walzer“ von Ludwig Bösendorfer richtet sich an die Künstlervereinigung „Aurora“. Hinter diesem poetisch-mythologischen Widmungs - Titel verbirgt sich ein Stück erst kurz zurückliegender Zeitgeschichte, Anspielung auf die eben zu Ende gegangene Ära Metternich. „Aurora“ ist der Name der Göttin der Morgenröte, sie ist die Verkörperung der Hoffnung, der Sehnsucht nach einer Freiheit; in Zeiten der totalen Bespitzelung, Bevormundung und Unterdrückung  wird sie zum Symbol des „Wir warten auf das Morgenrot der Freiheit“, auf ein Ende der totalitären Herrschaft. Um der totalen Überwachung zu entgehen, gründete Vereinigungen, denen man den Anstrich des Privaten gab. „Aurora“ war eine Künstlervereinigung für Schriftsteller und Schauspieler, die „irgendwie“ im Untergrund überlebt hat. Ihr Motto lautete: Aurora musis amica. Nach dem Ende der Revolution 1848 wagte sie sich, wie die anderen Vereinigungen, die überlebt hatten, an die Öffentlichkeit. Neben den routinemäßig abgehaltenen Clubveranstaltungen wurden Feste, Bälle organisiert.  Meist fanden diese Feste beim „Sperl“ in der Leopoldstadt statt. Johann Strauß hatte sich 1848, auch wenn nicht unbedingt aktiv, für die Revolution begeistert, und wenn er von der Künstlervereinigung um eine Widmungskomposition gebeten wurde, dann konnte er nicht nein sagen; er komponierte Polkas, Walzer und dirigierte diese auch bei den Festen. Die „Aurora Ball-Tänze“ wurden am 18.Februar 1851  beim „Sperl“ als Novität dem Publikum präsentiert.


Coelestine /Céleste Bösendorfer, geborene Aicher von Pos(s)bach.

Geboren in Wien um 1838/39; im  Abschlußzeugnis  des Konservatoriums vom 4.September 1857 wird das Alter von Coelestine von Poßbach mit 19 Jahre angegeben. 1851 Aufnahmeansuchen in das Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde, Ausbildung für Gesang bei Mathilde Marchesi de Castrone, 1821 – 1913, und Klavier. Aus den nur fragmentarisch überlieferten Unterlagen geht hervor, daß sie bereits während der Ausbildung Probleme mit der Stimme bekommen hat.

Auftritt als Schauspielerin im Pasqualatitheater: 8.2.1862

1862, 4.11. Heirat mit Ludwig Bösendorfer

1882, 12.Oktober gestorben in Wien nach langer Krankheit.

Die Neue Freie Presse, am 15.Oktober 1882, Kleine Chronik, Wien,14.October:

Leichenbegängnis zur Abendstunde. Die vorgestern verstorbene Frau Céleste Bösendorfer, Gattin des    bekannten Hof-Clavier-Fabrikanten, hatte letztwillig angeordnet, daß man ihre Leichenfeier so  bescheiden als möglich gestalte ….

Die Wiener Sonntag-Montagszeitung sowie die Neue Freie Presse in den Nachrufen vom 15.Oktober 1882 berichten über ihre außergewöhnliche Liebenswürdigkeit sowie über ihre große Aufgeschlossenheit jungen Künstlern gegenüber.


Josef Standhartner, 1818 -1892, Neurologe, Musikliebhaber, Förderer von Richard Wagner, den er 1861 kennengelernt hat, Direktionsmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde und Ehrenmitglied des Wiener Akademischen Wagner-Verein


Ausbildung Ludwig Bösendorfer

Besuch der k.k.Normal-Hauptschule bei St. Anna: 1843, 1844, 1845, Josefstädter Hauptschule: 1846, 1847, 1848. Entspricht in etwa der heutigen Volksschule und Unterstufe eines Gymnasiums; er wurde als Privatschüler eingeschrieben. Es folgt die Realschule, anschließend das k.k.Polytechnisches Institut: 1849, 1850, 1851, 1852

Der Unterricht in der Normalschule , Hauptschule bot an:

Neben den obligaten Fächern wie Religion und Elementarmathemathik, d.i. Algebra und Arithmetik, Aufsatzlehre, Geographie, Naturgeschichte (Zoologie), Schönschreiben und Zeichnen, wurde im Unterrichtsstoff Lesen differenziert: „Deutschgedrucktes“, damit ist die Frakturschrift gemeint,

Lateingedrucktes, d.i. in Romanica gesetzt, analog dazu auch das Schreiben in den beiden Schriften, Redeteile in deutscher Sprache, meint wahrscheinlich Rhetorik, Aussprache – das heißt Unterricht in präziser Diktion, keinen Dialekt.  

Ludwig Bösendorfer hat auf dem Polytechnikum neben den technischen und               kaufmännischen Ausbildungsangeboten auch einige sogenannte schöngeistige Fächer   wie Deutsch (das bedeutete auch Literatur) besucht. Den angebotenen Sprachunterricht für Französisch oder Italienisch hat er zumindest laut Zeugnis nicht wahrgenommen.

Von der Ausbildungszeit im Konservatorium fehlen die entsprechenden Unterlagen.

Familie Bösendorfer

 Bruder: Adolph, 1839 geboren, ein wenig „aus der Art geschlagen“- nach damaliger Perspektive,  wählt einen ganz eigenen Weg. Er will Sänger werden, bekommt Probleme mit der Stimme wegen eines Halsleidens, muß seinen Berufswunsch aufgeben. Er gründet einen Musikalien- und Notenverlag, eine Musikzeitschrift .  Als Adresse seit 1872 findet man: Herrengasse 6, in den Verkaufs –  und Schauräumen der Firma Ludwig Bösendorfer.

Der Musikverlag ist kein Erfolg, er holt sich Partner ins Boot, verkauft und muß doch als letzten Ausweg Insolvenz anmelden. Über seinen weiteren Lebensweges weiß man nur soviel: er lebte zuletzt mit seiner Frau Meta in Mainz, ist als Kaufmann  registriert.

 Schwester: Maria, 1842 geboren. In ihren Jahresaufzeichnungen beschreibt sie, wie Anton Rubinstein Gast im Sommersitz der Familie Bösendorfer in Dornbach ist. Sie heiratet den Oberstleutnant August Schönecker. Das Jahr der Katastrophe, 1873,  der Schwarze Freitag, die Börse bricht zusammen, viele verlieren über Nacht buchstäblich alles. 1875 kann  August Schönecker seine Schulden nicht mehr bedienen, es wird exekutiert und es bleibt ihm nach dem damaligen Ehrenkodex als einziger Ausweg der Selbstmord. 

Ludwig und seine Schwester Marie, hatten ein gutes geschwisterliches enges Vertrauensverhältnis. Wie er  zu seinem Bruder Adolph stand,  weiß man nicht, aber sicher ist, daß  Ludwig Bösendorfer ihn, auch als er Insolvenz anmelden mußte, nicht im Stich ließ. 1904 stirbt Adolph Bösendorfer in Mainz, wenig später seine Frau Meta.


Erste Erfolge. Die Weltausstellungen 1862 und 1867                              

John Broadwood & Sons, 1728 gegründet; der berühmteste Käufer eines Broadwood war Ludwig van Beethoven, 1817

Zum Thema Medaillen auf der Weltausstellung in London 1862, s. a.Richard K.Lieberman, Steinway & Sons , München 1996, S. 56 ff.


Der „deutsch-österreichische“ Krieg von 1866:  Anlaß war die Auseinandersetzung um die Vorherrschaft zweier „Blöcke“, der Deutsche Bund unter der Führung Preußens und der Habsburger-Monarchie. Es war Otto von Bismarck, Reichskanzler, der ein Deutsches Kaiserreich unter den Hohenzollern anstrebte. 1866 verloren die Armeen Habsburgs bei Köngigrätz die entscheidende Schlacht.


Pauline Metternich, 1836 -1921,

              … sie war häßlich, aber aufregend und exzentrisch. Sie trug den fußfreien Rock, sang pikante        Chansons, rauchte Zigarren … Keines ihrer zahllosen Feste war glanzvoller als  dieser   hochpolitische Ball  in der Pariser Botschaft, durch den sie Kaiser Napoléon demonstrieren wollte, daß   die Lebenskraft Östereichs durch die Niederlage der  jüngsten Zeit keineswegs gebrochen war. … und       hier spielte Johann Strauß … zum Tanz …  „An der schönen blauen Donau“ … am 28. Mai 1867, so beschreibt Marcel Prawy einen Teil der Festlichkeiten; vielleicht war auch Ludwig Bösendorfer mit seiner Frau Céleste anwesend. In: Marcel Prawy, Johann Strauss, S.103


 

'Eine große Zeit …“. 'Der Claviermacher als Mäzen,                                                

als Geschäftsmann im Zentrum der Wiener Musikwelt


Brief vom 10. Mai 1880 ist entweder eine eigenhändige Abschrift oder ein Briefentwurf. (Kopiermöglichkeiten waren um 1880 Abschriften). Das Schreiben vom 10.Mai 1880  an einen unbekannten Adressaten richtet sich vermutlich an einen Dirigenten, auf jeden Fall an einen prominenten Musiker. AGM


 Opernkrise: damit spielt Bösendorfer auf das enorme Defizit der Hofoper an, das Franz Jauner als Direktor des Hauses allen Bemühungen zum Trotz nicht verringern konnte. Jauners wichtigste künstlerische Leistung, die Erstaufführung des „Ring des Nibelungen“( Richard Wagner), sowie anderer Wagner-Opern, brachten nicht den erhofften finanziellen Gewinn.


Octavier:  Weimar, 3.Mai 1884, Franz Liszt an Ludwig Bösendorfer :

   … Noch eine Bitte : Lassen Sie sogleich expediren nach Weimar; Ihr Piano-forte Octavier, welches schon im Augarten sehr effectuirte …


Klavierwettbewerb - 'Preisausschreiben ausgelobt von Ludwig Bösendorfer für ein Klavierkonzert

Preisgeld insgesamt: 4000.- Kr.

1.Pr. 2000.-, 2.Pr., 12.000.-, 3.Pr. 800.-

Einsendeschluß: 1.7.1898

Jury:

Wilhelm Gericke, Alfred Grünfeld,  Theodor Leschetitzky, Mori(t)z Rosenthal

72 Werke wurden eingereicht, davon wurden prämiiert:

Nr.33 Eduard Behm, Motto: „Ohne Kampf kein Sieg“

Nr. 56 Ernst von Dohnanyi: Motto“ Nur das Ideale ist das Wahre“

Nr. 66 Jan Brandts – Buys: Motto“ Es muß“

Aufführung: 26.März 1899, Musikverein, Großer Saal. Orchester: Hofopernorchester, Dirigent: Johann Nepomuk Fuchs

Ernst von Dohnanyi reichte nur den ersten Satz seines Klavierkonzerts ein, die dreisätzige Fassung spielte er in Budapest unter der Leitung von Hans Richter am 11.1.1899


Der Klang lebte … “. 'Der Bösendorfersaal'                                                     

' 'Die Konzertbücher, die Chronik der Konzerte im Bösendorferssaal:

  1. 19.11.1872 – 7.3.1880
  2. 14.3.1880 – 27.4.1884
  3. 2.5.1884 -27.2.1889
  4. 28.2.1889 -13.2.1893
  5. 15.12.1893 -20.3.1896
  6. 25.3.1896- 5.3.1900
  7. 7.3.1900 – 30.11.1903
  8. 1.12.1903 – 16.2.1907
  9. 19.2.1907 – 11.3.1910
  10. 12.3.1910 -20.12. 1912
  11. 12.Dez. 1912 – 2.5.1913

Nachlaß Ludwig Bösendorfr, AGM

Eröffnungskonzert,  19.November 1872. Es spielte Hans von Bülow. Im Ersten Buch, auf Blatt 1.: Widmung von Hans von Bülow: Viribus unitis, 19.Nov.1872

Ein bedeutender Chronist des Bösendorfersaales war Robert Hirschfeld; er war „Konzertgeber“ für die Konzert-Reihe „Renaissance-Musik“


Mit meinen ‚Flügeln‘ komme ich um die ganze Welt“ …        
             

' 'Géza von Zichy, Aus meinem Leben, Bd. 2, S. 55

Géza Graf Zichy zu Vásonykeö, 1849 – 1924, Pianist, Komponist, Präsident der Königl.Ungarischen Musik - Akademie, 1891 – 1894 Direktor der Königl.Oper in Budapest

Richard Wagner hält sich 1861 in Wien auf. Die Hofoper, damals noch das Theater am Kärntnertor, möchte „Tristan und Isolde“ zur Uraufführung bringen. Nach 77 Proben wird das Projekt abgebrochen; Wagner verläßt Wien fluchtartig. In diesen Monaten hat er zahlreiche Kontakte geknüpft, zum Teil lebhaft unterstützt auch von Standhartner (s.dort)

Angelo Neumann, 1831 – 1907, Sänger, Bariton, später Dramaturg und Operndirektor in Leipzig, in Prag. 1862 – 1876 engagiert an die Hofoper/Theater am Kärntnertor, Wien, ab 1867  im Haus am Ring;  er setzt sich von Beginn seiner Karriere an für Richard Wagner ein. „Das reisende Richard Wagner-Theater“ ist eine Art „Grüner Wagen“, der den „Ring“ in gekürzter Fassung (mit Wagners Zustimmung) popularisieren helfen soll.  

               …. Zum zweiten Zyklus stellte sich auch der neue Leipziger Operndramaturg Angelo Neumann ein.  Er war völlig überwältigt und versuchte den Ring sofort für Leipzig zu erwerben. Von dem Wiener  Piano-Fabrikaten Bösendorfer an Liszt empfohlen, verschaffte sich Neumann eines Morgens um 9h  Zutritt in Wahnfried. … In: Martin Gregor-Dellin, Richard Wagner, S. 723 und : Angelo Neumann, Erinnerungen an Richard Wagner, Leipzig 1907³


„In meinen Werkstätten …“. 'Turbulenzen 1873 – 1901            '                       

 

Ludwig/Lajos Beregszászy,1817-1891, Klavierbauer; Freundschaft in Konkurrenz könnte man das Verhältnis Bösendorfer – Beregszászy am besten beschreiben.

Marta Szekeres –Farkas, Ein ungarischer Klavierbauer im 19.Jh.: Lajos Beregszázy. Eine ausführliche biographische Darstellung sowie die Beschreibung der ungarischen Klavierbauszene  und die Rolle von Franz Liszt in diesem Zusammenhang. In: Studia Musicologica 1972, S.308ff.


Friedrich Ehrbar, 1827 – 1905, Klavierbauer, übernimmt als Nachfolger nach dem Tod von Eduard Seuffert, 1817-1855, dessen Firma, er heiratet Rosa Seuffert, seine Witwe. 1866 übernimmt er das Patent des Gußeisen - Rahmen (1859 an Steinway erteilt). Er entwickelt das sogen. „Prolongement“, eine spezielle Mechanik mit deren Hilfe Töne/Akkorde in ihrer Klangdauer beliebig verlängert werden können. 1873 stellt er den sogen. Celloboden (ein wie bei einem Violoncello gewölbter Boden) erstmals auf der Pariser Weltausstellung vor; diesen Boden hatte Beregzsászy bereits 1871 auf der Londoner Weltausstellung gezeigt. Beregzsászy hatte sich seit 1864 (s.„Blätter für Theater, Musik und Kunst“, 10.Jg. April/Mai 1864) mit dem bautechnischen Problem des Resonanzbodens auseinandergesetzt.


 Die Großindustrie Österreichs'', Sonderband: Das Wiener Clavier'', 1898, S.19f.

Wie weit oder wie gründlich Ludwig Bösendorfer sich mit den Schriften und Theorien von Hermann von Helmholtz auseinandergesetzt hat, bleibt offen, muß offenbleiben, denn es gibt keine schriftlichen Hinweise. Die überlieferten handschriftlichen Notate geben ebenfalls keine Hinweise; nach der Lektüre von „Das Wiener Klavier“ ergibt sich auch kein Aufschluß dazu. Bleiben die fachlichen Berichte über die Instrumente und die Neuerungen, aber auch hier finden sich keine Hinweise auf die Kenntnis der Helmholtz‘schen Schriften oder Theorien; auszuschließen ist es dennoch nicht. Die Polemik um die Duplexscala (d.i. doppelte Mensur), Patent Nr. 126, 848, 14.5.1872, vgl. Signale für die musikalische Welt, 33.Jg. Nr.5, 1875, S. 72ff. Darin auch ein autorisierter Abdruck des amtlichen Berichts  von Oscar Paul über die Wiener Weltausstellung 1873, Bd.2 H.5, S. 73


Ernst von Wolzogen, 1855 -1934, Schriftsteller, gründet das erste literarische Kabarett im deutschen Sprachraum „Das Überbrettl“ und geht damit auf Tournee.

Die Anspielung bezieht sich auf einen Versuch Ernst von Wolzogens für sein „Überbrettl“-Gastspiel in Wien einen Bösendorfer - Flügel zu mieten , was aber abgelehnt wurde, worauf sich Wolzogen mit einem Überbrettl - Scetch „rächte“. Bericht im Wiener-Montags-Journal, 23.9.1901 „Der nicht wohlerzogene Herr von Wolzogen


Eduard Seuffert, 1850 – 1908/09, Todesdatum unbekannt, entfernt verwandt mit der Familie Seuffert/Ehrbar. Prokurist bei Bösendorfer 1880-1901, war ursprünglich bei der Klavierfirma Bechstein in London tätig. Komponist und Publizist

Brief vom 6.Juni 1901, AGM

Die Anrede „Gönner“ ist eine damals gebräuchliche Höflichkeitsfloskel

Eduard Seuffert:

Zum Thema „Wiener Mechanik“ und ihren Gebrauch bis über 1900.

… Unter Berücksichtigung unserer Absatzgebiete: Rumänien, Balkanstaaten, ungarische Tiefebene – wo auf Meilen kein Stimmer und noch weniger eine Reparateur zu finden ist – mußten wir notgedrungen bei dem Perpetuum mobile der Wiener Mechanik bleiben.  … “

In: Bericht über die Lage der Clavier-und Harmonium-Branche anläßlich der Zollenquete der nieder-österreichischen Handels-und Gewerbekammer, Wien 1900

Anläßlich der Kaiser- Jubiläumsausstellung 1898:

 „Ein Wort an den Minister“ .Ein offener Brief zu den Problemen Im- und Export der Instrumente. In: Neue Musikalische Presse 1898, Nr.15, S.9

Was hat die österreichische Clavier-Industrie von einer Betheiligung an der Pariser Weltausstellung zu erwarten? In: Neue Musikalische Presse, 1897, Nr.16, S.2/3

Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen geographischen u.a. Gegebenheiten der österreichischen Industrie gegenüber der ausländischen, speziell der deutschen Clavierindustrie; vor allem zum Thema der unterschiedlichen Klangvorstellungen und  ihre Realisierung im Instrumentenbau



Liebster Freund! Ich bin alt …“. 'Endzeit'                                                       

 

Henriette von Latinovits

1831/1830 geb., Borsod

1883, 7.9. – 1885, 20.10. Briefwechsel zwischen Henriette und Ludwig Bösendorfer  

1893, 20.12. Heirat mit Ludwig Bösendorfer

1906, 2.6. gestorben in Wien, in Gotha begraben

Zwei Kinder:  Tochter Eugenie, genannt Leonie, heiratet Alexander Girardi 1898; Sohn Golman, nach N.Y, ausgewandert.

Die Stieftochter Eugenie, genannt Leonie, wird geliebter Mittelpunkt der nunmehr dreiköpfigen Familie. Ludwig Bösendorfer wird zum engagierten Theaterbesucher, wenn seine vielfältigen Tätigkeiten ihm dafür Raum und Muße lassen. Er muß dies allerdings ganz heimlich tun, denn in ganz Wien ist bekannt, daß Girardi nichts so sehr haßt, wie Familie, Freunde, Bekannte  in einer seiner Vorstellungen zu wissen, sie machten ihn nervös! So sein Kommentar. Darum muß sich jeder, will er den großen Volksschauspieler auf der Bühne erleben, diverse Maskeraden, Tricks ausdenken um nicht entdeckt zu werden. … Schauspieler haben einen ganz unheimlichen Instinkt dafür, wenn im Zuschauerraum jemand sitzt, den sie dort eigentlich nicht haben wollen.  

Mit Henriette zieht ein anderer Geist in die Räume in der Herrengasse, sie hatte kaum Interesse an Kunst und Musik; sie bevorzugte eine gemütliche, stille Häuslichkeit, sie liebte keine Öffentlichkeit.


Treumann-Theater, eigentlich Theater am Franz-Josephs-Quai 19. 1860 -1863; in der Nacht vom 9./10.Juni 1863 brannte das in Holzbauweise errichtete Theater ab. Das Repertoire bestimmten die Operetten von Franz von Suppé und Jacques Offenbach.


Carl-Theater, vormals Theater in der Leopoldstadt, umbenannt in Carltheater, nachdem es Carl Carl gekauft und umgebaut hatte. Es war das „Stammhaus von Johann Nestroy“ als Dramatiker wie als Darsteller, hier wurden auch viele Operetten von Jacques Offenbach (mit Johann Nestroy als Darsteller) aufgeführt; Operetten bestimmten das Repertoire nach dem Abgang von Nestroy.

Die Hanni weint, der Hansi lacht“, ( „Jean qui rit et Jeanne qui pleure“), einaktige Operette von Jacques Offenbach, 1866 erstmals im Carl-Theater aufgeführt. Der Plot, eine Liebesgeschichte und ein unwilliger Vater, Mosthuber, der die Heirat verhindern will.

Handschriftliche Partitur des Einakters aus dem Archiv des Carl-Theaters, Musiksammlung  der ÖNB, Sm 2342, fol.118


Prager Tagblatt, Nr.99, 10.April 1915. Carl Michael Ziehrer verwechselt in seiner Erinnerung die Vornamen seines Verlegers, er meint den Sohn Carl; Vater Tobias war 1842 gestorben


Carl Hutterstrasser, pseud. Charles Vernay, 1863 – 1942, Komponist, Cellist, Pianist, Bankier. Ab 1910 gehörte er dem Direktorium der Gesellschaft der Musikfreunde an. Zwei Söhne: Wolfgang, Präsident der Wiener Singakademie und Direktionsmitglied der Wiener Konzerthausgesellschaft. Alexander ist der Nachfolger seines Vaters in der Leitung der Firma Bösendorfer, Mitglied des Direktoriums der Gesellschaft der Musikfreunde. Carl Hutterstrasser erinnert 1928 an das 100-jährige Bestehen der Firma mit einem kleinen Buch und einer Ausstellung. Er schreibt über die Person Ludwig Bösendorfer, S.5:

… Die in unserer Fabrik geleistete hundertjährige Arbeit , … mit einigen Daten zu illustrieren … wird mir … durch den Umstand schwer gemacht, daß mein        unmittelbarer Vorgänger Ludwig Bösendorfer nicht den geringsten Sinn für Statistiken, wie das Festhalten ungewöhnlicher Ereignisse oder für die Firma markante Vorkommnisse hatte und mir so gut wie gar nichts hinterließ, auf das ich mich beim Niederschreiben der Geschichte des Hauses Bösendorfer stützen könnte. Er pflegte zu sagen: „Was war, interessiert mich nicht mehr, nur das, was sein wird.“ …


 Anhang

                                                                                                                                 

Vita Ignaz Bösendorfer

Wien 27.7.1794 /nach anderen Quellen 27.7.1796; dieses Datum wird als Geburtsjahr geführt

Lehre bei Joseph Brodmann (1763-1848), berühmter Klavierbauer

Studium/Ausbildung an der Akademie der bildenden Künste, Wien

Er heiratet Franziska Rosalie, geb. Hartl, , gest. 9.4.1892

1828 – 1832 Ignaz Bösendorfer wird zunächst Teilhaber der Manufaktur Brodmann, die er später ganz übernimmt, mit 500 Gulden Eigenkapital und zwei Mitarbeitern der ehemaligen Firma Brodmann.

1828, 25.7. Gründungsdatum der Firma Ignaz Bösendorfer

1828,28.7. Meisterbrief und Bürgerrecht, verbunden mit der Erlaubnis das Klaviermachergewerbe auszuüben.

1828 produziert er vier Klaviere, 1835 waren es 200 bei steigender Nachfrage

In der „Geschichte der Gesellschaft der Musikfreunde“, im Band „Sammlungen und Statuten“, S. 156: Pianoforte von Iganz Bösendorfer (mit Aufschrift), 231 cm lang, 137 cm breit, 95 cm hoch, -Wiener Mechanik A2 – a4, 3 Töne einfach, 5 zwei, die anderen dreichörig bezogen, gradsaitige Bespannung, 2 Pedale. Geschenk Prof. Ad. Prosniz, 1907

1835 Bronzemedaille auf der Gewerbe-Produkten-Ausstellung, Wien (Redoutensäle und Winterreitschule)

1835, 10.4. Geburt Ludwig Bösendorfer

1839 Goldene Medaille für sein Klavier auf der Gewerbe- Produkten-Ausstellung im neu erbauten Polytechnikum Wien

1839 Ernennung zum k.k. Hof-Claviermacher

1839 Geburt Adolph Bösendorfer

1841 erwirbt Ignaz Bösendorfer die Werkstatt und die Wohnung Josef Brodmann, Josefstadt, heute Lenaugasse 10. Das von Joseph Strohmayr erbaute Haus(1840) wird das Stammhaus der Familie und Firma Bösendorfer

1842 gibt Anton Rubinstein ein Konzert im Musikvereinssaal (damals noch Tuchlauben Nr.558) er spielt einen Bösendorfer –Flügel

1842 Geburt Marie Bösendorfer, verehel. Schönecker

1845 Zweite Goldmedaille auf der Gewerbe-Produkten-Ausstellung, Wien. Er stellt sechs Flügel aus:  drei  mit Wiener Mechanik, zwei mit englischer Mechanik, einen mit französischer Mechanik (Erard)

1834 – 1843 am Glacis 43 im Brodmannschen Haus

1844 -1859 Josefstadt, Johannesgasse 226, d. i. heute Lenaugasse 10. Das Haus wurde erbaut von Josef Strohmayr , war von 1841 -1865 im Besitz der Familie Bösendorfer, dann verkaufte es Ludwig Bösendorfer an die Familie Kinsky.

 10.3.1846 ist der Rezensent(Adami) in der AThZ der Meinung, daß Liszt doch einen Bösendorfer spielen sollte. In dem Konzert spielt FL einen Streicher

Die erste Erwähnung, daß Franz Liszt einen Bösendorfer spielt : 15.3.1846, Musikverein, Nachmittagskonzert, gemeinsam mit Karl Maria von Bocklet,  AThZ v.17.3.1846, S.260, erstmals auf einem Bösendorfer


31.3.1846, zum Nachtkonzert heißt es: … Liszt bediente sich  … des schon ein früheres Mal gespielten Bösendorfers … Er (Liszt) bediente sich diesmal des bekannten Bösendorfer’schen Ausstellungs-Instruments mit der Erard’schen Mechanik, dessen Vortrefflichkeit an diesem heißen Abende sich eigentlich erst recht bewährte. Nicht nur dessen schöner Klang machte sich unter solchen Meisterhänden geltend, sondern auch Saiten und Stimmung hielten tüchtig bis zum Schlusse aus, was nach drei solchen Concertstücken und bei der Energie, womit Liszt das Clavier hernimmt, gewiß nicht wenig zu wundern ist … Liszt spielte: seine Norma-Paraphrase, Kullak, Dom Sebastian-Paraphrase, 4.Akt, Ungarische Weisen (nicht näher definiert) Hofkonzert , AThZ 18.3.1846, S.264

1853 wird er in den Vorstand der Akademie der Tonkunst gewählt. Hoflieferant und erhält den Titel k.k.Kammer Piano-Verfertiger

1855 Ignaz Bösendorfer ernennt seinen Sohn Ludwig zum Associé; Ludwig Bösendorfer übernimmt die technische Fertigung

Ab 1856 wurden die Instrumente weitgehend von Ludwig Bösendorfer gebaut, aber noch mit dem Namen Ignaz Bösendorfer auf den Markt gebracht

1856 Ernennung zum k.k. Kammer-Klavier/Pianoforte-Verfertiger

1857  Planung und Beginn des Neubaus der Klavierfabrik nach den neuesten industriellen Gesichtspunkten in Neu-Wien 377, d.i. Türkenstraße 9, mit einem Konzertsaal für rund 200 Personen. Der beauftragte Architekt: Couché

1858 im Laufe des Jahres beginnende Nierenerkrankung

1859, 14. April gestorben. Ignaz Bösendorfer hinterläßt ein Vermögen von 145.000.- Gulden

 

VITA Ludwig Bösendorfer

1835, 10.4. geboren in Wien, Josefstadt, Am Glacis 43. Eltern: Ignaz Bösendorfer, Klaviermacher, Mutter: Franziska, geb. Hartl. Geschwister: Adolph und Marie

2.3. 1835 Kaiser Franz I. stirbt; sein Sohn Ferdinand, krank und eigentlich nicht regierungsfähig, wird Kaiser; eine „geheime Staatskonferenz“ führt die Regierungsgeschäfte

1843  - 1848 Privatschüler an der Josefstädter Normalschule

1845 3. Gewerbeausstellung, in einem dafür eigens errichteten Gebäude vor dem Polytechnikum (das Polytechnikum ist die Vorläufereinrichtung der Technischen Hochschule Wien)

1846  Liszt spielt erstmals öffentlich einen Bösendorfer – Flügel  in ein Konzert mit Carl Maria Boclet im Musikvereinskonzertsaal, Tuchlauben

1847 Große Versorgungsprobleme aufgrund von Mißernten, Verfall der Währung, Hungersnot

1848, März-Revolution,  März bis November 1848

15.3. 1848 Bekanntmachung einer neuen Konstitution , am 25.4. wurde der Entwurf veröffentlicht; darin wurde zugesichert u.a. Glaubensfreiheit, Gewissensfreiheit und eine Neuordnung der Gemeinden.(s. Kat: S. 647, Nr.18/2/9), Pressefreiheit

Reichstagssitzung 22.Juli 1848 in der Winterreitschule: mit Beschluß vom 31.8.wurde die Aufhebung des Robot und Zehent beschlossen, sowie das Grundentlastungsgesetz.

2.12. 1848  Kaiser Franz Joseph inthronisiert

1849 - 1850  Realschule des Polytechnikum, Wien

1851 London, Erste Weltausstellung

1851 -1852 Polytechnikum, Wien (heute: Technische Universität, Wien)

1855 Ludwig Bösendorfer wird Associé der Firma Ignaz Bösendorfer, er leitet die technische Fertigung der Instrumente

1859 Gesetz über die Gewerbefreiheit

1859, 14.4.,  Ignaz Bösendorfer stirbt

1859 Ludwig Bösendorfer übernimmt  die Firma Ignaz Bösendorfer. Der Gesamtkomplex der Firma Bösendorfer übersiedelt von der Josefstadt in den Neubau nach NeuWien 377, d.i, heute Türkenstraße 9.

1862, 4.11. Heirat mit Céleste/Coelestine, geb. Aicher von Poßbach, Sängerin und Schauspielerin

1862 Teilnahme an der Londoner Weltausstellung

1867 Teilnahme an der Pariser Weltausstellung, Silbermedaille für den Kaiserin Elisabeth-Flügel

1869 Ludwig Bösendorfer wird Ehrenmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde

1870 Verwendung des Gußeisenrahmens und der Kreuzsaitenbezug/Steinway  (unterschiedliche Datierungen)

 Um 1870  Planung der Übersiedlung aus NeuWien 377 in die Herrengasse 6:  beginnt zunächst mit dem Musik-Verlag des Bruders Adolph Bösendorfer, danach Büro und Schauräume der Klavierfirma 

1871 -1873 Umbau und Übersiedlung der Produktionsstätte in ein dafür adaptiertes Gebäude  in die Graf -Starhemberggasse 14, ehemals Karolygasse, Wien - Wieden

1872 Ludwig Bösendorfer mietet zusätzlich die nicht mehr genutzten Liechtenstein‘schen Stallungen sowie die daran angeschlossene Reitschule, ebenfalls Herrengasse 6; Umbau in einen Konzertsaal

1872, 19.11. Eröffnung des Konzertsaals, genannt „Bösendorfersaal“, Herrengasse 6. Hans von Bülow spielt das Eröffnungskonzert

1873 Weltausstellung in Wien, Rotunde; 13.September: Schwarzer Freitag, Börsenkrach

Ab 1878 beginnt die Firma Bösendorfer mit der Umstellung von der Wiener Mechanik zur Englischen Mechanik

1878 Direktionsmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde

1882 Céleste stirbt nach längerer Krankheit

1884 Patent/Privilegium zum Stimmen „mittelst Schrauben“

1886 Franz Liszt stirbt in Bayreuth

1889 Erstmalige Vergabe des Bösendorfer-Preis, später in „Beethoven-Preis“ umbenannt; der Preis ist ein Flügel Modell ?

1892 Internationale Musik-und Theaterausstellung in der Rotunde. Präsentation des „Riesenflügels“, auch „Rubinsteinflügel“ genannt

1893  Heirat mit Henriette Latinovics de Borsod; sie hat zwei Kinder: Sohn Golman wandert nach Amerika aus, die Tochter Eugenie, gen.Leonie

1894  Hans von Bülow, Anton Rubinstein gestorben

1896 Firmenfeier aus Anlaß des 100. Geburtstags von Ignaz Bösendorfer

1898 Teilnahme an der Kaiser-Jubiläums-Ausstellung aus Anlaß des 50-jährigen Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Josef in der Rotunde. Präsentation des Kaiser Franz Josef Flügel, gen. Imperial; das Modell ist ein Mignon-Flügel

1898 Preisausschreiben für ein Klavierkonzert, Einsendeschluß 1.7.1898   ausgeschrieben von Ludwig Bösendorfer; geplante Jury: Wilhelm Gericke, Alfred Grünfeld, Moritz Rosenthal, Theodor Leschetitzky

1898 Alexander Girardi heiratet die Stieftochter Leonie; Ludwig Bösendorfer wird Schwiegervater des Schauspielers und Volkssänger

1899 Anton/Toni Girardi geboren

1900 Pariser Weltausstellung .Ludwig Bösendorfer lehnt die Teilnahme an der Pariser Weltausstellung ab

1901 Wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Firma, Verkaufsverhandlungen von Ludwig Bösendorfer abgelehnt, er bleibt alleiniger Inhaber der Firma

1905 50-jähriges Jubiläum als Chef der Firma Bösendorfer und 70. Geburtstag

1906 Henriette stirbt nach langer Krankheit

1909, 5. März Mietvertrag für die Räume in der Herrengasse 6 zwischen Carl Hutterstrasser und dem Fürsten Liechtenstein wird verlängert, vom 1.Mai 1912 – April 1922.

1909 Verkauf der Firma an Carl Hutterstrasser; Ludwig Bösendorfer bleibt aktiv eingebunden in die Firmenleitung und in die Werkstatt

1909 Verstaatlichung des Conservatoriums der Gesellschaft der Musikfreunde und Umbenennnung in Akademie für Musik und Darstellende Kunst

1909 wird die Wiener Mechanik endgültig eingestellt

1911, November, Mitteilung des Kündigungstermins für alle von Bösendorfer/Hutterstrasser gemieteten Räume, Herrengasse 6 für 1912

1912, 5.November Verkauf der Liegenschaft an die Österreichische Aktiengesellschaft für Bauunternehmungen. Preis: 4,800.000.- Kronen

1912 Ludwig Bösendorfer übersiedelt in das Große Michaelerhaus, Kohlmarkt 11

1913, 28.April: 1.Abschiedskonzert, 29.4.: 2. Konzert, 30.4.: 3. Konzert, 2. Mai:  4. und letztes Konzert; endgültige Schließung und sofortiger Abriß des gesamten Gebäudes. Leerstand des Bauplatzes bis 1931; danach wurde das Hochhaus gebaut.

1914 Eröffnung des Schau - und Verkaufsraum der Firma Bösendorfer im Gebäude des Musikvereins, Bösendorferstraße 12, Eingang Canovagasse 4  

1914, April Ludwig Bösendorfer verfaßt sein Testament

1914, 28.7. Der Erste Weltkrieg beginnt mit der Kriegserklärung Österreich – Ungarns an Serbien

1915 80. Geburtstag

1916 Aufstellung des Liszt-Bülow-Rubinstein Denkmal in der Eingangshalle des Musikvereins-gebäudes; von diesem Denkmal fehlt jede Spur

1918 Oktober/November Ende des Ersten Weltkriegs, Zerfall der Monarchie, Kaiser Karl geht ins Exil, die Friedenskonferenzen in Versailles und St. Germain beginnen

1918, 12.November, Gründung der Ersten Republik Österreich /Deutsch-Österreich

1919  Nach Gründung der Republik erhalten alle Institutionen, die im Eigentum der Republik stehen eine neue Konstitution und Organisation; so auch die Akademie für Musik und darstellende Kunst, Ludwig Bösendorfer  verliert seine Position als Mitglied des Direktoriums der Akademie für Musik und darstellende Kunst

1919, 9.Mai Ludwig Bösendorfer stirbt

 

 

 

Primärquellen


Ludwig Bösendorfer, Nachlaßmaterial

 

Ludwig Bösendorfer hat testamentarisch seinen Nachlaß der Gesellschaft der Musikfreunde vermacht.

Das Testament vom 23.Februar 1914 ,Punkt II/9:

… meine Bücher (einschließlich der Fachschriften für Instrumentenbau und Musik),  Schriften, Drucksachen, Künstlerporträts und sonstige Bilder, Diplome, Briefe und  überhaupt der Inhalt aller Kasten, das Museum und die Instrumente sowie die Kassa     samt Inhalt. …

Eine Übernahmeliste durch die Gesellschaft der Musikfreunde wurde nach dem Tod des Nachlassers offenbar nicht erstellt; somit ist nicht mehr rekonstruierbar, worin der Nachlassumfang nach Ende des Krieges tatsächlich noch bestand, was davon vom Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde 1919 übernommen wurde.

Zum Datum der Übernahme des Bestandes gab es noch keine Vorgabe einer Übernahme und Verzeichnung nach dem Provenienzprinzip (wie im heutigen Archivwesen üblich). Bedeutet in Auflösung des Fachjargon: einen Bestand in sich geschlossen zu übernehmen und auch als solchen zu erschließen und verzeichnen. Vor Einführung des Provenienzprinzips: Man trennte nach der Übergabe weitgehend nach Materialien: Drucksachen, Autographen/Briefe, Manuskripte, Photomaterial, Graphiken, Bilder, Instrumente usw.

Als persönlicher Nachlaßbestand verzeichnet wurden persönlichen Dokumente, Familienunterlagen, Patente, Aufzeichnungen unterschiedlichen Inhalts, Listen,  Photos, Zeitungsausschnitte und andere Sammelstücke.

Die Korrespondenzen, vor allem Briefe an Ludwig Bösendorfer sind unter dem Namen des jeweiligen Briefschreibers geordnet.    Eine Autographenrecherche in Internet ergab, daß das Antiquariat Inlibris ein ziemlich umfangreiches Konvolut von Briefen an Ludwig Bösendorfer im Anbot hat.


Firmenarchiv:


Mit dem Abriß der Produktionsstätte und des Konzertsaals in der Starhemberggasse 14, Wien-Wieden wurde ein Teilbestand des Firmenarchivs an das Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde übergeben.

Ein Verzeichnis liegt vor, bezeichnet „Firmenarchiv“:

Bestand:  gegliedert nach Gruppen zu unterschiedlichen Themen, wie Bösendorfersaal, Instrumente, Patente, Familie usw.

Die Produktionsbücher, die Verkaufsbücher, befinden sich im Firmenarchiv.

Diese Bücher geben darüber Aufschluß, wann welches Modell produziert wurde /Arbeitsablauf/ sowie über den Verkauf, Vermietung


Andere Archive und Bibliotheken


Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde/AGM

Archiv der Wiener Philharmoniker

Nachlaß Ferruccio Busoni, Musikabteilung und Mendelssohnarchiv, Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Berlin/MuStaBi

Staatliches Institut für Musikforschung,

Preußischer Kulturbesitz, Berlin

Goethe – und Schiller-Archiv/Klassik Stiftung, Weimar

Österreichische Nationalbibliothek: 

              Bildarchiv und Porträtsammlung

              Musiksammlung, Handschriften und alte Drucke, Bildarchiv

Theatermuseum Wien

Wienbibliothek, Handschriftensammlung und Musiksammlung


LITERATURHINWEISE, Kurztitel


Guido Adler, Fachkatalog der Internationalen Theaterausstellung, Wien 1892

Chr.Ahrens, Hammerklaviere mit Wiener Mechanik, Frankfurt 1999

Patrice Bailhache, Antonia Soulez, Céline Vautrin, Helmholtz, Du Son à la Musique. Avec des textes de Hermann von Helmholtz, Ernst Mach et Carl Dalhaus. Paris 2011

Oscar Bie, Das Klavier und seine Meister, Berlin 1898

Ludwig Bösendorfer, Das Wiener Clavier, Wien 1898, Sonderausgabe zu: Die Großindustrie Österreichs. Festgabe zum glorreichen 50-jährigen Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josephs, Wien 1898, 6 Bde

Leo Botstein, Music and its Public ; habits of listening and crisis of musical modernism in Vienna 1870 – 1914 .Bd.1-3 , photokop. Diss.,1985

Marie von Bülow, Hans Bülow, Stuttgart 1925

Ferruccio Busoni, Werkverzeichnis aufgrund der Aufzeichnungen Ferrucco Busonis, Leipzig 1924

Busoni. Freiheit für die Tonkunst! Publikation zur Ausstellung, Berlin 2016

Ferruccio Busoni, Briefe an seine Frau, 1889 – 1923, Gesamtausgabe, Wilhelmshaven 2015

Ferruccio Busoni, Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst. Kommentierte Neuausgabe v. Martina Weindel. Wilhelmshaven 2001

Verena Cizek, Die Geschichte der Firma Seuffert. Wien 1989 (Diplomarbeit)

Wolfgang Ebert, Johannes Brahms und Josef Joachim in Siebenbürgen, Tutzing 1991

Ilona von Dohnanyi, Ernst von Dohnanyi, A Song of life,Bloomington 2002

Alexander Faris, Jacques Offenbach, Zürich 1982

Festschrift Otto Biba, Hg. Ingrid Fuchs. Tutzing 2006

Joseph Fischhof, Versuch einer Geschichte des Clavierbaus, mit besonderem  Hinblick auf die Londoner Große Industrie-Ausstellung im Jahre 1851.  Wien 1853

Fromme’s Musikalische Welt, Notiz-Kalender, 1.Jg.1876ff. Wien 1876

Führer durch die Weltausstellung Paris 1900, Wien 1900

Gabriele Gaiser-Reich, Gustav Walter,Tutzing 2011 

Geschichte der Klaviermusik, nebst einem Anhange: Geschichte des Klaviers, Leipzig o.J., 3.Ausg.

Die Geschichte eines Flügels. Wien 1978

Carl Goldmark, Erinnerungen aus meinem Leben, Wien 1922

Max Graf, Jede Stunde war erfüllt. Wien (1957)

Die Großindustrie Österreichs. Festgabe zum glorreichen 50-jährigen Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josephs, Wien 1898, 6 Bde

Serge Gut, Franz Liszt, Sinzing 2009,Musik und Musikanschauung im 19.Jh., Studien und Quellen, hg.Detlef Altenburg, Bd.14

Albert Gutmann, Aus dem Wiener Musikleben, Wien 1914

Martha Handlos, Studien zum Wiener Konzertleben im Vormärz, Wien 1985, phil.Diss.

Eduard Hanslick, Geschichte des Concertwesens, Wien 1869, 1870, 2 Bde

Eduard Hanslick, Aus meinem Leben, Berlin 1894, 2 Bde

Robert Hirschfeld, Fünfundzwanzig Jahre Saal Bösendorfer. 19.Novemeber 1872 – 19.November 1897, in: Neue Musikalische Presse, 1897, Nr.46, S.7ff.

Rudolf Hopfner, Wiener Musikinstrumentenmacher 1766 – 1900, Adressenverzeichnis und Bibliographie. Tutzing 1999

185 (Hundertfünfundachtzig) Jahre Bösendorfer, Wien 2013

Wolfram Huschke, Franz Liszt. Wirken und Wirkungen in Weimar, Weimar 2011

Internationale Musik- und Theaterausstellung. Kritische Briefe von Josef Sittard, Wien 1892, Max Kalbeck zum 150.Geburtstag , Skizzen einer Persönlichkeit.Symposion Wien 21.- 24.Mai 200. Tutzing 2007

Katalog der österreichischen Abteilung der Internationalen Ausstellung zu Paris 1867, Wien 1867

Johannes Kunz, Bösendorfer – eine lebende Legende, Wien 2002

Franz Liszt, Briefe aus ungarischen Sammlungen, Kassel u.a. 1966

Franz Liszt, Briefe, Weimar Liszt-Museum,  3 Bände, hg .v. La Mara, Leipzig 1895

Franz Liszt und Hans von Bülow, Briefwechsel.hsg. von La Mara, Leipzig 1898

Franz Liszt, Unbekannte Presse und Briefe. Hg. Legany, Wien 1984, zit. als Unbekannte Briefe

Liszt Letters in The Library of Congress. Introd., transl., ann. And ed.by Michael Short. Hillsdale, NY, Pendragon Press 2002. Franz-Liszt-Studies Ser.N°

Mathias Matuschka, Die Erneuerung der Klaviertechnik nach Liszt, München, Salzburg 1987

Christine Meglitsch, Wiens vergessene Konzertsäle  Bösendorfer, Streicher, Ehrbar. Frankfurt/M., Wien 2005

Michael Meyer, Historische Betriebsanalyse der Firma L. Bösendorfer Klavierfabrik unter besonderer Berücksichtigung der österreichischen Klavierindustrie und Exportaktivitäten des Unternehmens. Wien 1989, phil.Diss. Wirtschafts- und Sozialgeschichte

M.Mitchell, Moritz Rosenthal, Bloomington 2006

Martina Nußbaumer, Musikstadt Wien, Wien 2007

Oscar Paul, Geschichte des Claviers. Nebst einer Übersicht über die musikalische Abteilung der Pariser Weltausstellung 1867. Leipzig 1868

A.Potocka, Theodor Leschetitzky, Fernwald 2016

Marie Raiker, Lula Mysz-Gmeiner, Neumünster 2017

Markus Römer, Joachim Raff, Wiesbaden 1982

Anton Rubinstein, Erinnerungen aus fünfzig Jahren, Leipzig 1893

Anton Rubinstein, Die Meister des Klaviers, Berlin 1899  

Siegmund Schlesinger, Ein Wiener Flügel, Berlin 1863

Sigmund Schneider, Internationale Theaterausstellung Wien 1894

Clara und Robert Schumann, Briefe, Wien 1996

Max Seiffert, Geschichte der Klaviermusik, hg., erw. von C.F.Weitzmann, Bd. 1, Leipzig 1899

H.H.Stuckenschmidt, Ferrucco Busoni, Zürich 1967

Ernst Tittel, Die Wiener Musikhochschule, Wien 1967

Bruno Walter, Briefe. Frankfurt/M. 1969

Grete Wehmeyer, Carl Czerny und die Einzelhaft am Klavier oder Die Kunst der Fingerfertigkeit und die industrielle Arbeitsideologie. Kassel, Basel, London 1983

Grete Wehmeyer, Höllengalopp und Götterdämmerung. Lachkultur bei Jacques Offenbach und Richard Wagner, Köln 1997

Alexander Weinmann, Vollständiges Verlagsverzeichnis Senefelder, Steiner, Haslinger. 1897. Repr. Berlin 1983,  3 Bde

Stefan Weinzierl, Beethovens Konzerträume. Raumakustik und Aufführungspraxis an der Schwelle zum modernen Konzertwesen. Frankfurt /M. 2002. Fachbuchreihe, Das Musikinstrument

Der Wiener Musikverein. Photographiert von Erich Lessing, hsrg.v. Franz Endler. Wien 1987, Ed. Wien

Das Zeitalter Kaiser Franz Josephs. 1.u.2.Teil, Beiträge. Ausstellung Schloß Grafenegg. Katalog des NÖ Landesmuseums, Neue Folge, Nr.147, Wien 1984

Geza Zichy,  Aus meinem Leben. Erinnerungen und Fragmente. Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt 1911-1920, 3 Bde


Zeitungen, Zeitschriften/Auswahl, Kurzttitel, s.a.anno.onb.ac.at


Allgemeine Wiener Musik-Zeitung

Allgemeine Theaterzeitung/Bäuerle, AThZ

Blätter für Musik, Theater und Kunst

Der Merker, 1909 - 1919

Neue Musikalische Presse, 1895 -1900

Musik-Journal, Verl. L.Bösendorfer, N° 1-12, Sept.1978

Signale für die musikalische Welt, 1843 -1941

Studia Musicologica 14/1972, 19/1977