Ralph Wünsche, Werkübersicht

Aus Dagmar Saval Wünsche

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Lebenslauf Ralph Wünsche

 1932, 2.7. in Dresden geboren

1945, 13.2. Bombardement von Dresden, Zerstörung der Stadt

Ralph überlebt, seine Mutter und seine Geschwister kommen ums Leben

Sein Vater fällt im Krieg

1953/54 Studium an der Hochschule für Bildende Künste, Dresden

1954/55 Berlin-Weißensee: Hochschule der Künste

1955 Flucht von Ostberlin nach Westberlin

1955-1960 Hochschule der bildenden Künste, Berlin-Charlottenburg.

Studium bei Hans Jaenisch, Max Kaus, Heinz Hajek- Halke etc.

1960 Abschluß des Studiums als Meisterschüler bei Hans Uhlmann

1960-2001 Freier Mitarbeiter der Evangelischen Kirche und für andere Institutionen

als Ausstellungsgestalter, Redakteur sowie für die Erwachsenenbildung

des Kunstdienstes der Evangelischen Kirche, Berlin

1968 Premio Arte Sacra Palestrina

1968,1972,1989,1993 Stipendium der Akademie der Künste, Berlin

in der Villa Serpentara, Olevano Romano, Italien

1974 16.4.,  Heirat mit Dagmar Saval in Wien

2001 Umzug nach Wien

2004, 21.2. Ralph Wünsche stirbt in Wien


Einzelausstellungen

 1976 Berlin, Deutsche Oper

1977 Warszawa, Galeria Teatr Studio

1978 – 1999 Gesellschaft für Musiktheater, Wien 

1980 Wien, Galerie der Staatsoper

1980/81 München, Deutsches Theatermuseum

1989 Wetzlar, Kulturamt

1990 Rostock, Volkstheater

1991 Berlin, DOMizil, Galerie im Berliner Dom

1997 München, Deutsches Theatermuseum

1997 – 2001 Wanderausstellung „Der Totentanz“ ,  u.a. Berlin, Dresden, München

2004, Wien post mortem, Klimt - Villa(letztes Atelier von Gustav Klimt),  und Salon Saval-Wünsche, Wien - Unter St.Veit

2012 Olevano Romano, Museo Civico


Sammelausstellungen 

1961 - 1968, Große Berliner Kunstausstellung

1966, Junge Generation Deutschland, Akademie der Künste, Berlin und im Schloß charlottenburg

1968, Bremer Werkschau, Böttcherstraße

1973 - 2003 Galerie Ludwig Lange, Berlin und in anderen Berliner privaten oder öffentlichen Institutionen

 

Ausstellung Ralph Wünsche, Museo Civico, Olevano Romano 2012 - eine Werkschau

Der Ausstellungsort, Villa di Pisa,  ist eine Villa aus dem 19.Jahrhundert, 1989 zum Museum umgewidmet. An der Gründung des Museums war RW aktiv beteiligt, seit er 1968 als Stipendiat der Akademie der Künste, Berlin in der Villa Serpentara war. 

Die Ausstellung und den Katalog betreute die Kunsthistorikerin Loredana Rea von der Accademia in Frosinone. Sie hat aus dem breitgefächerten Opus des Künstlers vor allem Werke ausgewählt, die die Landschaft und die Natur um Olevano zum Bildthema haben, ausgehend von der These: Das Werk, der zeichnerische sowie der malerische Duktus bewegt sich zwischen Tradition und Moderne. Sie hat Zeichnungen, Aquarelle ausgewählt, die allerdings nur scheinbar "Natur" abbilden, der kreative Impetus hat andere Wurzeln: Art Brut, die Kunst der "Schizophrenen"(Leo Navratil), Manierismus, Surrealismus. Nüchtern betrachtet dominiert aber die Auseinandersetzung mit dem Trauma, das Erlebnis der Bombennacht von Dresden, vom 13./14.2.1945, die sich dem damals Halbwüchsigen im wahrsten Sinn des Wortes "eingebrannt" hatte. Diese Erfahrung bestimmte sein gesamtes Oeuvre, die Bildwahl (ausgenommen die Porträts und die theatralischen Arbeiten), seine Palette - die Farben, auch dort wo sie leuchtend und hell sind, - immer brechen Rauch, Feuer und Verwesung ein, in eigenständiger Form - und Farbwelt. Der Strich, ob mit Feder oder Stift, ist nervös, vibrierend, "flücht- ig", "züngelt", erinnert an das Aufzischen einer Flamme. Ironisch nannte RW diesen Strich "seine Stacheldrahtkursive".

Die Naturdarstellungen, oft von der Exaktheit anatomischer Zeichnungen, mit dem gebrochenen Strich, waren Ausgangspunkt und Grundmuster der Arbeiten, die RW als "Realistische Abstraktionen" definierte. Dies gilt für Motive aus der Landschaft ebenso wie für die oft kleinteiligen Zeichungen von architektonischen Elemente. Die Phantasie, die Bildvision des Malers RW entzündete sich an der Struktur des Motivs.

Die Ausstellung präsentiert neben den Ölbildern, Aquarellen, Kohle - und Rötelzeichnungen eine kleine Auswahl aus dem reichen Bestand an Skizzen und Skizzenbüchern und gibt damit wenigstens im Ansatz Einblick in die Genese eines Bildes, einer Zeichnung, von RW gerne auch als "Fingerübung" bezeichnet. Hinter dieser leicht ironischen Bezeichnung seiner Arbeitsweise steht die Erinnerung an einen Lehrer. Er erklärte dem damaligen Studienanfänger ( Hochschule der Künste/HdK, Hardenbergstraße, West Berlin, heute Universität der Künste, Berlin) " Junge, zeichnen, zeichnen, zeichnen, täglich viele, viele Stunden - so wie der Pianist seine Finger locker macht mit den täglichen Fingerübungen … "    

 Katalog zur Ausstellung, deutsch/italienisch:

La donazione Ralph Wünsche nella Collezione AMO. A cura di Loredana Rea. Olevano Romano 2012 


Der Besuch der Finissage im Dezember 2012 bestätigte die erste Einschätzung: die Kuratorin hat etwas unverbunden und aus der mißverständlichen Definition "RW - Ein Naturalist" (wie vorteilhaft, daß wenigstens der Zusatz "romantisch" unterblieben ist) Zeichnungen, Aquarelle ausgewählt, die oberflächlich betrachtet Motive der Natur zum Thema haben. Wie erwähnt, die Vorbilder, bildhaften Einflüsse haben andere Wurzeln:  Art brut, Manierismus, Surrealismus  und nicht zuletzt, die malerischen Entwicklungen seiner Zeit;  manche Blätter sind nichts anderes als "Notizen", Gedächtnis für eine spätere Umsetzung in ein Bild, ein Aquarell, eine Zeichnung. Der fragmentarisch-flüchtige Charakter dieser Blätter gibt Einblick in den zeichnerisch -malerischen Prozess.    

Winter 1989 und 1993 entstanden zwei Serien "Winter in Olevano" von unterschiedlichem Charakter; die Serie 1989 besteht aus  Zeichnungen in Rötel, Graphit, Kohle, Kreide. Die zweite Serie, 1993,  Aquarelle und/oder Gouachen. Beide Serien zeigen die unterschiedlichsten Motive, erstarrt in fahlen eishellen Licht der Winterlandschaft Olevano Romano. Bedauerlicherweise wurde bei der Auswahl wie bei der Hängung auf den unterschiedlichen Bild - und Farbcharakter der beiden Serien keine Rücksicht genommen - die Durchmischung ergab ein etwas konfuses Durcheinander.

Die Ausstellung erstreckt sich über beide Etagen der Villa di Pisa. die Flucht der vielen kleinen Räume fügen sich zur Zentralperspektive - ergeben Wege und Sichtweisen, die den Besucher wie von selbst durch die Ausstellung führen … wenn auch unter einer etwas "schrägen" Prämisse. 

Es ist sehr bedauerlich, das möchte ich hinzufügen, daß die Kuratorin der Ausstellung keinen Kontakt zu mir - der Nachlaßgeberin gesucht hat, auch keine Anregungen aus den vorhandenen Katalogen, Rezensionen übernommen hat - und sich nicht kritisch mit dem  Oeuvre von Ralph Wünsche auseinandergesetzt hat.    

Dagmar Saval


Werkübersicht Ralph Wünsche  

Porträts (Auswahl)

Aleksandr Bardini (1913 -1995), Schauspieler und Regisseur.

Boleslaw Barlog (1906 -1999), Intendant des Schiller-Theaters und des Schloßpark-Theaters, Berlin.

Maria Becker (1920 -2012), Schauspielerin.

Leonard Bernstein (1918 - 1990), Komponist und Dirigent.

Karl Böhm (1894 -1981), Dirigent.

Clown Dimitri (1935 -2016), Musikclown, Pantomime. 

Ernst Deutsch (1890 - 1969), Schauspieler.

Heinz Hajek-Halke (1898 - 1983), Photographiker, Lichtbildkünstler. 

Michael Heltau (1933 - ), Schauspieler und Entertainer.

Maria Ley-Piscator (1898 - 1999), Tänzerin und Regisseurin.

Peter Matic ( 1937 - ), Schauspieler.

Zubin Mehta (1936 - ), Dirigent.

Christine Ostermayer (1936 - ), Schauspielerin.

Maja Plissetzkaya (1925 - 2015), Tänzerin und Choreographin.

Leonie Rysanek-Gausmann (1926 - 1998), Sängerin. 

Ernst Schröder (1915 - 1994), Schauspieler, Regisseur.

Rudolf Serkin (1903 - 1991), Pianist.   


Tanzzeichnungen

RW liebte das Ballett, den Tanz und es entstanden unzählige Tanzzeichnungen; er bekam durch den Photographen der Deutschen Oper, Peter Riesterer, kranichphoto, die Möglichkeit während der Proben zeichnen zu können. Skizzenbücher, große und kleine lose Skizzen, fertige ausgearbeitete Zeichnungen zu "Tanz" - Bewegung, in Licht und Raum - sind danach entstanden.

Für eine geplante große Tanzausstellung entstanden weitere Tanzblätter; die Ausstellung fand dann allerdings nur in minimalistischer Version statt.

Eine besondere, sehr kleine Gruppe bilden die Bilder und Zeichnungen zum Thema Zirkus


Skizzenbücher

Die Skizzenbücher, bereits beim Thema Tanz angesprochen, hat RW nicht chronologisch genutzt. Er hatte die Gewohnheit  immer ein Skizzenbuch (meist lag auf seinem Arbeitstisch eines griffbereit) mitzunehmen, wohin immer er unterwegs war.  Nun konnte es geschehen, daß das mitgenommene Buch bereits vollgezeichnet war, das Format ihm gerade nicht gefiel, also ab in den nächsten Papier - oder Zeichenladen und ein neues Buch oder Block gekauft. Das erklärt teilweise, warum die überlieferten Bücher, chronologisch "springen", oft nur wenige Seiten voll gezeichnet sind. Von vielen Büchern/Blöcken gibt es nur noch "Fragmente", soll heißen drei Blätter oder auch nur zwei sind  noch vorhanden; die Skizzen waren ein begehrtes Objekt bei Atelierbesichtigungen, bei Ausstellungen; darüber hinaus waren diese Bücher natürlich vor allem Arbeitsmaterial. Sie sind  dennoch einem Tagebuch des Künstlers vergleichbar,  denn tagebücher müssen nicht per se chronologsich geführt werden. RW hat vieles darin notiert, daß sich der verbalen Mitteilung entzieht, aber auch seine Museumsbesuche kommentiert,  seine Reiseerlebnisse festgehalten, Formen, Farben, Überlegungen zu Bildformaten, aber auch alltagstaugliche  Notizen wie Verabredungen  usw. ...  . 


Olevano Romano, Rom, Latium   

RW war 1968 erstmals in Olevano Romano, als Stipendiat der Akademie der Künste, Berlin. Das bedeutete: drei Monate in der Villa Serpentara. - und nur zeichnen, malen, Land und Leute kennenlernen - und vor allem Rom. Nach diesen drei Monaten war aus dem überzeugten Berliner ein begeisterter "Olevaner" geworden; wann immer RW es möglich machen konnte, für er nach Olevano, auch ohne Stipendium. Er hilet mit Stifte, Feder, Tusche fest, Landschaft, Architektur, und sofern es sich um konkrete Motive handelte, ist er aus der Sicht von heute der chronist eines ganzen Landstrichs - denn die Zeit blieb nicht stehen, die Veränderungen in der Landschaft sind zum Teil tiefgreifend. Was ihn aber auch in Olevano, bei seinen Entdeckungsreisen mit dem Stift, der Feder,  in Rom am meisten fesselte - das war das Zusammenspiel von Licht und Raum. Die Arbeiten aus dem Jahr 1968 sind von erschreckender Düsternis, lastender bis erdrückender Gestaltung - das römische Barock - und der Dresdner fühlte sich zuallererst vom barocken Rom fasziniert - ist nicht heiter und hell - es strahlt Macht und Gewalt aus.     

Die große Gruppe der sogen. "Freien Arbeiten", meist Bilder in Öl/ Leinwand schließen diese erste kursorische Beschreibung ab.

Thematisch und bildlich ist der Bogen weitgespannt - von der Abstraktion bis zu durchgezeichneten, gemalten Arbeit, die Themen sind freie Bildvorstellungen, aus persönlichen Erlebnissen oder Bilderfahrungen(oft retrospektiv nach einem Museumsbesuch, einem Galeriebesuch usw.) entstanden. 


Für die konzertanten Aufführungen, Programmhefte 

Für das  Symphonische Orchester, Berlin und die Münchner Philharmoniker:  Für die Programmhefte der konzertanten Aufführungen szenische Impressionen, Rollendarstellungen "der Hörer, der das Werk - vielleicht zum ersten Mal erlebt - sollte die musikalische Dimension mit der szenischen/musiktheatralischen Realität optisch erfahren." Ralph Wünsche im Gespräch mit dem Intendanten des Symphonischen Orchester, Berlin, Norbert Thomas, anläßlich der Ausstellung der Werke von Ralph Wünsche  in den Räumen des Orchesters, Rankestraße,  Berlin 1988.   

Norma (Bellini), Iris (Mascagni), Die Bassariden (Henze), Die schwarze Maske (Penderecki)


Ralph Wünsche,  Teilnachlässe in:

Stiftung Stadtmuseum, Berlin

Zeichnungen, Skizzen, Entwürfe:

Iris (Pietro Mascagni), Die Bassariden (Hans Werner Henze), La Feda Sacrilega (Johann Josef Fux), Giuditta (Franz Lehar)

Porträtzeichnungen, Skizzen, Entwürfe u.a.  von

Alexandr Bardini, Schauspieler und Regisseur, Leonard Bernstein, Komponist und Dirigent,  Karl Böhm, Dirigent, Clown Dimitri, Pauline Garcia-Viardot, Sängerin und Komponistin, Heinz Hajek-Halke, Lichtgraphiker und Photograph,  Michael Heltau, Schauspieler und Entertainer, Maria Ley-Piscator, Tänzerin und Choreographin, Heinz Kindermann, Theaterwissenschaftler, Peter Matic, Schauspieler,  Zubin Mehta, Dirigent, Fritz Muliar, Schauspieler und Kabarettist,  Philip Nasta, Tänzer und Choreograph, Christine Ostermayer, Schauspielerin,  Krzysztof Penderecki, Komponist, Maja Plissetzkaja, Tänzerin und Choreographin, Marcel  Prawy, Dramaturg und Musikschriftsteller, "Mister Opera", Margot Price, Sängerin, Leonie Rysanek-Gausmann, Sängerin, Rudolf Serkin, Pianist, Lars Werle, Komponist


Museo Civico, Olevano Romano, Coll. Associazione Amici del Museo di Olevano, AMO

Skizzen, Skizzenbücher, Zeichnungen, Aquarelle, Öl/Leinwand  zu den unterschiedlichsten Themen; ein besonderer inhaltlicher Schwerpunkt der Zeichnungen, Aquarelle: Olevano Romano, Latium, Rom und Süd-Frankreich sowie ein Konvolut Tanzzeichnungen. 


Deutsches Theatermuseum, München

Porträts /ÖL/Leinwand

Boleslaw Barlog, Regisseur und langjähriger Intendant des Schiller-Theater, Berlin, Maria Becker, Schauspielerin und Regisseurin, Clown Dimitri, Ernst Deutsch, Schauspieler, Peter Matic, Schauspieler

sowie ein umfangreicher Bestand "freie Arbeiten", Öl/Leinwand


Einzelobjekte oder kleinere Bestände in öffentlichen Sammlungen

Akademie der Künste, Berlin

Maria Ley-Piscator, Porträt, ÖL/Leinwand


Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde, Wien

Karl Böhm, Skizze, Zubin Mehta, Entwurf für ein Porträt, ÖL/Leinwand


Galeria Teatr Studio, Warschau

Alexandr Bardini, Porträt, ÖL/Leinwand


Gesellschaft für Musiktheater Wien

Leonard Bernstein, Porträt, Öl/Leinwand

Karl Böhm, Porträt, Öl/Leinwand

Heinz Kindermann, Porträt, Öl/Leinwand


Kulturamt Wetzlar

Neuer Berliner Kunstverein

Städtische Galerie, Dresden


Theatermuseum, Wien

Michael Heltau, Porträt, Öl/Leinwand

Joana Maria Gorvin, Porträt, Öl/Leinwand

Leonie Rysanek-Gausmann, Porträt, Öl/Leinwand

sowie Privatsammlungen

 

Publikationen über Ralph Wünsche

Ralph Wünsche, Berliner Künstler der Gegenwart, Neuer Berliner Kunstverein, Deutsche Oper, Berlin 1976, Heft 13

Ralph Wünsche, Galeria Teatru Studio, Warszawa 1977

Ralph Wünsche, Deutsches Theatermuseum, München 1982

Ralph Wünsche, Deutsches Theatermuseum, München 1996 

Ralph Wünsche, Abbildungen seines Werks in :

Artisti Europei in Olevano e nella Terra degli Equi, Olevano Romano 2009,  S. 184 - 207, 289 - 354

La Donazione Ralph Wünsche nella Collezione AMO, Olevano Romano 2012